Maurische Landschildkröte
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Überfamilie
SPEZIES
Testudo graeca
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
125-200 years
Höchstgeschwindigkeit
8
5
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
0.9-2.3
2-5.1
kglbs
kg lbs 
Länge
15-18
5.9-7.1
cminch
cm inch 

Die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) gehört zur Gattung der Paläarktischen Landschildkröten (Testudo). Der größte Teil ihres riesigen Verbreitungsgebietes liegt in Asien und Nordafrika, zwei der sechs Unterarten kommen jedoch auch im europäischen Mittelmeerraum vor. Die Maurische Landschildkröte ist als kleine bis mittelgroße, pflanzenfressende Landschildkröte im deutschsprachigen Raum ein beliebtes Heimtier, in vielen ihrer angestammten Heimatgebiete aber im Bestand bedroht. Der private Import dieser Schildkröten ist deshalb (je nach Unterart) illegal und wird mit Geld- oder Freiheitsstrafe bestraft.

Aussehen

Die Maurische Landschildkröte ist eine kleine bis mittelgroße Landschildkröte. Ausgewachsene Exemplare der osteuropäischen Testudo graeca ibera erreichen bis zu 35 cm Länge (SCL, Stockmaß des Rückenpanzers) und ein Gewicht von mehr als 5 kg (Beshkov 1997). Tiere westmediterraner Unterarten bleiben deutlich kleiner. Für Südostspanien wird eine durchschnittliche Länge von 11,2 cm bei Männchen und 12,6 cm bei Weibchen angegeben (Pérez 1998). Der Rückenpanzer (Carapax) ist hoch gewölbt, mit dem höchsten Punkt im Bereich der dritten Vertebrale, und besitzt relativ breite Vertebralschilde. Der Bauchpanzer (Plastron) ist am Vorderlappen deutlich verdickt und besitzt bei erwachsenen Tieren am hinteren Ende ein schwach bewegliches Scharnier. Wie bei den meisten Schildkröten wird die aus Knochenplatten bestehende Panzerkapsel von dünnen Hornschilden bedeckt, wobei der so genannte Schwanzschild bei Testudo graeca meist ungeteilt ist. Die Vorderbeine der Maurischen Landschildkröte sind an der Außenseite mit vier bis sechs Querreihen von sich überlappenden, großen Hornschuppen bedeckt und besitzen meist fünf Krallen. An den Hinterbeinen befinden sich außer bei einer nordafrikanischen Lokalform zwei typische Hornkegel, symmetrisch rechts und links vom Schwanz angeordnet. Die Färbung und Zeichnung des Panzers ist individuell und unterartbedingt sehr verschieden ausgeprägt. Jungtiere schlüpfen meist mit einer deutlichen und kontrastreichen Zeichnung des Panzers aus dem Ei, bei einigen nordafrikanischen Lokalformen aber auch nahezu einfarbig hellbraun. Bei älteren Tieren wird die Färbung und Zeichnung zunehmend verwaschen. Auch die Farbe der Weichteile schwankt je nach Klimabedingungen stark von hellgelbbraun bis nahezu schwarz. Bei einigen Lokalformen zeigt sich eine charakteristische helle Fleckung an der Oberseite des Kopfes.

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Gegenüber der Griechischen Landschildkröte Testudo hermanni unterscheidet sich Testudo graeca durch ihre fast immer vorhandenen Oberschenkelsporne und das Fehlen eines Hornnagels am Schwanzende. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind vier bis sechs auffällige Querreihen grober, sich überlappender Schuppen an den Außenflächen der Unterarme und das bei erwachsenen Tieren immer vorhandene Scharnier am Hinterlappen des Bauchpanzers. Von der Breitrandschildkröte Testudo marginata lässt sich die Maurische Landschildkröte durch ihre rundlichere Panzerform und die fehlende dreieckige Plastronzeichnung abgrenzen. Die Ägyptische Landschildkröte Testudo kleinmanni ist deutlich kleiner und heller gefärbt als Testudo graeca und hat ebenfalls eine dreieckige Plastronzeichnung. Die Vierzehenschildkröte (Testudo horsfieldii) besitzt nur vier, die Maurische Landschildkröte dagegen fünf Krallen an den Vorderfüßen.

Maurische Landschildkröten besitzen einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Männchen und Weibchen zeigen deutliche sekundäre Geschlechtsmerkmale, die sich mit etwa vier bis sechs Jahren ausprägen. Frisch aus dem Ei geschlüpfte Tiere sind nicht nach Geschlechtern unterscheidbar.

