Kopflaus
Reich
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Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Pediculus humanus capitis

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist ein flügelloses Insekt aus der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera). Sie gehört zur Familie der Menschenläuse (Pediculidae) und zur Gattung Pediculus – diese Gattung umfasst vier Arten, von denen zwei ausschließlich den Menschen parasitieren. Der Befall wird als Pedikulose bezeichnet. Ob Pediculus humanus und Pediculus capitis separate oder nur Unterarten einer Spezies sind, ist unter Wissenschaftlern strittig; handelte es sich um Unterarten, wäre die korrekte Bezeichnung für die Kleiderlaus Pediculus humanus humanus und für die Kopflaus Pediculus humanus capitis.

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Die Bezeichnung „Kleiderlaus“ ist insofern irreführend, als Pediculus humanus direkt am Körper anliegende Kleidung als „Rückzugsgebiet“ nutzt, aber prinzipiell überall am Körper – mit Ausnahme des Kopfes – Blut saugt. Filzläuse oder Schamläuse (Phthirus pubis) parasitieren ebenfalls ausschließlich den Menschen, gehören aber zu einer anderen Gattung (Phthirus) und Familie (Phthiridae).

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Aussehen

Der natürliche Lebensraum der Kopflaus sind Kopfhaut und Haare des Menschen. Kopfläuse nehmen Blut auf, indem sie mit stilettartigen Fortsetzungen ihres Kopfes die oberste Hautschicht einritzen und Blut aus einer eröffneten Kapillare aufsaugen. Gleichzeitig spritzen sie Speichel in die mikroskopisch kleine Wunde, um die Blutgerinnung zu unterbinden. Bislang unbekannte Inhaltsstoffe des Läusespeichels wirken immunogen, werden also vom Immunsystem des Menschen als fremd erkannt.

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Die Kopflaus hat pigmentierte Augen. Das Abdomen der Kopflaus ist in sieben Abschnitte (Segmente) gegliedert. In jedem Segment befindet sich auf jeder Körperseite eine Atemöffnung (Stigme). Ein weiteres Stigmenpaar befindet sich im Bereich des Thorax. Die Stigmen haben einen Durchmesser von weniger als zehn Mikrometer und gehen in Tracheen über, die sich verästeln und die inneren Organe der Laus mit Sauerstoff versorgen.

Die Endglieder der Beine sind zu hakenförmigen Krallen umgeformt. Mit diesen Klauen kann sich die Kopflaus sehr gut an Haaren festhalten bzw. daran entlang bewegen. Typischerweise hält sich eine Kopflaus mit einigen Klauen an einem Haar fest und ergreift mit den freien Klauen ein anderes. Auf diese Weise gelangen die Parasiten schnell von einem Kopf zu einem anderen. Auf glatten Oberflächen können sich Kopfläuse dagegen nur unbeholfen fortbewegen.

Kopfläuse machen nur eine inkomplette Metamorphose durch (Hemimetabolie). Das heißt, aus dem Ei geschlüpfte Nymphen sehen bereits wie adulte Läuse aus, sind aber deutlich kleiner. Frisch geschlüpfte Nymphen sind 1–2 mm, erwachsene Läuse ca. 3 mm lang. Nach etwa 9–12 Tagen ist eine Kopflaus geschlechtsreif. Erst dann versucht sie, auf den Kopf einer anderen Person zu gelangen. Weibliche Kopfläuse sind nicht zur Parthenogenese befähigt.

Bei den ausgewachsenen und geschlechtsreifen Tieren ist die männliche Laus etwas kleiner und schlanker als die weibliche. Sie können ausgewachsen eine Größe von bis zu 3 mm erreichen.

Der chitinöse Panzer der Laus kann transparent, weißlich-gräulich oder bräunlich sein. In Bevölkerungen mit einer schwachen Hautpigmentation ist die Chitinhülle in der Regel weißlich-gräulich, in Bevölkerungen mit dunkler Haut dagegen eher bräunlich. Nach dem Blutsaugen erscheint die Laus rötlich, da der mit Blut gefüllte Verdauungstrakt durch die Chitinhülle hindurch schimmert. Die unterschiedliche Farbe der Chitinhülle ist eine im Laufe der Evolution erfolgte Anpassung, die die Erkennung der Parasiten durch den Wirt erschwert und das Entlausen schwierig macht.

Das Temperaturoptimum für die Entwicklung der Eier liegt zwischen 34 °C und 36 °C. Bei dieser Temperatur und einer hohen Luftfeuchtigkeit (Verhältnissen, wie sie für die Kopfhaut charakteristisch sind) schlüpfen juvenile Läuse in der Regel innerhalb von 7–8 Tagen aus dem Ei. Sinkt die Temperatur, dauert die Entwicklung des Embryos länger. Allerdings enthalten etwa 30 % aller Eier keinen Embryo oder der Embryo hat sich nicht zu einer lebensfähigen Laus entwickelt.

