Weißbart-, Bären-stummelaffe
Der Weißbart- oder Bären-Stummelaffe (Colobus polykomos) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Stummelaffen (Colobini).
Weißbart-Stummelaffen sind wie alle Stummelaffen schlanke, langschwänzige Primaten mit rückgebildetem Daumen. Das Fell ist überwiegend schwarz gefärbt, lediglich die Backenhaare und die Brust sind weiß. Der Schwanz ist ebenfalls gänzlich weiß und hat im Gegensatz zu anderen Vertretern der Schwarz-weißen Stummelaffen keine Quaste.
Weißbart-Stummelaffen sind im westlichen Afrika beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Gambia bis zur Elfenbeinküste. Ihr Lebensraum sind Wälder.
Diese Primaten sind tagaktive Baumbewohner, die sich meist im Kronendach aufhalten und selten auf den Boden kommen. Sie leben in kleinen Gruppen, die sich aus einem Männchen (manchmal auch mehr), etwa drei bis vier Weibchen und dem gemeinsamen Nachwuchs zusammensetzen. Es sind territoriale Tiere, zwar überlappen sich die Reviere zum Teil, einzelne Gruppen gehen einander aber aus dem Weg. Lautes Brüllen der Männchen am Morgen weist die anderen Gruppen auf den Aufenthaltsort hin. Begegnen sich zwei Gruppen dennoch, kommt es zwischen den jeweiligen Männchen zu aggressivem Verhalten, das mit Gesten, lautem Brüllen und auch mit körperlichen Auseinandersetzungen ausgetragen wird.
Weißbart-Stummelaffen nehmen vorwiegend Blätter zu sich, daneben fressen sie auch Früchte und Samen. Ein mehrkammeriger Magen hilft ihnen bei der Verwertung der schwer verdaulichen Blätternahrung.
Nach einer knapp sechsmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. Dieses ist zunächst weiß gefärbt, und nicht nur die Mutter, sondern auch die anderen Weibchen der Gruppe kümmern sich darum.
Die Schwarz-weißen Stummelaffen sind Pflanzenfresser (Blattfresser), ihre Ernährung besteht im Allgemeinen aus weichen, jungen Blättern, die in den Baumkronen wachsen. Zu bestimmten Jahreszeiten ernähren sich die Schwarz-weißen Stummelaffen auch von Früchten und Blüten.
Die Schwarz-weißen Stummelaffen sind sowohl polygyn (ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen) als auch polygam (Individuen beider Geschlechter haben mehrere Partner). Während einige Populationen das ganze Jahr über brüten können, haben andere ein genau definiertes Paarungssystem und gebären während der Trockenzeit zwischen Dezember und Mai. Die Trächtigkeit dauert 175 Tage. Danach bringen die Weibchen in der Regel einmal alle 2 Jahre ein Jungtier zur Welt. Die Mutter ist sehr beschützend gegenüber ihrem Baby, säugt, beschützt und pflegt das Jungtier. Sie trägt auch das neugeborene Baby, das noch nicht selbständig laufen kann. Das Alter der Geschlechtsreife liegt bei 2 Jahren.
Wie viele andere Bewohner der westafrikanischen Wälder leiden die Weißbart-Stummelaffen an der fortschreitenden Zerstörung und Verkleinerung ihres Lebensraums. Die IUCN listet die Art zwar als gering gefährdet, gibt aber an, dass diese Einschätzung veraltet ist.
Im Duisburger Zoo werden einige Tiere gehalten, der Zoo verwaltet auch das Zuchtbuch, in dem der Weltzoobestand gepflegt wird.
Der Schwarz-weiße Stummelaffe war früher weit verbreitet, aber für diesen Primaten gibt es keine Schätzung der Populationsgröße. Derzeit ist diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Gefährdet (VU) eingestuft.
Da sie sich von Blättern, Früchten und Samen ernähren, sind Schwarz-weiße Stummelaffen wahrscheinlich die Verbreiter der Samen der Pflanzen, die sie verzehren. Außerdem sind diese Tiere eine wichtige Beutetierart für lokale Prädatoren.