Erwachsene Männchen haben einen längeren Schwanz und eine dickere Schwanzwurzel, in der der Penis verborgen ist und nur zur Begattung ausgestülpt wird. Männchen tragen den Schwanz meist seitlich unter den Panzer geklappt, wogegen der kurze Schwanz der Weibchen ausgestreckt bleibt. Ihre Kloake liegt zudem näher am Körper. Der Bauchpanzer der Männchen ist leicht nach innen gewölbt (konkav). Der Schwanzschild deutlich nach innen gebogen. Weibchen sind dagegen insgesamt größer und schwerer als Männchen, wobei die Größen- und Gewichtsunterschiede teilweise beträchtlich ausfallen können.

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Verteilung

Erdkunde

Die Maurische Landschildkröte besiedelt ein riesiges, aber sehr zerrissenes Verbreitungsgebiet, mit großen Lücken zwischen den einzelnen Vorkommen. Es erstreckt sich über 27 Staatsgebiete, von der Atlantikküste im Westen Marokkos bis in die östlichen Teile Irans. Dabei dehnt es sich über 6000 Kilometer in Ostwest-Richtung und 1600 Kilometer in Nordsüd-Richtung aus. Die Art lebt dabei unter sehr unterschiedlichen Klimabedingungen, dem vergleichsweise ausgeglichenen Mittelmeerklima und den extremen Wetterbedingungen der asiatischen Steppen mit glühendheißen Sommern und monatelangem Frost im Winter. Auch die besiedelten Lebensräume unterscheiden sich stark, von feuchten Sumpfrandgebieten über Heide- und Graslandschaften, lichten Wäldern, sandigen Dünenlandschaften bis hin zu wenig bewachsenen, trockenen Steppen und Halbwüsten.Von der IUCN wird die Maurische Landschildkröte als „gefährdet“ eingestuft.

Maurische Landschildkröte Lebensraum-Karte
Maurische Landschildkröte Lebensraum-Karte
Maurische Landschildkröte
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Gewohnheiten und Lebensstil

Es gibt viele Unterarten der Maurischen Landschildkröten, und einige von ihnen unterscheiden sich stark voneinander. Diejenigen, die in kälteren Klimazonen leben, halten zum Beispiel in der kühleren Jahreszeit Winterschlaf, während andere keinen Winterschlaf halten und wärmere Gegenden bevorzugen, weil die kalten Temperaturen ihnen nicht gut tun. Diese Tiere sind terrestrisch und kommen in Gebieten mit niedriger Luftfeuchtigkeit und trockenem Klima vor. Sie bleiben während der heißeren Tageszeiten manchmal in einer Behausung, sind aber ansonsten tagaktiv. Sie beginnen ihren Tag, indem sie sich auf Felsen sonnen, wobei sie ihre Beine und ihren Kopf ganz ausstrecken. Dann grasen sie und ziehen sich danach in die nahegelegene Höhle zurück.

Fressverhalten und Ernährung

Diese Schildkrötenart ernährt sich überwiegend pflanzlich. Aufgenommen wird eine Vielzahl von ein- und mehrjährigen Pflanzen aus einem breiten Spektrum von Pflanzenfamilien. In der Doñana wurde eine Aufnahme von 86 Pflanzenarten aus 26 Familien beobachtet, vor allem Vertreter der Süßgräser (Gramineae), Korbblütler (Asteraceae), Hülsenfrüchtler (Leguminosae), Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Bei ausreichendem Nahrungsangebot, meist im Frühjahr zeigen sich deutliche Nahrungsvorlieben für bestimmte Pflanzenarten. In Dagestan wurde im Mageninhalt von 62 Tieren ein Anteil von 97 Prozent der vergleichsweise proteinreichen Leguminosen festgestellt. Das sind zum Beispiel wilde Wicken und Klee. Außerdem werden bevorzugt die nahrhafteren Teile aufgenommen, Knospen, Blüten, Früchte mit Samen. Bei Nahrungsmangel, vor allem während der heißen Sommermonate, werden aber auch vertrocknete, wenig nahrhafte Pflanzen und Pflanzenteile, teilweise sogar Giftpflanzen aufgenommen und verwertet. Insbesondere dann wurden im Mageninhalt und Kot auch Reste von Wirbellosen (z. B. Gehäuseschnecken und Insekten) und Kot anderer Tiere nachgewiesen. Weibchen nehmen mehr tierische Bestandteile auf als Männchen und Jungtiere.

