Bürstenschwanz-Rattenkänguru

Bürstenschwanz-Rattenkänguru

Bürstenrattenkänguru, Pinselschwanz-rattenkänguru

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Teilklasse
Ordnung
Familie
SPEZIES
Bettongia penicillata
Populationsgrösse
12-18 Thou
Lebensdauer
4-14 years
Gewicht
750-1850
26.5-65.3
goz
g oz 
Länge
30-35
11.8-13.8
cminch
cm inch 

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru (Bettongia penicillata), auch als Bürstenrattenkänguru oder Pinselschwanz-Rattenkänguru bezeichnet, ist ein Beutelsäuger aus der Familie der Rattenkängurus (Potoroidae). Es werden zwei Unterarten unterschieden, das Östliche Bürstenschwanz-Rattenkänguru (Bettongia penicillata penicillata), das seit 1923 als ausgestorben gilt, und das Westliche Bürstenschwanz-Rattenkänguru (Bettongia penicillata ogilbyi), das in Australien als Woylie bezeichnet wird. Der englische Trivialname leitet sich vom Begriff walyu aus der Sprache der Noongar-Aborigines ab. Die östliche Unterart wurde 1837 von John Edward Gray und die westliche 1841 von George Robert Waterhouse beschrieben, der sie nach dem britischen Naturforscher William Ogilby benannte.

Aussehen

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 28,9 bis 36 cm, eine Schwanzlänge von 25 bis 36 cm und ein Gewicht 0,8 bis 1,8 kg. Das Rückenfell ist graubraun, das Bauchfell ist heller gelblichgrau. Über die Hüften verläuft ein blasser Streifen. Gesicht, Gliedmaßen und Schwanz sind bräunlich. Der Schwanz ist an der Unterseite hell und wird zum Ende hin dunkler. Zur Spitze hin weist die Oberseite des Schwanzes ein hervorstehendes, dunkles, bürstenartiges Fellbüschel auf. Der diploide Chromosomensatz beträgt 22.

Verteilung

Erdkunde

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru war ursprünglich in den trockenen und halbtrockenen Lebensräumen im südlichen und nordwestlichen Australien weit verbreitet. Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Art war zweigeteilt. Der südliche Teil erstreckte sich über den Südwesten von Western Australia über die Nullarbor-Ebene im Süden von South Australia und nordwestlich über den Bundesstaat Victoria bis zur Great Dividing Range in der Zentralregion von New South Wales. Der nördliche Teil umfasste Pilbara in Western Australia, die Große Sandwüste und die Große Victoria-Wüste im Norden von South Australia sowie die Tanamiwüste im Northern Territory. Anfang der 1970er Jahre war das Verbreitungsgebiet auf drei kleine Areale im Südwesten von Western Australia geschrumpft. Seitdem finden Wiederansiedlungsprojekte statt, wo neue Populationen in Western Australia sowie in South Australia und New South Wales aufgebaut werden.

Mehr anzeigen

Vorkommen des Östlichen Bürstenschwanz-Rattenkängurus sind aus den Bundesstaaten South Australia, Victoria und New South Wales sowie von der Insel St. Francis Island im Nuyts Archipel in der Großen Australischen Bucht bekannt.

Ein Exemplar, das Carl Sophus Lumholtz 1884 bei Coomooboolaroo im Dawson Valley in Queensland sammelte, wurde anfänglich für die westliche Unterart des Bürstenschwanz-Rattenkänguru gehalten. Bei einer Untersuchung von Lumholtz’ Exemplar im Jahr 1967 fand Norman Arthur Wakefield heraus, dass es sich vom Bürstenschwanz-Rattenkänguru unterscheidet und so verwendete er es als Typusmaterial für eine neue Art, die er als Nördliches Bürstenrattenkänguru (Bettongia tropica) erstbeschrieb.

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru bewohnt trockene Hartlaubwald- und Waldlandgebiete mit dichtem Unterholz von Meereshöhe bis in Höhenlagen von 300 m. In der Vergangenheit kam es in einem größeren Bereich von trockenen und halbtrockenen Lebensräumen vor, darunter Spinifex-Grasland, Mallee und Buschland. Es bevorzugt gut entwässerte Böden.

