Royle-Pfeifhase
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Ochotona roylei

Der Royle-Pfeifhase (Ochotona roylii; Synonym: Ochotona roylei) ist eine Säugetierart innerhalb der Pfeifhasen, die zu den Hasenartigen (Lagomorpha) gehören. Ihr Verbreitungsgebiet befindet sich im Himalaya und reicht von Pakistan über Nordindien und Nepal bis in die Volksrepublik China.

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Mit einer Körpergröße von bis zu etwa 22 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 200 Gramm gehört er zu den mittelgroßen Arten der Pfeifhasen. Als Lebensraum nutzen die Tiere Talregionen des Gebirges mit steinigen, humusreichen Böden und Rhododendren, Himalaya-Zedern oder Kiefernwäldern in Höhen von 2100 bis 4500 Metern. Teilweise leben sie in einer engen Beziehung mit der Schuppentimalie (Pnoepyga albiventer), einem Singvogel.

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von William Ogilby aus dem Jahr 1839, der die Art nach dem Botaniker John Forbes Royle benannte. 1841 beschrieb Brian Houghton Hodgson den heute als Unterart eingestuften O. r. nepalensis als eigenständige Art. Aufgrund der durch die sehr großen Ähnlichkeiten schwierigen taxonomischen Einordnung der Pfeifhasen veränderte sich die Abgrenzung der Arten untereinander mehrfach. Nahe verwandte Arten wurden in der Vergangenheit teilweise als Unterarten des Royle-Pfeifhasen betrachtet. Die Art wird wegen des vergleichsweise großen Verbreitungsgebietes und des Fehlens bestandsgefährdender Risiken als nicht gefährdet betrachtet.

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Aussehen

Der Royle-Pfeifhase ist ein mittelgroßer Pfeifhase mit einer Körperlänge von 15 bis 22 Zentimetern bei einem Gewicht von 130 bis 200 Gramm bzw. nach anderen Quellen bis 20,4 Zentimetern bei einem Gewicht von 130 bis 180 Gramm. Die Ohrlänge beträgt 20 bis 30 Millimeter, die Hinterfußlänge 23 bis 36 Millimeter und ein Schwanz ist wie bei anderen Pfeifhasen nicht vorhanden. Er hat ein dunkel rötliches bis rotbraunes oder kastanienbraunes Fell mit vereinzelten schwarzen Haarspitzen, manchmal auch ein dunkel- bis eisengraues oder dunkel graubraunes Fell mit braunen bis rotbraunen Flecken auf den Schultern. Vor allem der vordere Brustbereich kann rötlicher und heller sein als der restliche Körper. Das Fell besteht aus dünnen, glatten und schimmernden Haaren. Einige Individuen haben einen helleren Fleck hinter den Ohren. Das Winterfell ist etwas länger und gräulich braun bis braun mit vereinzelten weißen Haarspitzen. Die Ohren sind vergleichsweise groß und haben eine undeutliche weißliche Randung. Die Bauchseite ist weiß bis grauweiß oder dunkler grau und die Oberseite der Füße ist weiß, grauweiß oder weiß mit sandfarbenem Einschlag.

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Im Vergleich zum Großohr-Pfeifhasen (Ochotona macrotis) sind die Ohren etwas schmaler und haben auf der Innenseite nur kurze Haare. Zudem fehlt dem Großohr-Hasen die weiße Randung der Ohren und die rötliche Färbung, während der Royle-Pfeifhase eine weniger starke Kontrastierung der Färbung der Wangen und der Stirn aufweist.

Das Genom besteht aus 2n = 62 Chromosomen, es entspricht damit dem des Großohr-Pfeifhasen. Der Chromosomensatz besteht aus drei Paaren großer metazentrischer, einem Paar großer submetazentrischer sowie zahlreichen Paaren kleiner sub-telozentrischer und akrozentrischer Chromosomen. Er entspricht in seiner Zusammenstellung dem einiger anderer Pfeifhasen wie etwa dem Roten Pfeifhasen (Ochotona rutila) und dem Großohr-Pfeifhasen.

