Großer Emu
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Dromaius novaehollandiae
Populationsgrösse
630-725 Thou
Lebensdauer
5-20 years
Höchstgeschwindigkeit
50
31
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
18-60
39.6-132
kglbs
kg lbs 
Höhe
150-190
59.1-74.8
cminch
cm inch 
Länge
148.5-157
58.5-61.8
cminch
cm inch 

Der Große Emu (Dromaius novaehollandiae) ist eine flugunfähige Vogelart aus der Gruppe der Laufvögel und die einzige überlebende Art der Familie der Emus (Dromaius). Es ist die größte Vogelart der Fauna Australiens und nach dem Afrikanischen Strauß der zweitgrößte Vertreter der Laufvögel. Strauße und Emus sind trotz des relativ ähnlichen Habitus nicht näher miteinander verwandt. Ihre Ähnlichkeit resultiert aus einer konvergenten Evolution.

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Emus sind opportunistische Zugvögel, die lange Wanderungen unternehmen, um geeignete Nahrungsgründe zu finden. Gelegentlich kommt es dabei zu Massenwanderungen, bei denen manchmal mehrere tausend Vögel gemeinsam in nahrungsreichere Regionen ziehen. Lange Wegstrecken legen Emus in einem gleichmäßig schnellen und kraftsparenden Trott zurück. Ihre maximale Laufgeschwindigkeit liegt bei 50 Kilometer pro Stunde, die sie über einige Distanz einhalten können.

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Aussehen

Emus erreichen eine Körperhöhe zwischen 150 und 190 Zentimetern bei einer Schulterhöhe von 100 bis 130 Zentimetern. Männchen und Weibchen sehen einander sehr ähnlich; im Schnitt sind Weibchen etwas größer, schwerer und dunkler als Männchen. Mit einem Gewicht zwischen 30 und 45 Kilogramm sind Emus trotz der größeren Körperhöhe leichter als Helmkasuare. Der weitgehend unbefiederte Hals und die Beine sind lang. Von den Flügeln sind nur noch rudimentäre Stummel vorhanden. Die Flügelsehne ist etwa 20 cm lang und jeder Flügel hat eine kleine Kralle an der Spitze.

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Die kräftigen Beine des Emus enden in drei Zehen, die nach vorne gerichtet sind. Diese Zehenstellung findet sich auch bei anderen, sich überwiegend auf dem Boden fortbewegenden Vogelarten wie etwa Wachteln. Der Afrikanische Strauß weist sogar nur zwei Zehen auf. Eine stark entwickelte Beckenmuskulatur ermöglicht die hohe Laufgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde, die Emus erreichen können. Der Anteil der Beckenmuskulatur am Gesamtgewicht eines Emus entspricht dabei dem Verhältnis der Flugmuskulatur zum Körpergewicht bei einem flugfähigen Vogel. Der Emu ist die einzige Vogelart, die auf der Rückseite der Unterschenkel den Musculus gastrocnemius, den Zweiköpfigen Wadenmuskel, aufweist.

Das grau-braune, zottelig wirkende Gefieder der Emus ist nach der Mauser dunkel. Die Gefiederpigmentierung hellt sich aber mit der Zeit durch die Sonneneinstrahlung ins Braune auf. Neben der Primärfeder entwickeln Emus eine Sekundär- oder Afterfeder, die an der Basis der Hauptfeder ansetzt und ebenso lang wie diese ist. Die Sonneneinstrahlung wird von den äußeren Federn des Gefieders absorbiert, während der lockere Aufbau des Gefieders die Haut isoliert. Diese Anpassung erlaubt es den Vögeln, auch während der heißen Tageszeit aktiv zu sein. Das Gefieder der Brust ist in der Regel deutlich heller gefärbt als das übrige Körpergefieder. Hals und Kopf sind gewöhnlich sehr dunkel und häufig sogar schwarz gefärbt. Auf beiden Halsseiten befinden sich oft zwei ca. 15 bis 20 cm lange und 3 bis 4 cm breite weiße Streifen.

Die Jungtiere sind zur Tarnung längsseitig schwarzweiß gestreift, der Kopf schwarzweiß gesprenkelt. Der Schnabel ist sehr dunkel und zur Spitze hin leicht gekrümmt.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Emus sind in nahezu ganz Australien verbreitet. Im dicht bewaldeten tropischen Norden findet man sie allerdings recht selten. An der dichter besiedelten Ostküste Australiens gingen die Bestandszahlen zurück. Auf Tasmanien wurde die dortige Unterart des Großen Emus im 19. Jahrhundert ausgerottet. Der Große Emu wurde durch den Menschen auch auf der Känguru-Insel, wo ursprünglich die heute ausgestorbene Art Känguru-Insel-Emu heimisch war, sowie auf Maria Island in der Nähe der tasmanischen Küste eingeführt.

