Tibetfuchs
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Vulpes ferrilata
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
8-10 years
Gewicht
4-5.5
8.8-12.1
kglbs
kg lbs 
Länge
60-70
23.6-27.6
cminch
cm inch 

Der Tibetfuchs (Vulpes ferrilata), gelegentlich auch tibetischer Sandfuchs, ist eine Art der Echten Füchse (Vulpini), die in den Steppen- und Halbwüstengebieten im Hochland von Tibet in Höhen von 2500 bis 5200 Metern verbreitet ist. Die Art hat ein dichtes Fell, das oberseits blass gräulich, agouti- oder sandfarben ist, die Körperseiten sind eisengrau. Er ernährt sich vor allem von Pfeifhasen und anderen Kleinsäugern. Tibetfüchse sind monogam, die Weibchen bringen meist zwei bis fünf Jungtiere in einem Erdbau zur Welt.

Mehr anzeigen

Gesicherte Angaben zur Bestandsgröße oder zur Bestandsentwicklung gibt es nicht. Der Tibetfuchs wird in seinem gesamten Verbreitungsgebiet in geringem Umfang wegen seines Pelzes bejagt. Aufgrund des großen Verbreitungsgebietes und der derzeit fehlenden ernsthaften Gefährdungen stuft die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) ihn als „nicht gefährdet“ (Least concern) ein.

Weniger anzeigen

Aussehen

Die Angaben zu Körpermaßen und -gewichten des Tibetfuchses in der Literatur sind nicht einheitlich. Nach Schaller & Ginsberg (2004) hatten 7 Männchen eine Kopf-Rumpf-Länge von 56 bis 65 cm, im Mittel 58,7 cm, eine Schwanzlänge von 26 bis 29 cm, im Mittel 27,9 cm und ein Gewicht von 3,8 bis 4,6 kg, im Mittel 4,1 kg. Die entsprechenden Werte von 8 Weibchen waren: Kopf-Rumpf-Länge 49–61 cm, im Mittel 55,4 cm, Schwanzlänge 22–26 cm, im Mittel 23,9 cm und Gewicht 3,0–4,1 kg, im Mittel 3,5 kg. In den chinesischen Provinzen Qinghai und Sichuan in den Jahren 2003 bis 2007 gefangene Tiere waren jedoch 12–25 % größer und schwerer; 13 Männchen erreichten im Mittel 67,3 cm Kopf-Rumpf-Länge und 6 dieser Männchen ein Gewicht von im Mittel 4,9 kg, 6 Weibchen hatten eine mittlere Kopf-Rumpf-Länge von 62,8 cm und wogen im Mittel 3,9 kg. Die Schwanzlänge entspricht etwa 50 % der Körperlänge. Ein auf ein Alter von einem Jahr geschätztes Weibchen maß 57,5 cm und hatte ein Gewicht von 3,5 kg. Beide Untersuchungen zeigen jedoch, dass Männchen im Mittel deutlich größer und schwerer sind als Weibchen.

Mehr anzeigen

Die Art ist größer als der Steppenfuchs, dessen Verbreitungsgebiet sich in Teilen mit dem des Tibetfuchses überschneidet, der Steppenfuchs hat zudem im Vergleich längere Beine und größere Ohren. Besonders charakteristisch ist das Gesicht, das vor allem durch eine lange, schmale Schnauze gekennzeichnet ist.

Das dichte, buschige Fell ist oberseits von der Schnauze über den Kopf, Nacken und Rücken blass gräulich, agouti- oder sandfarben, mit einem gelbbraunen Längsstreifen auf dem Rücken. Die Wangen und die Körperseiten einschließlich der Beckenregion sind gräulich. Die Unterseite ist heller bis weiß. Die Vorderbeine sind rotbraun bis gelblich gefärbt, zwischen den Vorderbeinen und der Kehle befinden sich senkrechte graue bis schwarze Streifen. Der buschige Schwanz ist grau mit rötlich-gelbem Unterfell und einem dunklen Streifen auf der Oberseite, die Schwanzspitze ist weiß. Die Violdrüse ist wie bei den meisten anderen Hundearten durch einen dunklen Längsstreifen auf dem Schwanzfell gekennzeichnet. Die Ohren haben eine Länge von 46 bis 70 Millimetern, sie sind innen weiß und an der Außenseite entsprechend der Farbe des Kopfes gefärbt.

Wie andere an kalte Regionen angepasste Füchse, etwa der Steppenfuchs und der Polarfuchs (Alopex lagopus), ist der Tibetfuchs durch die spezifischen Eigenschaften der Haut und des Felles an die Kälte angepasst. Die Hautporen haben einen maximalen Durchmesser von zwei Mikrometern und die Pelzhaare sind durch Lufteinlagerungen besonders gut wärmedämmend.

Der Schädel des Tibetfuchses ist langgezogen, Ober- (Maxillare) und Unterkiefer sind sehr schmal. Der Schädel hat eine Gesamtlänge von 149,0 bis 157,8 Millimetern mit einer Schnauzenlänge von 70,5 bis 80,7 Millimetern und einer oberen Zahnreihe von 63,5 bis 50,3 Millimeter Länge. Der Abstand vom Zwischenkieferbein (Praemaxillare) an der Schnauzenspitze bis zu den hintersten Punkten der Hinterhauptshöcker (Condylobasallänge) beträgt 132,5 bis 149,0 Millimeter. Im Bereich der Jochbögen hat der Schädel eine Breite von 65 bis 85,9, im Bereich der hinteren Backenzähne von 37,9 bis 39,9 Millimetern.

Die Art besitzt drei Schneidezähne (Incisivi), einen Eckzahn (Caninus), vier Vorbackenzähne (Praemolares) und zwei Backenzähne (Molares) in einer Oberkieferhälfte und drei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Vorbackenzähne und drei Backenzähne in einer Unterkieferhälfte. Insgesamt besitzen die Tiere 42 Zähne. Die Backenzähne sind gut ausgebildet und haben aufgrund der langen Schnauze relativ große Abstände voneinander. Die Eckzähne sind im Vergleich zu denen anderer Füchse sehr lang und zugespitzt.

Wie alle Hunde besitzt auch der Tibetfuchs einen Penisknochen (Baculum); dieser ist 42,2 bis 48,7 Millimeter lang und mit Ausnahme des zur Penisspitze gerichteten Kopfendes längs eingekerbt.

Weniger anzeigen

Video

Verteilung

Erdkunde

Der Tibetfuchs lebt in den Steppen- und Halbwüstengebieten im Hochland von Tibet. Sein Verbreitungsgebiet reicht von der Nordgrenze der indischen Provinz Ladakh und dem nördlichen Nepal über das gesamte Autonome Gebiet Tibet sowie Teile der angrenzenden chinesischen Provinzen Xinjiang, Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan. Wahrscheinlich ist die Art auch im nördlichen Bhutan anzutreffen.

Mehr anzeigen

Der Lebensraum der Tibetfüchse liegt in Höhen von 2500 bis 5200 Metern, in China in der Regel oberhalb 3500 Meter. Sie leben in halbtrockenen bis trockenen Steppen- und Halbwüstengebieten, die sich vor allem durch felsige und steinige Berghang- und Graslandflächen auszeichnen. Die Temperaturen in den Lebensräumen reichen von etwa 30 °C im Sommer bis −40 °C im Winter, wobei die Hauptniederschlagsmenge im Sommer fällt, bei einer jährlichen Niederschlagsmenge von 100 bis 500 Millimetern.

Weniger anzeigen
Tibetfuchs Lebensraum-Karte

Klimazonen

Tibetfuchs Lebensraum-Karte
Tibetfuchs
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Tibetfüchse leben und jagen allein oder in Paaren. Sie sind tagaktiv, da ihre Beutetiere ebenfalls am Tag aus ihren Bauen kommen. Die Häufigkeit ihres Vorkommens hängt vor allem von der Verfügbarkeit von Beutetieren ab. Bei Zählungen wurden in der beutetierarmen Region Nordwest-Tibet bei einer Fahrtstrecke von 1848 Kilometern nur fünf Tibetfüchse gesichtet, während in Qinghai auf 367 Kilometern 15 und in Sêrxü auf einer Strecke von 11 Kilometern sogar 8 Füchse beobachtet werden konnten.

Mehr anzeigen

Die Füchse bilden oder verteidigen keine Reviere, häufig leben mehrere Paare direkt beieinander und nutzen die gleichen Jagdgebiete. Die Kommunikation erfolgt vor allem durch kurzes Bellen über kurze Distanzen, eine Kommunikation über längere Distanzen ist unbekannt. Die Fuchsbaue liegen meistens unterhalb von Felsen oder Baumreihen im Grasland mit moderater Steigung, allerdings nicht in stark sonnenexponierter Südhanglage. Zudem spielt die Vorkommensdichte der Beutetiere und die Nähe von Wasserstellen eine Rolle bei der Wahl des Ortes. Die Baue haben meist einen Eingang, können jedoch auch mehrere Eingänge haben. Bei Vermessungen von etwa 90 Fuchsbauen wurde festgestellt, dass der Eingangsbereich eine Weite von durchschnittlich 17 Zentimeter und eine Höhe von durchschnittlich 24,9 Zentimeter hat, der erste Tunnel ist durchschnittlich etwa 170 Zentimeter lang.

Weniger anzeigen
Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Hauptbeutetier des Tibetfuchses ist der Schwarzlippige Pfeifhase (Ochotona curzoniae), der regional bis 95 % der Beute ausmachen kann. Der Pfeifhase stellt eine Schlüsselart im Ökosystem dar und ist die Hauptbeute fast aller kleineren Raubtiere des Plateaus wie des Tibetfuchses, des Rotfuchses (Vulpes vulpes), des Altaiwiesels (Mustela altaica) und des Manul (Otocolobus manul). Studien zur Verbreitung und Bestandszahl von Tibetfüchsen in Abhängigkeit zu den Beständen der Pfeifhasen deuten darauf hin, dass der Tibetfuchs abhängig von der Präsenz der Pfeifhasen als Nahrungsquelle ist und in Gegenden, in denen dieser fehlt auch der Tibetfuchs nicht anzutreffen ist. In dieser Untersuchung enthielt etwa 99 % des untersuchten Fuchskots DNA der Pfeifhasen, davon 97 % hauptsächlich und 73 % ausschließlich Pfeifhasen-DNA. Regional als Beute bedeutend können zudem der Chinesische Blindmull (Myospalax fontanierii), das Himalaya-Murmeltier (Marmota himalayana) und der Tibetanische Wollhase (Lepus oiostolus) sowie weitere kleine Nagetiere der Gattungen Alticola, Cricetulus und Pitymys sein. In Qinghai konnten Tibetfüchse beobachtet werden, die Braunbären (Ursus arctos) bei ihrer Jagd nach Pfeifhasen begleiteten und Individuen fingen, die den Bären beim Ausgraben entwischten. Dabei hielten sie einen Abstand von mindestens 30 Metern, solang der Bär nicht zu graben begonnen hatte, näherten sich jedoch bis auf zwei Meter, wenn er nach den Pfeifhasen grub.

Mehr anzeigen

Zudem erbeutet der Tibetfuchs eine Reihe kleinerer Vögel wie die Ohrenlerche (Eremophila alpestris), den Adams-Schneesperling (Montifringilla adamsi), das Tibetrebhuhn (Perdix hodgsoniae) und die Höhlenmeise (Pseudopodoces humilis) sowie Echsen, beispielsweise Phrynocephalus theobaldi, und Insekten. Der Tibetfuchs ernährt sich außerdem zu geringen Anteilen als Aasfresser von den Beuteresten von Wölfen und Bären sowie von pflanzlicher Nahrung wie Gräsern und Beeren. Als Aas sind vor allem der Tschiru (Pantholops hodgsonii), das Blauschaf (Pseudois nayaur) und das Himalaya-Moschustier (Moschus leucogaster) bedeutend.

Weniger anzeigen

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Gemeinhin wird die Paarungszeit der monogamen Tibetfüchse im späten Februar bis März angenommen. Die zwei bis fünf Welpen kommen demnach nach einer Tragzeit von 50 bis 60 Tagen im Mai in Erdbauen zur Welt. Bei einer Untersuchung in der Provinz Qinghai wurden jedoch Würfe im späten Januar bis frühen Februar beobachtet, die Paarung würde in diesem Fall im Dezember stattfinden. Die Jungtiere wiegen bei der Geburt 60 bis 120 Gramm und sind Nestlinge. Sie verlassen die Baue erst nach einigen Wochen, der Zeitpunkt der Entwöhnung ist unbekannt.

