Nonnenkranich
Reich
Stamm
Klasse
Unterklasse
Teilklasse
Überordnung
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Leucogeranus leucogeranus
Populationsgrösse
3,500-4,000
Lebensdauer
15-30 years
Gewicht
4.9-8.6
10.8-18.9
kglbs
kg lbs 
Höhe
140
55
cminch
cm inch 
Länge
115-127
45.3-50
cminch
cm inch 
Spannweite
210-230
82.7-90.6
cminch
cm inch 

Der Nonnenkranich (Leucogeranus leucogeranus, Syn.: Grus leucogeranus), auch Sibirischer Kranich, ist eine seltene Vogelart aus der Familie der Kraniche. Wegen seines überwiegend weißen Federkleides, das er nur mit drei anderen rezenten Kranicharten gemeinsam hat, wird er auch Schneekranich genannt. Er lebt während der Brutzeit paarweise und auf dem Zug in Familienverbänden von drei oder kleinen Trupps von fünf bis sieben Vögeln.

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Der Nonnenkranich gilt unter den Kranichen als die aquatischste Form und ist während seines gesamten Lebenszyklus auf Feuchtgebiete angewiesen. Nonnenkraniche leiden sowohl in ihren Brut- als auch ihren Überwinterungsgebieten unter der Zerstörung ihres Lebensraumes. Sie haben unter allen Kranichen den längsten Wanderweg und eine der längsten bekannten Zugrouten von Vögeln, die nicht die Ozeane überqueren. Da der Nonnenkranich auf seinen verbliebenen drei Zugrouten bejagt wird, gilt er als sehr gefährdet.

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Aussehen

Ausgewachsene Nonnenkraniche beiderlei Geschlechts haben ein rein weißes Gefieder, abgesehen von den schwarzen Primärfedern, der Alula und den primären Deckfedern. Die Stirn, das Gesicht und die Seite des Kopfes sind kahl und ziegelrot, der Schnabel ist dunkel und die Beine sind rosafarben. Die Iris ist gelblich. Jungvögel sind im Gesicht gefiedert und das Gefieder ist schmutzig braun. Es gibt keine verlängerten Tertialfedern wie bei einigen anderen Kranicharten. Es handelt sich um eine ziemlich große Kranichart. Der Nonnenkranich ist in der Regel etwas kleiner als andere Kraniche, insbesondere der Saruskranich, der Klunkerkranich und der Mandschurenkranich, was Gewicht und Größe betrifft.

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Verteilung

Erdkunde

Kraniche gelten grundsätzlich als Reliktvögel, die einem zunehmenden anthropogenen Druck, egal ob dieser direkt durch Jagd oder indirekt durch Lebensraumvernichtung entsteht, nur sehr schlecht widerstehen können. Dies gilt in besonderem Maße auch für den Nonnenkranich.

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Im Pleistozän waren Nonnenkraniche noch über den asiatischen Tiefebenen mit ihren großen Marschen und Sümpfen verteilt verbreitet. Im 19. Jahrhundert kamen sie nur noch zerstreut in ihren nördlichen Brutgebieten vor. Die Art ist sehr schwierig zu schützen, da sie weit verbreitet brütet und eine lange Zugroute hat, die durch mehrere Länder führt.

Eine östliche Population brütet im nordöstlichen Sibirien und überwintert am mittleren Jangtse. Hauptüberwinterungsgebiet ist hier der Poyang Hu. Dies ist die Hauptpopulation mit bis zu 3.000 Kranichen. Eine westliche brütet südlich des Obs und östlich des Urals und verbringt den Winter im Iran am Südufer des Kaspischen Meeres. Dabei handelt es sich allerdings nur um etwa zehn Vögel. Die Biotope, die von den beiden Restpopulationen genutzt werden, sind sehr verschieden. Die westliche lebt in sehr nassen Niederungs-Moos-Seggen-Wollgras-Tundren mit einer Vielzahl großer und kleiner Seen. Die östliche Population dagegen besiedelt seenreiche weite Sumpfmassive inmitten der nördlichen Lärchentaige und bevorzugen hier Sphagnum-Abschnitte, die in der Nähe von kleinwüchsigen und oft trockenen Lärchenwäldern liegen.

Mittlere Populationen, die in Westsibirien brüteten, sind mittlerweile vermutlich erloschen. Diese sogenannten zentralsibirischen Populationen überwinterten im indischen Gangesbecken, wo ihnen noch um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert zahlreiche Teiche und Monsuntümpel geeignete Überwinterungsquartiere boten. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte und einer Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen konzentrierten sich die überwinternden Nonnenkraniche immer mehr in einem rund 30 Quadratkilometer großen Sumpfgebiet, das 60 Kilometer westlich von Agra liegt. Dieses Gebiet ist mittlerweile ein Nationalpark. Der Keoladeo-Nationalpark bot den Vögeln ausreichenden Schutz in ihrer Überwinterungszeit, was sich auch daran zeigte, dass in den Überwinterungsquartieren nur wenige Vögel starben. Die Zugroute dieser Population führte vermutlich über die Wüste Thar, den Punjab und das Indus-Tal in Pakistan. Von dort flogen sie in nordwestlicher Richtung zum Ab-e-estada-See im Tal von Kabul in Ostafghanistan, dann in nördlicher Richtung über den Hindukusch, um dann Zentralasien in nordöstlicher Richtung zu überqueren. Für die Wanderroute, die die Hochlagen des Himalaya und des Karakorum umgeht, brauchten die Vögel etwa zwei Monate. Da die Nonnenkraniche weder in ihren Brutrevieren noch auf ihrer Zugroute geschützt waren, nahm ihre Zahl dramatisch ab. 1964 überwinterten noch 200 Nonnenkraniche in dem Nationalpark. Knapp 10 Jahre später waren es nur noch 76 Nonnenkraniche. 2002 wurde im Keoladeo-Nationalpark zum letzten Mal ein Nonnenkranich gesichtet. Damit sind vermutlich die zentralsibirischen Populationen erloschen.

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Nonnenkranich Lebensraum-Karte
Nonnenkranich Lebensraum-Karte
Nonnenkranich
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Flug des Nonnenkranichs ist wie bei anderen Kranicharten ruhig und geradlinig mit kräftig ausladenden Flügelschlägen. Vor dem Landen geht der Nonnenkranich in einen Gleitflug über. Zum Auffliegen muss er zunächst einen kleinen Anlauf nehmen.

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Der Nonnenkranich gilt als einer der am stärksten territorialen und aggressivsten Kranicharten. In seinem Verhaltensrepertoire spielen Aggressionsdemonstrationen daher eine bedeutende Rolle. Das unisone Duett, das im Stimme Abschnitt beschrieben ist, unterstützt die Territorialität in den Brutgebieten. In den Überwinterungsgebieten geht die Territorialität stark zurück. Drohgebärden sind aber auch hier zu beobachten. Sie dienen der Aufrechterhaltung der Hierarchie in der Gruppe. Zu den Aggressionsgebärden gehört auch ein demonstratives Annähern zu einem Rivalen. Dabei ist der Hals gestreckt und der Schnabel gegen den Hals gepresst. Beim Gehen hebt der Vogel das Bein vor dem folgenden Schritt weit aus dem Wasser. Bei einem sehr hohen Grad an Aggressivität zeigen Nonnenkraniche dieselben einleitenden Gebärden wie beim unisonen Duett. Statt zu rufen, legen sie aber die Schnabelspitzen auf den Rücken, breiten die Flügel aus und lassen ein rollendes Knurren hören, das nur einige Meter weit vernehmbar ist.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Der Nonnenkranich ist ein Allesfresser, zu dessen Nahrung unter anderem Wurzelknollen, Nagetiere, Fische und Insekten gehören. Tierisches Eiweiß spielt nur eine untergeordnete Rolle. Mit Ausnahme des zeitigen Frühjahrs lebt der Nonnenkranich fast ausschließlich vegetarisch. Sowohl während der Brutzeit als auch in seinen Überwinterungsquartieren sucht er seine Nahrung ausschließlich in Feuchtgebieten und nur äußerst selten auch in terrestrischen Lebensräumen. Dieses Merkmal hat er nur mit dem afrikanischen Klunker- und dem nordamerikanischen Schreikranich gemeinsam. Zur bevorzugten Nahrung des Nonnenkranichs gehören Wurzelknollen, die sie bis zu einer Wassertiefe von 60 Zentimetern mit ihren langen Schnäbeln ausgraben. Haben sie Knollen aus dem Wasser heraufgeholt, spülen Nonnenkraniche den Schlamm mit einem seitlichen Schlenker des Schnabels ab. Sie bevorzugen freies Gelände mit ungehinderter Sicht und verteidigen auch in den Winterquartieren ihre Futterreviere, die sie erst aufgeben, wenn der Winter zu Ende geht und der Zug unmittelbar bevorsteht. Dann beginnen sie in Gruppen nach Nahrung zu suchen.

Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Der Nonnenkranich erreicht seine Geschlechtsreife offenbar erst im Alter von sechs bis sieben Jahren. Es handelt sich um monogame Vögel, die eine über mehrere Fortpflanzungsperioden bestehende Paarbeziehung eingehen.

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Die westliche Restpopulation trifft an ihren Brutplätzen ein, wenn die Tundra fast noch ganz von Schnee bedeckt ist und nur Südhänge und Steifufer der Flüsse erste schneefreie Stellen aufweisen. Sie sind streng territorial und verteidigen ihre Nestreviere entschieden. Im Westen beträgt der Mindestabstand zwischen den Nestern 2,5 Kilometer, allerdings bleiben zahlreiche geeignete Brutplätze unbesetzt. Im Osten des Verbreitungsgebietes ist der Mindestabstand zwischen den Nestern etwas geringer und beträgt 1,5 Kilometer.

Die Nester werden über mehrere Jahre genutzt. Die Nestbasis ist eine festgestampfte ebene Plattform, die von Wasser umgeben ist. Die Aufpolsterung besteht aus trockenen vorjährigen Stängeln und Zweigen von Seggen sowie grünem Pflanzenmaterial. Das verbaute Pflanzenmaterial stammt aus der unmittelbaren Umgebung, so dass mehrjährige Nester von einer freien Wasserfläche von fünf bis 10 Meter Durchmesser umgeben sind.

Der Zeitpunkt der Eiablage ist abhängig von der geographischen Verbreitung. Er beginnt in den letzten Maitagen und zieht sich bis Mitte Juni hin. Weiter im Süden lebende Nonnenkraniche sind die frühesten, die mit der Eiablage beginnen. Das Vollgelege besteht aus zwei Eiern. Unter allen Kranicharten haben Nonnenkraniche gemeinsam mit den Schwarzhalskranichen des tibetischen Hochlandes die dunkelsten Eier. Dies gilt als eine Anpassung an das Klima in ihrem Brutgebiet. Subtropische Kranicharten haben weiße Eier, da die weiße Schale die Sonnenhitze besser reguliert. Es brütet vorzugsweise das Weibchen, das Männchen löst es gewöhnlich für kurze Zeit während des Tages ab. Das brütende Weibchen sitzt in der Regel flach auf dem Nest und hält den Kopf niedrig. Nur bei Gefahr reckt es den Kopf hoch. Das Männchen frisst und ruht tagsüber oft weitab vom Nest, hält aber mit dem brütenden Weibchen Stimmkontakt. Während der Nacht hält sich das Männchen dagegen in Nestnähe auf. Die Brutperiode beträgt 27 bis 28 Tage. Der jeweilige Schlupfvorgang zieht sich über 24 Stunden hin, das zweite Küken schlüpft gewöhnlich anderthalb Tage nach dem ersten Küken. Die beiden Küken zeigen eine sehr hohe Aggression und kämpfen miteinander, bis eines der beiden Küken stirbt. In der Regel überlebt das ältere Küken. Die Aggressivität gegenüber einem Geschwister erlischt erst im Alter von 40 Tagen.

Nach 70–75 Tagen werden die Jungvögel flügge. Die größte Gewichtszunahme weisen Nonnenkranichküken zwischen dem 10. und 40. Lebenstag auf. Allerdings ist eine Gewichtszunahme noch in der 18. Lebenswoche festzustellen.

