Der Hector-Delfin (Cephalorhynchus hectori) ist mit einer Länge von bis zu 1,50 Metern einer der kleinsten Vertreter der Delfine. Er gehört zu der Gattung der Schwarz-Weiß-Delfine (Cephalorhynchus) und ist ausschließlich in den Gewässern um Neuseeland verbreitet.
Der maximal 1,50 Meter lange Delfin erreicht ein Gewicht von 40 bis 60 Kilogramm. Er hat eine sehr kurze, äußerlich kaum wahrnehmbare Schnauze sowie eine abgerundete Rückenfinne. Die Flukenenden sind spitz, ihre beiden hinteren Kanten sind (negativ) nach innen gerundet. Der Körper des Tieres ist in der Grundfarbe grau, wobei es sich um eine Zeichnung aus unterschiedlichen Tönen der Farbe handelt. Die Stirn ist durch schwarze Streifen gezeichnet und die Schnauze ist an ihrer Spitze ebenfalls schwarz. Die Kehle sowie der Nacken sind weiß. Von den dunkelgrauen Brustflossen (Flipper) zu den Augen zieht sich ein ebenfalls dunkelgrauer Fleck. Der Bauch ist weiß und ein dunklerer Streifen zieht sich von der Rückenfinne herab. Der Rest der Flanken ist hellgrau.
Bei der Geburt wiegt der Hector-Delfin etwa 9 Kilogramm und hat eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren.
Es handelt sich um einen geselligen Delfin, der in Gruppen von zwei bis acht Tieren zusammenlebt. Sie sind sehr aktiv und verspielt, wobei sie Wellen reiten und auch mit Algen spielen. Bei den häufigen Sprüngen landen einzelne Tiere gern auf der Seite und erzeugen dabei einen lauten und spritzenden Wasserschwall.
Der Hector-Delfin kommt ausschließlich in den Gewässern um Neuseeland vor. Dabei sind zwei Populationen bekannt, die sich jeweils östlich und westlich der Südinsel aufhalten. Man geht davon aus, dass diese Populationen durch die tieferen Bereiche der Cookstraße und am Südwest-Ende der Insel voneinander getrennt werden. Die Tiere überqueren diese Tiefen nicht oder nur sehr selten. Sie entfernen sich offensichtlich auch nicht wesentlich weiter als 10 Kilometer von der Küste.
An der Westküste der Nordinsel Neuseelands lebt mit dem Maui-Delfin (Cephalorhynchus hectori maui) eine Unterart mit insgesamt wahrscheinlich nur 100 Individuen.
Hector-Delfine versammeln sich in der Regel in kleinen Gruppen von 2 - 10 Tieren, die sich gelegentlich zu größeren temporären Gruppen zusammenschließen, die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Die Individuen bleiben in der Regel weniger als ein paar Tage beieinander. Diese tagaktiven Tiere leben in der Regel ihr ganzes Leben lang in demselben Gebiet. Hector-Delfine sind dafür bekannt, aktive und verspielte Tiere zu sein: Bugreiten und das Spielen mit Seetang sind häufige Aktivitäten dieser Art. Hector-Delfine schwimmen in der Regel an der Küste entlang, kommen zum Atmen an die Oberfläche, tauchen zur Nahrungssuche und spielen auch. Man kann sie häufig dabei beobachten, wie sie aus dem Wasser springen und mit einem lauten Platschen auf der Seite landen. Außerdem beugen sie manchmal ihren Körper an der Oberfläche und können beim Fressen auf der Seite schwimmen. Um ihre Aggression zu zeigen, spritzen diese Delfine normalerweise mit dem Schwanz ins Wasser, jagen, beißen oder machen Luftblasen.
Hector-Delfine sind Fischfresser (Piscivoren). Sie ernähren sich in der Regel in flachen Gewässern mit sandigem Boden und verzehren verschiedene Fischarten wie Flunder, Kabeljau und Makrele und ergänzen ihre Ernährung mit Krabben und Tintenfisch.
Hector-Delfine haben ein polygynes (promiskes) Paarungssystem, bei dem sich sowohl Männchen als auch Weibchen mit mehreren Partnern paaren. Während der Balz üben die Tiere engen Kontakt, springen, jagen und zeigen ihren Bauch. Die Brutzeit fällt in den australischen Sommer. Normalerweise bringt ein Weibchen alle 2 - 4 Jahre ein einziges Baby zur Welt, wobei die Trächtigkeit 10 - 12 Monate dauert. Die Kälber werden in der Regel im späten Frühjahr und Sommer geboren. Die Nachkommen bleiben die ersten 1 - 2 Jahre ihres Lebens bei ihrer Mutter. Während dieser Zeit pflanzt sich das Weibchen nicht fort. Es ist bekannt, dass sich die Weibchen und ihre Jungen von nicht brütenden Artgenossen trennen und sich zu Kälber-Kuh-Gruppen zusammenschließen. Im Alter von 2 Jahren sind die Jungtiere unabhängig und schließen sich oft Gruppen an, die ausschließlich aus jungen Delfinen bestehen. Die Männchen dieser Art sind mit 6 - 9 Jahren geschlechtsreif, während die Weibchen mit 7 - 9 Jahren geschlechtsreif werden.
Die Gesamtpopulation der Delfine wurde Anfang der 1970er-Jahre auf etwa 50.000 Exemplare geschätzt, im Februar 2017 betrug die Population laut einem Bericht in der Fachzeitschrift Science nur noch 10.000 Individuen, das Department of Conservation in Neuseeland ging 2016 von 15.000 Exemplaren aus. Die Hauptbedrohung der Tiere geht dabei von den Netzen der Fischer aus, in denen sie sich verfangen und ertrinken können. Neben industrieller Fischerei sind auch Hobbyfischer eine Bedrohung für die verbliebenen Hector- und Maui-Delfine. Da es Zehntausende private Kiemennetze gibt, die jeweils bis zu 60 Meter lang sein können, weiß niemand, wie viele Delfine sich in ihnen verfangen.
1988 wurde ein Bereich der Küstenregion der Banks-Halbinsel zum Schutzgebiet erklärt und die Fischerei in diesem Gebiet verboten. Durch diese Maßnahme konnte zwar der Rückgang gestoppt werden, ein Anstieg der Population konnte jedoch bislang nicht festgestellt werden. Im Mai 2004 entwickelte das Department of Conservation von Neuseeland ein Ortungssystem für Wale und erprobte es an drei Tieren des Hector-Delfins. Es soll zukünftig vor allem für eine Ortung der extrem bedrohten Tiere vor Maui eingesetzt werden.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation des Hector-Delfins auf etwa 7.000 geschlechtsreife Individuen, einschließlich der Unterart der Nordinsel mit einer Population von 111 Individuen. Insgesamt ist die Population des Hector-Delfins heute abnehmend, und die Art wird auf der Roten Liste der IUCN derzeit als Stark gefährdet (EN) eingestuft.
Aufgrund ihrer Ernährung spielen Hector-Delfine wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der lokalen Fischpopulationen.