Weniger anzeigen
Bürstenschwanz-Rattenkänguru Lebensraum-Karte
Bürstenschwanz-Rattenkänguru Lebensraum-Karte
Bürstenschwanz-Rattenkänguru
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru ist nachtaktiv. Es verbringt den Tag alleine in seinem Nest, geht in der Nacht oder manchmal bei Abenddämmerung auf Nahrungssuche und kehrt vor Anbruch der Morgendämmerung in sein Nest zurück. Die aufwendigen Nester sind gut versteckt. Sie werden in einer flachen Mulde errichtet, die sich unter dichter Vegetation oder an der Basis von Büschen oder Tussock-Gräsern befindet. Die eiförmigen Nester haben nur einen Eingang. Die Außenschicht besteht aus Gras und Rinde. Der Innenraum wird mit fein zerkleinertem Pflanzenmaterial ausgekleidet. Zum Transport des Nestmaterials wird der geringelte Schwanz mit der pinselartigen Spitze verwendet. Die Bürstenschwanz-Rattenkängurus haben mehrere Nester in ihrem Revier, davon können gelegentlich drei bis vier Nester auf einmal in Gebrauch sein. Der Nestgebrauch ist zufällig, wobei sich die Tiere selten mehr als drei Tage in einem Nest aufhalten.

Mehr anzeigen

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru lebt vornehmlich als Einzelgänger. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen verhalten sich sehr aggressiv gegenüber Geschlechtsgenossen. Männchen beanspruchen Revierareale von 28 bis 43 Hektar, die Weibchen Areale von 15 bis 28 Hektar. Die Reviergrößen variieren je nach Lebensraumqualität und Bestandsdichte. In den Revieren befindet sich eine Kernnestzone von zwei bis vier Hektar, die sich zum Teil zwischen den Geschlechtern überlappen kann, bei männlichen Geschlechtsgenossen jedoch nicht. In den größeren Futterplätzen gibt es eine größere Überlappung, sowohl innerhalb als auch zwischen den Geschlechtern. Die Männchen wandern mehr als die Weibchen, wobei einzelne Exemplare Entfernungen bis zu 9 km zurückgelegt haben.

Weniger anzeigen
Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Das Bürstenschwanz-Rattenkänguru ernährt sich überwiegend von Pilzen, wobei vor allem die trüffelartigen Pilze bevorzugt werden. Die unterirdischen Fruchtkörper werden mit den starken Krallen der Vorderfüße ausgegraben. Diese Pilze können die Rattenkängurus nur indirekt verdauen. In einem Teil ihres Magens werden die Pilze durch Bakterien zersetzt, die die Nährstoffe produzieren, die im Rest des Magens und im Dünndarm verdaut werden. Als das Bürstenschwanz-Rattenkänguru noch weit verbreitet war, hat es wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Pilzsporen in den Wüstenökosystemen gespielt.

Mehr anzeigen

Weitere Nahrungsbestandteile sind Wurzeln, Knollen, Samen, Pflanzenexsudate und Wirbellose. Es bestehen jahreszeitliche und geographische Unterschiede hinsichtlich der Nahrungsaufnahme, die das verfügbare Angebot an Pilzen widerspiegeln. Ferner ist bekannt, dass sie Zwischenspeicher für Samen anlegen und dass sie keinen Zugang zu freiem Wasser benötigen.

Weniger anzeigen

Paarungsgewohnheiten

Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit zehn Monaten, die Männchen mit zwölf Monaten. Die Weibchen können sich fortlaufend fortpflanzen, mit einem Jungen pro Wurf und bis zu drei Jungen pro Jahr. Bei den Weibchen kommt es zur embryonalen Keimruhe. Gewöhnlich paaren sie sich wenige Stunden nach der Geburt des ersten Embryos erneut. Der Sexualzyklus dauert 22 bis 23 Tage und die Tragzeit 21 Tage. Nach der Geburt verbringt das Junge drei bis fünf Monate im Beutel der Mutter. Nach vier bis fünf Monaten ist es entwöhnt. Nach der Entwöhnung verbringt das Junge noch einige Monate in der Nestzone der Mutter, bis es das Revier verlässt.

POPULATION

Populationsgefährdung

Bürstenschwanz-Rattenkängurus wurden ursprünglich als Schädlinge angesehen. Daher wurden sie in den Jahren 1880-1920 direkt in großer Zahl (mehr als 3 Millionen Exemplare) zur Belohnung getötet. Bürstenschwanz-Rattenkängurus haben auch unter der Prädation durch eingeschleppte Tiere gelitten, insbesondere durch Füchse und Katzen. Andererseits ist der Wettbewerb mit eingeführten Tieren wie Kaninchen und Dedomestikation eine weitere Bedrohung für die Population dieser stark gefährdeten Art. Darüber hinaus sind sie der Übertragung von Krankheiten durch Dedomestikation ausgesetzt. Außerdem wird ihr Verbreitungsgebiet durch veränderte Feuerregime und landwirtschaftliche Entwicklung verkleinert. Bürstenschwanz-Rattenkängurus sind durch die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums aufgrund von Landrodung sowie durch die Verringerung ihres terrestrischen Lebensraums aufgrund von anthropogenen Treibhausgasemissionen bedroht.

