Dingo
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
SPEZIES
Canis dingo
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
5-15 years
Höchstgeschwindigkeit
48
30
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
13-20
28.6-44
kglbs
kg lbs 
Höhe
52-60
20.5-23.6
cminch
cm inch 
Länge
117-154
46.1-60.6
cminch
cm inch 

Der Dingo (Canis lupus dingo) ist ein Haushund, der schon vor Jahrtausenden verwilderte und heute in vielen Teilen seines Verbreitungsgebietes in Südostasien und vor allem Australien vom Menschen völlig unabhängig lebt.

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Die Bezeichnung Dingo ist meist synonym mit dem Australischen Dingo. Genetische Analysen konnten aber auch Dingopopulationen in Thailand nachweisen, wo die Tiere hauptsächlich in der Nähe der Menschen leben. Daneben gibt es andere Hundepopulationen (z. B. die Neuguinea-Dingos), die zwar eine äußerliche Ähnlichkeit mit Dingos besitzen, bei denen aber bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ob es sich tatsächlich um solche handelt.

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Aussehen

Der Dingo ähnelt in vielen Merkmalen südostasiatischen Haushunden und indischen Pariahunden. Die Augenfarbe variiert von Gelb über Orange bis zu Braun.

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Dingos haben einen relativ breiten Kopf, eine spitz zulaufende Schnauze und Stehohren. Im Vergleich zu anderen Haushunden gleicher Größe haben Dingos eine längere Schnauze, größere und längere Zähne und einen flacheren Schädel.

Der durchschnittliche Dingo hat eine Schulterhöhe von 52 bis 60 cm und ist von der Nase bis zur Schwanzspitze 117 bis 124 cm lang. Er wiegt 13 bis 20 kg, es wurde aber auch schon ein wilder Dingo von 27 kg Gewicht beobachtet. Männchen sind in der Regel größer und schwerer als Weibchen gleichen Alters. Dingos aus Nord- und Nordwestaustralien sind größer als die in Zentral- und Südaustralien, und alle australischen Dingos sind größer und schwerer als ihre asiatischen Verwandten.

Die Beine sind ungefähr halb so lang wie Körper und Kopf zusammen. Die Hinterfüße machen etwa ein Drittel der Hinterbeine aus und haben keine fünfte Kralle. Beim Dingo können sowohl Säbelruten (normalerweise senkrecht hochgestellt und am Ende kopfwärts geneigt) als auch ein über dem Rücken getragener Schwanz auftreten.

Das Fell erwachsener Dingos ist kurz, am Schwanz buschig und in Dichte und Länge je nach Klima unterschiedlich. Die Fellfarbe ist meistens rot bis sandfarben, sie kann aber auch schwarz mit braun-gelblichen Zeichnungen und gelegentlich völlig schwarz, hellbraun oder weiß sein. Völlig schwarze Dingos waren wohl früher in Australien häufig, sie wurden in jüngster Zeit aber nur selten gesichtet und treten in Asien inzwischen häufiger auf als in Australien.

Die meisten Dingos sind mindestens zweifarbig, wobei am häufigsten kleine weiße Markierungen auf der Brust, am Maul, an der Schwanzspitze und den Pfoten oder Beinen sind. Bei rötlichen Individuen kommen feine markante dunkle Schulterstreifen vor. Alle anderen Färbungen und Färbungsmuster bei ausgewachsenen Dingos gelten heute als Hinweis auf eine Vermischung mit anderen Haushunden. Je nachdem wie historische Berichte ausgelegt werden, werden „reine“ Dingos auch als zobel, gestromt oder schwarz-weiß gefärbt beschrieben.

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Verteilung

Erdkunde

Bei Dingos kann nur eine grobe Einteilung ihres Verbreitungsgebietes mit der entsprechenden Populationsdichte vorgenommen werden. Exakte Angaben über die Verbreitung von Dingos und anderen Haushunden zu machen ist schwierig, da die genauen Ausmaße der Vermischung von Dingos mit anderen Haushunden nicht bekannt sind. Daher beziehen sich die folgenden Angaben zur Verbreitung von Dingos auf Hunde, die basierend auf Fellfarbe, Körperform und Fortpflanzungszyklus dem Dingo zugeordnet wurden und Karten zum Verbreitungsgebiet können sich auch widersprechen.

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Basierend auf fossilen, molekularen und anthropologischen Hinweisen wird angenommen, dass Dingos einst eine weitreichende Verbreitung gehabt haben könnten. Die damaligen Dingos hätten daher mit nomadischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften und später den aufblühenden agrarwirtschaftlichen Bevölkerungszentren in Verbindung gestanden. Dort seien sie gezähmt und nachfolgend durch die Welt transportiert worden. Als älteste Dingofossilien gelten Funde aus Thailand und Vietnam, die auf etwa 5500 Jahre beziehungsweise 5000 Jahre geschätzt wurden. In den indonesischen Hochländern variiert das Alter der Funde von maximal 5000 Jahren bis (meistens) 2500 bis 3000 Jahren.

Die Debatte, ob Dingos in Australien heimisch sind, wurde für viele Jahre oft geführt, und sein Status kam mit dem Aufkommen des Schutzes heimischer Tiere unter genauere Untersuchung. Ursprünglich nahm man an, dass der Dingo durch die Aborigines im Pleistozän in Australien eingeführt wurde, was zur Verwirrung in Bezug auf die Nomenklatur des Dingos führte. Heute geht man meistens davon aus, dass der Dingo vor 4000 Jahren in Australien ankam, da die frühesten stichhaltigen archäologischen Hinweise auf Dingos auf ein Alter von circa 3500 Jahren datiert und Fossilien aus ungefähr dieser Zeit in ganz Australien gefunden wurden, was für eine schnelle Besiedlung spricht. Funde aus Tasmanien, das vor etwa 12.000 Jahren durch den Anstieg des Meeresspiegels vom Kontinent getrennt wurde, fehlen. Daher deuten archäologische Daten auf eine Ankunft vor 3500 bis maximal 12.000 Jahren hin. Um Australien von Asien aus zu erreichen, hätten selbst bei niedrigstem Meeresspiegel mindestens 50 km offene See überquert werden müssen. Da es keinen Fall eines großen Landtieres gibt, das solch eine Reise von allein geschafft hätte, wurden die Vorfahren der heutigen Dingos höchstwahrscheinlich von asiatischen Seefahrern mit Booten dorthin gebracht. Ein Tanz der einheimischen Bevölkerung entlang der Küstenregionen von Kimberley, bei dem sie Hunde darstellen, die aufgeregt auf einem Boot hin und her rennen und letztendlich ins Wasser springen, wird als weiterer Hinweis der Einfuhr der Dingos durch Seefahrer gewertet. Vermutlich dienten diese Hunde den Seefahrern als Nahrung, eventuell auch als Wachhunde. Möglicherweise kam der Dingo im Zuge der Ausbreitung der austronesischen Kultur nach Australien und auf die Inseln Südostasiens und des Pazifiks.

Es gibt zwei Haupthypothesen zum geographischen Ursprung und zum Wanderweg der Vorfahren des heutigen Dingos und deren Ankunft in Australien:

  • Ein Ursprung in Ostasien und eine Wanderroute über die südostasiatischen Inseln aufgrund der Nähe zu Australien und der relativ leichten Erreichbarkeit über die Inseln des südostasiatischen Archipels. Diese Theorie wird durch genetische Untersuchungen an mtDNA von australischen Dingos unterstützt.
  • Eine Einfuhr von Schäferhunden aus dem Industal in Asien über die Insel Timor durch indische Seefahrer, basierend auf der Ähnlichkeit in der Anatomie des Skeletts von indischen Pariahunden und indischen Wölfen. Zudem wird bei dieser Theorie angeführt, dass die ältesten Knochenfunde 4000 Jahre alt sind und auf Timor gefunden wurden, wo sie eine Zeitlang mit Schafen und Schweinen koexistierten. Diese Theorie würde durch die Annahme unterstützt, dass das zeitgleiche Auftauchen gewisser Steinwerkzeuge in Australien durch Indien beeinflusst wurde, die aber von anderer Seite bestritten wird.

Ob es mehrere Ankünfte von Dingos oder nur eine einzige in Australien gegeben hat, ist noch nicht geklärt. Die Ergebnisse von genetischen Untersuchungen, die 2011 veröffentlicht wurden, deuten allerdings darauf hin, dass Dingos im Zeitraum von vor 4600 bis 18300 Jahren in Australien ankamen. Diese Untersuchungen deuteten für Dingos, Neuguinea-Dingos und Polynesische Haushunde ebenfalls auf eine Einführung (und möglichen gemeinsamen Ursprung) nach Indonesien und Südostasien von Süd-China aus hin und nicht über Taiwan und die Philippinen wie in einigen Theorien zu einem Polynesischen Ursprung geäußert. Eine Mitte 2018 publizierte neue Datierung der ältesten jemals gefundenen Dingoknochen mit der Radiokarbonmethode ergab ein Alter von 3348 und 3081 Jahren. Es könnte somit sein, dass die Verbreitung von Dingos in Australien erst vor etwa 3500 Jahren begann.

Die erste offizielle Erwähnung eines „wilden Hundes“ in Australien stammt aus dem Jahr 1699 von Kapitän William Dampier. Damals waren Dingos wohl über den ganzen Hauptteil Australiens verbreitet und lebten sowohl wild als auch zusammen mit den Aborigines. Sie wurden von den europäischen Siedlern meistens toleriert und mitunter zu sich genommen. Die Zahl der Dingos war damals aber vermutlich niedrig und die Häufigkeit der Dingos hat sich seitdem in einigen Teilen Australiens erhöht. Die Situation einer hohen Populationsdichte von wild lebenden und sich selbst versorgenden Dingos könnte erst ein Phänomen der letzten 200 Jahre sein. Ihre Zahl nahm wahrscheinlich in den 1880er-Jahren durch die Etablierung der Weidewirtschaft und artesischen Wasserstellen stark zu und hatte in den 1930er bis 1950er Jahren wohl ihren Höhepunkt. Danach blieb sie hoch, allerdings hat der Anteil der Dingomischlinge mit der Zeit stark zugenommen.

Dingos bewohnen heute alle Biotope, eingeschlossen schneebedeckte Bergwälder in Ostaustralien, trockene heiße Wüsten in Zentralaustralien, sowie tropische Feuchtgebiete in Wäldern Nordaustraliens. Die Abwesenheit von Dingos in vielen Grasländern Australiens beruht auf der Verfolgung durch den Menschen. Basierend auf Schädelmerkmalen, Größe, Fellfarbe und Fortpflanzung, scheint es regional verschiedene Populationen zwischen Asien und Australien, aber nicht innerhalb Australiens zu geben.

Heute besteht die Gesamtpopulation von wilden Hunden auf dem australischen Kontinent neben dem Dingo aus einer breiten Palette von verwilderten Haushunden (meistens Mischlingshunde oder Dingomischlinge) mit enormer farblicher Variabilität. Aufgrund der erhöhten Verfügbarkeit von Wasser, heimischer und eingeführter Beute, sowie Nutzvieh und Nahrung aus Menschenhand gilt ihre Zahl in Australien als steigend. Aus einigen Teilen Australiens gibt es Berichte, wonach wilde Hunde jetzt im Rudel jagen, obwohl sie früher einzeln gejagt haben. Die Dichte von wilden Hunden variiert zwischen 0,03 und 0,3 Individuen pro km² je nach Biotop und Verfügbarkeit von Beute.

„Reine“ Dingos gelten in Nord-, Nordwest- und Zentralaustralien als weit verbreitet, selten in Süd- und Nordostaustralien und möglicherweise als ausgestorben in den südöstlichen und südwestlichen Gebieten. Die Etablierung der Landwirtschaft führte zu einem starken Rückgang der Dingos, und sie wurden aus den Gebieten der Schafindustrie praktisch vertrieben. Das betrifft vor allem weite Teile von Süd-Queensland, New South Wales, Victoria und South Australia. Durch die Errichtung des Dingozaunes wird diese Situation aufrechterhalten. Auch wenn Dingos in den meisten Gebieten des südlichen Südaustraliens ausgelöscht wurden, existieren sie noch auf etwa 58.000 km² im trockenen Norden nördlich des Hundezaunes und damit auf etwa 60 % des gesamten Gebietes. In Victoria konzentrieren sich wilde Hunde heute auf die dicht bewaldeten Regionen der östlichen Hochländer, von der Grenze zu New South Wales südlich bis nach Healesville und Gembrook. Ebenso existieren sie in der Großen Wüste im Nordwesten des Staates. Populationen von wilden Hunden existieren in New South Wales heute hauptsächlich entlang des Australischen Berglandes und den Hinterländern an der Küste, sowie im Sturt-Nationalpark im Nordwesten des Staates. Im Rest des Kontinents gelten Dingos als weit verbreitet, mit Ausnahme der trockenen östlichen Hälfte Western Australias. In den angrenzenden Gebieten South Australias und des Northern Territory gelten sie von Natur aus als selten. Im Northern Territory sind wilde Hunde weit verbreitet, mit Ausnahme der Tanami und der Simpson-Wüste, wo sie aufgrund von fehlenden Wasserstellen selten sind. Lokale Konzentrationen von Dingos gibt es dort in Gebieten mit künstlichen Wasserstellen. Laut DNA-Untersuchungen im Jahr 2004 leben auf Fraser Island ausschließlich „reine“ Dingos. Allerdings kamen Schädeluntersuchungen in den 1990er-Jahren zu einem anderen Ergebnis.

