Schwertwal

Schwertwal

Große, Mörderwal, Killerwal, Orca, Butzkopf

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Teilordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Orcinus orca
Populationsgrösse
50,000
Lebensdauer
30-100 years
Höchstgeschwindigkeit
45
28
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
3-6
6613.9-13227.7
tlbs
t lbs 
Länge
6-9
19.7-29.5
mft
m ft 

Der (Große) Schwertwal (Orcinus orca), auch Mörderwal, Killerwal, Orca oder Butzkopf (auch Butskopf) genannt, ist eine Art der Wale aus der Familie der Delfine (Delphinidae). Die Art ist weltweit verbreitet, bewohnt jedoch bevorzugt küstennahe Gewässer in höheren Breiten.

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Schwertwale sind soziale Tiere, die eine komplexe Populationsstruktur aufweisen. Die kleinste Einheit ist die Mutterlinie, ein sehr enger Verband von mütterlicherseits verwandten Walen. Sowohl auf der Ebene der Mutterlinie als auch auf höheren Populationsebenen lässt sich eine Weitergabe von bestimmten Jagdtaktiken und Lautäußerungen an Jungtiere beobachten, was zuweilen als Kultur bewertet wird. Die weltweite Schwertwalpopulation lässt sich in verschiedene Ökotypen aufteilen, die sich in ihrem Körperbau, ihren Lautäußerungen und in ihrem Verhalten unterscheiden. Ob die Ökotypen einzelne Arten darstellen, ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen – insbesondere ist jedoch auffallend, dass sich Mitglieder verschiedener Ökotypen nicht kreuzen. DNA-Analysen aus dem Jahr 2010 legen nahe, dass mehrere Arten und Unterarten unterschieden werden müssen.

Auf globaler Ebene ist der Schwertwal ein generalistischer Fleischfresser, der insbesondere Fische, Meeressäuger wie Robben und gelegentlich andere Wale erbeutet. In seltenen Fällen gehören auch ausgewachsene Bartenwale zu ihrer Beute. Lokale Ökotypen spezialisieren sich meist auf bestimmte Beutetiere, für die sie besondere Jagdstrategien besitzen. Schwertwale sind Spitzenprädatoren der Meere, da sie keine Fressfeinde haben. Sie sind dafür bekannt, in Gruppen koordiniert zu jagen.

Der Schwertwal als Art gilt als nicht gefährdet, vom Walfang blieb er weitgehend verschont. Einzelne Populationen sind jedoch durch Umweltverschmutzung bedroht. Die kulturelle Bedeutung des Schwertwals reicht von der traditionellen Verehrung durch nordamerikanische Indianer bis hin zur heutigen, umstrittenen Haltung in Delfinarien.

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Ta

Tagaktiv

Fl

Fleischfresser

Wa

Wasser

Ne

Nestflüchter

Ko

Kosmopolit

Na

Natatorisch

Re

Revier

Vi

Viviparie

Sp

Spitzenprädator

Ve

Verfolgungsjäger

Po

Polygynandrie

Se

Sehr sozial

Te

Teilzieher

K

beginnt mit

Bösartige Tiere
(Sammlung)

Sc

Schwarz-Weiß-Tiere
(Sammlung)

Aussehen

Der Schwertwal ist die größte Art der Delfine – Schwertwalbullen werden bis zu 9,8 m lang. Kühe (die Weibchen) bleiben mit maximal 8,5 m deutlich kleiner. Durchschnittslängen betragen 7 m bei Weibchen und 8,2 m bei Männchen. Das größte dokumentierte Gewicht wurde mit 6,6 t bei einem 7,65 m langen Bullen festgestellt. Die Bullen haben proportional größere Flossen. Besonders auffällig ist die bis zu 1,8 m hohe dreieckige Finne der Bullen, die der Art den Namen „Schwertwal“ gab. Die Finne bleibt bei Kühen unter 1 m. Die paddelförmigen Flipper werden beim Bullen rund 2 m lang, bei der Kuh 1,5 m. Die Fluke wird bis zu 2,8 m breit, ist in der Mitte deutlich eingekerbt und an den Innenrändern konkav gebogen. Der Blas ist 1–2 m hoch und nicht immer sichtbar.