Nonnenkraniche können sehr alt werden. Ein in der Wildnis gefangener weiblicher Nonnenkranich lebte mehr als 61 Jahre im Zoo von Philadelphia.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Nonnenkraniche sind durch den Verlust und die Verschlechterung ihres Lebensraums in ihren Überwinterungsgebieten, Brutgebieten und Rastplätzen bedroht. Weitere große Bedrohungen sind die Ausweitung der Landwirtschaft, die Trockenlegung von Feuchtgebieten, die Ölförderung und die menschliche Entwicklung. Die Jagd in Pakistan und Afghanistan während der Tierwanderung beeinträchtigt sie ebenfalls.

Populationszahl

Die in China überwinternde Kranichpopulation – das sind 95 % des Gesamtbestandes – sind von den hydrologischen Änderungen, die durch den Bau des Drei-Schluchten-Dammes verursacht wurden, betroffen. Der Bestand von nur mehr 2900 bis 3000 Tieren geht rasch zurück. In Gefangenschaft leben rund 200 Tiere.

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Staatenübergreifende Erhaltungsmaßnahmen begannen bereits in den frühen 1970er Jahren. Schutzzonen wurden an verschiedenen Stellen in Russland, Pakistan, China und Indien eingerichtet, die der Nonnenkranich während seines Zuges nutzt. Die weiten Wanderwege, auf denen Nonnenkraniche vor allem in Pakistan und Afghanistan illegal bejagt werden, stellen allerdings eine besondere Herausforderung beim Erhalt dieser Art dar.

Nonnenkraniche werden heute gezielt in Zoos nachgezüchtet. Zu den Zuchtzentren zählen die Gehege der International Crane Foundation in den Vereinigten Staaten, das Oka State Natur Reserve in Russland, der Beijing Zoo in Peking und der Vogelpark Walsrode in Deutschland. In der Haltung gilt der Nonnenkranich als die potentiell reizbarste Art, was bei seiner Haltung gewisse Vorsichtsmaßnahmen erforderlich macht. Das Aggressionspotential zeigt sich nicht nur gegenüber Pflegern, sondern macht es auch schwierig, geeignete Brutpaare zu bilden. Häufig sind Zoos gezwungen, Nonnenkraniche einzeln in separaten Gehegen zu halten, damit sie nicht zu Tode kommen. Der erste in Gefangenschaft geborene Nonnenkranich wurde erst 1980 in den Gehegen der International Crane Foundation gezogen.

Der Nonnenkranich gilt als so bedroht, dass es einen Global Animal Survival Plan für diese Art gibt. Damit wird versucht, eine weltweite Kooperation in den Erhaltungsbemühungen um den Nonnenkranich sicherzustellen.

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Ökologische Nische

Nonnenkraniche haben Auswirkungen auf die Feuchtgebiete ihrer Umgebung, wenn sie sich von Pflanzentrieben und Wurzeln ernähren.

Lustige Fakten für Kinder

  • Nonnenkraniche werden mit wunderschönen blauen Augen geboren, aber nach etwa 6 Monaten verfärben sie sich hellgelb.
  • Ein Kranich kann stundenlang in fast eiskaltem Wasser stehen, weil er in der Lage ist, die Blutgefäße in seinen Füßen zu verengen, um den Blutfluss zu reduzieren.
  • Der Nonnenkranich gibt mehr musikalische Laute von sich als andere Kraniche, vor allem flötenartige Rufe.
  • Nonnenkraniche sind große Flieger, die in der Lage sind, große Entfernungen in einem kraftvollen Flug zurückzulegen. Sie nutzen den thermischen Segelflug (aufsteigende warme Luftsäulen) so oft wie möglich. Das schwarze Pigment der Primärfedern stärkt die Struktur der Federn, was den Langstreckenflug bei der Tierwanderung erheblich erleichtert.
  • Kraniche greifen ihre Angreifer mit den Füßen an.
  • Während der Brutzeit sieht man sowohl die männlichen als auch die weiblichen Nonnenkraniche oft mit Schlammflecken auf ihren Federn. Sie tauchen ihre Schnäbel in Schlamm und schmieren ihn auf ihre Federn.

Coloring Pages

Referenzen

1. Nonnenkranich artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Nonnenkranich
2. Nonnenkranich auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/22692053/0
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/401979

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