Außerhalb Australiens gibt es Dingos nachweislich in Thailand, basierend auf Vergleichen von Schädeln thailändischer Hunde mit denen fossiler und gegenwärtiger Dingos aus Australien. Die dortige Population hat eventuell den größten Anteil an „reinen“ Dingos. Sie sind in Nord- und Zentralthailand weit verbreitet, seltener auch in den südlichen Regionen. Daneben kommen sie eventuell auch in Burma, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Papua-Neuguinea, auf den Philippinen und in Vietnam vor, aber wenn, dann mit unbekannter Verbreitung. Dingos gelten als weit verbreitet in Sulawesi, aber ihre Verbreitung im Rest Indonesiens ist unbekannt. Sie gelten als selten auf den Philippinen und sind auf vielen Inseln möglicherweise ausgestorben. In Korea, Japan und Ozeanien gibt es zwar lokale Hunderassen, die dingoartige Merkmale haben, Dingos gelten dort aber als ausgestorben.

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Dingo Lebensraum-Karte
Dingo Lebensraum-Karte
Dingo
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Gewohnheiten und Lebensstil

In wärmeren Gebieten sind Dingos oft nachtaktiv, in kühleren Regionen häufiger tagsüber. Dingos haben ihre Hauptaktivitätszeiten bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Die Aktivitätsperioden sind kurz (oft weniger als eine Stunde) und mit kurzen Ruhephasen durchsetzt. Sie besitzen zwei Arten von Streifgängen: einen „Suchgang“, der anscheinend mit der Jagd in Verbindung steht, und einen „Erkundungsgang“, der wohl dem Kontakt und der Kommunikation mit Artgenossen dient.

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Generell sind Dingos Menschen gegenüber scheu. Es sind jedoch einige Fälle bekannt, wo sie sich von dem Anblick von Menschen wenig beeindruckt zeigten, beispielsweise an Zeltplätzen in Nationalparks, in der Nähe von Straßen und in Vororten. Laut Studien in Queensland bewegen sich die dortigen wilden Hunde im urbanen Bereich nachts völlig frei durch die Grundstücke, überqueren Straßen und kommen gut zurecht.

Dingos töten oft durch Kehlbiss und passen ihr Jagdverhalten den jeweiligen Gegebenheiten an. Die Verfügbarkeit von Beute (in Bezug auf Jagdaufwand) scheint dabei von größerer Bedeutung zu sein als die Menge der vorhandenen Beutetiere, und die flexible soziale Organisation der Dingos erlaubt vielseitige Jagdstrategien und Ressourcenverteidigung. Die Jagd auf große Beutetiere benötigt wegen deren Kraft und der potentiell von ihnen ausgehenden Gefahr in der Regel zwei oder mehr Individuen. Solche Gruppenformationen sind bei der Jagd auf Kaninchen und andere kleine Lebewesen unnötig.

Jagd auf Kängurus ist in offenem Land vermutlich erfolgreicher als in dichter Vegetation und Junge werden dabei wohl öfter getötet als ausgewachsene Tiere. Sie werden meistens erlegt, indem ein Dingo ein Känguru den anderen Rudelmitgliedern zutreibt. Zudem wurde auch beobachtet, wie Dingos Kängurus erlegen, indem sie ihre Beute auf einen Zaun zujagen, der diesen den Weg verstellt, oder in seichtes Wasser treiben. Vögel können erbeutet werden, wenn sie nicht fliegen oder nicht schnell genug vom Boden abheben können. Dingos jagen auch beispielsweise Adlern die erlegte Beute ab. Eine Zusammenarbeit von drei Dingos zum Erlegen eines großen Warans konnte beobachtet werden und auf Fraser Island sollen sie koordiniert wilde Pferde erbeutet haben. Ebenso wurde dort aktives Fischfangverhalten nachgewiesen. Es gibt auch Berichte, wonach sich einige Dingos dort praktisch nur von menschlichem Essen ernähren und andere mehr oder weniger oft menschliche Nahrung stehlen, auflesen oder darum betteln. Tatsächlich sind Dingos in einigen Gegenden Australiens für solches Verhalten bekannt. Es wird angenommen, dass dies möglicherweise zum Verlust von Jagdtechniken und Änderungen in sozialen Strukturen führen könnte.

Bei Untersuchungen am Fortescue-Fluss Mitte der 1970er-Jahre wurde beobachtet, wie die meisten der beobachteten Dingos schnell lernten, Schafe zu jagen und zu töten, auch wenn sie vorher nie Kontakt zu Schafen hatten. Obwohl die Dingos damals viele Schafe töteten, erlegten und fraßen sie nach wie vor Kängurus. In den frühen 1990er-Jahren wurde beobachtet, dass wilde Hunde bei der Jagd auf Schafe eine außerordentlich hohe Erfolgsquote haben und nicht koordiniert jagen müssen, um sie zu erlegen. Oft verfolgte ein Hund ein Schaf nur und holte es sogar ein, nur um dann plötzlich ein anderes zu verfolgen. Somit werden nur wenige der verletzten oder erlegten Schafe und Ziegen auch gefressen (was eher die Regel als die Ausnahme zu sein scheint). Vermutlich verfallen sie aufgrund des eher panischen und unkoordinierten Fluchtverhaltens der Schafe in eine Art „Tötungsraserei“, da die Schafe den Dingos immer wieder vor die Nase laufen und so eine Attacke nach der anderen auslösen. Dingos greifen Schafe oft von hinten an, während diese weglaufen, wodurch Verletzungen an den Hinterbeinen entstehen. Dabei werden die Schafböcke in der Regel von der Seite – vermutlich um den Hörnern der Böcke auszuweichen – und manchmal an den Hoden angegriffen. Unerfahrene Dingos oder solche, die „aus Spaß“ töten, verursachen mitunter erheblichen Schaden an den Hinterbeinen von Schafen, die oft zum Tod führen.