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Ein charakteristisches Merkmal der Art ist ihre kontrastreiche schwarz-weiße Färbung. Der Rücken ist schwarz, während der Bauch und ein Fleck hinter jedem Auge weiß abgesetzt sind. Hinter der Finne findet sich ein grauer Sattel. Die Unterseite der Fluke ist bis auf ihre Ränder weiß. In der Feldforschung werden anhand der Pigmentierung und der Form des Sattels sowie der Form der Finne einzelne Individuen unterschieden (Fotoidentifikation). Russische Wissenschaftler haben bei den Kommandeurinseln im Nordpazifik ihrer Aussage nach einen vollständig weißen erwachsenen Schwertwal ausfindig gemacht. Im Jahr 2020 konnte ein weißer Schwertwal vor Alaska gefilmt werden.

Der Schädel des Schwertwals, insbesondere die Oberkieferknochen, sind sehr breit und kräftig gebaut. Ein für Delfine ungewöhnlich gut entwickeltes Schläfenfenster bietet Ansatz für eine starke Kaumuskulatur. Jede Kieferhälfte trägt 10–14 konische Zähne von 2,5–5 cm Durchmesser, insgesamt sind es 40–56 Zähne. Um starke und bewegliche Beute zu fixieren und zu zerreißen, greifen die Zähne von Ober- und Unterkiefer ineinander. Die Kiefer von Schwertwalen zeigen oft Fehlstellungen oder stark abgenutzte Zähne, was auf die Gegenwehr großer Beute zurückzuführen ist. Der Körper des Schwertwals wird von 50 Wirbeln gestützt.

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Verteilung

Erdkunde

Der Schwertwal ist weltweit verbreitet, in tropischen Gewässern ist er jedoch vergleichsweise selten. Die größten Populationen finden sich in höheren Breiten, insbesondere im Nordpazifik, Nordatlantik und den Polarmeeren. Der Großteil der Schwertwalpopulationen lebt die meiste Zeit in relativer Nähe zur Küste. In europäischen Gewässern ist der Schwertwal insbesondere vor Norwegen häufig. Die Art bewohnt jedoch auch die Gewässer um Grönland, Island, Jan Mayen, die Färöer, die Bäreninsel, Franz-Josef-Land, Spitzbergen, Nowaja Semlja, die britischen Inseln und die Gewässer der nördlichen Nordsee. In der südlichen Nordsee, etwa vor Schweden, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden ist der Schwertwal seltener, dasselbe gilt für die Ostsee. Im Ärmelkanal und vor Westeuropa werden Schwertwale nur sehr selten gesichtet. Im Mittelmeer werden nur in Ausnahmefällen aus dem Atlantik zugewanderte Exemplare beobachtet.

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In der Vergangenheit wurde immer häufiger beobachtet, dass im Zuge der globalen Erwärmung und des Rückgangs des Eises Schwertwale immer häufiger in solche arktische Regionen vorstoßen, die sie bisher wegen des Eises, das ein Verletzungsrisiko für ihre Rückenfinne darstellt, gemieden haben. Dadurch könnten sie dem Eisbären die Rolle des Spitzenprädators der Arktis streitig machen. Da die Bären sich bei Schwund der Eisfläche länger als bisher im Wasser aufhalten, können Schwertwale inzwischen eine potentielle Bedrohung für Eisbären sein.

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Schwertwal Lebensraum-Karte
Schwertwal Lebensraum-Karte
Schwertwal
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Gewohnheiten und Lebensstil

