Die Schraubenziege (Capra falconeri) ist eine wilde Ziege Zentralasiens. Im Englischen und manchmal auch im Deutschen wird sie als Markhor bezeichnet, von persisch مارخوار Mārchār, DMG Mārḫwār, ‚Schlangenfresser‘, auch persisch مارخور Mārchor, DMG Mārḫor.
Schraubenziegen haben den gleichen stämmigen Körperbau wie alle Ziegen, ihre Gliedmaßen sind kurz und kräftig, die Hufe breit. Die Tiere der Art erreichen Kopf-Rumpf-Längen von 130 bis 190 cm sowie Schwanzlängen von 8 bis 20 cm. Die Schulterhöhe beträgt 65 bis 115 cm, das Gewicht bei Männchen (Böcken) 80 bis 110, bei Weibchen (Geißen) 32 bis 50 Kilogramm. Damit zählen sie zu den größten Vertretern der Ziegen.
Die Farbe des Fells ist hauptsächlich ein rötliches Grau, das im Sommer kräftiger als im Winter ist. Böcke haben außerdem einen sehr großen schwarzen Ziegenbart, eine dunkle Mähne, die vom Hals bis zur Brust reicht, sowie dicht behaarte Beine. Allgemein ist das Fell im Sommer viel kürzer als im Winter. Besonders auffällig sind die Hörner, die dicht beieinander stehen, dann aber V-förmig auseinandergehen. Sie sind sehr breit und spiralig gewunden. Beim Bock erreichen sie eine maximale Länge von 160 Zentimetern, bei der Geiß bleiben sie mit 25 Zentimetern sehr viel kürzer.
Schraubenziegen sind in Zentralasien beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet umfasst das östliche Afghanistan, den Norden Indiens (Unionsterritorium Jammu und Kashmir), Pakistan sowie Turkmenistan und die südlichen Teile Tadschikistans und Usbekistans. Ihr Verbreitungsgebiet ist zersplittert.
Sie bewohnen sowohl Gebirgsregionen bis in 3600 Metern Seehöhe als auch Steppen- und Wüstengebiete. Sie halten sich aber in der Regel höchstens knapp oberhalb der Baumgrenze auf und wandern im Winter meist in tiefer liegende Gebiete ab. Sie leben typischerweise in Buschwäldern, bestehend aus Steineichen (Quercus ilex), Chilgoza-Kiefern (Pinus gerardiana) und Persischem Wacholder (Juniperus macropoda). Wenn Schnee liegt, ernähren sie sich von den immergrünen Blättern der Steineichen. Oft klettern die jüngeren und leichteren Tiere dazu in die Bäume.
Das Verbreitungsgebiet der Schraubenziege überschneidet sich teilweise mit dem des verwandten Sibirischen Steinbocks. Dieser bevorzugt jedoch höher gelegene Gebiete.
Schraubenziegen sind vorwiegend in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv. Ihre Nahrung besteht aus Gräsern und Blättern, bei der Nahrungsaufnahme richten sie sich gelegentlich auf die Hinterbeine auf. Weibchen und Jungtiere leben in kleinen Herden von etwa neun Tieren, obwohl selten auch große Ansammlungen von bis zu hundert Ziegen gesehen werden. Die Böcke sind Einzelgänger, die sich nur zur Paarungszeit den Herden anschließen. Sie sind dann gegenüber Geschlechtsgenossen äußerst aggressiv und versuchen, durch Kämpfe die Führung einer Herde zu gewinnen.
Die Paarung erfolgt im Herbst und Winter; nach einer 135- bis 170-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen meist zwischen April und Juni ein bis zwei Jungtiere zur Welt. Diese werden mit 5 bis 6 Monaten entwöhnt, bleiben aber noch bis zur nächsten Paarungssaison bei der Mutter. Mit 18 bis 30 Monaten werden sie geschlechtsreif.
Schraubenzieher sind Pflanzenfresser (Blattfresser, Grassfresser). Sie ernähren sich von verschiedenen Gräsern, Blättern, Zweigen und Sträuchern.
Schraubenziegen haben ein polygynes Paarungssystem, bei dem sich die Männchen in jeder Brutsaison mit mehreren Weibchen paaren. Sie paaren sich im Winter, wobei sich die Männchen gegenseitig bekämpfen, indem sie sich die Hörner aufsetzen und versuchen, sich gegenseitig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Trächtigkeit dauert 135-170 Tage und führt in der Regel zur Geburt von einem oder zwei Jungen, selten auch drei. Die Jungtiere werden als Nestflüchter (voll entwickelt) geboren und können schon bald nach der Geburt laufen. Die Mütter säugen und beschützen ihre Kinder innerhalb von 6 Monaten und danach werden sie unabhängiger. Junge männliche und weibliche Schraubenziege werden im Alter von 18 bis 36 Monaten geschlechtsreif.
Die Wilderei mit ihren indirekten Auswirkungen wie Störungen, zunehmende Fluchtdistanzen und die daraus resultierende Verringerung der effektiven Lebensraumgröße ist bei weitem der wichtigste Faktor, der das Überleben der Schraubenziege bedroht. Die Wilderei führt zu einer Fragmentierung der Population in kleine Inseln, auf denen die verbleibenden Teilpopulationen vom Aussterben bedroht sind. Die Schraubenziege ist wegen ihrer unglaublich seltenen spiralförmigen Hörner eine geschätzte Jagdtrophäe, die zu einer Bedrohung für ihre Art wurde. Schraubenzieher sind eine potentielle Beute für Schneeleoparden, Braunbären, Luchse, Schakale und Steinadler. Dies ist zwar nicht direkt die Ursache für ihre Gefährdung, aber die ohnehin schon kleine Population der Schraubenziege ist durch ihre Prädatoren weiter bedroht.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Schraubenziege auf 5.754 ausgewachsene Individuen. Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als "Potentiell gefährdet (NT)" eingestuft, aber ihr Bestand nimmt heute zu.
Schraubenzieher helfen bei der Verbreitung der Samen der wilden Gräser, die ihre Ernährung ausmachen. Sie sind auch eine wichtige Beute für große Prädatoren wie Steinadler, Himalaya-Luchse, Leopardenkatzen, Schneeleoparden, Wölfe und Schwarzbären.