Fast alle Angriffe wilder Hunde auf Rinder und Büffel richten sich gegen Jungtiere. Der Jagderfolg hängt dabei von der Gesundheit und Kondition der erwachsenen Rinder und ihrer Fähigkeit ab, die Jungen zu verteidigen. Das Verteidigungsverhalten der Mutterkuh kann schon ausreichen, um einen Angriff abzuwehren. Die Grundtaktiken sind daher: Ablenken der Mutterkuh, Aufscheuchen der Gruppe und Beobachten und Warten (mitunter stundenlang), um die schwächsten Mitglieder ausfindig zu machen. Beim Auffinden einer Rinderherde wurde beobachtet, wie die Dingos zuerst mehrere Scheinangriffe durchführten, wobei sie sich zuerst auf die Kälber konzentrierten und später die Mutterkühe angriffen, um sie abzulenken. Die Dingos zogen sich daraufhin zurück und warteten in einiger Entfernung ab, bis die übrigen Kühe ihre Kälber gesammelt hatten und abzogen. Bei anderer Gelegenheit wurde beobachtet, wie „Untergruppen“ eines Dingo-Rudels sich bei einem Angriff so lange mit Angreifen und Ausruhen abwechselten, bis die Mutterkuh zu erschöpft war, um das Kalb weiterhin ausreichend verteidigen zu können. Bei der Jagd von sechs Dingos auf einen vermutlich 200 kg schweren Büffel wechselten die Dingos sich mit dem Beißen in die Beine des Büffels während der Verfolgung ebenfalls ab.

Meistens sind Dingos standorttreu und wandern nicht saisonal. Wenn aber Nahrung in „sicheren“ Gebieten rar wird, wandern Dingos in land- und viehwirtschaftliche Gebiete ab, in denen intensive menschliche Eindämmungsmaßnahmen vorhanden sind. Schon in den 1970er-Jahren wurde in Westaustralien festgestellt, dass junge Hunde dabei weite Strecken zurücklegen können. Ungefähr zehn Prozent der damals gefangenen Hunde – alle jünger als zwölf Monate – wurden später weit entfernt vom ersten Standort wieder eingefangen. Bei diesen zehn Prozent lag die zurückgelegte Entfernung für Männchen bei 21,7 km und für Weibchen bei elf Kilometer (bei anderen Untersuchungen wurde sogar Rudelwanderung beobachtet). Dabei hatten wandernde Dingos geringere Überlebenschancen in fremden Territorien und es gilt daher als unwahrscheinlich, dass sie lange Wanderungen durch besetzte Gebiete überleben würden. Die Seltenheit langer Wanderungen scheint diese Annahme zu bestätigen. Bei Untersuchungen in den Nullarbor-Ebenen wurden noch weitere Wanderungen festgestellt. Die längste Wanderroute eines mit einem Sender ausgestatteten Dingos betrug ungefähr 250 km und bei Beobachtungen in Victoria wurde ein Hund beobachtet, welcher eine Entfernung von 230 km innerhalb von 9 Tagen zurücklegte.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Bei Dingos in Australien wurden 170 Tierarten (von Insekten bis zu Büffeln) als Teil der Nahrung nachgewiesen, generell scheint aber der Anteil von Nutzvieh an der Nahrung gering zu sein. Bei kontinentalweiten Untersuchungen bestanden 80 % der Nahrung wilder Hunde aus 10 Arten: Rotes Riesenkänguru, Sumpfwallaby, Rind, Düsterratte, Spaltfußgans, Fuchskusu, Langhaarratte, Flinkwallaby, Wildkaninchen und Nacktnasenwombat. Diese enge Auswahl an Hauptbeute deutet darauf hin, dass sie eher Spezialisten als Opportunisten sind, aber in den tropischen Feuchtwäldern von Nordost-Australien sollen die dortigen Dingos opportunistische Jäger eines breiten Spektrums von Säugern sein. In bestimmten Gebieten spezialisieren sie sich für gewöhnlich auf die jeweils häufigste Beute, wobei mittelgroße bis große Säuger bevorzugt werden. Es wurde auch der Verzehr von Rotfüchsen und Hauskatzen nachgewiesen. Nichtsäuger werden nur gelegentlich gefressen und machen nicht mehr als zehn Prozent der Nahrung aus. Große Reptilien werden zumindest in Ostaustralien nur selten erbeutet, obwohl sie weit verbreitet sind. Möglicherweise sind vor allem große Warane zu wehrhaft und gut bewaffnet oder einfach fähig, schnell genug in Baue oder auf Bäume zu flüchten.

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Die Zusammensetzung der Nahrung variiert von Region zu Region. So stellen in der Golfregion von Queensland verwilderte Hausschweine und Flinkwallabys einen wichtigen Teil der Nahrung dar. In den nördlichen Feuchtwäldern besteht die Hauptbeute aus Spaltfußgänsen, Nagetieren und Flinkwallabys. In den südlichen Gebieten des Nord-Territoriums aus Kaninchen, Nagetieren, Echsen und Roten Riesenkängurus, im trockenen Zentralaustralien aus Kaninchen, Nagetieren, Eidechsen (besonders in der Tanamiwüste), Roten Riesenkängurus und Rinderkadavern und im trockenen Nordwesten aus Berg- und Roten Riesenkängurus. In den Wüsten des Südwestens fressen sie hauptsächlich Kaninchen und in den östlichen und südöstlichen Hochlanden Wallabys, Possums und Wombats. Inwieweit die Verfügbarkeit von Kaninchen die Zusammenstellung der Nahrung beeinflusst, ist noch nicht geklärt, da aber zum Ende des 20. Jahrhunderts die Anzahl der Kaninchen in Australien aufgrund der Chinaseuche stark abnahm, wird angenommen, dass sich die Hauptnahrung der Dingos in den betroffenen Gebieten verändert hat. Auf Fraser Island wurden auch Fische als großer Teil der Nahrung nachgewiesen. Der Hauptteil bestand aber aus zwei Bandicoot- und verschiedenen Rattenarten. Ebenso fraßen sie relativ große Mengen an Echidnas, Krabben, kleinen Skinks, Früchten und anderen Pflanzen, sowie Insekten (meistens Käfer). Bei diesen Untersuchungen enthielten nur zehn Prozent der Kotproben menschliche Abfälle (in einer früheren Studie wurden 50 % berichtet).