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In dem großen Verbreitungsgebiet werden drei Unterarten unterschieden:

  • Im Südosten Australiens kommt Dromaius novaehollandiae novaehollandiae vor. Sie ist die Nominatform dieser Vogelart und unterscheidet sich von den anderen Unterarten durch eine weiße Halskrause, die während der Fortpflanzungsperiode gezeigt wird.
  • Im Norden kommt die Unterart D. n. woodward vor, die etwas zierlicher als die Nominatform ist und ein helleres Gefieder aufweist.
  • D. n. rothschildi hat von allen Unterarten das dunkelste Gefieder und kommt im Südwesten Australiens vor.

Den Lebensraum der Emus bilden Eukalyptuswälder, offene Pflanzungen, Heideland, seltener trockene Ebenen oder gar Wüsten, die sie nur nach heftigen Regenfällen und dem dadurch bedingten großen Nahrungsangebot an Früchten und Beeren aufsuchen. Emus fehlen im tropischen Regenwald, in dem der Helmkasuar heimisch ist.

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Großer Emu Lebensraum-Karte
Großer Emu Lebensraum-Karte
Großer Emu
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Den größten Teil des Tages verbringen Emus mit Fressen. Sie sind tagaktive Vögel, deren größte Aktivität auf die Morgen- und Abenddämmerung fällt. An heißen Sommertagen ruhen sie während der Mittagshitze im Schatten. Dann heben sie ihre Stummelflügel an und verschaffen sich so etwas Kühle. An sehr heißen Tagen halten Emus ihre Körpertemperatur, indem sie hecheln. Anders als bei vielen anderen Tierarten scheint das dadurch bedingte niedrige Niveau an Kohlendioxid im Blut bei ihnen keine Alkalose zu verursachen. Bei der normalen Atmung wird die eingeatmete Luft durch die Nasenpassage geführt. Die Luft wird dadurch angewärmt, bevor sie die Lungen erreicht. Bei der Ausatmung wird hier der Atemluft die Feuchtigkeit entzogen und absorbiert.

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In der Regel sind Emus Einzelgänger oder treten in Paaren auf. Nur auf Wanderungen oder an Tränken kommen sie zu kleinen Gruppen zusammen, die sich schnell wieder auflösen. Kommen zwei Emus einander zu nah, zeigt der dominante Vogel dies durch Vorstrecken des Halses und einen Knurrlaut an; meistens nimmt einer der Vögel dann wieder Abstand, gelegentlich kommt es aber auch zu Aggressionen in Form von Schnabelpicken oder Treten.

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Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Emus zählen zu den größten Pflanzenfressern Australiens und fressen Nahrung mit vergleichsweise hohem Nährwert. Genutzt werden dabei sowohl ursprünglich in Australien einheimische Pflanzen als auch durch Europäer eingeführte.

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Jüngere Tiere ernähren sich stärker carnivor und nehmen neben pflanzlicher Nahrung verstärkt Raupen, Heuschrecken und andere Wirbellose zu sich, während ältere vorwiegend Früchte, Beeren, Samen, Blüten, junge Pflanzenschösslinge, frisches Gras und Kräuter fressen. Die Nahrungszusammensetzung schwankt dabei in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Bei Emus in Westaustralien konnte nachgewiesen werden, dass sie bis zum Regen bevorzugt Samen von Acacia aneura fressen. Nach dem Niederschlag bevorzugen sie Grasschösslinge und Raupen. Im australischen Winter besteht ihre Nahrung überwiegend aus den Blättern und Samen von Cassia. Im Frühling sind Heuschrecken und Quandong-Früchte Hauptbestandteile ihrer Nahrung. Es wird angenommen, dass Emus einen erheblichen Beitrag bei der Verbreitung pflanzlicher Diasporen leisten und damit einen Einfluss auf die Erhaltung der australischen Biodiversität haben.

