Gämse
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Unterfamilie
Gattung
SPEZIES
Rupicapra rupicapra
Populationsgrösse
440,000
Lebensdauer
15-22 years
Höchstgeschwindigkeit
50
31
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
25-60
55-132
kglbs
kg lbs 
Höhe
70-80
27.6-31.5
cminch
cm inch 
Länge
107-137
42.1-53.9
cminch
cm inch 

Die (Alpen-)Gämse (Rupicapra rupicapra), vor der Rechtschreibreform Gemse geschrieben und in der Jägersprache mit Gams oder Gamswild bezeichnet, ist eine in Europa und Kleinasien beheimatete Art der Ziegenartigen. Zusammen mit der Pyrenäen-Gämse und weiteren Arten gehört sie zur Gattung der Gämsen (Rupicapra).

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Die Gämse wurde von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zum Wildtier des Jahres 2012 gekürt.

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Aussehen

Ausgewachsene Gämsen haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 110 bis 130 Zentimetern, einen bis zu acht Zentimeter langen Schwanz, eine Widerristhöhe von 70 bis 85 Zentimetern und ein Gewicht von 25 bis 40 Kilogramm (Weibchen) bzw. 35 bis 50 Kilogramm (Männchen). Gämsen verfügen über einen kräftigen, jedoch gedrungenen Körperbau. Der schlanke Hals trägt einen zur Schnauze hin stark verschmälerten, kurzen Kopf. Beide Geschlechter tragen Hörner, auch Krucken oder Krickel genannt. Diese werden bis zu 25 Zentimeter lang und sind drehrund. Sie sind an der Wurzel kreisförmig eingekerbt, gerade aufsteigend und an der Spitze rückwärts gebogen. Die Hörner werden im Gegensatz zu dem Geweih der Hirsche und des Rehwilds im Winter nicht abgeworfen. Die spitzen Ohren der Gämsen besitzen eine Länge von ca. einer halben Kopflänge.

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Die Gämse hat verhältnismäßig lange, kräftige Beine mit relativ großen Hufen. Gämsen haben im Unterschied zum Rotwild keine Tränengruben, aber eine sogenannte Brunftfeige. Dieses Drüsenorgan befindet sich in einer Höhlung hinter den Hörnern. Zur Brunftzeit sondert es ein schmieriges, streng riechendes Sekret ab.

Im Sommer ist die Gämse schmutzig rotbraun, auf der Unterseite hell rotgelb, auf dem Rücken mit einem schwarzbraunen Aalstrich, an der Kehle fahlgelb, im Nacken weißgelblich. Die Hinterseite der Schenkel ist weiß, der Schwanz auf der Unterseite und an der Spitze schwarz. Von den Ohren verläuft über die Augen hin eine schwarze Längsbinde.

Im Winter ist die Gämse oben dunkelbraun oder braunschwarz, am Bauch weiß, an den Füßen und am Kopf gelblichweiß, auf dem Scheitel und an der Schnauze etwas dunkler. Beide Kleider gehen unmerklich ineinander über. Jäger unterscheiden das große, dunkelbraune Waldtier von dem kleineren, rotbraunen Grattier.

Eine wesentlich auf die Steiermark beschränkte, seit dem 16. Jahrhundert dort belegbare Farbmutation der Gämse wird Kohlgams genannt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die sonst hellen Unterseite, Kehle- und Wangen-Partien dunkel gefärbt sind, wobei die Stirn und die Innenohren ihre übliche helle Färbung beibehalten.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Bei der Gämse handelt es sich um eine weitgehend auf Europa beschränkte Art, was in der Tierwelt eine nennenswerte Besonderheit darstellt. Sie besiedelt den ganzen Alpenraum und Teile des Balkans. Das größte Revier befindet sich im Hochschwabgebiet in der Steiermark. Wie archäologische Funde belegen, erstreckte sich das Vorkommen noch vor 7000 bis 4000 Jahren auch auf weitere gebirgige Gegenden, etwa in den deutschen Mittelgebirgen. Nach Aussetzungen und vereinzelten Zuwanderungen aus den Alpen existieren mittlerweile wieder kleine Populationen im Jura, in den Vogesen, im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb, auf der Fränkischen Alb sowie im Lausitzer Gebirge.

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Als Lebensraum ist die Gämse auf steiles, möglichst teils felsiges Gelände angewiesen. Dort kommen ihre körperlichen Fähigkeiten am besten zum Tragen. So ermöglichen ein vergleichsweise großes Herz, ein hoher Anteil sauerstoffbindender roter Blutkörperchen und der spezielle Bau der spreizbaren Hufe den Gämsen Bewegungssicherheit und Leistungsvermögen unter diesen Bedingungen. Auch wird das Gefälle der Landschaft genutzt, um sich stets in einem geeigneten Mikroklima aufzuhalten, zumal bereits Temperaturen ab 12 Grad von den Tieren als eher unangenehm empfunden werden. Ob das Gelände bewaldet ist, hat im Grunde keine zentrale Bedeutung. In den Alpen ergibt es sich, dass die Gämsen sich meist oberhalb des Waldgürtels in Höhen zwischen 1500 und 2500 Metern aufhalten. Nahrungsknappheit zwingt sie im Winter zum Abstieg in tiefere – bewaldete – Lagen.