Mehr anzeigen

Bei der benannten Untersuchung in Qinghai konnte beobachtet werden, dass die Jungtiere von einem männlichen Fuchs begleitet bereits Anfang Februar den Bau verließen und dieser für die Jungtiere Pfeifhasen tötete. Die Jungtiere hatten bis zum Mai bereits 3/4 der Körpergröße der Eltern erreicht und nach Anfang Juni den Bau der Eltern verlassen.

Weniger anzeigen

POPULATION

Populationsgefährdung

Vor allem streunende und verwilderte Haushunde sowie Wölfe und verschiedene Greifvögel gehören zu den Fressfeinden des Tibetfuchses.

Mehr anzeigen

Als Parasiten treten vor allem der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) sowie der nahe verwandte Echinococcus shiquicus auf, wobei der Anteil der mit Echinococcus parasitierten Füchse beispielsweise in Sichuan etwa 59 % ausmacht. Die Larvenstadien der Echinococcus-Arten stammen dabei aus den Beutetieren, vor allem den Pfeifhasen, wobei Echinococcus shiquicus erst 2005/2006 als neue Art aus dem Schwarzlippigen Pfeifhasen und dem Tibetfuchs erstbeschrieben wurde.

Als Ektoparasiten trägt der Tibetfuchs vor allem die beiden Zeckenarten Callopsylla dolabris und Oropsylla silantiewi.

Der Tibetfuchs wird in seinem gesamten Verbreitungsgebiet wie andere Füchse wegen seines Pelzes bejagt, jedoch in geringem Umfang. Die Jagd erfolgt hauptsächlich mit Fallen, die in der Nähe der Baue gestellt werden. Auf diese Weise wurden etwa in Sêrxü im Jahr mehr als 900 Füchse getötet. Die Felle werden hauptsächlich zur Herstellung von Pelzmützen verwendet, wobei jedoch das hochwertigere Fell des Rotfuchses den Fellen von Tibet- und Steppenfuchs vorgezogen wird. Zu den Hauptbedrohungen gehören Regierungsprogramme zur Reduzierung der Pfeifhasenpopulation durch Gift in einem großen Teil des Verbreitungsgebietes. Die Vergiftung der Füchse scheint nicht oft vorzukommen. Die Reduzierung oder Ausrottung der Hauptnahrungsquelle würde hingegen eine tatsächliche Bedrohung für den Bestand des Tibetfuchses darstellen.

In den Anhängen der Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Washingtoner Artenschutzübereinkommen) ist der Tibetfuchs nicht verzeichnet. In China gibt es mehrere Schutzgebiete, in denen der Fuchs lebt und geschützt ist, wobei der Schutz dort aber nur unzureichend durchgesetzt wird. Zu diesen Schutzgebieten gehören Arjin Shan (45.000 km²), Xianza (40.000 km²), Changthang (ca. 334.000 km²), Hoh Xil (ca. 45.000 km²) und das Sanjiangyuan-Naturschutzgebiet (ca. 152.000 km²). Außerhalb der Schutzgebiete ist die Art ungeschützt.

Gesicherte Angaben zur Bestandsgröße oder zur Bestandsentwicklung gibt es nicht, eine als sehr grob und unsicher eingestufte Schätzung im Jahr 1989 ergab einen Weltbestand von etwa 37.000 Tieren. Aufgrund des großen Verbreitungsgebietes und derzeit fehlenden ernsthaften Gefährdungen stuft die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) die Art als „nicht gefährdet“ (Least concern) ein.

Weniger anzeigen

Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Population des Tibetfuchses. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.

Ökologische Nische

Tibetfüchse kontrollieren kleine Nagetierpopulationen durch ihre Fressgewohnheiten und wenn sie ihre Höhlen graben, können sie auch dazu beitragen, den Boden in ihrem Verbreitungsgebiet zu belüften.

Referenzen

1. Tibetfuchs artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Tibetfuchs
2. Tibetfuchs auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/23061/46179412

Mehr faszinierende Tiere zum Kennenlernen