Zur besseren Zerkleinerung der Nahrung im Muskelmagen nehmen sie oft kleinere Steinchen (Gastrolithen), manchmal auch Holzkohle auf. Als Vorsorge gegen schlechtere Zeiten können die Vögel große Fettreserven anlegen; in Notzeiten können sie mehr als die Hälfte ihres Gewichtes verlieren. Emus haben einen hohen Wasserbedarf und müssen nahezu täglich trinken. Sowohl der Ausfall ihrer Nahrungsquellen als auch Wasserknappheit können somit zu den von den westaustralischen Farmern gefürchteten Massenwanderungen führen.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Emus paaren sich in den australischen Sommermonaten Dezember und Januar und bleiben für einen Zeitraum von etwa fünf Monaten zusammen. Die Begattung des Weibchens erfolgt erst in den kühleren Monaten Mai und Juni. Bei den Männchen verändert sich der Hormonhaushalt in diesem Zeitraum sehr stark. Der Testosteron- und der LH-Hormon-Spiegel steigen stark an. Die Hodengröße verdoppelt sich. Die Männchen zeigen in dieser Zeit ein ausgeprägtes territoriales Verhalten und verteidigen ein Revier von etwa 30 km². Wenn ein Weibchen das Revier betritt, kommt es zur Balz. Dabei stehen die Vögel nebeneinander und schwenken gleichzeitig ihre Hälse hin und her. Schließlich setzt sich das Weibchen, und das Männchen greift von hinten mit dem Schnabel nach seinem Nacken. Dann kommt es zur Kopulation. Die Vögel verpaaren sich alle ein bis zwei Tage, und das Weibchen legt jeden zweiten oder dritten Tag ein zwischen 700 und 900 Gramm schweres Ei.

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Das Weibchen legt zwischen April und Juni etwa 5 bis 15 zunächst dunkelgrüne, später nahezu schwarze Eier in das aus kleinen Stöcken, Blättern, Gras und Rinde gebaute und oft unter Büschen oder Bäumen angelegte Nest. Danach übernimmt jedoch das Männchen das Brutgeschäft. In seltenen Fällen bleibt das Weibchen in der Nähe des Geleges und verteidigt das Revier. Typischer ist, dass das Weibchen trotz der anfänglichen Paarbindung in das Revier eines anderen Männchens weiterwandert, sich dort erneut verpaart und Eier in ein Gemeinschaftsnest legt. Bei etwa der Hälfte der Küken, die ein Männchen ausbrütet, ist dieses nicht der Vater. In Jahren mit einem hohen Nahrungsangebot kann ein Weibchen bis zu drei Gelege haben.

Während der achtwöchigen Brutzeit nimmt das Männchen keine Nahrung zu sich und trinkt nicht. Es steht nur auf, um die Eier regelmäßig zu wenden, was etwa zehn Mal am Tag vorkommt. In dieser Zeit überlebt das Männchen nur dank seines gespeicherten Körperfetts und nimmt an Flüssigkeit nur das auf, was es als Morgentau vom Nest aus erreichen kann. Nach dem Schlüpfen der Jungen wird das Männchen hochaggressiv und kann zu dieser Zeit auch Menschen oder im Revier verbliebene Weibchen angreifen. Diese enge Vater-Kind-Bindung währt für einen Zeitraum von fünf bis sieben Monaten, in seltenen Fällen bis zu 18 Monaten.

Die Jungen können nach etwa fünf Stunden laufen, und nach sieben Tagen verlassen sie gemeinsam mit dem Männchen den Neststandort. Frisch geschlüpfte Junge haben bereits eine Körperhöhe von 25 Zentimetern. Das charakteristische, gestreifte Federkleid weisen sie für einen Zeitraum von etwa drei Monaten auf. Emu-Küken sind durch Dingos und Greifvögel gefährdet, denen sie zum Opfer fallen können, wenn sie sich zu weit vom Männchen entfernen. Gefährdet sind sie außerdem durch eine Reihe von Menschen eingeführter Tiere, wie die nicht in Australien beheimateten Füchse, Haushunde und verwilderte Schweine.