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Gämse Lebensraum-Karte

Klimazonen

Gämse Lebensraum-Karte
Gämse
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Gewohnheiten und Lebensstil

Weibchen und Jungtiere leben in Herden von 15 bis 30 Tieren. Die sozialen Bande ändern sich mit den Jahreszeiten. Im Sommer sind sie sehr intensiv. Zum Winter hin wird der Herdenzusammenhalt lockerer und manche Herden vermischen sich oder lösen sich auf. Böcke leben einzelgängerisch und suchen erst im Spätsommer eine Herde auf. Sie vertreiben die männlichen Jungtiere, wenn sie alt genug sind, und behaupten sich in Kämpfen gegen Geschlechtsgenossen. In der zweiten Novemberhälfte erfolgt dann die Paarung.

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Ende Mai oder Anfang Juni wirft die Gämse ein, selten zwei oder drei Junge, die bald der Mutter folgen und drei Monate gesäugt werden. Die Tragzeit beträgt sechs Monate. Die Geißen werden nach zwei Jahren geschlechtsreif. Im dritten Jahr ist das Junge ausgewachsen. Die Gamsböcke erreichen ein Alter von 15 Jahren, die Weibchen werden bis zu 20 Jahre alt.

Ihre Nahrung besteht aus vor allem jungen Trieben der Alpensträucher (Alpenrose, Erle, Weide, Wacholder, Kiefer) und Bäume sowie aus Kräutern, Blättern und Gräsern, im Winter auch aus Moos und Flechten.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Gemsen sind Pflanzenfresser. Sie fressen verschiedene Arten von Vegetation, darunter Hochlandgräser und Kräuter im Sommer und Nadelbäume, Rinden und Nadeln von Bäumen im Winter.

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Gämsen sind polygyne Brüter. Während der Brunft (Ende November/Anfang Dezember in Europa, Mai in Neuseeland) liefern sich die Männchen einen erbitterten Kampf um die Aufmerksamkeit der unverpaarten Weibchen. Nach einer Tragezeit von 170 Tagen bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zur Welt, normalerweise im Mai oder Anfang Juni; in seltenen Fällen können jedoch auch Zwillinge geboren werden. Wenn eine Mutter getötet wird, können andere Weibchen in der Herde versuchen, die Jungen aufzuziehen. Das Jungtier wird im Alter von 6 Monaten entwöhnt und ist im Alter von einem Jahr ausgewachsen. Junge Gämsen erreichen ihre Geschlechtsreife im Allgemeinen erst im Alter von 3 bis 4 Jahren, obwohl sich einige Weibchen bereits im Alter von 2 Jahren paaren können. Wenn die Geschlechtsreife erreicht ist, werden die jungen Männchen von dominanten Männchen aus den Herden ihrer Mütter vertrieben (die sie manchmal töten) und wandern dann etwas nomadisch umher, bis sie sich im Alter von 8 bis 9 Jahren als geschlechtsreife Exemplare etablieren können.

POPULATION

Populationsgefährdung

Raubtiere wie Luchs, Wolf und Bär stellen ihnen nach. Der Steinadler schlägt hin und wieder Gamskitze.

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Gämsen sind außerdem durch herabrollende Steine und Felsstücke gefährdet sowie durch Lawinen (besonders frühe Herbstlawinen sind häufig tödlich für Gamskitze), in strengen Wintern auch durch Futtermangel.

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Populationszahl

Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Gämse auf 440.000 ausgewachsene Individuen. Derzeit wird diese Art in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.

Ökologische Nische

Aufgrund ihrer Weidegänger haben die Gämsen einen großen Einfluss auf die Pflanzengemeinschaften in ihrem Ökosystem. Sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für lokale Prädatoren wie Eurasische Luchse, Anatolische Leoparden und Graue Wölfe.

Lustige Fakten für Kinder

  • Die Gämse ist auch auf der Südinsel Neuseelands eingeführt worden. Sie kam 1907 als Geschenk des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. im Tausch gegen lebende Farne, seltene Vögel und Eidechsen nach Neuseeland.
  • Der englische Name dieses Tieres stammt von der französischen Gämse. Die übliche Aussprache in Großbritannien ist /ˈʃæmwɑː/ oder US: /ʃæmˈwɑː/. Im Zusammenhang mit Gämseleder und in Neuseeland oft auch für das Tier selbst wird der Name jedoch als /ˈʃæmi/ ausgesprochen und manchmal auch als "shammy" oder "chamy" buchstabiert.
  • Der niederländische Name für die Gämse ist "Spießbock", und das männliche Tier wird "Spießbock" genannt.
  • Gämse haben ein Haarbüschel im Nacken, das Gamsbart genannt wird und in den Alpenländern traditionell als Hutschmuck getragen wird.
  • Gämseleder, das traditionell aus der Haut der Gämse hergestellt wird, ist sehr glatt und saugfähig; es wird gerne zum Reinigen, Polieren und Schwabbeln verwendet, da es keine Kratzer verursacht.

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Referenzen

1. Gämse artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%A4mse
2. Gämse auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/39255/10179647

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