Kalifornische schweinswal, Golftümmler, Vaquita
Der Kalifornische Schweinswal (Phocoena sinus), auch Golftümmler oder Vaquita genannt, ist eine Walart aus der Familie der Schweinswale (Phocoenidae). Er bewohnt nur ein kleines Gebiet im Nordwesten des Golfs von Kalifornien und zählt zu den bedrohtesten Säugetierarten überhaupt, was auch durch die Aufnahme in die IUCN-Liste der hundert am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten unterstrichen wird. Bedroht ist die Art vor allem auch als „Beifang“ der illegalen Jagd auf die im gleichen Lebensraum lebenden Totoabas, eine Art der Umberfische.
Mit einer Länge von 1,5 Metern und einem Gewicht von rund 50 Kilogramm ist der Kalifornische Schweinswal, neben La-Plata-Delfin und Hector-Delfin, einer der kleinsten Wale der Welt. Die Weibchen werden größer als die Männchen. Er ist insgesamt grau gefärbt, wobei er am Rücken dunkler ist als am Bauch. Auge und Mundspalt sind dunkel umrandet. Vom Kinn ausgehend verläuft ein grauer Streifen, der zu den Flippern hin breiter wird. Die Flipper sind klein und breit. Verglichen mit anderen Schweinswalen ist die dreieckige Finne im Verhältnis zum Körper recht groß. Die sichelförmige Fluke ist gekerbt und läuft an den Enden spitz aus.
Der Lebensraum des Kalifornischen Schweinswals beträgt rund 2235 km² vor der Ostküste der Baja California. Da 1993 nur noch etwa 500 Exemplare des Kalifornischen Schweinswals existierten, setzten sich verschiedene Organisationen wie die ASMS oder IFAW für die Einrichtung eines Meeresschutzgebietes ein. Nachdem ein 930.000 Hektar umfassendes Gebiet eingerichtet worden war, scheiterte die Einrichtung weiterer Schutzgebiete an der kommerziellen Fischindustrie, die kein Interesse an einem Verbot des Fischfangs hatte.
Kalifornische Schweinswale kommen in erster Linie im nördlichen Teil des Golfes von Kalifornien südlich der Mündung des Colorados vor. Sie bevorzugen wärmere Gewässer als andere Schweinswale, der Golf von Kalifornien kann im Sommer bis zu 36 Grad Celsius warm werden. Kalifornische Schweinswale leben einzelgängerisch oder in Paaren und ernähren sich von Kopffüßern und Fischen.
Über die Fortpflanzung des Kalifornischen Schweinswals gibt es kaum Erkenntnisse. Es wird angenommen, dass die Tiere im Alter von etwa sechs Jahren geschlechtsreif werden. Die Paarungszeit ist im späten Frühling, nach einer Tragzeit von zehn bis elf Monaten bringen die Weibchen ein einzelnes Junges zur Welt. Im Gegensatz zu anderen Schweinswalen paaren sich die Weibchen erst im folgenden Jahr wieder.
Kalifornische Schweinswale sind Fleischfresser (Piscivoren). Sie ernähren sich an der Wasseroberfläche und verzehren hauptsächlich Teleost-Fische, Tintenfische und Krustentiere.
Kalifornische Schweinswale sind polygyn, was bedeutet, dass ein Männchen das alleinige Recht erhält, sich mit mehreren Weibchen zu paaren. Sie paaren sich von Mitte April bis Mai und bringen ein einziges Kalb zur Welt, in der Regel Anfang März, nach einer Tragzeit von etwa 10-11 Monaten. Das neugeborene Kalb wird 6-8 Monate lang von seiner Mutter gesäugt und erreicht seine Geschlechtsreife im Alter von 3-6 Jahren.
Derzeit ist die Hauptbedrohung für diese vom Aussterben bedrohte Art die kommerzielle und handwerkliche Fischerei. Es ist bekannt, dass sich diese Tiere in den von der Fischerei verwendeten Kiemen- und Schleppnetzen verfangen, was jedes Jahr das Leben von 39-84 Kalifornischen Schweinswalen gefährdet. Aufgrund der extrem kleinen Population sind die Kalifornischen Schweinswale außerdem durch Kreuzungen bedroht. Andere wichtige Probleme sind die Umweltverschmutzung und die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums.
1997 wurde die Population erneut auf weniger als 600, 2012 auf weniger als 200, 2015 auf weniger als 100 und 2016 auf nur noch rund 30 Individuen geschätzt. Als Ursache für die Reduzierung des Bestands gelten weder die genetische Verarmung noch ein Verlust des Lebensraumes oder Umweltverschmutzung, sondern die Folgen der Fischerei: Jedes Jahr verenden bis zu 80 Kalifornische Schweinswale als so genannter Beifang in Fischernetzen. Nach dem 2006 vermeldeten mutmaßlichen Aussterben der Chinesischen Flussdelfine gilt der Kalifornische Schweinswal heute als der am stärksten vom Aussterben bedrohte Kleinwal. Die IUCN listet ihn als vom Aussterben bedroht („critically endangered“).
Wie in Royal Society Open Science berichtet wurde, gab es 2018 weniger als 19 Kalifornische Schweinswale. Das gehe aus der Auswertung der Aufnahmen von Unterwassermikrophonen hervor. Gesichtet wurden in dem Jahr aber nur sechs Tiere, darunter ein Weibchen mit Kalb.
Laut Pressemeldungen Ende 2019 beläuft sich gemäß Aufzeichnungen mexikanischer Umweltschutzorganisationen der Bestand in freier Wildbahn lebender Tiere auf noch lediglich 19 Exemplare.