Küssende gurami
Der Küssende Gurami (Helostoma temminkii) ist ein großer, in Südostasien weit verbreiteter Süßwasserfisch und war der erste Labyrinthfisch, der als Nutztier zur Fleischgewinnung in Teichanlagen bewirtschaftet wurde.
Al
AllesfresserAls Allesfresser, Omnivore oder Pantophage werden Tiere bezeichnet, deren Nahrung sich aus verschiedenartiger Kost aus Pflanzen und Tieren zusammen...
Fi
FiltriererOv
OviparieAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
Po
PolygynandriePolygynandrie ist ein Paarungssystem, bei dem sowohl Männchen als auch Weibchen während einer Brutsaison mehrere Paarungspartner haben.
Ti
TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
K
beginnt mitKüssende Guramis erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 30 Zentimetern. Der Körper ist deutlich seitlich abgeflacht. Die zunächst gestreckten Jungtiere werden zu hochrückigen Erwachsenen. Etwa ab der Mitte der Kiemendeckel spitzt sich der Kopf bis zu dem breiten fleischigen Maul zu. Auf den wulstigen Lippen befinden sich kleine bewegliche Zähne, während alle anderen Bereiche von Maul und Schlund zahnlos sind. Hierin unterscheiden sich Küssende Guramis von allen anderen Labyrinthfischen. Auf einer silbrig, grau oder auch leicht olivgrün schimmernden Grundfarbe erstrecken sich ab dem hinteren Kiemenrand über den ganzen Körper gleichmäßig verteilte schmale Längsstreifen, die sich von ihren ebenso schmalen Zwischenräumen dunkler absetzen. Der Ansatz der Schwanzflosse ist von einem schmalen Ring in der Farbe der Längsstreifen umgeben. Alle paarigen Flossen und die Schwanzflosse sind farblos und durchsichtig. Rücken- und Afterflosse sind im Bereich der Hartstrahlen gezahnt; hier verläuft die Körperfarbe teilweise in die Flossenhäute und bildet einen Saum. Das sehr groß wirkende Auge ist gelborange, manchmal auch rot gefärbt.
Die zur Atmung weitestgehend funktionslosen Kiemen sind zu einem komplexen und filigranen Reusensystem umgebildet, mit dem Küssende Guramis Phyto- und Zooplankton aus dem Wasser filtrieren. Plankton macht den größten Teil ihrer natürlichen Ernährung aus. Mit ihren bezahnten vorstreckbaren Lippen lutschen sie Kleinstlebewesen aus sessilen Algen und raspeln an Pflanzenblättern. Bereits größere Insektenlarven können sie nicht verwerten. Die Lippen spielen auch im Kommentverhalten eine wichtige Rolle. Es drückt sich in einem gering aggressiven, gegenseitigen Schieben mit den vorgestülpten Lippen aus, das wie Küssen aussieht. Dieses Küssen, jedoch nicht nur auf das Maul, sondern auch auf die Flanken und den Bauch des Sexualpartners, ist auch Bestandteil der Balz. Äußere Geschlechtsmerkmale bestehen nicht. Laichreife Weibchen kann man an ihrer Leibesfülle erkennen.
Flossenformel: Dorsale XVI–XVIII/13–16, Anale XIII–XV/17–19.
Da Küssende Guramis schon lange Zeit in Dorftümpeln und Teichwirtschaften vermehrt, aufgezogen und gemästet werden, ist ihr genauer Ursprung kaum noch zu ermitteln. Die Verbreitung erstreckt sich heute über Thailand einschließlich vieler Inseln, die Malaiische Halbinsel sowie die großen und kleinen Sundainseln. Als Neozoon – ausgebürgert, aus Zuchtbetrieben entkommen oder als Laich durch Wasservögel ausgebreitet – leben Küssende Guramis heute auch auf den Philippinen, in Papua-Neuguinea, Australien, in Kolumbien, in der Karibik und werden auch in Florida immer wieder nachgewiesen. In der Natur besiedeln Küssende Guramis die flachen Uferzonen ruhiger Nebenarme von Flüssen, stehende Gewässer und nach der Regenzeit Überschwemmungsgebiete. Ihre Habitate sind an hohe Wassertemperaturen, starken Sonnenlichteinfall und daraus resultierenden Nährstoffreichtum, den sie als Planktonfresser benötigen, gebunden. Küssende Guramis bilden keine Paare, sondern größere soziale Einheiten, die als Schulen bezeichnet werden können.
Die Fortpflanzung erfolgt unter natürlichen Bedingungen nach der Regenzeit. Männchen und Weibchen bilden nur zu diesem Zweck und nur für die kurze Zeit des Balzens und Laichens eine Bindung. Das Laichgeschäft, bei dem sich die Partner drehend umschlingen, kann auch innerhalb einer größeren Gruppe erfolgen. Pro Laichphase werden mehrere tausend sehr kleine gelbliche Eier abgegeben, die leichter als Wasser sind, zur Oberfläche treiben und mit ihrer klebrigen Hülle an Pflanzenstängeln und Blättern haften. Innerhalb eines Tages schlüpfen die winzigen Larven. Sie ernähren sich noch mehrere Tage von ihrem Dottervorrat, bevor sie erstmals feinste Nahrungspartikel (Plankton, Infusorien, schwebenden Detritus …) aufnehmen. Küssende Guramis betreiben keine Brutpflege, auch nicht indirekt durch Revierverteidigung.
In Südostasien ist der Küssende Gurami ein beliebter und wichtiger Speisefisch, der gekocht, paniert, frittiert und gebacken wird. Auf Märkten werden die Fische überwiegend lebend angeboten. In der Natur erfolgt der Fang mit Reusen und Netzen. Die meisten Küssenden Guramis werden jedoch in Dorfteichen, Reisfeldern oder kommerziellen Teichwirtschaften gezogen. Dort werden sie mit Pflanzenabfällen und Stallmist (beziehungsweise mit den sich davon ernährenden Kleinstlebewesen) gemästet. Laut FAO wurden 2007 weltweit annähernd 16.000 Tonnen gefischte und rund 4.000 Tonnen erzeugte Küssende Guramis vermarktet. Darüber hinaus werden jährlich zehntausende Jungfische in Thailand und Malaysia als Aquarienfische gezüchtet. Überwiegend ist die xanthoristische Zuchtform im Handel, selten Albinos und gescheckte Morphen. Mit fluoreszierenden Lebensmittelfarben gespritzte Exemplare und ein „Ballongurami“ mit verkrüppelter Wirbelsäule sind ausschließlich für die Aquaristik produziert; in der Bundesrepublik Deutschland ist der Handel mit ihnen durch das Tierschutzgesetz untersagt.