Südliche Batagur-Schildkröte

Aussehen

Die Südliche Batagur-Schildkröte hat einen wuchtigen Panzer und einen relativ kleinen Kopf mit einer nach oben gerichteten Nase. Von der Nördlichen Batagur-Schildkröte unterscheiden sich die erwachsenen Tiere unter anderem durch ihren langgestreckteren Kopf. Der Bauchpanzer ist etwas kürzer als der Rückenpanzer; die Vertebralschilde sind breiter als lang. Die großen vorderen Zehen weisen Schwimmhäute auf. Mit jeweils vier Zehen an den Vordergliedmaßen unterscheidet sich die Südliche Batagur-Schildkröte von den meisten anderen großen Flussschildkröten in ihrem Verbreitungsgebiet, die stattdessen fünf haben.

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Die Südliche Batagur-Schildkröte zeigt einen Sexualdimorphismus: Weibchen können gut 60 Zentimeter Carapaxlänge und bis zu 38 kg Gewicht erreichen, Männchen nur bis zu 50 Zentimeter; die Unterart Batagur affinis affinis bleibt etwas kleiner als Batagur affinis edwardmolli. Auch die Färbung unterscheidet sich: Jungtiere und Weibchen haben einen braunen bis olivbraunen oder grauen Rückenpanzer, einen hellgelben Bauchpanzer und eine braune Iris; die Weichteile sind grau bis grünlich oder bläulich grau und werden zum Bauch hin heller. Jungtiere und Weibchen der Unterart Batagur affinis edwardmolli weisen zudem weißlichgraue Flecken an Schläfen und Scheitel auf und bei Schlüpflingen ist der Rand des Rückenpanzers hellgelb.

Männchen der Unterart Batagur affinis affinis von der Westküste Malaysias sind etwas dunkler gefärbt als die Weibchen und haben eine gelbliche bis cremefarbene Iris; zur Paarungszeit von Oktober bis Februar sind sie an Kopf, Hals, Gliedmaßen und Panzer pechschwarz und die Iris auffallend weiß mit einer dunklen Hornhaut. Männchen der Unterart Batagur affinis edwardmolli von der Ostküste Malaysias sind ebenfalls dunkelbraun bis schwarz, aber mit einer gelben Iris mit fahlgelber Hornhaut, wobei die Hornhaut zur Paarungszeit hellorange wird. Aus Kambodscha sind auch Männchen mit rostbraunem bis rötlichem Kopf bekannt. Außerdem haben die Männchen einen längeren und dickeren Schwanz.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Es werden zwei Unterarten unterschieden, die in Färbung, Morphologie und Verhalten voneinander abweichen: Die westliche Unterart, Batagur affinis affinis, lebt auf der westlichen Halbinsel von Malaysia, im angrenzenden südlichsten Thailand und im östlichen Sumatra. Die ehemalige Subpopulation in den Mangrovensümpfen um Singapur herum ist inzwischen ausgestorben; einzelne durch Menschen wiedereingeführte Tiere wurden in Wasserspeichern beobachtet.Die östliche Unterart, Batagur affinis edwardmolli, beschränkt sich auf die Populationen in Kambodscha, auf der östlichen Halbinsel von Malaysia sowie an der Küste von Songkhla in Thailand; sie war einst auch im Mekongdelta von Vietnam anzutreffen.

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Die 1979 als Batagur baska ranongensis beschriebene, isolierte und inzwischen ausgerottete Population an der südlichen Grenze zwischen Myanmar und Thailand gehörte vermutlich zur Nördlichen Batagur-Schildkröte.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Südliche Batagur-Schildkröte bewohnt Mangrovenwälder, Lagunenküsten und Flussmündungen großer Flüsse, kann aber auch weiter flussaufwärts vorkommen. Sie nistet in der Trockenzeit von November oder Dezember bis Februar oder März (je nach Region) auf unbewachsenen Sandbänken von Flüssen oder auf Sandstränden, wobei die Weibchen bis zu 80 Kilometer zwischen Nistplätzen und Futterstellen wandern. An der Westküste von Malaysia nisten sie gruppenweise, an der Ostküste hingegen einzeln. Es werden auch Scheinnester ohne Inhalt angelegt, vermutlich um Fressfeinde zu verwirren.