Paarungsgewohnheiten

Bereits im der Paarung vorangehenden Sommer beginnt die Spermienproduktion der Männchen und das Follikelwachstum der Weibchen. Unmittelbar nach der Winterstarre, Mitte Februar bis Anfang Mai, beginnen die Männchen mit der Balz. Mit großem Eifer verfolgen sie die Weibchen, umkreisen sie, beißen sie in die Gliedmaßen, rammen sie mit heftigen Stößen und reiten auf. Bei der stoßweisen Kopulation öffnet das Männchen das Maul, die rote fleischige Zunge wird sichtbar und es stößt piepsende Töne aus. Nach dem Aufreiten bleibt das Weibchen stehen, stemmt seine Vorderfüße in die Erde und pendelt mit dem Vorderkörper. Dabei entspricht der Rhythmus der Panzerbewegung dem Rhythmus, in dem das Männchen seinen Paarungslaut von sich gibt. Eine einzige erfolgreiche Paarung reicht für mehrere Gelege.

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Regional unterschiedlich, meist von April bis Juni, werden ein bis drei Gelege mit jeweils bis zu acht (im Schnitt etwa fünf) hartschaligen Eiern abgesetzt. Das Weibchen gräbt dazu an einem sorgfältig ausgesuchten Platz eine etwa zehn Zentimeter tiefe Grube, platziert die Eier mit den Hinterbeinen vorsichtig hinein und vergräbt sie. Eine weitere Brutpflege findet nicht statt. Das Ausbrüten übernimmt die Sonne. Je nach Region und Klimabedingungen dauert die Entwicklung der Embryonen von 60 bis über 100 Tage, wobei die Jungtiere nach dem Schlupf oft noch eine Weile in der Nisthöhle verharren. Die ersten Schlüpflinge erscheinen noch in der sommertrockenen Zeit an der Erdoberfläche, im Kaukasus ab Ende Juli, in Südwestspanien ab Mitte August. Es wird jedoch auch vermutet, dass die letzten Schlüpflinge im Nest überwintern (Inozemtsev 1994).

Die mittlere Nisttemperatur unter natürlichen Bedingungen wird in Spanien mit etwa 28 °C angegeben, mit Extremwerten von 10 und 48 °C. Die tägliche Schwankung liegt im Mittel bei etwa 13 °C (Díaz-Paniagua 2006). Bei Maurischen Landschildkröten wird das Geschlecht der sich entwickelnden Jungtiere durch die Bruttemperatur bestimmt. Unter Laborbedingungen erbrütete Tiere waren bei konstanten Temperaturen unter 30 °C überwiegend Männchen, bei Temperaturen über 31 °C überwiegend weiblich.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Von der IUCN wird die Maurische Landschildkröte auf der Roten Liste gefährdeter Arten als gefährdet (vulnerable) geführt.

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Die Art wird von der Europäischen Union in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführt und gilt damit als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung von den Mitgliedsstaaten besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.

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Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Maurischen Landschildkröte. Derzeit wird diese Art in der Roten Liste der IUCN als Gefährdet (VU) eingestuft.

Lustige Fakten für Kinder

  • Ein anderer Name für die Maurische Landschildkröte ist Spornschildkröte, und zwar wegen der großen konischen Tuberkel an jedem Oberschenkel.
  • Viele Schildkrötenarten, darunter auch diese, können nicht schwimmen und müssen an Land bleiben.
  • Maurische Landschildkröten leben länger als die meisten anderen Schildkrötenarten, die es heute gibt. Der Besitz einer solchen Schildkröte als Haustier bringt eine große Verantwortung mit sich, die möglicherweise über mehrere Generationen weitergegeben wird.
  • Diese Tiere legen über Nacht immer wieder einen "Kratzbaum" an, ein Nest, das unter spitzen Eichensträuchern angelegt wird. Sie werden von mehreren Schildkröten genutzt, und man kann ihre Spuren sehen, die aus ihnen herauskommen.
  • Landschildkröten und Wasserschildkröten sind eine sehr alte Familie von Reptilien, die vor etwa 220 Millionen Jahren entstanden ist. Von allen Tieren, die ein Rückgrat haben, sind sie die einzigen, die auch einen Panzer haben, der aus 59 - 61 Knochen besteht, die von Platten, den so genannten Schuppen, bedeckt sind, die aus Keratin bestehen, dem gleichen Stoff wie unsere Fingernägel.
  • Die Schildkröte kann nicht aus ihrem Panzer herauskriechen, da dieser fest mit der Wirbelsäule und dem Brustkorb verbunden ist. Die Oberseite des Panzers ist ein "Carapax" und die Unterseite ein "Plastron". Diese Tiere können Schmerzen und Druck durch ihren Panzer spüren, genau wie wir Druck durch unsere Fingernägel spüren können.

Referenzen

1. Maurische Landschildkröte artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Maurische_Landschildkr%C3%B6te
2. Maurische Landschildkröte auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/21646/0

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