Zwergfaultier
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
SPEZIES
Bradypus pygmaeus
Gewicht
2.5-3.5
5.5-7.7
kglbs
kg lbs 
Länge
485-530
19.1-20.9
mminch
mm inch 

Das Zwergfaultier (Bradypus pygmaeus) ist eine erst 2001 beschriebene Faultierart aus der Familie der Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae). Die Art ist endemisch auf der Insel Escudo de Veraguas, die vor der Nordküste Panamas in der Provinz Bocas del Toro liegt. Dort lebt sie überwiegend in den küstennahen Mangrovenwäldern, über die Lebensweise ist aber nur wenig bekannt. Höchstwahrscheinlich entstand das Zwergfaultier durch Inselverzwergung im Ausklang der Letzten Kaltzeit, als der Meeresspiegel anstieg und so die Vorfahren der heutigen Vertreter von ihren nahen Verwandten des Festlandes abschnitt. Der Bestand des Zwergfaultiers gilt als vom Aussterben bedroht.

Aussehen

Der Schädel ist grazil gebaut und zwischen 6,7 und 7,2 cm lang und am Jochbein zwischen 3,8 und 4,6 cm, hinter den Augen aber nur maximal 2,2 cm breit. Typischerweise ist der Jochbeinbogen nicht vollständig geschlossen, besitzt aber im vorderen Abschnitt eine schmale, lange Verlängerung, die nach unten gerichtet ist. Auf dem Scheitelbein sind zudem zwei schwache parasagittale Rücken ausgebildet. Das Rostrum ist kurz und das Stirnbein leicht geschwollen. Im Oberkiefer befinden sich 5, im Unterkiefer 4 Zähne je Kieferhälfte, insgesamt also 18. Die jeweils vorderen sind dabei kleiner und meißelartig geformt, können im Oberkiefer teilweise auch ganz fehlen, die hinteren ähneln Molaren. Die obere Zahnreihe erreicht bis knapp 2,5 cm Länge. Zu den Skelettmerkmalen, die das Zwergfaultier von den Festlandsformen unterscheidet, gehören unter anderem ein größerer Eingang des Canalis caroticus am Felsenbein, ein größerer Äußerer Gehörgang und ein dünnerer sowie stärker gekrümmter Kronenfortsatz am Unterkiefer.

Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Die Art lebt endemisch auf der 4,3 km² großen Insel Escudo de Veraguas, die etwa 17,6 km vor der Nordküste Panamas in der Provinz Bocas del Toro liegt. Die Insel ist dicht bewaldet, 10 bis 12 ha nimmt davon die Rote Mangrove an den nördlichen und nordöstlichen Küstengebieten ein, rund 400 ha sind mit tropischen Regenwäldern bewachsen. Das Zwergfaultier ist weitgehend auf die Mangrovenwälder beschränkt, einzelne Tiere drangen aber gemäß Beobachtungen bis über 200 m in den Regenwald vor beziehungsweise hielten sich nur dort, aber in Nachbarschaft zu den Mangroven auf. In den Wäldern des Inselinnern ist die Art bisher nicht direkt nachgewiesen, es wird aber neueren Untersuchungen zufolge davon ausgegangen, dass sie auch dort teilweise vorkommt. Das gesamte bewohnte Gebiet wird bisher mit 1,3 bis 1,5 km² angegeben, was der Gesamtverbreitung der Roten Mangrove auf Escudo de Veraguas entspricht.

Zwergfaultier Lebensraum-Karte

Klimazonen

Zwergfaultier Lebensraum-Karte
Zwergfaultier
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Über die Lebensweise des Zwergfaultiers ist wenig bekannt. Wie alle Dreifinger-Faultiere dürfte es sich vorrangig von Blättern ernähren und als Ausgleich für den geringen Nährwert seiner Nahrung eine energiesparende Lebensweise führen. Als Nahrungspflanzen nachgewiesen sind bisher die Rote Mangrove selbst, Ameisenbäume und Blüten von Guaven. Dabei ist die Art sowohl in den Bäumen als auch am Boden unterwegs. Beobachtungen zufolge legen einzelne Tiere bis zu 200 m zurück und nutzen einen Aktionsraum von durchschnittlich 0,25 ha, was aber aufgrund fehlender Langzeituntersuchungen nur als Minimalwert aufgefasst werden kann. Darüber hinaus ist das Zwergfaultier, wie andere Dreifinger-Faultiere auch, ein geschickter Schwimmer. Es ist außerdem weniger deutlich tagaktiv als seine Verwandten vom Festland, was möglicherweise mit der fehlenden Bedrohung durch Raubtiere zusammenhängt. Das Fortpflanzungsverhalten wurde bisher nicht untersucht, es sind aber einzelne Weibchen mit singulären Jungtieren gesichtet worden. Im Fell nisten wie bei den anderen Faultierarten Grünalgen, die sich in querverlaufenden Rissen der dicken Haare ablagern. Häufig sind der Kopf, der Nacken, der obere Rücken und die oberen Abschnitte der Vorderbeine mit Algen bedeckt. Bisher konnte mit Trichophilus welckeri nur eine Algenart identifiziert werden. Zusätzlich sind aber 37 weitere Arten von Lebewesen nachgewiesen, die im Fell des Zwergfaultiers leben, darunter befinden sich Pilze, Wimperntierchen, Apicomplexa und Dinoflagellaten. Es ist die höchste Anzahl von Eukaryoten, die bisher bei den Faultieren beobachtet wurde.

Saisonales Verhalten

POPULATION

Populationsgefährdung

Das Zwergfaultier wird aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebietes – die Heimatinsel misst nur rund 4,3 km² – in der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) gelistet und in einer neuen Liste sogar zu den hundert am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten gezählt. Während einer dreiwöchigen Beobachtung im Jahr 2011 konnten insgesamt 79 Tiere registriert werden, die sich meist in Mangrovenbäumen, selten nur in kurzen Entfernungen zu diesen aufhielten. Die Größe der Gesamtpopulation ist unbekannt, sie wurde ursprünglich bei einer durchschnittlichen Individuendichte von 5,8 bis 7,4 Tieren je Hektar in den Mangrovenwäldern auf weniger als 500 Exemplare geschätzt. Aufgrund der seit 2012 beobachteten Verbreitung der Art auch in den tropischen Regenwäldern der Insel gehen Experten nun von insgesamt 500 bis 1500 Tieren aus. Die Heimatinsel ist zwar unbewohnt, allerdings besuchen Fischer, Bauern und andere Menschen sie zeitweise und machen Jagd auf die Tiere zu Nahrungszwecken oder fangen sie, um sie als Haustiere zu verkaufen. Weitere Gefahren stellen die Entnahme von Holz als Bau- und Brennmaterial sowie die Erschließung der Insel für den Tourismus dar, ebenso dürfte die Anwesenheit von Hauskatzen Einfluss auf den Bestand haben. Momentan genießt das Zwergfaultier nur wenig Aufmerksamkeit von öffentlicher Seite. Ursprünglich ungeschützt stellt Escudo de Veraguas heute einen Teil des indigenen Territoriums Ngöbe-Buglé dar und ist selbst als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, das aber seit dem Jahr 2012 für wirtschaftliche Entwicklung wieder geöffnet wurde. Es wird daher empfohlen, den Schutzstatus der Insel zu erhöhen.

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Referenzen

1. Zwergfaultier artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Zwergfaultier
2. Zwergfaultier auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/61925/47444229

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