Populationszahl

Nach Angaben des Zoologen Guy Chester Shortridge aus dem Jahr 1910 soll das Westliche Bürstenschwanz-Rattenkänguru zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch sehr häufig im Südwesten Australiens vorgekommen sein. Zu Beginn der 1970er Jahre überlebte es nur noch in drei kleinen Arealen im Südwesten von Western Australia, im Dryandra Woodland, im Perup Nature Reserve und im Tutanning Nature Reserve. Der Rückgang des Bürstenschwanz-Rattenkängurus hatte verschiedene Ursachen, darunter die Auswirkungen durch Weidevieh, Lebensraumveränderung durch landwirtschaftliche Nutzung, Nachstellung durch eingeschleppte Beutegreifer wie Rotfüchse und Hauskatzen und vermutlich durch die veränderten Verläufe von Buschfeuern.

Mehr anzeigen

Dank der umfangreichen Beseitigung der Rotfüchse erhöhte sich die Population in dieser Region wieder. In der Folgezeit fanden 46 Wiederansiedlungsprojekte in Western Australia statt, darunter im Batalling Forest, im Boyagin Nature Reserve, im Julimar Conservation Park, im Lake Magenta Nature Reserve, im Shannon National Park, im Wellington National Park, im Kalbarri National Park, im François Peron National Park, im Karakamia Wildlife Sanctuary und im Paruna Wildlife Sanctuary. In South Australia werden seit 1979 Wiederansiedlungsprogramme durchgeführt, darunter die erste auf Bird Club Island nahe Port Augusta. Sechs Bürstenschwanz-Rattenkängurus wurden auf die Insel gebracht, jedoch starben alle Tiere innerhalb von 17 Monaten durch die Nachstellung von eingeschleppten Beutegreifern. Zehn Tiere, die 1982 im Baird Bay Island Conservation Park ausgewildert wurden, starben wegen der Nachstellung durch Rotfüchse. Zwischen 1981 und 1987 wurden insgesamt 128 Bürstenschwanz-Rattenkängurus im Saint Francis Conservation Park angesiedelt. Das Programm schien auch zunächst erfolgreich zu verlaufen, nach einem Jahr waren jedoch alle Tiere verendet.

Mögliche Gründe könnten die übermäßige Konkurrenz durch Nasenbeutler oder die Plünderung durch Rautenpythons gewesen sein. Die erste erfolgreich verlaufende Wiederansiedlung in South Australia begann 1983 auf Wedge Island. Von 36 Exemplaren, die anfangs auf die Insel gebracht wurden, stieg die Population bis zum Jahr 2000 auf fünf bis sechstausend Tiere. In den 1990er Jahren begann die Wiederansiedlung von Bürstenschwanz-Rattenkängurus in eingezäunten Naturschutzgebieten auf dem Festland. 1991 wurden achtzig Tiere im Yookamurra Sanctuary angesiedelt, wo der Bestand bis zum Jahr 2000 auf etwa zweihundert Tiere anstieg.

1994 wurden 67 Bürstenschwanz-Rattenkängurus aus Western Australia im Venus Bay Conservation Park ausgewildert. Dieses Schutzgebiet befindet sich auf der Eyre-Halbinsel zwischen den Orten Streaky Bay und Elliston und umfasst eine Fläche von 1.460 Hektar. Der Park ist durch Wiederansiedlungsprogramme von vier Arten bekannt geworden, darunter befinden sich neben dem Bürstenschwanz-Rattenkänguru der Langschwanztriel, die Große Häschenratte und der Große Kaninchennasenbeutler. Im Jahr 2000 gab es schätzungsweise fünfhundert Bürstenschwanz-Rattenkängurus im Venus Bay Conservation Park. 1999 wurden 45 Tiere aus diesem Park zum Aufbau einer neuen Population im Lincoln National Park in South Australia angesiedelt. Alle Tiere überlebten das erste Jahr. 28 Tiere wurden von Wedge Island in den Flinders Ranges National Park gebracht, von denen etwa 15 das erste Jahr überlebten. In New South Wales fanden Wiederansiedlungsprogramme im Yathong Nature Reserve, im Scotia Wildlife Sanctuary und im Genaren Hills Sanctuary statt. Die erste Gruppe von Bürstenschwanz-Rattenkängurus wurde 1998 im Genaren Hills Sanctuary ausgewildert, die zweite im Jahr 1999.