Schwertwale bewegen sich meist in Gruppen: Mammal-eaters beobachtet man meist in Gruppen von weniger als 10 Exemplaren, Coastal Fish-eaters treten üblicherweise in 5–50 Individuen umfassenden Gruppen auf. Oceanic and Neritic Killer Whales bilden Aggregationen von 10–70 Tieren. Seltener kommen Massenansammlungen von bis zu 150 Schwertwalen vor. Ziehende Gruppen bewegen sich mit im Schnitt rund 10 km/h fort, erreichen jedoch auch Geschwindigkeiten von über 20 km/h. Rastende Schwertwale bewegen sich sehr langsam, bleiben unter Wasser und tauchen alle 2–5 Minuten auf. Gelegentlich verweilen Schwertwale auch bewegungslos an der Wasseroberfläche. Als Sozialverhalten lassen sich Luftsprünge und ähnliches Verhalten deuten. Neben Rasten und Ziehen verwenden Schwertwale 60–95 % ihrer Zeit zur Nahrungssuche.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Der Schwertwal ist ein Spitzenprädator. Global gesehen umfasst sein Nahrungsspektrum mindestens 140 Arten von Fischen, Meeressäugern, Seevögeln, Kopffüßern und Meeresschildkröten. Örtlich spezialisieren sich Schwertwal-Ökotypen auf bestimmte Beutetiere und praktizieren auf ihre Beute zugeschnittene Jagdstrategien. Schwertwale sind insbesondere für koordinierte Gruppenangriffe auf ihre Beute bekannt. Die norwegischen Schwertwale ernähren sich vorwiegend von Hering und jagen diesen in meist bis zu 20, gelegentlich auch bis zu 100 m Tiefe nach. Daneben praktizieren einige Gruppen das sogenannte „Karussell“: Bei dieser Taktik wird ein Heringsschwarm an die Wasseroberfläche gejagt, mit Luftblasen aus den Blaslöchern eingekreist und durch Schläge mit der Fluke betäubt. Die Transients des Nordostpazifiks lauern Robben meist vor deren Rastplätzen am Strand auf und rammen sie mit ihrem Kopf oder schlagen sie mit der Fluke. Vor Argentinien lassen sich Schwertwale absichtlich stranden, um junge Robben in der Brandung zu fangen. Dazu schwimmen teilweise mehrere Schwertwale in einer Reihe auf den Strand zu, um den Robben den Weg abzuschneiden. Von Antarktis-B-Schwertwalen ist bekannt, dass sie Eisschollen auf Robben und Pinguine überprüfen, die Eisschollen in kleinere Teile zerlegen und dann durch gemeinsames Schwimmen eine Welle erzeugen. Diese wirft das Beutetier von der Eisscholle. Schwertwale vor Neuseeland erbeuten oft Plattenkiemer – nebst Rochen auch Haie wie den Riesenhai, den Blauhai, den Glatten Hammerhai oder den Gemeinen Fuchshai.

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Schwertwale sind auch dafür bekannt, andere Wale zu jagen. Am häufigsten sind dies kleine Wale wie andere Delfine – dazu schließen sich Schwertwale oft zu größeren Gruppen zusammen. Wenn Schwertwale Schulen von Delfinen angreifen, sondern sie einzelne Individuen ab und verfolgen diese bis zu deren Erschöpfung. Der Delfin wird dann unter anderem durch Rammen, Schläge mit der Fluke und Bisse getötet. Insbesondere von großen Bartenwalen werden meist die Kälber angegriffen. Angriffe auf ausgewachsene Bartenwale oder Pottwale sind hingegen sehr selten. Zwar tragen je nach Region bis zu 40 Prozent der großen Wale Narben von Schwertwalangriffen, jedoch waren diese meist bereits vor Beginn von Untersuchungen vorhanden. Auch über mehrere Jahre zeigten nur sieben Prozent einer untersuchten Buckelwalpopulation neue Narben von Angriffen. In einem publizierten Fall wurde ein großer Blauwal angegriffen; ein Teil der Schwertwale hinderte den Wal am Abtauchen, indem sie unter seinem Bauch schwammen. Derweil bissen andere Schwertwale den Blauwal in seine Flossen.

Nachdem ein großes Beutetier getötet ist, teilen Schwertwale die Nahrung in vielen Fällen unter ihren Artgenossen auf. Beim Fressverhalten fällt auf, dass Schwertwale nur bestimmte Körperteile ihrer Beute fressen und den Rest übrig lassen, bei Pinguinen zum Beispiel nur die Brustmuskeln. Von großen Walen werden nur die Zunge, die Lippen und der Blubber gefressen, von Haien oft nur die Leber und auch Robben werden von Schwertwalen entweidet, um an bevorzugte Körperteile zu gelangen. Wenn bei der Nahrungsaufnahme des Schwertwals Beutestücke übrig bleiben, so werden sie oft von Seevögeln gefressen. Dieses Verhalten ist unter anderem von Möwen, Raubmöwen, Albatrossen und Sturmvögeln bekannt. Gerade in beutearmen Zeiten könnte dieser Kommensalismus energetisch effizienter als eigenständiger Beutefang sein, oder die Vögel können so leichter Nahrungsgründe aufspüren. Von einigen Seevögeln ist auch bekannt, dass sie Schwertwalen aktiv folgen. Sie zielen offenbar auch auf Nahrungsreste ab, zumal ein Schwertwal leichter als übliche Beutetiere zu finden ist.

Ein großer männlicher Schwertwal hat einen täglichen Energiebedarf von rund 358 MJ. Eine Population von Schwertwalen als Spitzenprädatoren kann damit einen merklichen Einfluss auf ein Ökosystem haben. Ein über wenige Jahre erfolgter 50-prozentiger Rückgang einer Königspinguin-Kolonie wird auf Bejagung durch Schwertwale zurückgeführt.

