Amerikanische schlangenhalsvogel
Der Amerikanische Schlangenhalsvogel (Anhinga anhinga) ist eine vergleichsweise häufige Vogelart aus der Ordnung Suliformes. Die Art kommt in zwei Unterarten auf dem amerikanischen Doppelkontinent vom Südosten der USA über Mittelamerika und Amazonien bis in den Norden Argentiniens. Die größte Ähnlichkeit besteht zu den Kormoranen (Phalacrocoracidae).
Obwohl die IUCN allgemein einen Bestandsrückgang für diese Art feststellt, gilt sie auf Grund ihres sehr großen Verbreitungsgebietes und des nur allmählichen Rückgangs als nicht gefährdet (least concern).
Ausgewachsen erreicht der Amerikanische Schlangenhalsvogel eine Körperlänge von etwa 85 Zentimeter, einer Flügelspanne von durchschnittlich 1,4 Meter und wiegt dann 1.350 Gramm. Der Schnabel ist schlank und spitz zulaufend. Er ist etwa doppelt so lang wie der Kopf. Schnabel und Schwimmhäute sind gelb. Es handelt sich beim Amerikanischen Schlangenhalsvogel insgesamt um einen dunkelgefiederten Fischfresser mit einem sehr langen Hals. Häufig schwimmt er so, dass nur der Hals und der Kopf über dem Wasser sichtbar sind. Weibchen unterscheiden sich von den Männchen durch ihren graubraunen Hals und Kopf. Jungvögel gleichen den Weibchen, sind aber insgesamt matter gefärbt.
Amerikanische Schlangenhalsvogel geben nur wenige Lautäußerungen von sich. Von aufgebäumten Amerikanischen Schlangenhalsvögeln ist gelegentlich Schnabelklicken zu hören.
Die Flügel des Amerikanischen Schlangenhalsvogels sind breit und ermöglichen kräftige und fördernde Flügelschläge, die sich mit längeren Gleitphasen abwechseln. Der lange Schwanz wird im Fluge ausgefächert, was in den USA zu der Bezeichnung water turkey („Wassertruthahn“) geführt hat.
Die Beine setzen weit hinten am Körper an. Alle vier Zehen sind mit breiten Schwimmhäuten verbunden. Auf dem Land bewegen sie sich eher unbeholfen fort und breiten dabei die Flügel aus, um die Balance zu halten. Im Wasser bewegen sie sich wie Kormorane: beim Schwimmen mit abwechselnd paddelnden Füßen, beim Tauchen mit gleichzeitig und parallel antreibenden Füßen, wobei die Flügel fast ganz angelegt sind. Tauchgänge dauern 30 bis 60 Sekunden.
Verwechselungsmöglichkeiten bestehen mit der Ohrenscharbe, der einzigen Kormoranart Nordamerikas, die eine ähnliche Körpergröße und Färbung hat. Die beiden Arten können jedoch anhand ihrer Schwänze und ihrer Schnäbel unterschieden werden. Der Schwanz des Amerikanischen Schlangenhalsvogels ist breiter und deutlich länger als der der Ohrenscharbe. Der Schnabel des Amerikanischen ist spitz während der Schnabel der Ohrenscharbe hakenförmig ist.
Der Amerikanische Schlangenhalsvogel lebt in den wärmeren Regionen Nord- und Südamerikas.
Während der Brutzeit ist er in baumbestandenen Sümpfen, an Seen, an langsam fließenden Flüssen und in Mangroven anzutreffen. Die höchste Bestandsdichte in den Vereinigten Staaten weisen Florida, Louisiana und der Südosten Georgias auf. Ursprünglich brüteten Amerikanische Schlangenhalsvögel in einer Region, die auch die US-amerikanischen Bundesstaaten Oklahoma, Illinois, Missouri, Missouri und Kentucky umfasste. In Nordamerika sind die am weitesten im Norden lebenden Vertreter dieser Art Zugvögel. Sie verlassen ihre Brutgebiete im Oktober und kehren im März zurück. Die größten Konzentrationen Amerikanischer Schlangenhalsvögel auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten findet man im Winterhalbjahr in Florida.
Als Irrgäste werden sie vereinzelt auch weit außerhalb ihres normalen Verbreitungsgebiets beobachtet. Amerikanische Schlangenhalsvögel wurden bereits in den US-amerikanischen Bundesstaaten Pennsylvania und Wisconsin beobachtet.
Das Gefieder des Schlangenhalsvogels ist nicht wasserfest durch Öle wie etwa bei den Enten. Es kann so nass werden, dass er dann kaum noch schwimmfähig ist und Probleme hat, sich in die Luft zu erheben. Diese Gefiedereigenschaft erlaubt ihm jedoch auch, sehr gut tauchen zu können und unter Wasser nach Fischen zu jagen. Nach der Jagd trocknet der Amerikanische Schlangenhalsvogel ähnlich dem Kormoran, indem er mit ausgebreiteten Flügeln in der Sonne sitzt. Sehr häufig kann man diese Vogelart dabei beobachten, wie er gemeinsam mit anderen Vertretern seiner Art nach Fischen jagt.
Amerikanische Schlangenhalsvögel sind Fleischfresser (Fischfresser) und ernähren sich hauptsächlich von Fischen, aber auch von wirbellosen Wassertieren, Amphibien, Insekten und Reptilien.
Amerikanische Schlangenhalsvögel sind monogam und bilden starke Paarbindungen, die ein Leben lang halten. Während der Balz zeigen Amerikanische Schlangenhalsvögel ihre Flugkünste, indem sie sich aus großer Höhe zu ihrem Nest erheben. Die Vögel in Mexiko zeigen ein besonderes Schauspiel, wenn sie am Nest sind. Sie rufen sich gegenseitig ihre Stimmen zu und strecken ihren Hals in Richtung ihres Partners. Das Brüten ist in Nordamerika saisonal. In subtropischen oder tropischen Breitengraden kann die Brut das ganze Jahr über stattfinden oder durch trockene oder feuchte Jahreszeiten ausgelöst werden. Amerikanische Schlangenhalsvögel nisten normalerweise in Kolonien, manchmal zusammen mit anderen Vogelarten. Das Nest wird von beiden Erwachsenen gebaut und wird dann von Jahr zu Jahr benutzt. Es werden 2 bis 5 Eier gelegt, die von beiden Elternteilen etwa 25 bis 30 Tage lang bebrütet werden. Die Küken sind nackt und hilflos, wenn sie schlüpfen, und können einige dunkle und weiße Daunen an den Seiten haben. Sie werden 12 Tage lang von beiden Elternteilen gebrütet und bleiben drei Wochen lang in ihrem Nest. Dann klettern sie aus dem Nest auf einen Ast und werden im Alter von etwa 6 Wochen flügge. Die Jungen bleiben noch einige Wochen bei ihren Eltern, bevor sie unabhängig werden und mit etwa 2 Jahren die Geschlechtsreife erreichen.
In Nord- und Südamerika ist diese Art weit verbreitet, obwohl ihre Lebensräume im Wasser bedroht sind. DDT (Gift) hat sich auf ihren Fortpflanzungserfolg ausgewirkt, und das Verbot dieses Pestizids in den Vereinigten Staaten hat den Populationen, die im Süden des Landes brüten, zugute gekommen.
Der Amerikanische Schlangenhalsvogel hat laut der Ressource All About Birds einen Gesamtbestand von 83.000 Individuen. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihr Bestand ist heute abnehmend.