Der Nasenaffe (Nasalis larvatus) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Schlankaffen aus der Familie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae).
Auffälligstes Merkmal der Nasenaffen ist die große, birnenförmige Nase, die allerdings nur die Männchen besitzen. Das Fell der Nasenaffen ist an der Oberseite gelblich-braun und an der Unterseite weiß gefärbt, Arme, Beine und Schwanz sind grau. Das haarlose Gesicht ist rot. Nasenaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 66 bis 75 cm, der Schwanz wird ebenso lang wie der Körper. Mit einem Gewicht von 16 bis 22 kg sind Männchen doppelt so schwer wie Weibchen (7 bis 11 kg).
Der Nasenaffe kommt ausschließlich auf der Insel Borneo vor, er bewohnt die Küstenregionen und die tiefergelegenen Gebiete. Dort lebt er hauptsächlich in Torfmoorwäldern und Mangrovenwäldern.
Nasenaffen sind tagaktive Waldbewohner. Die Nacht und den Vormittag verbringen sie ruhend, den Höhepunkt ihrer Aktivität erreichen sie am Nachmittag und am Abend.
Sie leben in tiefergelegenen Regen- und Mangrovenwäldern, niemals weit vom Wasser entfernt. Sie können sehr gut schwimmen und 20 m tauchend zurücklegen, dank ihrer Schwimmhäute zwischen den Zehen, oft springen sie direkt von den Bäumen ins Wasser. Nasenaffen gelten als die besten Schwimmer unter allen Primaten.
Sie leben in Gruppen von 5 bis 30 Tieren, die entweder Haremsgruppen (ein Männchen und viele Weibchen) oder reine Männchengruppen sein können. Während Weibchen eher bei ihrer Geburtsgruppe verbleiben, verlassen junge Männchen die Gemeinschaft bei Eintritt der Geschlechtsreife. Allerdings kommt es manchmal vor, dass erwachsene Weibchen sich von ihrem Partner trennen und sich einem anderen anschließen. Zur Nahrungssuche und zur Nachtruhe schließen sich oft mehrere Gruppen zu Verbänden zusammen.
Der genaue Nutzen der großen Nasen bei den Männchen ist unsicher, möglicherweise dienen sie der sexuellen Attraktivität: je größer die Nase, desto besser die Chancen bei den Weibchen.Zudem vermutet man, dass mithilfe der Nase der Schall verstärkt und so lautere Geräusche erzielt werden können.
Die Nahrung der Nasenaffen besteht zum überwiegenden Teil aus Blättern und Früchten, in geringerem Ausmaß werden auch Blüten verzehrt.
Die Initiative zur Begattung geht vom Weibchen aus, indem sie ihre Lippen spitzt, den Kopf hin und her schwingt oder dem Männchen ihren Genitalbereich präsentiert. Rund 170 Tage nach der Paarung kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, im Gegensatz zu den Erwachsenen haben Neugeborene ein blaues Gesicht. Die Mutter säugt ihr Kind rund sieben Monate, danach bleibt es noch einige Zeit in engem Kontakt mit ihr. Die Geschlechtsreife tritt mit 5 bis 7 Jahren ein, bei Männchen später als bei Weibchen.Die Fortpflanzungszeit ist von Februar bis November.
Die größte Bedrohung für diese Art ist derzeit der Verlust ihres natürlichen Lebensraums durch Waldbrände und das Abholzen von Mangrovenbäumen, die an Flussufern wachsen. Gleichzeitig verlieren die Tiere in den Küstengebieten ihr Verbreitungsgebiet durch die Entwicklung menschlicher Siedlungen und Garnelenfarmen. Ein weiteres ernsthaftes Problem ist die örtliche Jagd auf Nahrung und Darmzofensteine, die in der traditionellen Medizin verwendet werden. Diese Bedrohung wird durch die gutmütige Natur dieser Tiere noch verstärkt, die sie zur "leichten Beute" für Jäger macht.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben über die Gesamtgröße der Population des Nasenaffen. Laut der Roten Liste der IUCN wurden jedoch bestimmte Populationen in den folgenden Gebieten geschätzt: Indonesien - die Zahl der Population in diesem Land hängt mit früheren und aktuellen Bedrohungen zusammen und schwankt zwischen weniger als 100 und mehr als 1.000 Individuen; und Sarawak - die Population in dieser Region wird auf weniger als 1.000 Nasenaffen geschätzt. Insgesamt ist die Zahl der Nasenaffen heute abnehmend, und die Tiere werden auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft.