Tiger
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
SPEZIES
Panthera tigris
Populationsgrösse
3,726-5,578
Lebensdauer
10-15 years
Höchstgeschwindigkeit
96
60
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
65-306
143-673.2
kglbs
kg lbs 
Länge
200-390
78.7-153.5
cminch
cm inch 

Der Tiger (Panthera tigris) ist eine in Asien verbreitete Großkatze. Er ist aufgrund seiner Größe und des charakteristischen dunklen Streifenmusters auf goldgelbem bis rotbraunem Grund unverwechselbar. Es gibt acht bis neun Unterarten, die als Festlands- und Inselunterarten unterschieden werden und im Erscheinungsbild voneinander abweichen. Die größten Unterschiede bestehen zwischen den kleinen, kontrastreich gefärbten Sumatratigern und den großen, blasser gefärbten Sibirischen Tigern, auch als Amurtiger bezeichnet. Als typische Unterarten zwischen den beiden Extremen gelten der indische Bengaltiger und Indochinesische Tiger. Der ausgestorbene Balitiger stellte ursprünglich die kleinste Unterart dar. Die sibirische Unterart ist nach dem Eisbären und Braunbären das drittgrößte landbewohnende Raubtier.

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Sumatratiger erreichen eine durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge von etwa 140 cm, eine Schwanzlänge von rund 60 cm und ein Gewicht von etwa 120 kg (Männchen) beziehungsweise 90 kg (Weibchen). Männliche Sibirische Tiger erreichen dagegen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 200 cm, besitzen einen rund 90 cm langen Schwanz und wiegen etwa 250 kg. Sibirische Tigerweibchen sind mit etwa 150 kg Körpergewicht deutlich kleiner als die Männchen.

Tiger leben in der Regel einzelgängerisch und ernähren sich überwiegend von größeren Huftieren. Dabei bewohnen sie unterschiedlichste Lebensräume, wie tropische Regenwälder, Grasländer, Sumpfgebiete oder boreale Wälder. Ursprünglich war der Tiger vom Kaukasus und dem Fernen Osten Russlands über Ost-China, dem indischen Subkontinent und Hinterindien bis Sumatra, Java und Bali verbreitet. Heute ist der Tiger aus großen Teilen seines ehemaligen Verbreitungsgebietes verschwunden. Drei Unterarten sind bereits ausgestorben. Insgesamt gibt es Schätzungen zufolge noch 3000 bis 5000 wildlebende Tiger, die nun größtenteils auf isolierte Schutzgebiete beschränkt sind. Die Art wird von der IUCN als „stark gefährdet“ (Endangered) eingestuft.

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Aussehen

Der Tiger ist aufgrund seiner auffälligen Streifenzeichnung mit keiner anderen Großkatze zu verwechseln. Wie die Fellfärbung beim Leoparden und Jaguar (Rosetten) oder Löwen (sandfarbenes Fell) dienen die Streifen des Tigers in Kombination mit der Grundfarbe des Felles der Tarnung. Im Vergleich zu den regelmäßigen Streifen eines Zebras sind die unregelmäßigen und zum Teil durchbrochenen Streifen des Tigers eine optimale Anpassung an den Hintergrund seines Lebensraumes. Die spezielle Färbung ermöglicht es, sich in der Vegetation oder am Boden zu verbergen. So erscheinen die schwarzen Streifen auf der goldgelben oder rotorangenen Grundfellfarbe im Bambusdickicht beispielsweise wie Schatten im Sonnenlicht, und in dürren Graslandschaften verschmilzt der Tiger mit den Grashalmen und kleineren Büschen. In der Gesamtwahrnehmung „verschwimmt“ die Großkatze nahezu in ihrer Umgebung, und der Tiger bleibt für seine Beute lange unentdeckt. Der Sibirische Tiger ist im Winter lediglich auf baumfreien, verschneiten Flächen auszumachen, wohingegen ihm der Wald wiederum eine perfekte Tarnung gibt, da viele Bäume und Sträucher in der Taiga die trockenen und vom Herbst gefärbten Blätter nicht abwerfen.

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Die Grundfarbe der Oberseite schwankt je nach Unterart zwischen goldgelb und rotorange. Die Unterseite sowie Teile des Gesichts und die Innenseiten der Beine sind weiß oder hellbeige. Die Rückseite der Ohren ist schwarz und weist eine deutlich auffallende weiße Markierung auf. Auffällige dunkle Querstreifen erstrecken sich vom Kopf über den gesamten Rumpf bis zur Schwanzspitze. Der Schwanz erscheint dadurch geringelt. Die Beine sind in ähnlicher Weise gestreift, wobei die Vorderbeine allerdings häufig eine deutliche Streifenreduktion zeigen. Die verschiedenen Unterarten des Tigers unterscheiden sich zum Teil erheblich in der Ausprägung der Fellfärbung. Am hellsten gefärbt sind in der Regel die Tiger der sibirischen Unterart. Allerdings sind viele Bengaltiger aus Nord- oder Zentralindien beinahe von ebenso heller Farbe. Am dunkelsten und kräftigsten gefärbt sind in der Regel die Tiger Indonesiens und der Malaiischen Halbinsel. Intermediär in der Färbung sind beziehungsweise waren offenbar die Südchinesischen und Kaspischen Tiger. Die Tiger der nördlichen Populationen unterscheiden sich darüber hinaus durch einen größeren Anteil der weißen Flächen. Tiger aus dem Süden des Verbreitungsgebietes besitzen meist viele sehr dunkle und oft auch recht breite Streifen, die vielfach an ihren Enden in Gruppen von Flecken zerfallen. Derartige Flecken treten bei nördlichen Tigern seltener auf. Die Kaspischen Tiger aus Vorderasien hatten dagegen in der Regel relativ enge, dünne Streifen. Bengaltiger, die bisweilen recht hell sein können, unterscheiden sich von alten Sibirischen Tigern etwa dadurch, dass ihre Flankenstreifen intensiv schwarz sind, während sie bei der nördlichen Form in der Regel grau oder braun sind. Diesen geographischen Unterschieden steht allerdings eine hohe Variabilität innerhalb der Populationen gegenüber. Die Nase des Tigers ist im Allgemeinen rosarot, zeigt aber mit zunehmendem Alter vermehrt schwarze Punkte.

Das Fell ist bei den meisten Formen relativ kurz, bei den Sibirischen Tigern wegen des kalten Klimas aber dicht und langhaarig. Die Länge der Haare eines Bengaltigers liegt im Sommer bei etwa 8 bis 15 mm, wobei die Haare am Bauch mit 20 bis 30 mm länger sind. Im Gegensatz dazu messen die Haare eines Sibirischen Tigers im Sommer 15 bis 17 mm am Rücken und 25 bis 45 mm am Bauch. Die Rückenhaare des Bengaltigers sind im Winter 17 bis 25 mm lang, die Bauchhaare 25 bis 40 mm. Die Haare des Sibirischen Tigers erreichen zur kalten Jahreszeit eine Länge von 25 bis 40 mm am Rücken und 70 bis 105 mm am Bauch. Die Körperhaare des Sumatratigers werden nur etwa 10 bis 15 mm lang. Auffällig sind allerdings die lange Nackenmähne und der ausgeprägte Backenbart bei den Männchen dieser Unterart.

Zumindest in Zoologischen Gärten entwickeln alle Unterarten ein Winterfell aus Deckhaar und Unterwolle, wobei die Haarlänge und -dichte zwischen den Unterarten und den klimatischen Gegebenheiten variiert. Das Sommerfell ist vor allem bei der sibirischen Unterart deutlich kürzer und weniger dicht. Die Haardichte von etwa 1800 Haaren pro Quadratzentimeter bei Bengaltigern und 3200 bei Sibirischen Tigern im Winter ist vergleichbar mit der von Leoparden, wobei Luchse deutlich höhere Haardichten von bis zu 9000 pro Quadratzentimeter erreichen.Im Frühjahr wird das lange Winterfell durch ein kurzes Sommerfell ersetzt. Der Eindruck eines zweiten Haarwechsels bei nördlichen Tigern im Herbst dürfte dadurch erklärbar sein, dass sich das Sommerfell im Herbst länger auswächst. Ob Tiger in Indien ebenfalls einen Haarwechsel vollziehen, ist nicht ganz klar. Auch die Klauen werden regelmäßig gewechselt. Sie schälen sich zunächst in Schichten und fallen dann ab. In dieser Zeit kratzt der Tiger häufig in weicher Baumrinde.

Es gibt wie bei den meisten Wirbeltieren abweichende Farbvarianten, deren Besonderheit weniger aus biologischer als aus kulturhistorischer Sicht relevant ist, da sie von lokalen Herrschern als Kostbarkeiten gezüchtet wurden und auch heute noch in Shows (zum Beispiel bei Siegfried und Roy) als Attraktionen gelten. Besonders bekannt sind weiße Tiger. Diese Tiere sind keine echten Albinos, sondern „Teilalbinos“ (Leuzismus), erkennbar unter anderem daran, dass ihnen die roten Augen eines Albinos fehlen, stattdessen sind die Augen normalerweise blau.Die meisten dieser weißen Tiger haben eine dunkle Streifung; seltener sind weiße Tiger ohne Streifen. Viele heute bekannten weißen Tiger gehen auf ein Männchen zurück, das 1951 im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh gefangen wurde. Da sich die Farbvariation rezessiv gemäß den mendelschen Regeln vererbt, war Inzucht zu Beginn ein viel verwendetes Mittel zur Zucht weißer Tiger. Anders als oft behauptet, sind weiße Tiger jedoch nicht grundsätzlich ein Produkt aus Inzucht. Seitdem sind in der Wildnis keine weißen Tiger beobachtet worden. Eine weitere, in freier Wildbahn ebenfalls sehr seltene Farbvariante ist der sogenannte Rötling (Rufino), bei dem das schwarze Pigment der Streifen fehlt. Ein derartiges Tier ist etwa aus dem Elbursgebirge, ein weiteres aus Assam beschrieben. Derartig gefärbte Tiere traten später auch im Nachwuchs von Tigern in Gefangenschaft auf und sind auch unter dem Namen „Goldene Tiger“ bekannt. Sie besitzen eine blassgelbe Grundfarbe mit hellbrauner Streifung. Tiger dieser Farbvariante werden ähnlich wie weiße Tiger besonders in Freizeitparks und bei Schaustellern gezüchtet. Die Farbspielarten, die heute in Gefangenschaft leben, gehen vor allem auf Bengaltiger zurück. Teilweise wurden dabei Sibirische Tiger eingekreuzt, weshalb die oft propagierten „Zuchterfolge“ keinen Beitrag zum Schutz dieser Unterarten darstellen.

Neben weißen und goldenen Tigern existieren Berichte über nahezu schwarze oder blaugraue Exemplare. Daneben gibt es weitere individuelle Besonderheiten im Fellmuster einzelner Tiger. So neigen einige Tiger zu einer starken Streifenreduktion insbesondere im Bereich der vorderen Körperpartie.

Die Größe variiert sehr stark zwischen den Unterarten. Innerhalb einer Unterart sind die Männchen erkennbar größer und schwerer aufgebaut als die Weibchen. Große Tigermännchen der sibirischen oder indischen Unterart erreichen normalerweise eine Kopfrumpflänge von maximal 2 m. Dazu kommt ein Schwanz von mindestens 90 cm. Die Gesamtlänge liegt somit bei etwa 3 m. Weibchen des Bengaltigers sind mit Schwanz etwas über 250 cm lang, Weibchen des Amurtigers etwa 260 cm lang, wobei rund 165 bis 178 cm auf die Kopfrumpflänge entfallen. Sumatratiger, die die kleinste lebende Unterart repräsentieren, erreichen eine Gesamtlänge von 240 bis 250 cm (Männchen) beziehungsweise 215 bis 230 cm (Weibchen). Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 155 bis 170 cm (Männchen) beziehungsweise 145 bis 155 cm (Weibchen). Die kleinste Form des Tigers, der ausgestorbene Balitiger, dürfte eine Gesamtlänge von etwa 220 bis 225 cm bei männlichen Tieren und eine Gesamtlänge von etwa 190 bis 200 cm bei weiblichen Tieren erreicht haben.

Die Widerristhöhe Sibirischer Tigermännchen beträgt im Stand etwa 97 bis 105 cm. Männchen des Bengaltigers und des Indochinatigers sind mit etwa 90 bis 100 cm Widerrist etwas kleiner. Männchen des Sumatratigers messen dagegen nur etwa 75 bis 79 cm, die des Chinesischen Tigers etwa 82 bis 86 cm. Weibliche Amur-, Bengal- und Indochinatiger werden ca. 78 bis 87 cm hoch. Weibliche Sumatratiger erreichen eine Widerristhöhe von lediglich 66 bis 68 cm.

Bisweilen existieren auch Angaben über Tiger, deren Größe deutlich über das bekannte Spektrum hinausgehen. Zum Beispiel werden maximale Kopf-Rumpf-Längen von 290 cm oder Gesamtlängen von fast 4 m für Tiger berichtet. Solche extremen Werte dürften jedoch weitgehend auf Übertreibungen, Schätzungen beziehungsweise auf Messungen beruhen, bei denen die Länge des Tieres over curves, also über alle Körperbiegungen gemessen, ermittelt wurde. Zudem lassen sich Felle extrem ausdehnen, was bei der Messung zu sehr hohen Werten führen kann. Der längste bekannt gewordene Kaspische Tiger ist ein Männchen, das 1939 am Ili-Fluss erlegt wurde und in gerader Entfernung von der Nasen- bis zur Schwanzspitze gemessen (between pegs) eine Länge von 295 cm aufwies. Dabei entfielen 197 cm auf die Kopf-Rumpf-Länge und 98 cm auf den Schwanz. Eine der größten glaubwürdig überlieferten Gesamtlängen between pegs für einen Bengaltiger beträgt 312,5 cm. Die durchschnittliche Gesamtlänge großer Indischer Tigermännchen liegt bei etwa 280 cm.Ein riesiges Sibirisches Tigermännchen, das aus dem Sichote-Alin-Gebiet stammte und 1965 im Duisburger Zoo verstarb, maß between pegs 319 cm, wovon 99 cm auf den Schwanz entfielen. Der größte glaubwürdig überlieferte Wert für die Gesamtlänge eines Sibirischen Tigers beträgt 350 cm over curves, woraus sich eine reale Gesamtlänge over pegs von etwa 330 bis 335 cm ergibt. Das Tier wurde 1943 in Nordostchina erlegt.

Basierend auf Messungen liegt die Gesamtlänge eines ausgewachsenen männlichen Löwen bei durchschnittlich 274 cm und nur selten über 290 cm. Demnach gelten Sibirischer Tiger und Königstiger zwar als größte Katzen Welt, tatsächlich sind Löwen nicht kleiner als Tiger, die Kopfrumpflänge ist nahezu identisch, Tiger haben aber einen längeren Schwanz.

Ausgewachsene Männchen des Sumatratigers wiegen etwa 100 bis 140 kg, die Weibchen zwischen 75 und 110 kg. Männliche Bengaltiger in Nepal wiegen etwa 200 bis 240 kg, Weibliche etwa 125 bis 160 kg. Der höchste, glaubwürdig überlieferte Wert für das Gewicht eines Bengaltigers beträgt nach Vratislav Mazák 258 kg. Das Tier wurde im Terai in Indien geschossen. Ein weiteres großes Männchen dieser Unterart wog 256 kg. Das Durchschnittsgewicht indischer Tigermännchen dürfte nach Mazák um etwa 190 kg schwanken. Der höchste glaubwürdige Wert für einen Kaspischen Tiger liegt bei 240 kg und wurde bei einem am Ili-Fluss erlegten Tier ermittelt. Der höchste Wert für einen Sibirischen Tiger liegt bei 306,5 kg, was den höchsten glaubwürdig dokumentierten Wert eines Tigers überhaupt darstellt. Es handelte sich um ein Männchen namens Circa, das als Jungtier in der Ussuri-Region gefangen wurde und im Alter von zehn Jahren in einer Menagerie verstarb. Angaben über Sibirische Tiger mit einem Körpergewicht von deutlich über 300 kg sind nicht überprüfbar. Mazák gibt als durchschnittlichen Wert für das Körpergewicht ausgewachsener Sibirischer Tiger etwa 230 kg an. Der ausgestorbene Balitiger erreichte vermutlich lediglich ein Körpergewicht von 90 bis 100 kg (Männchen) beziehungsweise 65 bis 80 kg (Weibchen). Javatiger waren mit einem Körpergewicht von etwa 130 bis 135 kg (Männchen) und etwa 100 kg (Weibchen) etwas größer.

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Verteilung

Erdkunde

Das heutige Verbreitungsgebiet des Tigers erstreckt sich von Indien ostwärts bis China und Südostasien und nordwärts bis über den Amur hinaus ins östliche Sibirien. Im Südosten dringt er bis nach Indonesien vor, wo er die Insel Sumatra bewohnt. Auf Java kam der Tiger noch bis in die 1970er Jahre vor. Bis in die 1930er Jahre erreichte er sogar die Insel Bali. Aus Borneo ist der Tiger aus dem Pleistozän und durch subfossile Funde aus dem Holozän belegt. Einst waren Tiger auch westlich von Indien in Vorderasien und Zentralasien weit verbreitet, doch ist die Art hier seit den 1970er Jahren höchstwahrscheinlich ausgerottet.

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Einzelne Tiger können bisweilen erhebliche Strecken zurücklegen, daher muss man unterscheiden zwischen dauerhaft besiedelten Gebieten und solchen, in denen Tiger nur gelegentlich auftreten. Auch in Gebieten, in denen der Mensch die Tiger ausrottete, treten immer wieder umherstreifende Einzeltiere auf.

Vermutlich war der Tiger im Mittelalter, insbesondere im 10. und 11. Jahrhundert, im östlichen Transkaukasus und den Vorbergen des Kleinen und Großen Kaukasus verbreitet. Damals könnten sie entlang der Westküste des Kaspischen Meeres weit nach Norden vorgedrungen sein. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass der Tiger damals in Gebiete nördlich des Kaukasus, möglicherweise sogar bis zum Don und Dnepr vorgedrungen ist. So könnte das in der russischen mittelalterlichen Literatur genannte „ljuty swer“ (russisch лю́тый зверь, grimmiges, wildes Tier) ein Tiger gewesen sein. Bisweilen wird dahinter aber auch ein Löwe oder Leopard vermutet. Höchstwahrscheinlich kam der Tiger damals zumindest in den nördlichen Ausläufern des Kaukasus vor.

Die westlichsten Vorkommen lagen in der Neuzeit an den Südhängen des Kaukasus, vornehmlich im Ostteil des Gebirges. Von dort aus drangen Einzeltiere noch im 18. bis 20. Jahrhundert bis auf etwa 70 km ans Schwarze Meer vor und erreichten Armenien, Tiflis, die obere Kura sowie den mittleren Rioni und Kivirili. Im Nordosten erreichte der Tiger im Kaukasus die Gebiete um Baku und sogar Derbent an der Küste des Kaspischen Meeres. Ebenso bewohnte die Art damals die Südosttürkei und Transkaukasien, insbesondere das Talysch- und Lenkoran-Gebiet, von wo aus sich das Verbreitungsgebiet durch den Iran entlang des Kaspischen Meeres und des Elburs-Gebirges nach Osten bis zum Atrek-Fluss erstreckte. Im Süden des Irans kam der Tiger dagegen nie vor.

Am Atrek-Fluss ging das Gebiet des Tigers ins heutige Turkmenistan über, wo er im Südwesten des Landes vorkam. Die Berge des westlichen Kopet-Dag wurden regelmäßig von Tigern aufgesucht, aber offenbar nicht dauerhaft besiedelt. Die östlichen Bereiche sind für Tiger dagegen ungeeignet. Noch weiter östlich, am Tedzen und Murgab-Fluss, reichte das Verbreitungsgebiet des Tigers ebenfalls ins südliche Turkmenistan hinein. Hier bestand auch eine Verbindung zu den iranischen Vorkommen sowie zu den Populationen Afghanistans. In Afghanistan bewohnte der Tiger lediglich den äußersten Norden, nach Südosten hin war das Areal des Tigers hingegen durch die Gebirgskämme des Hindukusch und Pamir begrenzt. Ein einzelner Nachweis existiert darüber hinaus aus dem Nordirak.

In den ehemaligen Sowjetrepubliken kam der Tiger neben den kaukasischen und den südturkmenischen Populationen vor allem am Amu Darja, Wachsch, Syr Darja und Ili-Fluss vor. Die Vorkommen im Bereich des Amu Darja und Wachsch waren mit jenen in Afghanistan verbunden, die Bestände am Ili-Fluss und damit auch jene um den Balchasch- und Alaköl-See reichten dagegen nach Westchina herüber. Hier erreichte er zumindest den Bosten-See. Die Tiger des Syr-Darja-Systems waren durch große Trockenzonen von jenen des Amu Darja-Flusses einerseits und jenen des Ili-Balchasch-Gebiets andererseits isoliert. Dennoch durchwanderten einzelne Tiere in der Vergangenheit immer wieder diese für Tiger eigentlich ungeeigneten Gebiete, wodurch ein Austausch der Populationen gewährleistet war.

Die nördlichsten dauerhaften Bestände im westlichen Asien lagen am Südrand des Altaigebirges am Saissansee, am Schwarzen Irtysch und im Kurchum-Tal in Kasachstan und Westchina. Von dort drangen einzelne Exemplare sehr weit nach Norden vor und wurden etwa bei Nur-Sultan, Barnaul und Bijsk erlegt. Berichten zufolge sollen Einzeltiere sogar den Acit-Nuur-See in der Westmongolei erreicht haben.

Aus Gebieten weit östlich des Altaigebirges, etwa der Baikalseeregion, liegen kaum Nachweise aus dem 19. und 20. Jahrhundert vor. Dennoch deutet die kürzlich festgestellte enge genetische Verwandtschaft des Kaspischen und Sibirischen Tigers darauf hin, dass sich das Verbreitungsgebiet einst kontinuierlich von Vorderasien bis Ostsibirien ausdehnte.Zumindest einzelne Tiger sind noch in der Neuzeit in diesen Gebieten belegt. Ein Tiger wurde im Jahr 1828 am Oberlauf der Angara nachgewiesen, ein anderer 1834 am Baikalsee. Noch weiter östlich im Bereich der Flüsse Onon und Argun kamen Tiger zumindest noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts regelmäßig als umherstreifende Einzeltiere vor. Von dort aus folgte das dauerhafte Verbreitungsgebiet dem Amurfluss gleich einem Band nach Osten, wobei die nördlichsten Bestände in historischer Zeit an den Südhängen des Stanowoigebirges, um 45° N bestanden. An der Küste lag die Nordgrenze dauerhafter Besiedlung bei etwa 50° N. Von dort aus drangen Einzeltiere immer wieder sehr weit in den Norden vor. Ein Tiger wurde etwa im Jahr 1905 am Aldanfluss auf 60° nördlicher Breite erlegt. Ein anderer wurde 1944 auf 56° N festgestellt. Südlich des Amur kam der Tiger an den Westhängen des Großen Chingangebirges in China vor. Im Westen erreichte er dort sogar das Gebiet des Buir-Nuur-Sees an der mongolischen Grenze. Das Verbreitungsgebiet erstreckte sich von dort aus über die Sungari-Ebene nach Korea und schließlich weiter südwärts über große Teile Ostchinas bis Vorder- und Hinterindien. Das westlichste Vorkommen eines Tigers in Mittelchina wird durch ein einzelnes Exemplar markiert, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Oberlauf des Minjiang in Sichuan auftauchte. Südwärts war der Tiger über ganz Hinterindien bis zur Malaiischen Halbinsel verbreitet. Auch auf Sumatra, Java und Bali kam die gestreifte Katze vor. Darüber hinaus besiedelte er einst nahezu den gesamten indischen Subkontinent von der Südspitze bis zu den Hängen des Himalaya im Norden. Lediglich im äußersten Nordwesten Indiens, wo die Trockengebiete der Wüste Tharr beginnen, fehlt der Tiger natürlicherweise. Auch auf der Insel Sri Lanka sind Tiger historisch nicht vorgekommen. In Pakistan kam der Tiger lediglich im Industiefland vor, welches er vermutlich von Indien her kommend erreicht hat. Von den westasiatischen Vorkommen, die im Norden Afghanistans begannen, waren die Populationen des Industales durch ausgedehnte Trockengebiete und Bergketten isoliert.

Insbesondere durch die zunehmende Besiedlung vieler Gebiete sowie durch die verstärkte Jagd, die sowohl die Tiger- als auch die Beutetierbestände dezimierte, erlitt der Tiger seit dem späten 19. Jahrhundert drastische Gebietsverluste. Ein frühes Opfer wurden die Tiger der Insel Bali. Das letzte Exemplar des Balitigers ist aus dem Jahr 1937 nachgewiesen.Im südlichen Kaukasusgebiet und in Transkaukasien waren Tiger noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts relativ häufig, dann nahmen die Bestände stark ab und erloschen um die Mitte des 20. Jahrhunderts ganz. Lediglich einzelne Tiere wanderten später noch gelegentlich aus dem Iran über das Talyschgebirge in den Kaukasus ein. Die letzten dürften in den 1960er Jahren diesen Weg genommen haben. Aus den meisten Teilen des russischen Zarenreiches verschwand der Tiger am Ende des 19. Jahrhunderts oder am Beginn des 20. Jahrhunderts. Am unteren Ili-Fluss lebten noch im Jahr 1936 einige Tiger. Am Syr Darja wurde der letzte im Jahr 1945 registriert, am Ili im Jahr 1948. Am längsten hielten sich Tiger im Süden der ehemaligen Sowjetunion im Grenzgebiet zu Afghanistan. Im südlichen Bereich des Amu-Darja-Gebietes nahe der Mündung des Wachsch, im Bereich des Tigrowaja-Balka-Naturreservats, sowie im benachbarten Tal des Pjandsch zogen Tiger noch in den 1930er Jahren ihren Nachwuchs groß. Um 1950 lebten dort allerdings nur noch einzelne Exemplare. Seit den 1950er bis 1960er Jahren scheint der Tiger im Westteil der damaligen Sowjetunion, höchstwahrscheinlich auch in Afghanistan, ausgerottet zu sein. Am längsten hielt er sich im Südosten der Türkei, wo bis in die 1970er Jahre einzelne Tiere überlebten. Heute gilt er in ganz Vorderasien als ausgestorben, damit ist der Kaspische Tiger als Unterart erloschen. Die javanische Unterart des Tigers starb vermutlich ebenfalls in den 1970er Jahren aus.Aus China ist der Tiger heute nahezu völlig verschwunden. In allen anderen Vorkommensgebieten schrumpfte das Verbreitungsgebiet ebenfalls im Verlauf des 20. Jahrhunderts bis auf wenige inselartige Reliktpopulationen zusammen.

Auch in der jüngsten Vergangenheit verlor der Tiger weiter an Boden. Allein zwischen 1995 und 2005 hat sich das Verbreitungsgebiet des Tigers in Asien um 40 % verringert, sodass die Tiere heute nur noch sieben Prozent ihres ursprünglichen Habitats besiedeln. Man findet Tiger heute nur noch im Fernen Osten Russlands sowie angrenzenden Teilen Nordchinas, weiterhin auf dem indischen Subkontinent und in entlegenen Regionen Südostasiens von der chinesischen Provinz Yunnan im Norden bis zur Malaiischen Halbinsel im Süden. Die einzige größere Insel, auf der Tiger noch vorkommen, ist Sumatra. Genauere Angaben zur heutigen Verbreitung finden sich unter dem Kapitel Bestand.

Der Tiger bewohnt eine Vielzahl verschiedener Lebensräume, von tropischen Regenwäldern und Mangrovensümpfen über Savannen- und Sumpfgebiete bis hin zu gemäßigten und borealen Nadel-, Laub- und Mischwäldern. In Vorderasien bewohnte der Tiger Laubwälder und Buschgebiete sowie die Flusswälder zwischen den Trockengebieten. In China zählen auch subtropische Bergwälder zu den natürlichen Lebensräumen. Tiger bleiben normalerweise in Bereichen unter 2000 m. In Kasachstan jagten die Tiere bisweilen auf 2500 m, im Himalaya wurden Tiger sogar in 4000 m Höhe nachgewiesen. Im Fernen Osten Russlands bevorzugen die Katzen die Mischwälder der tieferen Lagen. Im Norden des indischen Subkontinents stellen heute die feuchten Terai-Gebiete, die aus Hochgrasländern, Sümpfen und Flusswäldern bestehen, wichtige Lebensräume dar. In Süd- und Zentralindien findet man sie vor allem in Salwäldern, die von Graslichtungen durchsetzt sind, aber auch in echten Dornbuschwäldern, wie sie im Ranthambhore-Nationalpark vorkommen. In den Sundarbans leben Tiger in ausgedehnten Mangrovensümpfen, in Assam und Südostasien in feuchten Wäldern. Gegen Kälte sind insbesondere Sibirische Tiger sehr unempfindlich. Gebiete mit Schneedecken von 30 cm und mehr sind jedoch ungeeignet für Tiger, vermutlich auch deshalb, weil das Schwarzwild dort nicht vorkommt. Letztendlich ist der Tiger im Bezug auf den Lebensraum sehr anpassungsfähig, ist aber auf ein gewisses Maß an Deckung, ausreichend Beute und auf Zugang zu Wasser angewiesen.

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Tiger Lebensraum-Karte
Tiger Lebensraum-Karte

Gewohnheiten und Lebensstil

Tiger sind meistens in der Dämmerung oder nachts aktiv, gehen aber gelegentlich am Tag auf die Jagd. Auf der Suche nach Beute legen Tiger oft große Strecken zurück. Dies gilt insbesondere für Tiger in beutearmen Revieren wie Ostsibirien. Dort streifen die Katzen am Tag etwa 20 bis 25 km, in Ausnahmefällen sogar 80 bis 100 km umher. Außer diesen Märschen innerhalb des Reviers fallen besonders weite Wanderungen auf, wenn die Tiere offenbar neue Wohngebiete suchen. Dabei entfernen sich die Tiere bisweilen mehrere hundert Kilometer von ihren angestammten Revieren.Tiger schwimmen ausgezeichnet und gehen im Gegensatz zu anderen Katzen wie Löwen oder Leoparden gerne ins Wasser. Dabei können die großen Katzen Flüsse von 6 bis 8 km Breite, in Ausnahmefällen sogar von 29 km Breite durchschwimmen. Dagegen sind Tiger aufgrund ihrer Größe relativ schlechte Kletterer. In der Regel erklimmen sie ungern größere Bäume, doch sind sie im Notfall dazu in der Lage, was etwa im Fall von Wildhundangriffen oder bei einer Sturmflut in den Sundarbans im Jahr 1969 dokumentiert werden konnte. Als Lagerplatz dienen dem Tiger geschützte Plätze innerhalb des Streifgebietes. Dies können umgestürzte Bäume, Dickichte oder Höhlen sein.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Tiger ernähren sich vor allem von großen Säugetieren, die in der Regel angepirscht und nach einem kurzen Spurt überwältigt werden. Huftiere wie Hirsche, Wildrinder und Wildschweine stellen die Hauptbeute dar, einen geringeren Teil der Nahrung machen auch kleinere Säuger wie Hasen und Kaninchen, des Weiteren Vögel, aber auch Reptilien bis hin zu größeren Krokodilen aus. Der Tiger kann im Alleingang auch so mächtige Tiere wie Gaurbullen erlegen.

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Die wichtigsten Beutetiere des Tigers sind im gesamten Verbreitungsgebiet Hirsche und Wildschweine. In den Nationalparks auf dem indischen Subkontinent, etwa in Chitwan (Nepal), Nagahole (Indien) und Kanha (Indien), machen größere Hirsche (Axishirsch, Sambarhirsch, Barasingha) deutlich mehr als die Hälfte der Biomasse der Tigerbeute aus. Insbesondere in Nagarhole stellt darüber hinaus der riesige Gaur einen großen Anteil der Tigerbeute. Weitere wichtige Beutetiere der Region sind Wildschweine, Schweinshirsche und Muntjakhirsche, während Stachelschweine, Hasen und Languren unter anderem aufgrund ihrer geringen Größe einen relativ geringen Teil der Tigernahrung dieser Reservate ausmachen. In einigen Gebieten des indischen Subkontinents stellen auch Antilopen, insbesondere die Nilgauantilope, wichtige Beutetiere dar. Im thailändischen Huai-Kha-Kaeng-Wildreservat setzt sich die Hauptnahrung des Tigers abwechslungsreich aus Sambarhirschen, Muntjakhirschen, Wildschweinen, Stachelschweinen und Schweinsdachsen zusammen. Im Sichote-Alin-Naturreservat im russischen Fernen Osten besteht die Hauptmasse der Nahrung dagegen aus Isubrahirschen und Wildschweinen. Insgesamt hängt die Existenz des Tigers vom Vorkommen relativ großer Beutetiere wie Hirschen und Wildschweinen ab. Die erloschenen Vorkommen des Kaspischen Tigers deckten sich beispielsweise ebenfalls mit den Beständen von Bucharahirschen, Rehen und Wildschweinen in den Flusswäldern der ansonsten trockenen Region Vorderasiens.In Tadschikistan stellte der Kaspische Tiger einst auch Kropfgazellen und Rotfüchsen nach, an Flussläufen in der Steppe der ehemaligen Sowjetunion soll er sogar Jagd auf Saigaantilopen gemacht haben. Tiger können Beutetiere erlegen, die ihr eigenes Gewicht um ein Mehrfaches übertreffen. Regelmäßig werden etwa große Wildrinder wie Arnibüffel und Gaure erlegt, wobei meist Kühe und Kälber gerissen werden. Gelegentlich reißen Tiger auch Schabrackentapire und bisweilen selbst junge Panzernashörner, die sich zu weit von der Mutter entfernt haben. Angriffe auf wilde Elefanten sind äußerst selten und beschränken sich in der Regel auf Kälber, obwohl sogar glaubwürdige Berichte von erfolgreichen Angriffen auf ausgewachsene Bullen existieren. In manchen Populationen machen auch Bären einen Anteil der Beute aus. Während die Indischen Lippenbären offenbar selten Opfer von Tigern werden, zählen Kragenbären und seltener auch Braunbären zu den potentiellen Beutetieren der Sibirischen Amurtiger. Insgesamt stellen Bären im Fernen Osten Russlands etwa 5 bis 8 % der Tigerbeute dar, wobei auch ausgewachsene Braunbären erlegt werden.

Im russischen fernen Osten reißt der Tiger neben Isubrahirschen und Wildschweinen vor allem Elche, Sikahirsche, Moschustiere, Rehe und Gorale, gelegentlich auch Nordluchse, Dachse, Hasen und sogar Haselhühner. In ähnlicher Weise erlegt der Tiger in Indien gelegentlich Kleintiere, wie Nager, Schildkröten, Fische und sogar Heuschrecken und Frösche. Auch Fleischfresser wie größere Krokodile werden bisweilen erlegt, Leoparden werden meist als Nahrungskonkurrenten getötet, seltener auch gefressen. Darüber hinaus werden auch Früchte und Gräser aufgenommen. Aas scheint der Tiger weniger bereitwillig zu fressen als etwa der Löwe. Kannibalismus kommt vor, doch werden im Normalfall nur Jungtiere von fremden Männchen oder tot aufgefundene Artgenossen gefressen.

Darüber hinaus greift der Tiger bisweilen Nutztiere an. Insbesondere Hunde und größere Huftiere wie Ziegen, Schafe, Rinder, Hauswasserbüffel, Esel und Pferde werden erbeutet. Während Angriffe auf Haustiere normalerweise die Ausnahme darstellen, gibt es insbesondere in Indien Tiger, die sich auf diese Art des Nahrungserwerbs spezialisiert haben. Sie werden im Unterschied zu den Tieren, die von wildlebender Beute leben (game killer), als Viehtöter (cattle killer) bezeichnet.

Tiger schleichen sich an ihre Beute heran oder lauern ihr auf und fallen sie nach wenigen Sätzen oder einem kurzen Spurt an. Im Gegensatz zum Löwen scheinen Tiger die Windrichtung bei der Jagd zu berücksichtigen und nähern sich bevorzugt gegen den Wind. Dabei nähert sich der Räuber geduckt und versucht, sich dem Opfer auf durchschnittlich etwa zehn bis 35 m zu nähern. Falls die Distanz zu groß ist und sich keine weitere Deckung bietet, wartet der Tiger, bis sich das Opfer gegebenenfalls von selbst nähert. Der Angriff erfolgt in vollem Spurt, bei kurzer Distanz, im tiefen Schnee oder unwegsamen Gelände auch in großen Sätzen. Falls der Tiger das Opfer nicht sofort erreicht, verfolgt er es maximal 100 bis 200 m. Danach bricht er die Verfolgung normalerweise ab. Hat er das Beutetier erreicht, versucht er größere Tiere meist durch die Wucht des Aufpralls zu Boden zu reißen. In der Regel greift er bei größeren Tieren meist von unten oder der Seite an, um die Kehle mit dem Maul zu erreichen. Dabei wird das Opfer meist stranguliert. Die Pranken dienen dabei dazu, das Opfer festzuhalten. Kleinere Tiere werden meist durch Nackenbisse getötet. Gelegentlich beißt der Tiger auch bei größeren Beutetieren in den Nacken des Opfers, meist um die Wirbel durchzubeißen. Wirklich große Beutetiere wie ausgewachsene Wildrinder können aber auf diese Weise kaum getötet werden und werden daher durch Bisse in Kehle oder Maul angegriffen. Daneben kommt eine weitere Tötungsmethode in Betracht. So werden häufiger Beutetiere mit gebrochenem Genick aufgefunden, wobei unklar ist, ob dies unabsichtlich beim Aufprall oder gezielt geschieht. Wildrinder und Jungelefanten werden darüber hinaus auch von hinten angegriffen, mit dem Ziel, ihnen die Flechsen durchzubeißen. Bei der Jagd auf Bären greifen Tiger offenbar ebenfalls von hinten an, wobei sie versuchen, ihnen die Nackenwirbel durchzubeißen. Auch beim Angriff auf einen ausgewachsenen Elefanten, was nur in Ausnahmefällen vorkommt, muss der Tiger von hinten attackieren, um dem Rüssel zu entgehen. Offenbar erfolgen derartige Angriffe meist gemeinschaftlich. Ein Tiger lenkt dann den Elefanten ab, während ein anderer von hinten angreift. Nach einem Sprung auf den Rücken versucht die Katze, den Elefanten durch Bisse zu verwunden, was mehrmals wiederholt wird und so zur Erschöpfung und zu hohem Blutverlust des Tieres führt.

Das erlegte Beutetier wird in der Regel in ein geschütztes Versteck gezerrt, wobei selbst ausgewachsene Rinder mehrere hundert Meter weit geschleift werden können. Tiger beginnen meist am Hinterteil zu fressen, während Löwen in der Regel zuerst die Bauchhöhle öffnen. Der Räuber trinkt regelmäßig nach oder während des Fressens und verweilt normalerweise in der Nähe der Beute, bis diese verzehrt ist. Entfernt er sich weiter von seinem Riss, bedeckt er ihn mit Laub und Ästen. Bei größeren Beutetieren bleiben meist der Kopf und die Beine übrig. Ein Tiger kann bei einer einzigen Mahlzeit schätzungsweise 18 bis 27 kg, in Extremfällen vermutlich auch bis zu 40 kg zu sich nehmen.

Ein Tigerweibchen benötigt pro Tag etwa 5 bis 6 kg Fleisch. Da von einem Kadaver durchschnittlich nur zwei Drittel verwertbar sind, muss das Tier im Jahr mindestens Beutetiere von einem Gesamtgewicht zwischen 2400 und 2850 kg zur Verfügung haben. Dies entspräche etwa einem Sambarhirsch von 200 kg alle vier Wochen beziehungsweise einem Muntjak alle zwei bis drei Tage. Während der Jungenaufzucht liegt der Fleischbedarf etwa um bis zu 50 % höher. Ein Tigerweibchen in Sibirien, das Junge führt, benötigt rechnerisch etwa 5000 kg Fleisch pro Jahr, was etwa 50 großen Beutetieren mit einem Durchschnittsgewicht von 100 kg entspricht.Nach dem Fressen säubert der Tiger sein Fell gründlich vom Blut des Opfers und anderem Schmutz durch Ablecken. Der Kopf wird mit der Vorderpranke gereinigt, die selbst wiederum immer wieder abgeleckt wird. Auch während der Ruhephasen säubert der Tiger auf diese Weise gelegentlich sein Fell.

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Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Tiger in tropischen Lebensräumen kennen keine bevorzugte Fortpflanzungszeit. Im Amurgebiet werden die meisten Jungtiere dagegen im Frühling geboren. Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, setzt es vermehrt Duftmarken. Die Weibchen sind in Gefangenschaft etwa fünf Tage empfängnisbereit. In freier Wildbahn sind die Paare jedoch meist nur zwei Tage zusammen. In dieser Zeit paaren sich die Tiere häufig, etwa 17 bis 52 Mal pro Tag. Der Paarungsakt ist allerdings recht kurz. Bei der Paarung liegt das Weibchen am Boden, während das Männchen über ihm steht und dessen Nacken mit dem Gebiss umfasst. Die Weibchen sind danach häufig sehr angriffsbereit, fauchen und schlagen mit den Pranken nach dem Männchen.

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Falls die Paarung nicht erfolgreich war, wird das Weibchen etwa einen Monat später erneut läufig. Nach erfolgreicher Paarung bringt das Weibchen nach einer Tragzeit von etwa 103 Tagen meist zwei bis fünf Junge zur Welt, wobei der Durchschnitt bei drei liegt. Würfe von nur einem oder bis zu sieben Jungen kommen gelegentlich vor. Als Geburtslager wählt das Weibchen eine geschützte Stelle im Dickicht, hohes Gras, zwischen Felsspalten oder in einer Höhle. Die Jungen sind anfangs blind und hilflos und wiegen lediglich 785 bis 1610 g. In den ersten Wochen bleibt das Weibchen stets in der näheren Umgebung des Lagers. Sobald die Jungen nach zwei bis drei Monaten älter und beweglicher werden, vergrößert das Weibchen sein Streifgebiet allmählich. Nach etwa sechs Monaten werden die Jungen entwöhnt, sind aber noch nicht in der Lage, selbstständig zu jagen. Nach etwa zwölf bis 18 Monaten verlieren sie die Milchzähne. Etwa ab diesem Alter sind sie physisch in der Lage zu jagen. Nach 18 bis 20 Monaten sind die Jungen meist unabhängig, halten sich aber dann noch einige Zeit im Revier der Mutter auf. Das Abwandern fällt in der Regel mit der Geburt des neuen Wurfs zusammen. Während einer Studie im Chitwan-Nationalpark wanderten die Männchen im Schnitt 33 km weit weg, während die Weibchen nur etwa 10 km vom Revier ihrer Mutter sesshaft wurden. Dabei gelang es von zehn untersuchten Tigermännchen nur vieren, erfolgreich ein eigenes Revier zu besetzen. Weibliche Tiger bekommen im Durchschnitt mit etwas über drei Jahren zum ersten Mal Nachwuchs, Männchen mit knapp fünf Jahren. Weibchen sind im Schnitt etwa sechs Jahre, bestenfalls etwa zwölf Jahre reproduktiv. Demnach erreichen weibliche Tiger, die bis zur Geschlechtsreife gelangen, in freier Wildbahn durchschnittlich ein Alter von etwa 9 Jahren. Durch die hohe Jungensterblichkeit zieht ein Weibchen in seinem Leben durchschnittlich nur etwa vier bis fünf Junge bis zur Selbständigkeit auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Tigers in Gefangenschaft liegt bei 16 bis 18 Jahren. Selten erreichen die Tiere ein Alter von 20 bis 25 Jahren.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die größte Bedrohung geht von der Zerstörung der Lebensräume des Tigers aus. Dabei sind die Rodung von Wäldern, die Ausbreitung von Agrarland und das Schrumpfen von Beutetierbeständen die größten Gefahren. Daneben stellt die illegale Jagd auf den Tiger eine weitere große Bedrohung dar. Der Handel mit Tigerprodukten, die vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung finden, ist ein Grund für die illegale Jagd. Vor allem die Knochen, die zu Pulver zermahlen werden, finden dabei Verwendung. Seit dem Zusammenbruch der chinesischen Tigerbestände in den 1950er bis 1970er Jahren konnte der Markt nicht mehr mit einheimischen Tigern beliefert werden, wodurch auch die anderen Unterarten unter Druck gerieten. Im Jahr 1975 wurde der Handel mit Tigerprodukten durch die CITES verboten, 1993 folgte China mit einem nationalen Handelsverbot. Dennoch sinken die Bestände des Tigers weiter. Seit Neuerem werden auch Tigerfelle wieder verstärkt illegal gehandelt. Strittig ist, inwiefern Tigerfarmen den Jagddruck von den Wildbeständen nehmen könnten. Durch den Verkauf von Tigerprodukten aus Gefangenschaft würde vermutlich die Nachfrage sinken. Allerdings müsste man dazu das Handelsverbot einschränken. Dadurch bestünde wiederum die Gefahr, dass gewilderte Tigerprodukte legal verkauft werden könnten und kaum von denen aus Farmen zu unterscheiden sind. Außer zur Gewinnung von Tigerprodukten wird dem Tiger auch als Viehräuber nachgestellt.

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Als Spitzenprädator hat der Tiger in seinem gesamten Verbreitungsgebiet kaum natürliche Feinde. Bisweilen wird behauptet, der Asiatische Wildhund sei im Rudel in der Lage, Tiger zu reißen. Dies kann allerdings nur auf alte, schwache oder junge Tiger zutreffen. Als echter Feind kann der Wildhund nicht betrachtet werden. Wölfe scheinen vom Tiger eher kurz gehalten zu werden, als dass er sie fürchten müsste. Junge und halberwachsene Tiger werden gelegentlich von Braunbären getötet. Ausgewachsenen Tigern gehen Bären immer aus dem Weg. Darüber hinaus käme noch der Asiatische Löwe als potenzieller Feind in Betracht, der eine ähnliche Größe erreicht und in Rudeln lebt. Da sich die Verbreitungsgebiete dieser Tiere allerdings nicht mehr überschneiden, ist der Löwe weder als natürlicher Feind noch als Konkurrent des Tigers zu sehen. Auch sind die Lebensraumansprüche beider Arten deutlich verschieden, da der Löwe offenere Habitate bevorzugt. Tiger tragen Parasiten, doch sind Krankheiten und Erkrankungen wilder Tiger kaum erforscht.

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Populationszahl

Die Bestände des Tigers sind im 20. Jahrhundert völlig zusammengebrochen. Im Jahr 1920 ging man noch von weltweit etwa 100.000 Tigern aus. In den 1970er Jahren beliefen sich die Schätzungen dagegen nur noch auf etwa 4000 wildlebende Tiere. Der Javatiger sowie der Kaspische Tiger starben um diese Zeit ganz aus. Der Balitiger war bereits in den 1930er Jahren untergegangen. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts stand auch die Wildpopulation des Amurtigers kurz vor dem Aus. Der Wildbestand dieser nördlichsten Tigerrasse belief sich im Jahr 1947 auf etwa 20 bis 30 Tiere. Vor allem dank verschiedener Schutzprojekte, wie dem Project Tiger des WWF, erholten sich die Bestände in Ostsibirien und Indien während der folgenden Jahre offenbar etwas beziehungsweise blieben weitgehend stabil. In anderen Gebieten sanken die Bestände jedoch weiter.

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Um das Jahr 2000 wurde der Gesamtbestand noch auf 5000 bis 7000 Tiere geschätzt. Seitdem sind die Wildbestände des Tigers noch weiter geschrumpft. Man geht heute davon aus, dass weltweit noch etwa 3890 wildlebende Tiger existieren (Stand: April 2016). Zum Teil sind die aktuellen niedrigeren Schätzwerte allerdings auch auf präzisere Zählmethoden zurückzuführen. Die IUCN listet die Gesamtpopulation des Tigers als „stark gefährdet“ (Endangered). Ausgerottet ist der Tiger in den Staaten Afghanistan, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Nordkorea, Pakistan, Singapur, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan und Usbekistan.

Tiger sind in aller Regel Einzelgänger, daher kommen Männchen und Weibchen im Normalfall nur kurzzeitig zur Paarung zusammen. Da junge Tiger bis zu drei Jahre bei ihrer Mutter bleiben, findet man Weibchen jedoch fast stets in Gesellschaft von jungen oder jugendlichen Tigern. Selten werden Familien, die aus den beiden Elterntieren und dem Nachwuchs bestehen, beobachtet.

In der Regel pflanzen sich nur jene Tiere fort, die über ein Territorium verfügen. Durch Markierung mit Urin grenzen sie das Revier ab, dessen Größe bei den Tigerweibchen von der Verfügbarkeit der Beutetiere abhängt. Das Revier eines Männchens überlappt in der Regel mit dem mehrerer (zwei bis sieben) Weibchen. Im Chitwan-Nationalpark mit einer Beutetierbiomasse von etwa 2000 kg/km² umfasst das Streifgebiet eines Tigerweibchens im Schnitt 23 km², das eines Männchens im Schnitt 68 km². In den relativ beutearmen Laubwäldern des Sichote-Alin-Reservats im Fernen Osten Russlands, wo die durchschnittliche Biomasse der Beutetiere bei etwa 400 kg/km² liegt, umfasst das Revier eines Tigerweibchens etwa 200 bis 400 km². Obwohl sich die Reviere teilweise überlappen können, spiegeln die durchschnittlichen Reviergrößen die Populationsdichte der Tiger eines Gebietes wider. Im indischen Kanha-Nationalpark leben auf einer Fläche von 320 km² etwa zehn bis 15 Tiere. Im Chitwan-Nationalpark in Nepal leben im Durchschnitt etwa acht Tiger auf 100 km². Im Kaziranga-Nationalpark finden sogar über 16 Tiger pro 100 km² ein Auskommen, in Nagarhole immerhin etwa 13 bis 15. Im Gegensatz dazu leben im Fernen Osten Russlands je nach Art des Lebensraums nur etwa 0,5 bis 1,4 Tiger auf 100 km². Die Tropenwälder Malaysias, Sumatras und Laos zeichnen sich in der Regel ebenfalls durch sehr niedrige Beutetierdichten aus. Hier sind auch die Bestandsdichten der Tiger besonders niedrig. Die extrem großen Streifgebiete der Sibirischen Tiger scheinen allerdings nicht nur auf die relativ geringen Beutetierdichten zurückzuführen sein, sondern auch auf menschliche Nachstellungen. So ließen sich junge Tigerweibchen im Sichote-Alin-Reservat meist im Revier der Mutter nieder, falls keine Verluste durch menschliche Nachstellungen auftraten. Wenn die Ausfallquote hoch war, besetzten sie dagegen eigene Reviere. Demnach dürfte die potentiell benötigte Reviergröße eines Weibchens in diesem Gebiet deutlich unter der tatsächlichen von etwa 400 Quadratkilometern liegen. Als territoriale Tiere verteidigen Tiger ihr Revier normalerweise gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen. Markiert wird das Revier durch Urin, der mit aufgestelltem Schwanz gegen Bäume oder Büsche gespritzt wird. Auch Kratzspuren, die Tiger häufig an Bäumen hinterlassen, könnten diesem Zweck dienen. Dass das Brüllen ebenfalls zur Reviermarkierung dient, wie es beim Löwen der Fall ist, dürfte eher unwahrscheinlich sein, da Tiger sehr selten brüllen. Weibliche Tiger besetzen häufig ein Revier in direkter Nachbarschaft zu dem ihrer Mutter, was dazu führt, dass die Tigerweibchen eines Gebietes häufig ähnlich nah verwandt sind wie die Löwinnen eines Rudels. Männliche Tiger wandern dagegen umher und versuchen, ein verwaistes Revier zu finden oder ein anderes Männchen im Kampf zu vertreiben.

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Ökologische Nische

Tiger tragen dazu bei, die Populationen ihrer großen Pflanzenfresser zu kontrollieren, die allesamt Druck auf verschiedene Pflanzengemeinschaften ausüben. Aufgrund ihrer Rolle als wichtigste Prädatoren werden sie als Schlüsselarten angesehen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Der Tiger ist das nationale Tier Indiens, Bangladeschs, Malaysias und Südkoreas.
  • Wussten Sie, dass ein Tiger -Muster immer noch sichtbar ist, wenn er rasiert wird? Dies ist nicht auf die Hautpigmentierung zurückzuführen, sondern auf die in der Haut eingebetteten Stoppeln und Haarfollikel.
  • Tiger haben auch einen prominenten weißen Fleck auf der Rückseite ihrer Ohren, umgeben von Schwarz. Es wird angenommen, dass diese Stellen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen einzelnen Tigern spielen.
  • Tiger können bis zu 7 km breite Flüsse überqueren und an einem Tag bis zu 29 km schwimmen.
  • Wenn ein Tiger angespannt ist, stöhnt er; Dieser Klang ähnelt einem Brüllen, ist aber verhaltener und entsteht, wenn der Mund teilweise oder vollständig geschlossen ist. Ihr Stöhnen ist 400 m entfernt zu hören!

Coloring Pages

Referenzen

1. Tiger artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Tiger
2. Tiger auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/15955/0

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