Im Fall von Aas werden vor allem Rinder und Kängurus gefressen (auch Kamele wurden nachgewiesen). Dingos in Küstenregionen patrouillieren regelmäßig an den Stränden und fressen dort tote Fische, Seehunde, Pinguine und andere angeschwemmte Vögel. Auch das Plündern von Krokodil- und Schildkrötennestern, sowie Fälle von Kannibalismus wurden nachgewiesen.

In Asien leben nur wenige Dingos völlig unabhängig vom Menschen, und ihre Hauptnahrung besteht aus Kohlenhydraten (Reis, Früchte und andere Essensreste), die von Menschen bereitgestellt werden. In ländlichen Gegenden Thailands und Sulawesis wurden Dingos beobachtet, die Insekten, Ratten, Echsen und andere lebende Beute entlang der Straßen, in Reisfeldern und Wäldern jagten.

Wilde Hunde trinken in der Regel pro Tag im Sommer etwa einen Liter und im Winter zirka einen halben Liter. Im Winter können Dingos in trockenen Gebieten eventuell nur von dem Wasser leben, das sie aus ihrer Beute beziehen, sofern genug Beute vorhanden ist. Ebenso können entwöhnte Welpen in Zentralaustralien ihr ganzes Wasser aus der Nahrung beziehen. Dort wurde auch beobachtet, wie Weibchen ihren Jungen Wasser hervorwürgten. Während der Stillzeit haben Weibchen in Gefangenschaft keinen höheren Wasserbedarf als sonst, da sie die Fäkalien und den Urin der Welpen fressen und damit sowohl das Wasser wiederverwerten als auch die Wurfhöhle sauber halten.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Dingos pflanzen sich einmal im Jahr fort, abhängig vom Östrus-Zyklus der Weibchen, die nach den meisten Quellen nur einmal im Jahr in Östrus kommen. Dingohündinnen können zweimal im Jahr läufig werden (mit allen Läufigkeitssymptomen), aber nur einmal trächtig und beim zweiten Mal höchstens scheinträchtig (bzw. es kommt gar nicht erst zur Kopulation).

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Die Männchen sind in den meisten Gebieten das ganze Jahr über zeugungsfähig, haben aber im Sommer meist eine geringere Spermienproduktion. Bei Untersuchungen an Dingos aus den östlichen Hochländern und Zentralaustralien in Gefangenschaft konnte bei den Männchen ebenfalls kein Fortpflanzungszyklus festgestellt werden, sie waren das ganze Jahr über zeugungsfähig. Die Fortpflanzung wurde allein durch die Hitzezyklen der Weibchen gesteuert. Zwar stieg der Testosteronspiegel der Männchen während der Paarungszeit an, dies wurde aber auf die Anwesenheit läufiger Weibchen und Kopulationen zurückgeführt. Im Gegensatz dazu gab es bei gefangenen Dingomännchen aus Zentralaustralien sehr wohl Hinweise auf einen Fortpflanzungszyklus der Männchen. Diese zeigten an läufigen Hündinnen (in dem Fall keine Dingos) außerhalb der Paarungszeit von Januar bis Juli kein Interesse und paarten sich auch nicht mit ihnen.

Die Paarungszeit liegt in Australien zwischen März und Mai (laut anderen Quellen April und Juni). In Südostasien erfolgt die Paarung zwischen August und September. Während dieser Zeit können Dingos ihre Territorien aktiv verteidigen und nutzen dabei Lautäußerungen, Dominanzverhalten, Knurren und Beißen.

Die meisten Weibchen beginnen in der Wildnis mit der Fortpflanzung im Alter von zwei Jahren, und in Rudeln neigt das Alpha-Weibchen dazu, vor den rangniedrigeren Weibchen paarungsbereit zu sein und kann deren Fortpflanzungsbestreben unterdrücken. Männchen werden im Alter von ein bis drei Jahren fortpflanzungsfähig. Bei Männchen und Weibchen wurde aber auch schon eine Fortpflanzungsfähigkeit im Alter von sieben Monaten festgestellt. Der präzise Beginn und das Ausmaß der Fortpflanzung variiert mit dem Alter, sozialem Status, geographischem Spielraum und jahreszeitlichen Bedingungen. Bei Dingos in Gefangenschaft dauerten Voröstrus und Östrus zehn bis zwölf Tage. Es wird aber vermutet, dass der Voröstrus in der Wildnis bis zu 60 Tage anhalten könnte. In einem Rudel pflanzt sich in der Regel nur das Alpha-Paar erfolgreich fort und die anderen Rudelmitglieder helfen bei der Aufzucht der Welpen. Rangniedrige Individuen werden durch das Alphapaar aktiv von der Fortpflanzung abgehalten und einige rangniedere Weibchen kommen in eine Scheinschwangerschaft. Durch das Aufbrechen der Rudelstruktur, beispielsweise durch Tötungen, können auch rangniedrige Individuen eines Rudels erfolgreich Aufzucht von eigenen Jungen betreiben und es gab Beobachtungen von gelungenen Fortpflanzungen von Einzelgängern.

Die Tragezeit beträgt 61 bis 69 Tage und die Wurfgröße kann von eins bis zehn Welpen gehen (in der Regel fünf Welpen), wobei die Zahl der Männchen meist höher ist. Welpen von rangniedrigen Hündinnen werden von der Alpha-Hündin getötet, wodurch eine Erhöhung der Population auch in guten Jahren eher gering ist. Möglicherweise ist dieses Verhalten zur Populationskontrolle eine Anpassung an die unbeständigen Umweltbedingungen Australiens. Welpen werden in Australien in der Regel zwischen Mai und August (also im Winter) geworfen. In tropischen Regionen kann es zu jeder Zeit im Jahr zur Fortpflanzung kommen.

