Der Narwal (Monodon monoceros) ist eine Art der Zahnwale (Odontoceti). Zusammen mit dem nahe verwandten Weißwal (Delphinapterus leucas) bildet er die Familie der Gründelwale (Monodontidae).
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FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
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WasserEin Wassertier ist ein Tier, entweder ein Wirbeltier oder ein wirbelloses Tier, das den größten Teil oder sein ganzes Leben im Wasser lebt. Es kann...
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ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
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PolygyniePolygynie ist ein Paarungssystem, bei dem ein Männchen mit mehreren Weibchen lebt und sich mit ihnen paart, aber jedes Weibchen sich nur mit einem ...
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TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
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Seltsame TiereOhne Stoßzahn misst der Narwal vier bis fünf Meter. Das Männchen wird rund eineinhalb Tonnen schwer, das Weibchen etwas weniger als eine Tonne. Eine Finne fehlt dem Narwal. Entlang des hinteren Rückens weist er jedoch eine Reihe unregelmäßiger Höcker auf. Die Flipper genannten Brustflossen sind relativ kurz, am Ende eiförmig abgerundet und nach oben gebogen. Die Fluke ist am hinteren Rand bei beiden Flügeln stark konvex gebogen und unterscheidet sich somit deutlich von der aller anderen Wale. Der Kopf ist relativ kompakt. Eine ausgeprägte Schnauze fehlt und der Mund ist sehr klein und schmal mit nach oben gebogenen Mundwinkeln.
Die Grundfarbe des Narwals ist ein sehr helles Braun bis Weiß. Der Kopf und Nacken sowie der Rücken sind dunkel, fast schwarz, ebenso die Ränder der Flipper und der Fluke. Die Seiten sind mit grauen und schwarzbraunen Flecken gesprenkelt. Ältere Tiere sind meist heller gefärbt als jüngere.
Das hervorstechende Merkmal der Männchen ist ihr Stoßzahn (siehe auch Ainkhürn). Es handelt sich dabei um einen (meist den linken) Eckzahn (Caninus) des Oberkiefers, der schraubenförmig gegen den Uhrzeigersinn gewunden die Oberlippe durchbricht und bis zu drei Meter lang und acht bis zehn Kilogramm schwer werden kann. Das wahrscheinlich größte Exemplar der Welt befindet sich mit einer Länge von 2,74 Metern im Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main.
Der einzige weitere Zahn sitzt ebenfalls im Oberkiefer und bricht normalerweise nicht hervor. Weitere Zähne werden beim Männchen zwar embryonal im Kiefer angelegt, entwickeln sich jedoch üblicherweise nicht weiter. Wo dies in seltenen Fällen dennoch geschieht, können sich auch zwei Stoßzähne ausbilden. Beim Weibchen sind die Zähne meist normal entwickelt, doch kommt es gelegentlich ebenfalls zur Ausbildung eines oder sogar zweier Stoßzähne wie beim Männchen (was eine Unterscheidung der Geschlechter erschwert). Nicht selten bricht der Stoßzahn ab. Dann verschließt sich die Bruchstelle mit neuem Dentin.
Die Bedeutung des Stoßzahns war lange Zeit Anlass zu teilweise recht ungewöhnlichen Mutmaßungen. Ansichten, wie der Zahn diene zum Durchbrechen der Eisdecke oder zum Aufspießen von Fischen, zum Durchwühlen des Meeresbodens oder als Instrument bei der Echo-Ortung, wurden kontrovers diskutiert. In letzter Zeit werden zwei mögliche Funktionen favorisiert: hierarchiebestimmendes Merkmal von Dominanz (siehe Abschnitt zur Fortpflanzung) oder Sinnesorgan. So haben neueste Untersuchungen ergeben, dass der Zahn etwa 10 Millionen Nervenenden enthält, mit deren Hilfe vermutlich neben Wassertemperatur und -druck auch der Salzgehalt des Meerwassers und die Quantität von Beute in Abhängigkeit von der Tiefe erfassbar sind.
Narwale sind Säugetiere und damit Warmblüter. Gegen Kälte sind sie durch eine bis zu zehn Zentimeter dicke Speckschicht unter der Haut, den Blubber, isoliert. Die bedeutendsten körperlichen Anpassungen erfolgten bei der Sinneswahrnehmung in einer überwiegend von akustischen Reizen bestimmten Umwelt und bei der Speicherung von Sauerstoff. Akustisch verständigen und orientieren sich die Narwale (wie übrigens auch ihre nahen Verwandten, die Weißwale oder Belugas) durch ihre „Gesänge“, wie die von ihnen ausgesandten Schallwellen von uns Menschen empfunden werden. Den Sauerstoff speichert der Narwal auf eine Weise, die ihn befähigt, beim Tauchen etwa fünfzehn Minuten lang von seinem Vorrat zu zehren: Rund 10 % bleiben in der Lunge, je rund 40 % gehen in das Blut und in das Muskelgewebe, die restlichen 10 % in andere Gewebearten. Im Blut wird der Sauerstoff wie beim Menschen von Hämoglobin gebunden, im Muskelgewebe von Myoglobin, welches das Muskelfleisch wie bei allen Meeressäugern dunkel färbt. Das Blut nimmt wenig Stickstoff auf, sodass beim Auftauchen nicht die für Menschen typische Taucherkrankheit entsteht. Die Atemluft wird dann aus den Lungen explosionsartig ausgestoßen – der Wal „bläst“.