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Die Weibchen legen pro Nistsaison bis zu drei Nester mit jeweils drei bis 38 (durchschnittlich 25 oder 26) großen, länglichen Eiern. Bis zum Schlüpfen dauert es etwa 60 bis 70 Tage an der Ostküste von Malaysia, 60 bis 92 Tage am Dungun-Fluss, durchschnittlich 88 Tage in einer Brutstation an der Westküste von Malaysia und 119 bis 123 Tage in Kambodscha. Die Südliche Batagur-Schildkröte zeigt eine temperaturabhängige Geschlechtsdetermination: Das Geschlecht der schlüpfenden Schildkröten wird durch die Temperatur während der Inkubation bestimmt, wobei ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei etwa 31,5 °C erreicht wird; bei niedrigeren Temperaturen schlüpfen mehr Männchen, bei höheren Temperaturen mehr Weibchen. Die Schlüpflinge tauchen zu Beginn der Regenzeit im April am Perak-Fluss bzw. im Mai am Terengganu-Fluss auf und begeben sich sogleich ins Wasser.

Weibchen werden mit 45 Zentimetern Carapaxlänge geschlechtsreif, Männchen mit etwa 40 Zentimetern. In Gefangenschaft kann die Geschlechtsreife schon mit neun Jahren eintreten, bei weniger guten Bedingungen aber auch erst nach 25 Jahren. Die Südliche Batagur-Schildkröte ist langlebig und kann mindestens 50 Jahre alt werden.

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Lebensstil
Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Die Südliche Batagur-Schildkröte ernährt sich omnivor. Sie frisst unter anderem Blätter, sprießende Pflanzen, Weichtiere und Insekten, aber gerne auch Mangrovenfrüchte, zum Beispiel von Sonneratia. Einer Mageninhaltsuntersuchung und Berichten zufolge werden auch Garnelen, Fische, Körbchenmuscheln, Hornblatt, Acrostichum aureum und Spondias-Früchte verzehrt. Am Perak-Fluss fressen Südliche Batagur-Schildkröten unter anderem Scleria-, Pandanus-, Colocasia- und Feigenarten sowie die Dickstielige Wasserhyazinthe. In Terengganu kommen Scindapsus- und Sandoricum-Arten sowie Panicum repens hinzu, am Dungun-Fluss auch Sumpfbinsen und Wasserapfel. Jungtiere lassen sich mit Fisch, Garnelen, Wasserspinat, Dickstieliger Wasserhyazinthe, Chinesischem Senf, Bananen, anderen Früchten und Gemüsesorten sowie Tilapia-Futterpellets füttern.

POPULATION

Populationsgefährdung

Die Südliche Batagur-Schildkröte ist durch die Übernutzung ihrer Eier und ihres Fleisches, Habitatzerstörung (unter anderem durch Beseitigung der Ufervegetation und Entwaldung), Umweltverschmutzung, Sandabbau (und damit Zerstörung der Niststrände), den Bau von Dämmen für Wasserkraftwerke (wegen des Verlustes von Niststränden und der Verhinderung der Schildkrötenwanderungen), die Versandung von Flüssen, das Ertrinken in Fischernetzen und Wilderei sowie möglicherweise durch Lichtverschmutzung bedroht. Kommerzielle Garnelenzuchten verwandeln Mangrovensümpfe in Teiche und können eine Versalzung und Eutrophierung verursachen; bei zu hohen Salzkonzentrationen stellt die Südliche Batagur-Schildkröte das Fressen ein.

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Ihr Gesamtbestand wird auf etwa 1000 erwachsene Tiere geschätzt. Damit gehört die Südliche Batagur-Schildkröte zu den 25 am stärksten vom Aussterben bedrohten Schildkrötenarten der Welt. Sie gilt seit 2000 als vom Aussterben bedroht (critically endangered) und wird in Appendix I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (noch als Batagur baska) geführt.

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Erhaltung

Zum Schutz der Südlichen Batagur-Schildkröte gibt es mehrere Ex-situ-Projekte, die Erfolge beim Ausbrüten und Aufziehen von Schlüpflingen verzeichnen können, aber die Sterblichkeit der erwachsenen Tiere noch nicht reduzieren konnten. Probleme wie Wilderei und Habitatverlust konnten bisher nicht gestoppt werden.

Referenzen

1. Südliche Batagur-Schildkröte artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdliche_Batagur-Schildkr%C3%B6te
2. Südliche Batagur-Schildkröte auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/170501/152041284

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