Die Welpen verlassen die Wurfhöhle erstmals im Alter von drei Wochen und verlassen sie völlig mit acht Wochen. Die Wurfhöhlen liegen in Australien meist unter der Erde. Berichtet wurden Höhlen in vergrößerten Kaninchenbauen, Felsformationen, unter Geröll in trockenen Flussbetten, unter großen Spinifex-Grasbüscheln, in hohlen Baumstämmen, unter umgestürzten Bäumen, zwischen vorstehenden Baumwurzeln, in vergrößerten Waranhöhlen und alten Wombatbauen. Die Welpen streunen in der Regel im Umkreis von drei Kilometern um die Wurfhöhle umher und werden bei längeren Strecken von älteren Hunden begleitet. Die Umstellung auf feste Nahrung erfolgt meist durch alle Mitglieder des Rudels im Alter von neun bis zwölf Wochen. Die Jungen lernen neben eigener Erfahrung durch Beobachtungen der Eltern. Die Jungtiere werden gewöhnlich im Alter von drei bis sechs Monaten selbständig, oder sie verlassen das Rudel mit zwölf Monaten freiwillig, wenn die nächste Paarungszeit beginnt.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Eine der größten Bedrohungen für die Dingo-Population ist die Verfolgung durch den Menschen: Auf landwirtschaftlichen Flächen und Weiden werden diese Tiere häufig vergiftet, gefangen und geschossen. Eine weitere ernsthafte Bedrohung ist die Kreuzung zwischen Dingo und Domestizierung. Die städtische Entwicklung in den Küsten- und Outbackgebieten Australiens fördert den Kontakt zwischen diesen beiden Tieren, was zu einer Verdünnung und potenziellen Ausrottung ihres Genpools führt. In einigen asiatischen Ländern werden diese Tiere auf Lebensmittelmärkten verkauft, wo ihr Fleisch eine wichtige Proteinquelle für die einheimische Bevölkerung darstellt. In Indonesien und auf den pazifischen Inseln werden die Eckzähne des Dingos außerdem als Dekoration verwendet.

Populationszahl

Derzeit ist der Dingo nicht in der Roten Liste der IUCN aufgeführt und sein Erhaltungszustand wurde nicht bewertet.

Ökologische Nische

Zuverlässige Daten über die exakten ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen von wilden Hunden gibt es bisher nicht.

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Es wird vermutet, dass der Dingo für das Aussterben des Beutelwolfes, des Tasmanischen Teufels und des Tasmanischen Pfuhlhuhns auf dem australischen Festland verantwortlich ist, da die Ankunft des Dingos und das Aussterben dieser Arten zeitlich zusammenfallen. Abgesehen davon scheinen Dingos aber nicht den gleichen Einfluss auf die heimische Fauna gehabt zu haben, wie ihn beispielsweise später Rotfüchse hatten. Dies könnte mit ihrer Jagdweise und der Größe der bevorzugten Beute, sowie der geringeren Zahl an Dingos in der Zeit vor der europäischen Kolonialisierung zusammenhängen.

Beutelwolf und Dingo zeigen Überschneidungen im Aktivitätsmuster und damit wohl auch im Beutespektrum. Auf Neuguinea, wo statt des Dingos der Hallstrom-Hund vorkommt, starb der Beutelwolf ebenfalls aus. Dingos und Beutelwölfe lebten nachweislich eine Zeit lang nebeneinander auf dem Festland. Eine Verdrängung durch Konkurrenzunterlegenheit des Beutelwolfs wurde daher von Heinz Möller als wenig wahrscheinlich angesehen. Auch von anderer Seite wurde diese Ansicht bisweilen kritisiert und argumentiert, dass das Aussterben des Beutelwolfes auf dem Festland lediglich Teil eines bereits länger andauernden ökologischen Zerfalls war, welcher schon Jahrtausende vorher durch das Eintreffen des Menschen ausgelöst wurde.

Die Annahme, der Dingo hätte den Beutelwolf verdrängt, wurde zuerst im Jahr 1837 vorgetragen, fand aber wenig Zustimmung. Es wurde stattdessen angenommen, dass der Beutelwolf den Dingo von Tasmanien verdrängt hätte. Erst in den 1950er-Jahren wurde diese Annahme unter Wissenschaftlern populär.

Die Annahme, dass Dingo und Beutelwolf Nahrungskonkurrenten waren, beruht auf der äußerlichen Ähnlichkeit der beiden Arten. Der Beutelwolf hatte einen stärkeren und effizienteren Biss, war aber wohl darauf angewiesen, relativ kleine Beute zu erlegen, während der stärkere Schädel und Hals dem Dingo erlauben, auch große Beute zu erlegen. Der Dingo wäre dabei der überlegene Räuber, da er koordiniert in Rudeln jagen und Ressourcen besser verteidigen konnte, während der Beutelwolf vermutlich einzelgängerischer war. Zudem könnten wilde Populationen von Dingos Unterstützung durch Artgenossen aus der Nähe des Menschen gehabt oder einige Krankheiten eingeschleppt haben, für die der Beutelwolf anfällig war. Das Aussterben des Beutelwolfes auf dem Kontinent vor etwa 2000 Jahren wurde auch mit Veränderungen des Klimas und der Landnutzung durch die Ureinwohner in Verbindung gebracht. Den Dingo als Ursache zu benennen, ist zwar plausibel, es gibt aber deutliche morphologische Unterschiede zwischen beiden, was darauf hindeutet, dass die ökologische Überlappung beider Arten übertrieben sein könnte. Der Dingo hat eher das Gebiss eines Generalisten, während der Beutelwolf das eines Fleischspezialisten (ohne Merkmale für den Verzehr von Aas und Knochen) hat. Ebenso wurde argumentiert, dass der Beutelwolf ein flexibler Räuber war, der der Konkurrenz durch den Dingo hätte widerstehen müssen, und stattdessen durch menschliche Verfolgung ausgestorben sei.

Ebenso hat diese Theorie die Frage zu erklären, warum der Dingo und der Tasmanische Teufel bis vor etwa 430 Jahren auf demselben Kontinent existiert haben, wenn der Dingo dessen Aussterben bewirkt haben soll. Eigentlich hätte die Gruppendynamik der Dingos den Teufel erfolgreich von Aas fernhalten können, und da Dingos Knochen knacken können, wäre für den Teufel nicht viel übrig geblieben. Zudem sind Teufel auch erfolgreiche Jäger von kleiner bis mittlerer Beute, und es hätte daher ebenso eine Überschneidung bei lebender Beute gegeben. Zudem stehen die Argumente, dass der Dingo das Aussterben des Beutelwolfes, des Teufels und des Pfuhlhuhn ausgelöst haben soll, im Gegensatz zueinander. Wenn der Dingo in seiner ökologischen Rolle dem Teufel und dem Beutelwolf ähnlich genug gewesen sein soll, um beide zu verdrängen, ist es eigenartig, dass das Pfuhlhuhn so lange mit beiden koexistieren konnte. Dies ist zwar möglich, die Hinweise darauf werden aber von Kritikern als schwach angesehen.

Untersuchungen aus dem Jahre 2013 legen jedoch den Schluss nahe, dass das Aussterben von Tasmanischem Teufel und Beutelwolf eher der zur gleichen Zeit stattfindenden Bevölkerungsexplosion vor etwa 5000 Jahren geschuldet ist.