Der Schädel ist mit einer Gesamtlänge (Condylobasallänge) von 37 bis 43 Millimetern und einer maximalen Breite von 20 bis 23 Millimetern mittelgroß, die Höhe des Schädels beträgt 15 bis 16 Millimeter. In Form und Größe entspricht er dem Schädel des Großohr-Pfeifhasen, ist jedoch etwas weniger gebogen. Die Schneidezahn- und Gaumenfenster des Schädels verschmelzen bei dieser Art zu einem weiten einzelnen Fenster. Auf dem Stirnbein befinden sich häufig zwei Öffnungen, die jedoch bei vielen Individuen vor allem in den östlichen Populationen auch fehlen können. Die Paukenhöhlen sind mittelgroß, sie entsprechen in ihrer Länge etwa 23 % der Schädellänge. Der knöcherne Gaumen wird in der Regel nicht länger als 17 Millimeter und die Schnauze ist etwas kürzer als bei verwandten Arten.

Die Tiere besitzen wie alle Pfeifhasen im Oberkiefer jeweils zwei Schneidezähne (Incisivi), gefolgt von einer längeren Zahnlücke (Diastema) sowie von drei Vorbackenzähnen (Praemolaren) und von zwei Backenzähnen (Molaren). Im Unterkieferast sind nur ein Schneidezahn sowie nur zwei Prämolaren vorhanden, dafür drei Molaren. Insgesamt besitzen die Tiere also 26 Zähne.

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Verteilung

Erdkunde

Der Royle-Pfeifhase ist im Himalaya verbreitet, das Verbreitungsgebiet reicht vom Norden Pakistans über Nordindien in den Unionsterritorien Jammu und Kashmir und Ladakh sowie Nepal bis nach Tibet. Aufgrund unterschiedlicher taxonomischer Zuordnung von Arten und Unterarten können die Angaben über das Verbreitungsgebiet in der Literatur unterschiedlich sein.

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Die Höhenverbreitung der Tiere reicht von 2100 bis 4500 Meter, bei gemeinsamem Vorkommen mit dem Großohr-Pfeifhasen bevorzugt Letzterer höhere Lagen.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Der Royle-Pfeifhase lebt in den Talregionen und Höhenlagen des Gebirges; der offene Lebensraum ist durch steinige und humusreiche Böden mit Rhododendren, Himalaya-Zedern oder Kiefernwäldern geprägt. Trotz einer Bindung an steinige Habitate legt er seine Baue nicht wie etwa der Großohr-Pfeifhase in Steinhaufen an, sondern im Bodenbereich; er gräbt nicht, sondern nutzt natürlich vorkommende Höhlungen und Spalten, die er von Erde befreit. Er nutzt zudem auch von Menschen gebaute Steinmauern und Spalten in Gebäuden sowie Sedimente mit Anteilen von kolluvialem Gestein.

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Er ist tagaktiv und weitgehend dämmerungsaktiv am Abend und Morgen, während er die mittägliche Sonnenhitze meidet und Zeiträume mit höherer Luftfeuchtigkeit präferiert. Die Tiere bewegen sich offen am Boden zwischen Geröll und Steinen, bei denen sie Deckung suchen. Charakteristisch ist ein kontinuierliches Laufen mit dazwischenliegenden Sprüngen. Zudem sitzen sie häufig sich sonnend auf exponierten Steinen. Im Winter und frühen Frühjahr graben sie Tunnel im Schnee, die von mehreren Individuen genutzt werden können, um ihre Verstecke zu erreichen. Sie leben territorial und weitgehend als Einzelgänger oder in Familiengruppen aus einem Elternpaar und deren Jungtieren. Die Bestandsdichte beträgt etwa 12,5 Tiere pro Hektar bzw. etwa 1620 Individuen pro Quadratkilometer im westlichen Himalaya und 1250 Individuen pro Quadratkilometer im östlichen Himalaya. Die Territorien von Männchen und Weibchen sind überlappend, sie haben eine durchschnittliche Größe von etwa 82 Quadratmetern. Das Territorialverhalten ist weniger stark ausgeprägt als bei anderen Pfeifhasen; vor allem zum Ende des Sommers wurden allerdings regelmäßig ausgewachsene Tiere beobachtet, die Jungtiere aus ihrem Revier vertreiben. Die vokale Kommunikation ist bei der Nominatform selten und wenig ausgeprägt, bei der Unterart O. r. nepalensis deutlich häufiger, und besteht vor allem aus leisen Rufen und hohen, einfachen Pfiffen.

