Krausenhai, Schlangenhai
Der Kragenhai (Chlamydoselachus anguineus), auch Krausenhai oder Schlangenhai, ist eine von zwei Arten aus der Familie der Kragenhaie (Chlamydoselachidae). Er ist hinsichtlich seiner Anatomie und Morphologie der altertümlichste rezente Hai, weshalb er als ein „lebendes Fossil“ bezeichnet wird. Der Gattungsname ist von den griechischen Wörtern chlamýs (f, -ýdos) „männl. Obergewand, Kragen“ und seláchos (n, -ous) „Hai, Rochen“ abgeleitet. Das lateinische Epitheton anguineus für die Art bedeutet „schlangenartig“.
Na
NachtaktivNachtaktivität ist ein tierisches Verhalten, das sich dadurch auszeichnet, dass es nachts aktiv ist und tagsüber schläft. Das gängige Adjektiv ist ...
We
WeichtierFi
FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
De
DestruentFl
FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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KosmopolitEin Kosmopolit ist ein Lebewesen, das in ihm zusagenden Biotopen weltweit oder über weite Teile der Erde verbreitet ist. Das zugehörige Adjektiv is...
Ov
OviparieAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
Po
PolygynandriePolygynandrie ist ein Paarungssystem, bei dem sowohl Männchen als auch Weibchen während einer Brutsaison mehrere Paarungspartner haben.
So
SolitärKe
Keine TierwanderungTiere, die keine saisonalen Wanderungen machen und das ganze Jahr über in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet bleiben, werden als Keine Tierwanderu...
F
beginnt mitDer aalartig langgezogene Körper des Kragenhais erreicht eine Länge von bis zu zwei Metern, wobei die Männchen mit etwa 1,50 Metern Länge kleiner als die Weibchen sind. Die Grundfärbung ist ein Dunkelbraun bis Dunkelgrau, Zeichnungen oder auffällige Markierungen fehlen. Die Augenöffnungen sind groß, eine Nickhaut ist nicht ausgebildet. Anders als bei den übrigen rezenten Haien mit unterständigem Maul ist das stumpfe Maul des Kragenhais beinahe endständig, bildet also kein Rostrum. Das Maul ist sehr groß und reicht über mehr als die Hälfte des Schädels, wodurch der Kopf ein reptilartiges Aussehen bekommt (daher der französische Trivialname requin lézard = „Eidechsenhai“). Es kann weit geöffnet werden.Die etwa 300 Zähne sind in Reihen angeordnet, 19–28 im Oberkiefer und 21–29 im Unterkiefer. Die gleichartige Morphologie der Zähne (Homodontie) ist kennzeichnend für die Art: Die Zahnkrone wird von drei etwa gleich langen, schlanken, zurückgebogenen Spitzen gebildet, an der Zahnbasis können kleinere Spitzen entwickelt sein. Die Einzelzähne haben einen großen Seitenabstand zueinander.
Die Scheidewände der sechs Paar Kiemenspalten (bei fast allen übrigen Plattenkiemern inklusive der paläozoischen Formen sind es fünf) schauen halskrausenartig hervor und umlaufen fast den gesamten Körperquerschnitt, daher rührt der deutsche Name „Krausenhai“. Das erste Kiemenpaar ist auf der Bauchseite (ventral) miteinander verbunden und hat eine kragenartige Deckhaut („Kragenhai“). Eine richtige Gelenkung zwischen Oberkiefer und Hirnschädel (Neurocranium) fehlt. Das Palatoquadratum des Oberkiefers hängt, anders als bei den meisten anderen Haien, breit am Hirnschädel.
Die breiten Bauchflossen sind klein und setzen in einem sehr stumpfen Winkel am Rumpf an. Das Begattungsorgan der Plattenkiemer, das Pterygopodium, ist beim Kragenhai deutlich einfacher gebaut als bei seinen Verwandten und besteht lediglich aus zwei stabförmigen Elementen. Die Basis der einzigen Rückenflosse liegt oberhalb der Afterflosse und damit ungewöhnlich weit zurück. Die Schwanzflosse ist, da die Chorda dorsalis anders als bei den übrigen rezenten Haien in Richtung Körperende (kaudal) nahezu gerade verläuft, nur andeutungsweise heterocerk (ungleichlappig) gestaltet. Ihre Asymmetrie, die für die Schwanzflosse der meisten Haie kennzeichnend ist, entsteht durch die Vergrößerung des unteren Flossensaums.
Die Chorda dorsalis ist kaum gegliedert. Die bei vielen Knorpelfischen ausgebildeten Placoidschuppen (Hautzähne) sind beim Kragenhai entlang des offenen Seitenlinienorgans verlängert.
Der erste Fang eines Kragenhais erfolgte 1870 in der Bucht von Tokio, später wurde die Art vereinzelt an verschiedenen Stellen der Nord- und Südhalbkugel der Erde gefangen, so dass eine weltweite Verbreitung in der Tiefsee anzunehmen ist. Dabei wurde er im östlichen Atlantik vor Norwegen, Schottland, Portugal, Spanien, Marokko, Mauretanien, Madeira und im Golf von Biscaya gefangen. Im westlichen Indischen Ozean ist er von der Ostküste Afrikas bekannt, im westlichen Pazifik von der Küste Japans und Australiens und im östlichen Pazifik von der Südküste Kaliforniens und dem nördlichen Chile.
Die Lebensweise des Kragenhais ist nahezu unbekannt, da er nur relativ selten gefangen und noch nie länger beobachtet werden konnte.Der Kragenhai lebt wahrscheinlich am Boden oder im tiefen Freiwasser (Mesopelagial) der Tiefsee (Bathyal) an den Kontinental- und Inselhängen, gewöhnlich in einer Tiefe zwischen 120 und 1280 Metern. Seine Nahrung besteht, soweit bekannt, hauptsächlich aus Tintenfischen und anderen Kopffüßern, daneben auch aus Tiefsee-Knochenfischen. Die Form der Zähne wie auch die zurückversetzte Position der meisten Flossen lassen ein schlangenähnliches Zustoßen auf die Beute vermuten. Wie bei allen Haien erfolgt auch beim Kragenhai eine innere Befruchtung. Die Art ist wie die meisten Knorpelfische ovovivipar, die Embryonen schließen also ihre Entwicklung bereits im Mutterleib ab und werden lebend geboren. Die Entwicklungszeit der 2 bis 12 Jungen dauert etwa zwei Jahre, nach einer japanischen Studie sogar mindestens 3,5 Jahre. Falls weitere Untersuchungen dies bestätigen, wäre dies die längste bekannte Tragzeit bei einem Wirbeltier, beinahe doppelt so lange wie beim Afrikanischen Elefanten. Die Geburtsgröße liegt bei etwa 40 Zentimetern und die Geschlechtsreife wird bei Männchen mit etwa 95 cm und bei Weibchen mit etwa 135 cm erreicht.
In der Regel bekommt der Mensch Kragenhaie nur zufällig als Beifang der Tiefsee-Leinenfischerei zu Gesicht, und die Tiere sind dann zumeist bereits tot. Am 23. Januar 2007 konnte jedoch ein lebendes Weibchen von 1,60 Meter Länge vor der Küste der japanischen Hauptinsel Honshū gefangen werden. Im Becken eines Aquazoos gelangen Wissenschaftlern einzigartige Filmaufnahmen von dem Tier, das jedoch bereits nach wenigen Stunden starb.