Gattung

Blindschleiche

2 Spezies

Die Blindschleiche (genauer: Westliche Blindschleiche) (Anguis fragilis) ist eine Echsenart innerhalb der Familie der Schleichen (Anguidae). In Mitteleuropa gehört sie zu den am häufigsten vorkommenden Reptilien. Mit ihrem beinlosen, langgestreckten Körper gleicht sie einer Schlange und wird auch oft für eine solche gehalten. Dieses Missverständnis spiegelt sich sogar im wissenschaftlichen Gattungsnamen wider, den ihr Carl von Linné gegeben hat (lateinisch anguis = „Schlange“; der Artname fragilis bedeutet „zerbrechlich“). Wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Schlangen sind das leichte Abbrechen des Schwanzes sowie das für alle Schleichen typische Vorhandensein von beweglichen Augenlidern und äußeren Gehöröffnungen, wenn auch letztere durch Schuppen verdeckt sind.

Ein anderer verbreiteter Irrtum ist, dass die Blindschleiche gemäß der Artbezeichnung blind sei. Der deutsche Name wird in der Fachliteratur aber in der Regel auf das Althochdeutsche plintslîcho zurückgeführt, was nach allgemeiner Auffassung so viel wie „blendende oder glänzende Schleiche“ bedeutet und sich auf das Glänzen der glatten Schuppenhaut sowie die typische Fortbewegung beziehen dürfte. Alternativ wird der Name manchmal aber auch tatsächlich auf die Wortbedeutung von „blind“ im Sinne von nichtsehend zurückgeführt. Andere, heute nicht oder kaum mehr gebräuchliche Bezeichnungen lauten Haselwurm und Hartwurm.

Die Blindschleiche wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Reptil des Jahres 2017 gekürt.

Entsprechend der neuen Abgrenzung mehrerer Arten stellt sich das Verbreitungsgebiet der (Westlichen) Blindschleiche deutlich kleiner dar als traditionell. Insbesondere das große Areal von Anguis colchica im Osten Europas (von Süd-Finnland über das Baltikum und Westrussland zum Schwarzen Meer und weiter über den Kaukasus zur Südküste des Kaspischen Meeres) „fehlt“ nun, ebenso wie der italienische Stiefel und weite Teile Griechenlands. Das verbliebene Verbreitungsgebiet von Anguis fragilis reicht vom Norden der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland bis ins östliche Mitteleuropa und auf den Balkan; im Norden sind Großbritannien, Dänemark, der äußerste Süden Norwegens sowie Süd- und Teile Mittelschwedens besiedelt. Die Kontakt- und Übergangszone der Areale von Westlicher und Östlicher Blindschleiche verläuft grob etwa von Kaliningrad aus südwärts. Zu den Ländern mit Vorkommen beider Formen gehören entsprechend unter anderem Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rumänien. Blindschleichen aus dem deutschsprachigen Raum zählen somit ausschließlich zur westlichen Art. Im Schweizer Tessin tritt stattdessen die Italienische Blindschleiche auf.

Frühere Angaben über Vorkommen in Nordwestafrika werden inzwischen angezweifelt und sollen auf Verwechslungen mit anderen beinlosen Echsenarten beruhen. Es besteht beim Areal der Blindschleiche eine recht große Übereinstimmung mit der Vegetationszone sommergrüner Laub- und Mischwälder der gemäßigten Zone. Innerhalb Europas gibt es ausgedehnte Verbreitungslücken in Irland, dem Süden der Iberischen Halbinsel, auf den Mittelmeerinseln sowie in Nordskandinavien.

Die Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis in die Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze; so kommt die Art im Schweizer Kanton Graubünden bis in 2100 Meter Höhe vor, in den österreichischen Alpen bis maximal 2400 Meter.

In Deutschland kommt die Blindschleiche als häufigstes Reptil in fast allen Regionen vor, vereinzelt auch auf der Insel Fehmarn; lediglich auf den meisten Nordseeinseln (Ausnahmen: Sylt, Föhr, Amrum) fehlt sie ebenso wie in küstennahen Marschgebieten. Ein Schwerpunkt der Verbreitung sind die bewaldeten Mittelgebirge. Auch in Österreich und in der Schweiz werden – bis auf hochalpine Extremlagen – alle Regionen von ihr besiedelt.