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Verteilung

Erdkunde

Regionen

Kopfläuse sind – im Gegensatz zu Kleiderläusen – weltweit verbreitet. Die Häufigkeit schwankt jedoch erheblich von Bevölkerungsgruppe zu Bevölkerungsgruppe. In der Regel sind Kinder häufiger betroffen als Erwachsene und Mädchen häufiger als Jungen. Dies hängt mit dem alters- und geschlechtsspezifischen Verhalten zusammen, die Kopfläusen einen leichteren Wirtswechsel ermöglichen, und nicht mit biologischen Merkmalen des Wirtes.

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In Mittel- und Nordeuropa liegt die Häufigkeit von Kopflausbefall im Kindesalter zwischen 2 und 20 %, in Entwicklungsländern dagegen bei bis zu 60 %. In einem städtischen Elendsquartier in Brasilien hatten 80 % aller Mädchen Kopfläuse.

Kopflausbefall tritt typischerweise in Form von Kleinepidemien in betreuten Einrichtungen, Kindergärten oder Schulen auf. Bei Epidemien in Kindergärten oder Schulklassen können 30 % und mehr aller Kinder betroffen sein.

Für Deutschland wurde eine Häufigkeit von 600 bis 1000 Neuerkrankungen pro 10.000 Kinder pro Jahr ermittelt. Damit ist Kopflausbefall die häufigste parasitäre Infektion im Kindesalter und nach den Erkältungskrankheiten die häufigste Infektionskrankheit.

Die Häufigkeit von Kopflausbefall schwankt erheblich in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Von Januar bis Juli/August treten Neuerkrankungen konstant auf, allerdings in verhältnismäßig geringer Zahl. Mit dem Beginn der Sommerferien nimmt die Zahl der neuen Fälle rasch zu und erreicht etwa um die 37. Kalenderwoche ein Maximum. Danach geht die Zahl der Neuerkrankungen zurück und erreicht am Ende des Jahres wieder den „Basiswert“.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Entgegen populärer Meinung hat häufiges Waschen der Haare keinen Einfluss auf den Befall mit Kopfläusen. Nissen sind durch einfache Haarwäsche nicht zu entfernen und lassen sich auch nicht ohne weiteres abstreifen. Ebenso sind Saunaaufenthalte, Föhnen des Haares oder Benutzung gewöhnlicher Trockenhauben keine Bekämpfungsmittel und führen möglicherweise sogar zu einer zusätzlichen Kopfhautschädigung.

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Prinzipiell bestehen drei Möglichkeiten, einen Kopflausbefall zu behandeln:

  • die mechanische Entfernung von Kopfläusen mit Hilfe eines Läusekamms,
  • die lokale Anwendung eines Kopflausmittels auf der Kopfhaut und
  • die Einnahme von Substanzen, die Kopfläuse beim Blutsaugen aufnehmen und diese anschließend abtöten

Lokal wirksame Kopflausmittel lassen sich nach ihrem Wirkprinzip in zwei Gruppen unterteilen: Produkte, die auf das Nervensystem der Läuse toxisch wirken (also ein chemisches Wirkprinzip haben) und Produkte, die physikalisch wirken. Eine andere Unterscheidung richtet sich nach der Gewinnung der Inhaltsstoffe: definierte chemische Substanzen oder Substanzkombinationen oder ein komplexes Substanzgemisch aus Pflanzenextrakten.

Grundsätzlich gilt, dass nur dann behandelt wird, wenn zumindest eine lebendige Kopflaus entdeckt wurde oder Eier mit entwicklungsfähigen Lausembryonen an den Haaren nachweisbar sind (siehe Abschnitt „Diagnose“). Kleben nur Nissen (Eihüllen) an den Haaren und ist keine Laus auf der Kopfhaut nachweisbar, braucht nicht behandelt zu werden.

Da bei einem erstmaligen Befall mit Kopfläusen in der Regel 4–6 Wochen vergehen, bis die Krankheit erkannt wird, hat der Patient in der Zwischenzeit mit großer Wahrscheinlichkeit andere Personen angesteckt. Daraus leitet sich die Empfehlung ab, alle Personen, mit denen in den vergangenen 14 Tagen Kopfkontakt bestand, auf Kopflausbefall zu untersuchen (siehe Abschnitt „Diagnose“) und beim Nachweis von Kopfläusen zu behandeln.

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POPULATION

Referenzen

1. Kopflaus artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Kopflaus

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