Südasiatische kobra, Kobra
Die Brillenschlange (Naja naja), auch Südasiatische Kobra oder kurz Kobra, ist eine 1,2–1,7 Meter lange Giftnatter (Elapidae) und zählt zu den gefährdeten Arten der Gattung der Echten Kobras (Naja). Sie ist sowohl tags- als auch dämmerungsaktiv und ernährt sich von Säugetieren, Amphibien, Reptilien, Vögeln sowie von deren Eiern. Brillenschlangen sind gefährliche Giftschlangen, die relativ häufig schwerwiegende Unfälle verursachen. Besonders häufig werden Bauern auf ihren Reisfeldern gebissen, wo die Tiere Ratten und andere Kleinsäuger jagen.
Die Brillenschlange kann recht unterschiedlich gezeichnet sein, die meisten Exemplare weisen jedoch die typische, an eine Brille erinnernde Markierung auf der Rückseite des Halsschildes auf. Die Färbung der Tiere ist meist monochrom braun. Andere Exemplare, besonders die aus Nepal, sind jedoch pechschwarz und weisen eine undeutliche Zeichnung auf.
Über die Gewohnheiten der indischen Brillenschlangen ist wenig bekannt. Die meisten Kobras sind jedoch allgemein solitäre und tagaktive Tiere. Indische Brillenschlangen finden ihren Schutz in Löchern in Böschungen, Baumhöhlen, Termitenhügeln, Steinhaufen und Höhlen von Kleinsäugern. Wenn sie bedroht werden, nehmen diese Schlangen die charakteristische Haltung ein, für die sie berühmt sind. Sie heben den vorderen Teil des Körpers an und breiten ihre charakteristische Kapuze aus, die wie Augen aussehen. Brillenschlangen sind eine der vier großen Schlangen Südasiens, die für die meisten Todesfälle durch Schlangenbisse in Asien verantwortlich sind. Das Gift junger Kobras wurde in Indien als Rauschmittel verwendet. Es gab Fälle, in denen Schlangenbeschwörer dafür bezahlt wurden, dass sie Bisse von ihren Schlangen anboten. Obwohl diese Praxis heute als überholt gilt, gehören zu den Symptomen eines solchen Missbrauchs Bewusstseinsverlust, Euphorie und Sedierung.
Das Gift der Indischen Brillenschlange enthält hauptsächlich ein starkes postsynaptisches Neurotoxin und Kardiotoxin. Das Gift wirkt auf die synaptischen Lücken der Nerven, lähmt dadurch die Muskeln und führt bei schweren Bissen zu Atemstillstand oder Herzstillstand. Die Giftbestandteile enthalten Enzyme wie Hyaluronidase, die eine Lyse bewirken und die Ausbreitung des Giftes verstärken. Die Vergiftungssymptome können zwischen fünfzehn Minuten und zwei Stunden nach dem Biss auftreten. 0,45 mg/kg. Zedoary, ein lokales Gewürz, das den Ruf hat, gegen Schlangenbisse wirksam zu sein, hat sich in Experimenten, in denen seine Aktivität gegen Kobragift getestet wurde, als vielversprechend erwiesen. Im November 2016 wurde vom costaricanischen Institut Clodomiro Picado ein Antivenom entwickelt, das sich in Sri Lanka in der klinischen Testphase befindet.
Indische Brillenschlangen sind Fleischfresser und ernähren sich von Nagetieren, Fröschen und Eidechsen.
Die Paarungszeit erstreckt sich in den meisten Verbreitungsgebieten über das ganze Jahr. Hat sich ein paarungsbereites Pärchen gefunden, so erfolgt die Paarung schlangentypisch durch gegenseitiges Umschlingen. Dabei dringt das Männchen mit seinem Geschlechtsorgan in die Kloake des Weibchens ein. Das Weibchen legt zwischen zehn und zwanzig, selten auch bis dreißig Eier. Anders als die meisten Schlangenarten betreibt die Brillenschlange eine aufopfernde Brutpflege. Die Eier werden meist in einem hohlen Baum oder an ähnlich geschützten Plätzen abgelegt. Bis zum Schlüpfen der Jungschlangen wacht das Weibchen über das Gelege. Je nach Umgebungstemperatur schlüpfen die Jungschlangen nach 50 bis 60 Tagen. Sie sind bereits weit entwickelt, weisen eine Schlüpflänge von 25 bis 30 Zentimeter auf und verfügen über den charakteristischen Nackenschild und voll ausgebildete Giftdrüsen.
Die Brillenschlange gilt als von Wilderern begehrtes Objekt. Das Washingtoner Artenschutzabkommen, Anhang II, stellt die Tiere aber unter weltweiten Schutz, der Handel mit Tieren und Produkten daraus ist verboten. Auch der Wildfang, um die Tiere als Heimtiere zu halten, ist strafbar. Trotzdem werden die Tiere oft von Schlangenbeschwörern für ihre Vorstellungen gefangen.
Brillenschlangen sind wichtig für das Ökosystem, da sie dazu beitragen, das Gleichgewicht der Beutetiere aufrechtzuerhalten und landwirtschaftliche Schädlinge wie Ratten und Mäuse zu kontrollieren.