Heute wird der Dingo sowohl von vielen Biologen als auch Umweltschützern als Teil der australischen Fauna angesehen, vor allem weil diese Hunde schon vor Ankunft der Europäer dort existierten und eine gegenseitige Anpassung von Dingo und Ökosystem stattgefunden hat. Es gibt aber auch die gegenteilige Ansicht, dass der Dingo nur ein weiteres eingeschlepptes Raubtier beziehungsweise nur in Thailand heimisch sei.

Vieles zur heutigen Stellung der wilden Hunde in den australischen Ökosystemen und speziell im urbanen Raum ist noch ungeklärt (es wurde aber nachgewiesen, dass Dingos zu einer ganzjährigen Fortpflanzung bei Sumpfwallabys führen). Zwar versteht man die ökologische Rolle von Dingos in Nord- und Zentralaustralien, die von wilden Hunden im Osten des Kontinents aber weit weniger. Entgegen einigen Behauptungen ist aber klar widerlegt worden, dass Dingos generell schädlich für das australische Ökosystem sind. Es wird meist angenommen, dass sie einen positiven Effekt haben.

Dingos gelten als Hauptbeutegreifer und üben womöglich generell eine ökologische Schlüsselfunktion aus. Daher gilt es als wahrscheinlich (mit zunehmenden Hinweisen aus der wissenschaftlichen Forschung), dass sie die Vielfalt innerhalb der Ökosysteme kontrollieren, indem sie die Zahl der Beutetiere und Konkurrenten in Grenzen halten. Wilde Hunde jagen verwildertes Nutzvieh wie Ziegen und Schweine (sie gelten als einzige potentielle Beutegreifer von Kamelen); sowie heimische Beutetiere und eingeschleppte Wildtiere (z. B. Rothirsche). Eventuell beruht die geringere Verbreitung von wilden Ziegen in Nordaustralien auf der Anwesenheit der Dingos, ob sie deren Populationen wirklich regulieren, ist nach wie vor diskussionswürdig. Auch könnten wilde Hunde ein Faktor sein, der die Ausbreitung verwilderter Pferde einschränkt.

Untersuchungen aus dem Jahr 1995 in den nördlichen Feuchttropen Australiens kamen zu dem Schluss, dass Dingos die Zahl der verwilderten Schweine dort nicht verringerten, sondern ihre Raubzüge lediglich zusammen mit dem Vorkommen von Wasserbüffeln (die den Schweinen Zugang zu Nahrung erschweren) einen Einfluss auf die Schweinepopulation haben. Die Auswertung von Daten über die Beziehung von Dingos und verwilderten Hausschweinen in Queensland von 1945 bis 1976 deutete allerdings darauf hin, dass Dingos dort bedeutende Beutegreifer von Hausschweinen waren.

Es gab Beobachtungen zur gegenseitigen Beeinflussung von Dingos und Fuchs- und Katzenpopulationen und Hinweise, dass Dingos Rotfüchsen und Hauskatzen den Zugang zu bestimmten Ressourcen versperren. Daher wird angenommen, dass ein Verschwinden der Dingos zu einem Anstieg der Populationen von Rotfüchsen und verwilderten Katzen und damit einem erhöhten Druck auf kleinere heimische Tiere führen kann. Bei Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Anwesenheit von Dingos einer der Faktoren ist, der die Zahl der Rotfüchse in einem Gebiet niedrig hält, wodurch der Druck auf andere heimische Arten abnimmt und diese aus betroffenen Gebieten nicht verschwinden. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass landesweit die Fuchspopulation dort besonders hoch ist, wo Dingozahlen niedrig sind, allerdings wurde in Betracht gezogen, dass je nach Gebiet auch andere Faktoren dafür verantwortlich sein könnten. Ebenso wurde aus Teilen Australiens berichtet, dass die Zahl der verwilderten Hauskatzen zunahm, nachdem die Zahl der Dingos durch Kontrollmaßnahmen abgenommen hatte. Tatsächlich wurde bei einem Experiment in Süd-Australien direktes Töten von Rotfüchsen durch Dingos nachgewiesen, wobei anscheinend alle Versuchsfüchse von Dingos getötet wurden. Im gleichen Experiment konnte auch nachgewiesen werden, dass Dingos 2 von 5 Hauskatzen töteten und am Ende des Experiments als einzige der drei Beutegreiferarten übrig blieben. Bei Untersuchungen in den Gebieten der Blue Mountains in New South Wales fand man Hinweise auf eine Konkurrenz zwischen wilden Hunden und Rotfüchsen, da es viele Überschneidungen im Beutespektrum gab. Allerdings fanden sich nur Hinweise auf lokale Konkurrenz, nicht im großen Maßstab. Untersuchungen, die im Jahr 2011 veröffentlicht wurden, ergaben ebenfalls ein großes Potential für zwischenartliche Konkurrenz, wiesen Tötungen von Füchsen durch Dingos nach und kamen zu dem Schluss, dass das Vorhandensein von Dingos kleineren Beutearten zum Vorteil gereichen könnte. Es ist aber auch möglich, dass Dingos in Gebieten mit ausreichend Nahrung (beispielsweise hoher Kaninchenzahl) und Versteckmöglichkeiten Seite an Seite mit Rotfüchsen und Hauskatzen vorkommen können, ohne dass die Zahl der Katzen und Rotfüchse abnehmen würde. Über die Beziehung von wilden Hunden und verwilderten Hauskatzen (beide existieren in den meisten Gebieten gemeinsam) ist fast nichts bekannt. Zwar fressen wilde Hunde auch Katzen, inwieweit das die Population aber beeinflusst, ist unbekannt. Wilde Hunde leben in vielen Gebieten gemeinsam mit allen Beutelmarderarten, außer dem östlichen Beutelmarder, der wohl auf dem Kontinent ausgestorben ist, und gelten daher nicht als Bedrohung für diese.

Ebenso könnte ein Verschwinden der Dingos ein Überhandnehmen von Roten Riesenkängurus und Kaninchen bewirken. In den Gebieten, die nicht vom Dingozaun eingeschlossen sind, ist die Zahl der Kängurus und Emus niedriger als innerhalb, wobei die Zahl je nach Gebiet und Zeit wechselte. Da die Umwelt auf beiden Seiten des Zauns gleich ist, gilt der Dingo als starker Faktor in der Regulation dieser Tiere. Deshalb wird von einigen Seiten gefordert, Dingopopulationen in Gebieten mit geringer Dichte ansteigen zu lassen oder sie wieder einzuführen, um den Druck auf bedrohte Populationen heimischer Arten zu mindern und sie in bestimmten Gebieten wieder ansiedeln zu können. Bei einer Studie aus dem Jahr 2009 fand man Hinweise, dass bestimmte bedrohte Arten dort in stabilen Populationen vorkommen, wo es auch stabile Dingopopulationen gibt. Die Ergebnisse einer anderen Studie (veröffentlicht im selben Jahr) brachten die Forscher zu dem Schluss, dass eine Wiedereinführung des Dingos in derzeit hundefreie Gebiete die dortigen Ökosysteme durch Unterdrücken eingeführter Arten wieder restaurieren würde.

