Amerikanische nerz, Mink
Der Amerikanische Nerz oder Mink (Neogale vison, Syn.: Neovison vison, Mustela vison) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Ursprünglich nur in Nordamerika verbreitet, ist er als Gefangenschaftsflüchtling aus Pelztierfarmen mittlerweile auch in Europa heimisch. Mit dem Europäischen Nerz ist er nicht sehr nahe verwandt, die Arten können nicht gekreuzt werden. Auf Pelztierfarmen in Nordjütland gehaltene Tiere wurden als wahrscheinlicher Ursprung der „Cluster 5“-Mutation von SARS-CoV-2 identifiziert.
Amerikanische Nerze haben einen langgestreckten Körper mit relativ kurzen Gliedmaßen und Schwanz. Das Gesicht ist flach und zugespitzt, die Zehen sind als Anpassung an die semiaquatische Lebensweise zum Teil mit Schwimmhäuten verbunden. Eine Analdrüse sondert ein moschusartiges Sekret ab, dessen Geruch manchmal als penetranter als der der Skunks beschrieben wird. Das weiche, dichte Fell ist wasserabweisend, seine Grundfärbung ist braun. Das Kinn ist weiß gefärbt, manchmal sind auch weiße Flecken an der Kehle und am Bauch sichtbar. Durch Züchtungen sind mittlerweile viele Farbvarianten vorhanden. Die Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 30 bis 43 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 13 bis 23 Zentimetern und ein Gewicht von 0,7 bis 2,3 Kilogramm, wobei die Männchen deutlich schwerer werden als die Weibchen. Amerikanische Nerze können somit weitaus schwerer werden als ihre europäischen Vettern. Das führt dazu, dass die Männchen des amerikanischen Nerzes von den Weibchen des europäischen Nerzes als Deckungspartner bevorzugt werden. Eine Deckung ist aber nicht möglich. Dies wird als eine, eventuell wesentliche Ursache der Gefährdung des Bestandes des europäischen Nerzes angesehen.
Ursprünglich war die Art auf Nordamerika beschränkt. Sie kam in Alaska, in nahezu ganz Kanada (mit Ausnahme des äußersten Nordens) sowie im Kerngebiet der Vereinigten Staaten (den 48 zusammenhängenden Staaten) außer den südwestlichen Teilen vor. Seit den 1950er Jahren haben sich aus Nerzfarmen entlaufene oder freigelassene Tiere auch in Europa ausgebreitet und den heimischen Europäischen Nerz weithin verdrängt.
Amerikanische Nerze sind ans Wasser gebunden. Man findet sie sowohl entlang von Flüssen und Seen als auch in Sümpfen und im Marschland. Sie benötigen dabei aber dicht mit Vegetation bestandene Ufergebiete. Auch Meeresarme und küstennahe Inseln werden von ihnen besiedelt.
Die Tiere sind in der Regel dämmerungs- oder nachtaktiv. Tagsüber verbergen sie sich in Bauen, die sie selbst gegraben oder von anderen Tieren übernommen haben, manchmal auch unter Steinen oder in Baumwurzeln. Selbstgegrabene Baue können bis zu drei Meter lang sein und oft mehrere Eingänge haben. Minks können ausgezeichnet schwimmen und bis in Tiefen von sechs Metern tauchen. Außerhalb der Paarungszeit leben sie einzelgängerisch und reagieren auf Artgenossen äußerst aggressiv. Mit dem Sekret der Analdrüse werden die Reviergrenzen markiert, die Größe der Territorien ist variabel, die von Weibchen sind üblicherweise 8 bis 20 Hektar groß, Reviere von Männchen sind größer und können manchmal 800 Hektar umfassen.
Amerikanische Nerze sind Fleischfresser, die sich von einer Vielzahl von Beutetieren ernähren. Sie verzehren unter anderem kleine Säugetiere (wie Bisam, Hasen und Spitzmäuse), Krebse und Frösche. Manchmal erbeuten sie auch Wasservögel und Fische.
Amerikanische Nerze sind Fleischfresser. Die Ernährung dieser Tiere ändert sich mit der Jahreszeit. Im Sommer fressen sie Ranoidea manya und Flusskrebse sowie kleine Säugetiere wie Spitzmäuse, Kaninchen, Bisamratten und Mäuse. Manchmal fressen sie auch Enten und andere Wasservögel sowie Fische. Im Winter fressen sie hauptsächlich Säugetiere.
Einmal im Jahr bringt das Weibchen nach einer rund 40- bis 80-tägigen Tragzeit zwei bis zehn (durchschnittlich fünf) Jungtiere zur Welt. Die hohe Varianz der Trächtigkeitsdauer liegt vermutlich an einer verzögerten Einnistung der befruchteten Eizelle. Die Paarungszeit fällt in die Monate Februar bis Anfang April, die Geburt auf Ende April oder Mai. Zur Geburt kleidet das Weibchen ein Nest mit Fell, Federn und trockenen Pflanzen aus, dort verbringen die Neugeborenen ihre ersten Lebenswochen. Nach fünf bis sechs Wochen werden sie entwöhnt, im Herbst verlassen sie ihre Mutter endgültig. Weibchen werden mit rund einem Jahr und Männchen mit 18 Monaten geschlechtsreif. Die Lebenserwartung wird auf maximal zehn Jahre geschätzt.
Natürliche Feinde des Minks sind Füchse, Fischotter oder eine natürliche Reduktion durch die Staupe. Zu den Hauptgefährdungsfaktoren zählen die Bejagung durch den Menschen sowie die Prädation durch streunende Katzen und Hunde. Als eine weit verbreitete Art wird der Amerikanische Nerz in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als nicht gefährdet („Least Concern“) geführt.
Diese Art ist relativ häufig und in ihrem Verbreitungsgebiet weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Nach Angaben des Game and Wildlife Conservation Trust beläuft sich die Gesamtpopulation des Amerikanischen Nerzes in Großbritannien auf 108.750 Individuen. Davon sind 46.750 Nerze in England, 52.250 Nerze in Schottland und 9.750 Nerze in Wales. Insgesamt werden die Amerikanischen Nerze derzeit auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihre Bestände sind heute stabil.
Amerikanische Nerze sind in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet wichtige Prädatoren von kleinen Säugetieren. Als Beutetiere können sie auch die Populationen von Prädatoren (Kojoten, Schlangen, Raubvögel) beeinflussen.