Dank einer großangelegten Fuchsbeseitigung erholten sich die Bestände so gut, dass das Bürstenschwanz-Rattenkänguru im Jahr 1996 von den Staats- und Commonwealth-Listen gefährdeter Arten Australiens gestrichen werden konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Population auf rund 250.000 Individuen angewachsen. Ab 2001 ging die Bestandsrate jedoch auf dem Festland um 25 bis 95 Prozent pro Jahr und zwischen 2005 und 2007 um 90 Prozent zurück. Die Inselpopulationen blieben offenbar stabil. Schätzungen gehen davon aus, dass die Bestände zwischen 2001 und 2006 insgesamt um 70 bis 80 Prozent auf 8.000 bis 15.000 Exemplare gesunken sind. Die Rückgänge setzen sich fort und es gibt keine klaren Anzeichen für eine Erholung der Populationen. Die Gründe dafür bleiben rätselhaft. Vermutlich könnte die Nachstellung durch Hauskatzen oder die Beeinträchtigung durch Infektionen dabei eine Rolle gespielt haben. 2008 wurde das Bürstenschwanz-Rattenkänguru von der IUCN in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) klassifiziert.

Weniger anzeigen

Ökologische Nische

Bürstenschwanz-Rattenkängurus spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem ihres Lebensraumes. Diese Tiere sind in der Tat "Ingenieure" des lokalen Ökosystems. Einerseits dienen sie als wichtige Samenverbreiter, da sie die Samen bestimmter Pflanzen in ihren Wangen tragen (um sie später zu fressen oder zu vergraben) und so zum Überleben dieser Pflanzen beitragen. Andererseits profitieren Bürstenschwanz-Rattenkängurus vom Ökosystem, indem sie graben (sie suchen nach Pilzen und Knollen) und so das Eindringen von Wasser in den Boden verstärken, Samen und organisches Material einschließen und Pilze verbreiten, was für die Pflanzen von großem Nutzen ist.

Lustige Fakten für Kinder

  • "Woylie" ist ein Wort der Noongar und wird als 'woy-lee' ausgesprochen.
  • Der Schwanz des Bürstenschwanz-Rattenkängurus ähnelt dem eines Kängurus. Er hat jedoch eine einzigartige Eigenschaft, die ihn dem Schwanz eines Opossums ähnlicher macht: Er kann sich aufrollen und Gegenstände festhalten. Daher halten Bürstenschwanz-Rattenkängurus in der Regel Gräser und Äste mit ihrem Schwanz fest, wenn sie ihre Nester bauen.
  • Beim Schlafen wickeln Bürstenschwanz-Rattenkängurus häufig ihren Schwanz um den Hals, um sich warm zu halten.
  • Untersuchungen zufolge nutzen Bürstenschwanz-Rattenkängurus keine grüne Vegetation und beziehen die gesamte benötigte Feuchtigkeit aus ihrer Nahrung.
  • Im späten Frühjahr und Frühsommer, wenn Insekten wie Motten oder Käfer aus ihren Kokons und Löchern in lebendem und totem Holz schlüpfen, beginnen sie, Pflanzen wie Eukalypten und Akazien anzugreifen. Während dieser Zeit kann man Bürstenschwanz-Rattenkängurus in der Regel dabei beobachten, wie sie hochspringen, um die Insekten mit ihren Unterarmen zu fangen. Indem sie sich von diesen Insekten ernähren, kontrollieren die Bürstenschwanz-Rattenkängurus deren Populationen und profitieren so von einer Reihe lokaler Pflanzen.
  • Der Magen dieses Tieres ist einzigartig, denn er enthält reichlich Bakterien, die es ihm ermöglichen, Pilze zu verdauen und dabei nützliche Nährstoffe freizusetzen.

Referenzen

1. Bürstenschwanz-Rattenkänguru artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrstenschwanz-Rattenk%C3%A4nguru
2. Bürstenschwanz-Rattenkänguru auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/2785/0

Mehr faszinierende Tiere zum Kennenlernen