Atlantische nordkaper
Der Atlantische Nordkaper (Eubalaena glacialis) ist eine bis 18 m große Art der Glattwale, die im Nordatlantik verbreitet ist. Die Art ist vom Aussterben bedroht, es gibt weltweit geschätzt nur noch 200–250 Tiere.
Atlantische Nordkaper sind normalerweise 13 bis 16 m groß; die wissenschaftlich gesicherte Höchstlänge liegt bei 18 m, angeblich sollen auch 21 m erreicht werden können. Das Gewicht des Wals liegt bei 100 Tonnen. Wie bei allen Glattwalen fehlt eine Rückenflosse. Die Farbe ist einheitlich schwarz. Auffällig ist ein extremer Parasitenbefall durch Seepocken, Walläuse und andere Krebstiere, die von weitem wie ausgedehnte weiße Flecken aussehen. Besonders dicht ist dieser Bewuchs auf der Stirn, wo die Parasiten eine regelrechte weiße „Mütze“ bilden.
Es gibt auf jeder Seite des Mauls 300 Barten. Zwei Blaslöcher ergeben einen V-förmigen Blas. Der Blubber (Speck, aus dem der Tran ausgekocht werden kann) macht 40 % des Körpergewichts aus; kein anderer Wal hat einen so hohen Blubberanteil.
Atlantische Nordkaper leben im Sommer in subpolaren Regionen und im Winter in gemäßigten Breiten. Im östlichen Teil des Atlantik ist der Nordkaper vollständig ausgerottet. Vorher fand man diesen Wal im Sommer in der Nähe von Island und im Winter im Golf von Biscaya. Hierher rührt auch die deutsche Bezeichnung „Biskayawal“, die hin und wieder verwendet wird. Die westatlantischen Populationen halten sich im Sommer vor der Küste Neuenglands und im Winter im Golf von Mexiko und östlich von Florida auf.
In der Antike lebte der Atlantische Nordkaper auch in der Straße von Gibraltar und im westlichen Mittelmeer.
Atlantische Nordkaper sind sehr langsam schwimmende Wale, die sich mit etwa 8 km/h fortbewegen. Wie alle Bartenwale sieben sie die Nahrung mit ihren Barten; hauptsächlich bleiben Ruderfußkrebse darin hängen, aber auch kleine Fische. Nordkaper haben sich früher zu den Wanderungen zu großen Verbänden von hundert Einzeltieren und mehr versammelt; wegen der extremen Seltenheit dieser Art ist das heute nicht mehr möglich.
Nordatlantische Glattwale sind Fleischfresser (Planktonfresser). Sie ernähren sich hauptsächlich von Copepoden und anderen kleinen wirbellosen Tieren wie Krill, Pteropoden und Seepockenlarven, indem sie sich langsam durch konzentrierte Beutefelder an oder unter der Meeresoberfläche bewegen.
Diese Wale sind polyandrisch, wobei sich die Weibchen mit vielen Männchen paaren. Zwischen konkurrierenden Männchen gibt es keine Aggressionen, ein seltenes Verhalten bei Säugetieren. Ein Nordatlantischer Nordkaper paart sich im Winter. Die Trächtigkeit dauert 12-13 Monate, wobei die Weibchen ein einziges Kalb zur Welt bringen. Alle drei bis vier Jahre bringen sie ein Kalb zur Welt. Die Mutter und ihr Kalb bleiben bis zum Alter von etwa einem Jahr, wenn das Kalb entwöhnt wird, eng zusammen. Während des ersten Jahres lernt das Kalb von seiner Mutter, wo die kritischen Futterplätze sind, die es für den Rest seines Lebens aufsuchen wird. Nordatlantische Nordkaper sind zwischen 8 und 11 Jahren geschlechtsreif.
Diese Art ist dadurch bedroht, dass sie durch den Schiffsverkehr von den Kalbungsgebieten getrennt wird, durch Schiffskollisionen und dadurch, dass sie sich in Fischernetzen verheddert, wobei das Verheddern manchmal zu schweren Verletzungen oder zum Tod führt, da sich das Fanggerät um das Maul des Wals wickeln und ihn an der Nahrungsaufnahme hindern oder zum Ertrinken bringen kann, weil er nicht nach Luft schnappen kann. Die Erwärmung der Ozeane kann sich auf die Nahrungsquellen der Wale auswirken. Ausgedehnte Gebiete mit winzigen Tieren und Pflanzen, die sie fressen, werden sich wahrscheinlich in ihrem Vorkommen verändern oder an andere Orte verlagern, wenn sich die Temperatur des Meerwassers, die Meeresströmungen und die Winde aufgrund des Klimawandels verändern. Die veränderte Verfügbarkeit von Nahrung hat bereits die Reproduktionsraten dieses gefährdeten Wals beeinträchtigt.
Laut der Roten Liste der IUCN betrug die Gesamtpopulation des Atlantischen Nordkaper Ende 2018 409 Individuen, von denen 200-250 geschlechtsreif waren. Derzeit wird diese Art als Stark gefährdet (EN) eingestuft, und ihre Zahl ist heute abnehmend.