Habu-schlange, Okinawa-habu
Die Habuschlange (Protobothrops flavoviridis, Syn.: Trimeresurus flavoviridis), zuweilen auch als Habu-Schlange oder Okinawa-Habu bezeichnet, ist eine in Asien vorkommende Schlangenart aus der Unterfamilie der Grubenottern. Die Trivialnamen werden nur selten verwendet, um Verwechselungen mit der Okinawa-Habuschlange (Ovophis okinavensis) zu vermeiden.
Ausgewachsene Individuen von Protobothrops flavoviridis erreichen eine Länge zwischen 100 und 130 (maximal 230) Zentimetern. Sie sind damit die größten in Japan vorkommenden Schlangen. Der Körper ist schlank. Die Oberseitenfärbung zeigt olivgrüne bis gelbbraunen Tönungen. Der Rücken ist mit dunkelbraunen rautenförmigen Flecken überzogen. Diese Flecke zeigen grünliche oder gelbliche Ränder und sind gleichfarbig gekernt. Die Unterseite der Schlange ist weißlich, am Rand verdunkelt. Jungtiere haben das gleiche Zeichnungsmuster wie die Erwachsenen.
Protobothrops flavoviridis kommt endemisch in Japan auf den Ryūkyū-Inseln, in erster Linie auf den Okinawa- und Amami-Inseln vor, mit Ausnahme von Aguni-jima, Izena-jima, Kikai-jima, Okinoerabu-jima und Yoron-jima. Auf Kume-jima ist sie durch die Unterart Protobothrops flavoviridis tinkhami vertreten. Sie hält sich gerne an Felsen, in Gräbern und Höhlen sowie auf Zuckerrohr-Plantagen und weiteren landwirtschaftlich genutzten Flächen auf.
Protobothrops flavoviridis ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und gelangt bei der Nahrungssuche oft in die Häuser der Menschen. Sie ernährt sich vorwiegend von Ratten und Mäusen sowie von kleinen Reptilien, Lurchen oder Vögeln sowie von deren Brut. Sie jagt auf Bäumen wie auch am Boden. Die Art pflanzt sich durch Oviparie (eierlegend) fort, die Paarung findet im Frühjahr statt.
Jeder Biss durch die Schlange muss als potentiell lebensgefährlich eingeschätzt werden. Von den Bissen ereignen sich die meisten auf den Feldern während der Arbeit, doch auch innerhalb von Wohnhäusern gibt es zahlreiche Vorfälle. Da Protobothrops flavoviridis leicht reizbar und angriffslustig ist, wird vor Schulen zuweilen mit einem Schild vor der Schlange gewarnt. Viele Bisse nehmen einen schweren Verlauf und seit 1964 starben allein in der Präfektur Okinawa 53 Menschen, jedoch liegt der letzte Todesfall dort zurück im Jahr 1999. Übelkeit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen, Schwindel, Kreislaufstörungen bis zum Kollaps, lokale Nekrosen, teilweise mit großer Ausdehnung, schwere Störungen der Muskulatur, arterieller Blutdruckabfall, Schock und Blutgerinnungsstörungen bis zur Ungerinnbarkeit des Blutes können auftreten. Bei der Behandlung darf die Pressure/Immobilization Technique nicht angewendet werden, da es dadurch zu schwerwiegenden Folgeschäden kommen kann. Gemäß japanischer Angaben wird Habu Antivenom (Kaketsuken) als Antivenin verwendet. Das Gift von Protobothrops flavoviridis wurde anhand der Massenspektrometrie untersucht. Dabei ergab sich, dass mehr als die Hälfte des Giftes aus verschiedenen Phospholipasen A2 besteht. Darüber hinaus enthält fast ein Drittel des Gesamtgifts verschiedene Metalloproteine und Disintegrine. Außerdem wurden mehrere geringfügig vertretene Toxine nachgewiesen.
Habus-Schlangen sind Fleischfresser. Ihre Ernährung umfasst kleine Säugetiere, Schlangen, Frösche und Vögel.
Habuschlangen sind ovipar und legen Eier. Sie brüten im frühen Frühjahr und im Hochsommer legen die Weibchen bis zu 18 Eier. Die Schlüpflinge, die nach einer Inkubationszeit von 5-6 Wochen schlüpfen, sind 25 Zentimeter lang und sehen genauso aus wie die Erwachsenen.
Trotz der endemischen Verbreitung auf lediglich einigen japanischen Inseln sowie der Verwendung vieler Exemplare in der Getränkeindustrie, wird Protobothrops flavoviridis von der Weltnaturschutzorganisation IUCN als „Least Concern = nicht gefährdet“ geführt.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Habuschlange. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihre Zahl ist heute abnehmend.