Narwale sind im gesamten Arktischen Ozean verbreitet und halten sich stets in der Nähe des Packeises auf. Am häufigsten treten die Wale rund um Grönland, in der Baffin Bay, der Hudson Bay und entlang der Küste Sibiriens auf. Seltener sind sie an der Küste von Alaska, in der Tschuktschensee und der Ostsibirischen See zu finden. Man nimmt heute an, dass es sich bei den Tieren östlich und westlich von Grönland um zwei relativ stark voneinander separierte Populationen handelt.
Im Sommer ziehen die Narwale weiter nach Norden als jedes andere Säugetier. Sie halten sich dann in den Fjorden Grönlands, vor allem im Inglefield-Fjord, in der kanadischen Arktis und rund um Spitzbergen auf. Selbst im Winter bleiben Narwale normalerweise nördlich des Polarkreises.
Abgesehen von Spitzbergen kommen Narwale in Europa nur als Irrgäste vor. Wie aus Dokumentationen hervorgeht, wurden hier in den letzten 200 Jahren insgesamt nur etwa 20 Narwale gesichtet, vornehmlich vor der Küste Islands und Skandinaviens, wo sie gelegentlich auch strandeten. Sehr selten wurden verirrte Narwale sogar in der Nordsee gesehen. Die südlichste Sichtung stammt aus der Zuiderzee in den Niederlanden (1970).
Narwale ernähren sich von einigen Fischarten, Tintenfischen und Krebstieren, die sie durch den von den kräftigen Lippen und der Zunge erzeugten Sog regelrecht „in den Mund saugen“.Das gleichzeitige Vorkommen von Narwalen und Weißwalen in derselben Region ist sehr selten und wird natürlicherweise durch unterschiedliche Sommer- und Wintergründe vermieden. In Fällen, in denen es dennoch zu solchen Überschneidungen kam, ließ sich beobachten, wie die Tiere Konkurrenz dadurch umgingen, dass sie in unterschiedlichen Wassertiefen nach Nahrung suchten. Dabei bevorzugten die Narwale die tieferen Wasserschichten.
Neben dem Menschen stellen die Großen Schwertwale (Orcinus orca) wahrscheinlich den größten Feind der Narwale dar. Sie treiben die Narwale bei der Jagd gegen die Küste und können sie so leichter erbeuten. Beim Annähern von Schwertwalen, aber auch von Schiffen oder beim Geräusch von zerbrechendem Eis, zeigen die Narwale ein als adlingayuk (Inuktitut) bezeichnetes Verhalten: Sie verfallen in Regungslosigkeit und lassen sich lautlos im Wasser absinken.
Für Nordwest-Grönland wurden als Hauptnahrungsquelle im Frühjahr und Sommer der Polardorsch (Boreogadus saida) und der Grönlanddorsch (Arctogadus glacialis) ermittelt. Fische erwiesen sich auch bei anderen Analysen als Hauptnahrung für diese Jahreszeit (durchschnittlich etwa 93 Prozent des Mageninhaltes). Im Spätsommer und Herbst überwiegt dagegen der Anteil der Tintenfische und Krebstiere. Täglich frisst ein Narwal, abhängig von der Jahreszeit, etwa 45 bis 80 Kilogramm. Er taucht auf Beutesuche je nach Quelle bis zu 350 oder sogar bis zu 500 Meter tief und bleibt etwa fünfzehn Minuten unter Wasser. Zur Auffindung der Nahrung nutzt er sein „Sonarsystem“, wozu er intensive „Klicks“ ausstößt. Weitere Laute wie Pfeifen, Keuchen und Klickserien – vor allem im Ultraschallbereich – dienen der Kommunikation.
Narwale bleiben das ganze Jahr über in der Nähe des Packeises; innerhalb der Eisflächen sind sie in Polynjas und an Atemlöchern anzutreffen. Löcher in einer über 15 Zentimeter dicken Eisdecke werden durch kräftige Stöße mit der Stirn geöffnet oder offen gehalten. Obwohl sich bei den jahreszeitlichen Wanderungen Herden von tausend Tieren zusammenfinden können, bestehen Familienverbände („Narwalschulen“) üblicherweise nur aus fünf bis zwanzig Tieren – einem ausgewachsenen Männchen sowie mehreren Weibchen und Jungtieren. Solange sie noch nicht alt genug sind, die Führung einer Schule zu übernehmen, schließen sich jugendliche Männchen zu Verbänden zusammen.