Bei den Lebensraumansprüchen gilt die Blindschleiche als eurytop, sie nutzt also ohne besondere Spezialisierung eine Vielzahl unterschiedlicher Biotope. Häufig ist sie in dichten Laubwäldern und an deren Rändern, an Hecken, in teilentwässerten Hochmooren und an Moorrändern und an gebüschgesäumten Borstgrasrasen anzutreffen, ferner in Heidegebieten, auf Brachen, Wiesen, an Bahndämmen, Holzstößen, Wegrändern, in Parks und naturnahen Gärten der Siedlungsränder; selbst dichte Nadelwälder mit nur kleinräumigen Sonnenflächen genügen ihr manchmal. Die Tiere bevorzugen deckungsreiche krautige Vegetation und eine gewisse Bodenfeuchte; im Hinblick auf die Umgebungstemperatur sind sie etwas weniger wärmebedürftig als viele andere Reptilien. Entsprechend ihrer breiten ökologischen Amplitude kann die Blindschleiche sowohl mit Arten feuchterer Gebiete (wie Waldeidechse und Kreuzotter ) als auch mit solchen eher trockener Lebensräume (wie Schlingnatter und Zauneidechse ) gemeinsam vorkommen.

Gerne nutzt sie geschützt gelegene trockene Sonnenplätze, beispielsweise auf Totholz, dunklem Humusboden und Torf oder auf alten Grasbulten, die sich in Nachbarschaft zu etwas feuchteren, aber auch leicht erwärmbaren, nicht zu schattigen Versteckplätzen (Erdlöcher, Hohlräume unter Baumwurzeln, liegendem Holz, Steinen, Plastikfolie oder Blech, Felsspalten, Moospolster, auch Laub- und Komposthaufen oder Brennholzstapel) befinden. An besonders günstigen Versteckplätzen finden sich oft mehrere Tiere gleichzeitig ein.

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Die Blindschleiche (genauer: Westliche Blindschleiche) (Anguis fragilis) ist eine Echsenart innerhalb der Familie der Schleichen (Anguidae). In Mitteleuropa gehört sie zu den am häufigsten vorkommenden Reptilien. Mit ihrem beinlosen, langgestreckten Körper gleicht sie einer Schlange und wird auch oft für eine solche gehalten. Dieses Missverständnis spiegelt sich sogar im wissenschaftlichen Gattungsnamen wider, den ihr Carl von Linné gegeben hat (lateinisch anguis = „Schlange“; der Artname fragilis bedeutet „zerbrechlich“). Wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Schlangen sind das leichte Abbrechen des Schwanzes sowie das für alle Schleichen typische Vorhandensein von beweglichen Augenlidern und äußeren Gehöröffnungen, wenn auch letztere durch Schuppen verdeckt sind.

Ein anderer verbreiteter Irrtum ist, dass die Blindschleiche gemäß der Artbezeichnung blind sei. Der deutsche Name wird in der Fachliteratur aber in der Regel auf das Althochdeutsche plintslîcho zurückgeführt, was nach allgemeiner Auffassung so viel wie „blendende oder glänzende Schleiche“ bedeutet und sich auf das Glänzen der glatten Schuppenhaut sowie die typische Fortbewegung beziehen dürfte. Alternativ wird der Name manchmal aber auch tatsächlich auf die Wortbedeutung von „blind“ im Sinne von nichtsehend zurückgeführt. Andere, heute nicht oder kaum mehr gebräuchliche Bezeichnungen lauten Haselwurm und Hartwurm.

Die Blindschleiche wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Reptil des Jahres 2017 gekürt.