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Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

Die meiste Zeit seiner Aktivitätsphasen verbringt er bei der Nahrungssuche und -aufnahme. Er ernährt sich generalistisch von Pflanzenteilen, wobei er weniger häufig als andere Arten gattungstypische Heuhaufen anlegt. Nach einer Untersuchung bei Tieren im Kedarnath Wildlife Sanctuary im Norden Indiens wurden 17 verschiedene Pflanzenarten als potenzielle Nahrungspflanzen identifiziert und untersucht, welche Faktoren die Nahrungswahl beeinflussen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Wahl positiv beeinflusst wird von der Blattgröße der Pflanze sowie negativ von der Menge an verschiedenen Inhaltsstoffen wie Lignin, Tanninen oder säurehaltigen Anteilen, die von den Tieren eher gemieden werden. Da Pflanzen mit größeren Blättern jedoch in der Regel mehr vermiedene Substanzen beinhalten als solche mit kleineren Blättern, werden diese nur dann ausgewählt, wenn sie einen geringen Gehalt an gemiedenen Substanzen haben.

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Der Royle-Pfeifhase produziert wie andere Pfeifhasen oder Kaninchen zwei verschiedene Arten von Kotpillen. Die größeren und weicheren Kotpillen, Caecotrophe, sind noch reich an Nährstoffen und werden ein weiteres Mal aufgenommen. Die runden kleinen und härteren Kotpillen stellen den finalen Kot dar.

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Paarungsgewohnheiten

Die Fortpflanzungszeit der Tiere beginnt im späten April, abhängig von der Schneedecke und der Temperatur. Man geht davon aus, dass die Tiere fakultativ monogam sind. Die Weibchen haben eine Tragzeit von etwa 28 bis 30 Tagen und bringen vom Frühjahr bis zum Spätsommer ein bis seltener zwei Würfe mit durchschnittlich zwei bis drei Jungtieren pro Wurf zur Welt. Im Vergleich zu anderen Arten ist die Reproduktionsrate damit relativ gering. Die Jungtiere werden fast nackt mit einem dünnen Fell und geschlossenen Augen geboren, sie öffnen diese nach etwa 8 bis 10 Tagen. Über 20 bis 22 Tage werden sie vom Muttertier gesäugt.

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Die Tiere erreichen ihre Geschlechtsreife nach sieben bis neun Monaten und verlassen den Elternbau zum Ende des ersten Sommers. Bereits im nächsten Jahr nach ihrer Geburt sind sie paarungsbereit und produzieren eigenen Nachwuchs. Sie erreichen ein Alter von bis zu drei Jahren.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) stuft den Royle-Pfeifhasen als ungefährdet (least concern) ein. In China wird der Royle-Pfeifhase auf der Roten Liste ebenfalls als nicht gefährdet gelistet, in Indien fallen die Tiere unter den Wildlife Protection Act von 1972.

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Der größte Teil des Verbreitungsgebietes liegt in Naturschutzgebieten, sodass eine Bejagung in der Regel unterbunden ist. Obwohl keine aktuellen Bevölkerungsbewertungen der Art vorliegen, gilt sie als weit verbreitet und die Bestände werden als stabil eingeschätzt. In einigen tiefer liegenden Gebieten sind die Bestände möglicherweise rückläufig und es kommt zu Konflikten mit der Weidetierwirtschaft sowie mit der Nutzung von Steinen für den Haus- und Straßenbau, ernsthafte Gefährdungsursachen sind jedoch nicht bekannt. Wie bei anderen Arten der Hochgebirge reagieren die Tiere jedoch empfindlich auf Klimaschwankungen, sodass mit zunehmender globaler Erwärmung ein negativer Effekt auf die Populationen denkbar ist.

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Referenzen

1. Royle-Pfeifhase artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Royle-Pfeifhase
2. Royle-Pfeifhase auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/41268/45184591

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