Gelegentlich soll auch der Eisbär (Ursus maritimus) Narwale erbeuten. Der Grönlandhai (Somniosus microcephalus) greift Narwale wahrscheinlich nicht an und frisst nur die Kadaver toter Wale in Netzen. Dokumentiert sind dagegen tödliche Angriffe von Walrossen (Odobenus rosmarus). Durch schnell gefrierendes Eis können Narwale in Buchten oder Fjorden eingeschlossen werden, ein in Grönland als sassat bezeichnetes Phänomen. Die Wale können dann nicht mehr entkommen und sind gezwungen, Eislöcher zum Atmen offen zu halten; schließlich sterben sie an Erschöpfung oder werden von Eskimo-Jägern erbeutet.
Narwale sind Fleischfresser (Fischfresser). Zu ihrer Ernährung gehören Schwarzer Heilbutt, Polarkabeljau und arktischer Kabeljau, Tintenfisch, Garnelen und Armhakenkalmar. Sie verzehren auch Wolfsbarsch, Lodde und Rochen-Eier.
Narwale werden im Alter von fünf bis acht Jahren geschlechtsreif; erste Trächtigkeiten treten allerdings erst mit sieben bis zwölf Jahren ein. Die männlichen Narwale haben dann eine durchschnittliche Länge von etwa 3,90 Metern, die weiblichen Tiere von etwa 3,40 Metern. Die Weibchen sind offenbar mehrfach im Jahr fruchtbar; die Paarungszeit liegt jedoch nur zwischen Ende März und Anfang Mai.
Über das Fortpflanzungsverhalten der Narwale selbst ist relativ wenig bekannt. Verschiedentlich wurde beobachtet, dass zwischen den Männchen regelmäßig Rivalenkämpfe stattfinden, bei denen die Stoßzähne als Waffe dienen. Abgebrochene Zähne und Stirnnarben sind nicht selten eine Folge dieser Auseinandersetzungen; sogar männliche Schädel, in denen die abgebrochenen Zahnspitzen gegnerischer Männchen steckten, wurden gefunden. Nach Lopez (1987) legen die Männchen in Gegenüberstellung ihre Stoßzähne nebeneinander, und das Tier mit dem kürzeren Stoßzahn erhält bei derartigen Kämpfen Abschürfungen oder manchmal ernsthafte Stichverletzungen – ein Hinweis auf die hierarchische Bedeutung der Stoßzähne.
Die Tiere sind offensichtlich polygyn, verpaaren sich also mit mehreren Weibchen, die sie gegen Rivalen verteidigen. Das Paarungsverhalten selbst wurde bislang nicht beobachtet. In einem Fall ließ sich durch DNA-Untersuchungen nachweisen, dass ein auffälliger Walschädel zu einem Tier gehört hatte, das aus einer Paarung eines weiblichen Narwals mit einem männlichen Beluga hervorgegangen war.
Die Tragezeit dauert etwa 14 bis 15 Monate; die Geburten erfolgen dementsprechend im Sommer zwischen Mai und August. Das meist einzige Junge ist bei der Geburt etwa 150 Zentimeter lang und wiegt rund 80 Kilogramm, Zwillingsgeburten sind selten. Der Stoßzahn bricht während des ersten Lebensjahres durch und entwickelt sich erst im Laufe mehrerer Jahre zur vollen Länge. Das Säugen erfolgt wahrscheinlich zwei Jahre lang. Während dieser Zeit wird die Mutter nicht von neuem trächtig.
Die Lebensdauer der Narwale beträgt etwa vierzig Jahre.
Wie für alle Meeressäuger stellt Umweltverschmutzung für die Narwale eine große Bedrohung dar. Als Fischfresser nehmen sie die in ihren Beutetieren abgelagerten Giftstoffe, vor allem Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Cadmium, auf und speichern sie in der Leber, den Nieren, dem Muskelgewebe und im Körperfett. Die Belastungen mit Schwermetallen sind regional unterschiedlich. Während in kanadischen Gewässern die Cadmiumbelastung extrem hoch ist, sind rund um Grönland die Bleiwerte deutlich überhöht.
Unter den aus Pestiziden stammenden Chlorkohlenwasserstoffen spielen vor allem die polychlorierten Biphenyle (PCB) eine Rolle, daneben Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), Dieldrin, Hexachlorcyclohexan (Lindan) und Chlorbenzen. Diese Stoffe finden sich vor allem im Fettgewebe der Wale. Vergleiche mit der Belastung anderer Wale haben ergeben, dass Narwale organische Giftstoffe offenbar langsamer abbauen als andere Zahnwale.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die weltweite Populationsgröße des Narwals auf etwa 80.000 Individuen, einschließlich Schätzungen für diese Art in bestimmten Regionen: Kanadische Hocharktis - 70.000 Tiere; nördliche Hudson Bay - 3.500 Tiere; Westgrönland - über 2.000 Tiere; Ostgrönland - weniger als 1.000 Tiere. Die Population des Narwals wird derzeit auf der Roten Liste der IUCN als Potentiell gefährdet (NT) eingestuft.
Narwale stehen an der Spitze der Nahrungskette und spielen eine wichtige Rolle für die allgemeine Gesundheit der Meeresumwelt, da sie die Populationen der Beutetiere kontrollieren, die sie verzehren.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...