Entsprechend der neuen Abgrenzung mehrerer Arten stellt sich das Verbreitungsgebiet der (Westlichen) Blindschleiche deutlich kleiner dar als traditionell. Insbesondere das große Areal von Anguis colchica im Osten Europas (von Süd-Finnland über das Baltikum und Westrussland zum Schwarzen Meer und weiter über den Kaukasus zur Südküste des Kaspischen Meeres) „fehlt“ nun, ebenso wie der italienische Stiefel und weite Teile Griechenlands. Das verbliebene Verbreitungsgebiet von Anguis fragilis reicht vom Norden der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland bis ins östliche Mitteleuropa und auf den Balkan; im Norden sind Großbritannien, Dänemark, der äußerste Süden Norwegens sowie Süd- und Teile Mittelschwedens besiedelt. Die Kontakt- und Übergangszone der Areale von Westlicher und Östlicher Blindschleiche verläuft grob etwa von Kaliningrad aus südwärts. Zu den Ländern mit Vorkommen beider Formen gehören entsprechend unter anderem Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rumänien. Blindschleichen aus dem deutschsprachigen Raum zählen somit ausschließlich zur westlichen Art. Im Schweizer Tessin tritt stattdessen die Italienische Blindschleiche auf.

Frühere Angaben über Vorkommen in Nordwestafrika werden inzwischen angezweifelt und sollen auf Verwechslungen mit anderen beinlosen Echsenarten beruhen. Es besteht beim Areal der Blindschleiche eine recht große Übereinstimmung mit der Vegetationszone sommergrüner Laub- und Mischwälder der gemäßigten Zone. Innerhalb Europas gibt es ausgedehnte Verbreitungslücken in Irland, dem Süden der Iberischen Halbinsel, auf den Mittelmeerinseln sowie in Nordskandinavien.

Die Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis in die Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze; so kommt die Art im Schweizer Kanton Graubünden bis in 2100 Meter Höhe vor, in den österreichischen Alpen bis maximal 2400 Meter.

In Deutschland kommt die Blindschleiche als häufigstes Reptil in fast allen Regionen vor, vereinzelt auch auf der Insel Fehmarn; lediglich auf den meisten Nordseeinseln (Ausnahmen: Sylt, Föhr, Amrum) fehlt sie ebenso wie in küstennahen Marschgebieten. Ein Schwerpunkt der Verbreitung sind die bewaldeten Mittelgebirge. Auch in Österreich und in der Schweiz werden – bis auf hochalpine Extremlagen – alle Regionen von ihr besiedelt.

Bei den Lebensraumansprüchen gilt die Blindschleiche als eurytop, sie nutzt also ohne besondere Spezialisierung eine Vielzahl unterschiedlicher Biotope. Häufig ist sie in dichten Laubwäldern und an deren Rändern, an Hecken, in teilentwässerten Hochmooren und an Moorrändern und an gebüschgesäumten Borstgrasrasen anzutreffen, ferner in Heidegebieten, auf Brachen, Wiesen, an Bahndämmen, Holzstößen, Wegrändern, in Parks und naturnahen Gärten der Siedlungsränder; selbst dichte Nadelwälder mit nur kleinräumigen Sonnenflächen genügen ihr manchmal. Die Tiere bevorzugen deckungsreiche krautige Vegetation und eine gewisse Bodenfeuchte; im Hinblick auf die Umgebungstemperatur sind sie etwas weniger wärmebedürftig als viele andere Reptilien. Entsprechend ihrer breiten ökologischen Amplitude kann die Blindschleiche sowohl mit Arten feuchterer Gebiete (wie Waldeidechse und Kreuzotter ) als auch mit solchen eher trockener Lebensräume (wie Schlingnatter und Zauneidechse ) gemeinsam vorkommen.

Gerne nutzt sie geschützt gelegene trockene Sonnenplätze, beispielsweise auf Totholz, dunklem Humusboden und Torf oder auf alten Grasbulten, die sich in Nachbarschaft zu etwas feuchteren, aber auch leicht erwärmbaren, nicht zu schattigen Versteckplätzen (Erdlöcher, Hohlräume unter Baumwurzeln, liegendem Holz, Steinen, Plastikfolie oder Blech, Felsspalten, Moospolster, auch Laub- und Komposthaufen oder Brennholzstapel) befinden. An besonders günstigen Versteckplätzen finden sich oft mehrere Tiere gleichzeitig ein.

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