Ausgewachsen sind die Jungvögel nach 12 bis 14 Monaten. Ihre Geschlechtsreife erreichen sie im zweiten bis dritten Lebensjahr. In der Wildnis liegt ihre Lebenserwartung bei 10 bis 20 Jahren. In menschlicher Obhut gehaltene Vögel können jedoch mehr als doppelt so alt werden. Ein Emu aus einem Wildfang wurde in Washington 45 Jahre alt. Der älteste bisher bekannte Emu wurde im Tiergarten Nürnberg am 28. August 2017 im Alter von 46 Jahren wegen Altersschwäche eingeschläfert. Er war am 26. Februar 1971 im Frankfurter Zoo geschlüpft. Ein männliches Exemplar lebt seit über 50 Jahren im Naturzoo Rheine.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Heute ist der Große Emu nach wie vor weit verbreitet und häufig anzutreffen. Nach der Ankunft der Siedler aus Europa wurden die Großen Emus wegen ihres Öls und ihres Fleisches gejagt und ihre Eier als Nahrungsmittel gesammelt. Infolgedessen sind sie auf mehreren Inseln, darunter Tasmanien, ausgestorben.

Populationszahl

Vor der Besiedlung Australiens durch Europäer kamen insgesamt drei Emu-Arten in Australien vor. D. n. baudinianus und D. n. ater starben kurz nach Ankunft der ersten Europäer aus. Heute werden sie als Unterarten des Großen Emus angesehen. Auf Tasmanien wurde die dort vorkommende Unterart etwa um 1865 ausgerottet. John Gould bedauert in seinem bereits 1865 erschienenen Buch The Birds of Australia nicht nur das Verschwinden der tasmanischen Unterart, sondern auch den Rückgang des Großen Emus rund um Sydney. Er schlug damals schon die Unterschutzstellung dieser Vogelart vor. Bejagt wurde der Große Emu allerdings bis in die 1960er Jahre. Heute ist er durch den „Environment Protection and Biodiversity Conservation Act 1999“ unter Schutz gestellt.

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Trotz der früher üblichen Bejagung hat der Große Emu von der Zunahme landwirtschaftlicher Fläche in den letzten zwei Jahrhunderten profitiert: Das ursprünglich für Schafe geschaffene vergrößerte Wasserangebot hat zu einer deutlichen Ausweitung der Brutgebiete geführt. Vermutet wird, dass die heutige Population größer ist als die vor der europäischen Besiedlung. Die Bestandszahlen variieren jedoch und sind abhängig von den Niederschlagsmengen. Geschätzt wird, dass zwischen 625.000 und 725.000 Vögel in Australien leben, davon etwa 100.000 bis 200.000 in West-Australien. Bei einzelnen kleinen Populationen in Regionen, in denen nur noch wenige Emus leben, und die so isoliert sind, dass aus anderen Gebieten keine Vögel zuwandern, tragen fortschreitende Veränderungen ihres Lebensraums und Straßenunfälle zur Gefährdung des Fortbestands bei. Die Landesregierung von New South Wales hat deshalb die isolierten Populationen der North-Coast-Bioregion und von Port Stephens als gefährdet eingestuft.

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Ökologische Nische

Ein Großer Emu verbreitet aufgrund seiner nomadischen Wandergewohnheiten die Samen vieler niedrig wachsender Pflanzen über ein großes Gebiet. Einige Samen haben eine spezielle Beschichtung, die, sobald sie verdaut sind, die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie keimen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Das Wort 'Emu' stammt nicht aus der Sprache der Aborigines. Es stammt möglicherweise von einem arabischen Wort, das "großer Vogel" bedeutet, und wurde später von frühen portugiesischen Entdeckern auf die Kasuare in Ostindonesien angewandt. Er wurde dann von den frühen europäischen Entdeckern in Australien für den Großen Emu verwendet.
  • Der männliche Emu frisst und trinkt während der Brutzeit nicht. Aus diesem Grund baut er vorher seine Fettreserven auf. Während der Brutzeit fällt er in einen Torpor-Zustand, so dass der Wasserverlust in dieser Zeit verringert wird. Aber er wendet die Eier ein paar Mal am Tag, bleibt auf dem Nest oder in dessen Nähe und putzt sich.
  • Ein Großer Emu hat zwei Paar Augenlider: eines zum Blinzeln und das andere, um Staub abzuhalten.
  • Ein Männchen gibt ein Geräusch von sich, das dem Grunzen eines Schweins ähnelt, und ein Weibchen gibt laute, dröhnende Laute von sich.
  • Emus benötigen täglich Wasser. Wenn das Wetter kalt ist, recyceln sie die Luft in ihren Nasengängen, um Feuchtigkeit zu erzeugen, die sie nutzen können.
  • Große Emus schlucken Kieselsteine und kleine Steine, um die Nahrung zu zerkleinern und die Verdauung zu beschleunigen.

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Referenzen

1. Großer Emu artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Emu
2. Großer Emu auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/22678117/0
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/597154

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