Hierbei gibt es aber auch kritische Stimmen, die darauf hinweisen, dass aufgrund der starken Veränderungen in der australischen Landschaft seit der Ankunft der Europäer ein positives Management von Dingos nicht zwangsläufig ein Erholen von gefährdeten Arten zur Folge hat und diese Hunde auf lokaler Ebene sogar bereits gefährdete Arten bedrohen.

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Domestizierung

Über die Haltung von Dingos als Haustier gibt es unterschiedliche Meinungen: Kritiker halten den Dingo auf keinen Fall für geeignet, Befürworter sehen keinen Unterschied zu anderen Haushunden. Dingos könnten demnach als Hunderasse anerkannt werden und die Domestikation wäre ein Weg, den „reinen“ Dingo zu erhalten.

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Dingos können bei häufigem Kontakt mit Menschen sehr zahm werden und zeigen weniger Scheu als Grauwölfe. Zudem lebten und leben Menschen mit Dingos zusammen. Bereits australische Ureinwohnern und die ersten Kolonialisten legten sich Dingos zu, jedoch ohne sie im großen Stil zu züchten oder abzurichten. Alfred Brehm berichtete einerseits von völlig zahmen Dingos, die sich im Verhalten nicht von anderen Haushunden unterschieden und sogar erfolgreich zum Hüten von Großvieh eingesetzt wurden. Andererseits beschreibt er Dingos, die wild und scheu blieben. Zu Berichten über völlig unkontrollierbare und aggressive Dingos meinte er, dass man ihnen nicht mehr „Beachtung schenken darf als sie verdienen“, da es darauf ankomme, wie ein Dingo von frühester Jugend an gehalten wird. Er war auch der Ansicht, dass sich aus diesen Hunden sehr ansehnliche Haustiere machen ließen.

Laut Eberhard Trumler sind Dingos sehr klug und anhänglich. Er rät von der Haltung ab, wenn kein ausreichend großes und ausbruchssicheres Gehege und kein Partner des anderen Geschlechts zur Verfügung gestellt werden kann. Dingos seien ungern alleine und ließen sich während der Läufigkeit noch schwieriger halten als andere Haushunde. Ihre Anhänglichkeit schaffe Probleme, da sie einem überall hin folgen würden. Die Ausbildungsfähigkeit sei mit hoher Lernfreudigkeit und Auffassungsgabe verbunden, höre aber beim geringsten Zwang auf. Ebenso könnten sie wie andere Haushunde stubenrein werden. Weiterhin haben sie einen enormen Bewegungsdrang. Er nahm an, dass es nur in Ausnahmefällen gelänge, „haushundähnliches Verhalten“ aufzubauen, und berichtete auch von sehr enger Bindung und Gefolgstreue bei guter Erziehung.

1976 wurde die „Australische Naturhund-Ausbildungs-Gesellschaft von New South Wales e. V.“ (Australian Native Dog Training Society of N.S.W. Ltd.) gegründet. Sie galt damals als illegal, weil die Haltung von Dingos verboten war. Offiziell als Australiens nationale Rasse anerkannt wurde der Dingo Mitte 1994 vom Australian National Kennel Council, ein Zuchtstandard wurde ein Jahr später herausgegeben. Dies berechtigt aber nicht zum Besitz von Dingos in Staaten, in denen Besitz, Zucht oder Verkauf dieser Hunde verboten ist.

Heute werden Dingos sowohl von Privatpersonen als auch von Vereinen in Australien und den USA gezüchtet. In Deutschland werden Dingos unter anderem im Tierpark Berlin, auf der Trumler-Station Wolfswinkel und im Tierpark Sättelstädt gehalten.

Es ist von Land zu Land, innerhalb Australiens auch von Staat zu Staat, unterschiedlich, ob Dingos als Haustiere gehalten werden dürfen oder nicht. In Südaustralien zum Beispiel dürfen Dingos nur in speziell autorisierten Zoos, Zirkussen und Forschungsinstituten gehalten werden. Besitz, geplante Domestikation oder kommerzielle Nutzung der Dingos gilt dort als nicht akzeptabel, da dies zur Wiedereinführung von Dingos in Schafgebieten und damit zu Gefahren für Schafe führen würde.

Der Dingo wird von der internationalen Zuchtorganisation für Haushunde (FCI) nicht als Hunderasse anerkannt. Anders wird der Dingo dagegen von der American Rare Breed Association (ARBA) bewertet, wo er in der Gruppe „Spitze und Primitive“ (Spitz and Primitive Group) geführt wird. Ebenso wird der Dingo auch vom australischen Hundezüchterverband Australian National Kennel Council (ANKC) in der Gruppe 4 gelistet.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Die Handgelenke von Dingos sind sehr flexibel und können sich drehen. Dank dieser Fähigkeit wirken die Pfoten wie Hände und ermöglichen es dem Tier sogar, eine Türklinke zu drehen. Neben den Handgelenken ist auch der Kopf des Dingos extrem beweglich und kann um 180 Grad in jede Richtung gedreht werden.
  • Nach Untersuchungen der Universität von New South Wales in Sydney ist der Dingo wahrscheinlich die älteste Hunderasse der Welt.
  • Sie jagen in der Regel nachts und können auf der Suche nach Nahrung bis zu 37 Meilen pro Nacht zurücklegen.
  • Die Angewohnheit, Essensreste unter der Erde zu verstecken, macht Dingos den Hunden sehr ähnlich.
  • Gezähmte Dingos dienten den frühen Aboriginals als lebende Wärmflaschen, die sie nachts warm hielten.
  • Es gibt einen aufgezeichneten Fall eines weiblichen Dingos, der 6 Welpen nacheinander über eine Entfernung von 9 km in einer einzigen Nacht transportierte und damit eine Reise von 180 km in nur einer Nacht zurücklegte.

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Referenzen

1. Dingo artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Dingo
2. Dingo auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/41585/0

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