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Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Über die Fortpflanzung des Schwertwals ist nur wenig bekannt. Schwertwalkühe sind mit einem Alter von 6–10 Jahren geschlechtsreif und haben einen zyklischen Östrus, der gelegentlich für 3–16 Monate unterbrochen wird. Die Tragzeit wird je nach Studie auf 12–18 Monate beziffert. Die saisonale Verteilung von Geburten ist nur wenig bekannt; bei den Resident-Schwertwalen sind die Geburten über das ganze Jahr verteilt, mit einem Schwerpunkt im Herbst. Kälber sind bei der Geburt 2–2,5 m lang und wiegen rund 200 kg. Sie werden nach 1–2 Jahren entwöhnt, nehmen aber vorher bereits feste Nahrung zu sich. Die Bindung des Jungtiers zur Mutter ist sehr stark. Für die ersten Monate nach der Geburt bei Schwertwalen in Gefangenschaft schlafen sowohl Kalb als auch Mutter nicht – bis jetzt ist nicht geklärt, wozu dieses Verhalten dient und wie sich die Kälber dennoch entwickeln. Ihr erstes Kalb werfen Kühe meist mit 12–14 Jahren, dann gebären sie alle 2–14 Jahre ein weiteres Kalb, bis sie ein Alter von 40 Jahren erreicht haben. Schwertwalkühe werfen in ihrem Leben durchschnittlich 5–6 Kälber. Schwertwalbullen werden mit 12–16 Jahren geschlechtsreif. Mit etwa 20–25 Jahren sind Schwertwale ausgewachsen.

POPULATION

Populationsgefährdung

Den weltweiten Bestand des Schwertwals schätzen Forney & Wade (2007) auf mindestens 50.000 Exemplare. Die Rote Liste gefährdeter Arten der IUCN listet den Schwertwal als data deficient, es fehlen also genügend Daten für eine Einstufung. Grund ist die taxonomische Unsicherheit: Aus weltweiter Perspektive ist der Schwertwal nicht bedroht, einige lokale Populationen erleiden jedoch starke Bestandseinbußen. Werden diese nun als Arten abgetrennt, so müssten diese in einen hohen Bedrohungsgrad eingestuft werden. Zu den Gründen für die lokalen Bestandsrückgänge zählt unter anderem gezielter Abschuss durch Fischer, da Schwertwale Fische von Langleinen verzehren. Gelegentlich werden lebende Schwertwale für Delfinarien gefangen, in Russland wurde zu Beginn 2019 der Fang von Orcas zwecks Verkauf nach China gerechtfertigt. Lokal wird noch Walfang am Schwertwal betrieben. Ein weiterer Gefährdungsfaktor ist die Umweltverschmutzung: Einerseits durch die Bioakkumulation von polychlorierten Biphenylen (PCB) in Schwertwalen, andererseits durch Ölverschmutzung. Zuletzt kann Mangel an Beutetieren eintreten, etwa durch Überfischung oder Umweltgifte. Dies trifft insbesondere hochgradig spezialisierte Schwertwalpopulationen.

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Die im Gewebe von Schwertwalen gefundene PCB-Konzentration beeinflusst die Fortpflanzung und das Immunsystem der Tiere und bedroht weltweit über die Hälfte der Schwertwalpopulationen. Betroffen sind vor allem Populationen, die in der Nähe von Industrieregionen leben.

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Populationszahl

Laut der Roten Liste der IUCN wird der weltweite Bestand des Schwertwals auf etwa 50.000 Wale geschätzt. Diese Art wird derzeit auf der IUCN-Liste der bedrohten Arten als Unzureichende Datengrundlage (DD) eingestuft.

Lustige Fakten für Kinder

  • Killerwale greifen Menschen normalerweise nicht an, aber sie haben diesen Namen, weil sie große Tiere wie andere Wale und Seelöwen besiegen können. Sie jagen fast jedes Tier im Meer, in der Luft über ihnen oder entlang der Küste.
  • Die Römer gaben den Killerwalen den Namen ""Orca"" und er ist im Laufe der Jahre populär geworden.
  • Wenn Orcas geboren werden, haben sie eine flexible Rückenflosse, die sich beim Älterwerden versteift.
  • In den 1960er Jahren machten Orcas ihr enormes Debüt in Marine-Shows.
  • Die beliebtesten Filme mit Killerwalen sind Happy Feet, Free Willy und Namu: The Killer Whale.
  • Diese Wale das zweitgrößte Gehirn aller marinen Säugetiere. Den ersten Platz belegt der Pottwal, der das größte Gehirn aller lebenden Tieres hat.

Coloring Pages

Referenzen

1. Schwertwal artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Schwertwal
2. Schwertwal auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/15421/0

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