Schelladler
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Clanga clanga

Der Schelladler (Clanga clanga, Syn.: Aquila clanga) ist eine Vogelart aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Dieser mittelgroße Vertreter der Unterfamilie Aquilinae kommt in Mitteleuropa nur im Osten Polens als Brutvogel vor, nach Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis zum Pazifik. Die Art bewohnt naturnahe, gewässerreiche Waldlandschaften und ernährt sich vor allem von kleinen bis mittelgroßen Säugetieren und Wasservögeln.

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Schelladler sind Mittel- bis Langstreckenzieher, das Überwinterungsareal umfasst die Subtropen und die Tropen von Südeuropa, Asien und Afrika. Der Bestand der Art ist zumindest im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes vor allem aufgrund von Lebensraumzerstörung und menschlicher Verfolgung rückläufig, der Weltbestand gilt daher als gefährdet.

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In der Kultur

1999 wurde der Asteroid (8979) Clanga nach Aquila clanga benannt.

Aussehen

Schelladler gehören zu den mittelgroßen Vertretern der Unterfamilie der Aquilinae. Sie erreichen eine Körperlänge von 59 bis 71 cm und eine Flügelspannweite von 1,57 bis 1,79 m und sind damit erheblich größer als ein Mäusebussard. Der Geschlechtsdimorphismus ist bezüglich Größe und Gewicht recht deutlich ausgeprägt, Männchen erreichen im Mittel etwa 85 % der Größe der Weibchen. Männchen wiegen 1,7 bis 1,9 kg und haben eine Flügellänge von 477 bis 517 mm, Weibchen erreichen ein Gewicht von 1,8 bis 2,5 kg und eine Flügellänge von 507 bis 542 mm. Wie bei allen Vertretern der Gattung Clanga und der nahe verwandten Gattung Aquila sind die Handschwingenspitzen stark gefingert und die Beine sind bis zu den Zehen befiedert. Im Flug wirken die Flügel relativ kurz und auffallend breit, der Schwanz ist an den Außenkanten deutlich gerundet.

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Adulte Vögel sind insgesamt fast einfarbig sehr dunkel braun. Der gesamte Rumpf, der Kopf sowie die Oberflügel- und die Unterflügeldecken sind dunkelbraun und bilden beim fliegenden Vogel einen schwachen Kontrast zu den etwas helleren, einfarbig dunkel braungrauen Schwung- und Stoßfedern. Nur die Oberschwanzdecken sind schwach weiß gerandet. Sehr selten tritt eine helle Farbmorphe auf, die in der Literatur häufig als "fulvescens"-Varietät bezeichnet wird. Bei dieser Morphe sind der Kopf und der gesamte Rumpf sowie alle Flügeldecken hellbeige bis goldfarben. Schwingen und Steuerfedern sind wie bei normal gefärbten Vögeln dunkel braungrau.

Die Iris ist braun, die Wachshaut und die Zehen haben eine gelbe Färbung. Die Schnabelbasis ist grau gegen den im Übrigen schwarzen Schnabel abgesetzt.

Im Jugendkleid ist die Grundfarbe des Gefieders noch etwas dunkler als bei den Altvögeln. Alle Oberflügeldecken sind weiß gerandet, die hellen Spitzen der großen Hand- und Armdecken bilden ein beim fliegenden Vogel gut sichtbares helles Band auf dem Oberflügel. Die inneren Handschwingen, die Armschwingen und die Steuerfedern zeigen eine dichte, dunkle Querbänderung und sind ebenfalls weiß gerandet. Die Iris ist braun. Die Jungvögel sind nach vier Jahren ausgefärbt.

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Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet umfasst große Teile der Waldzone der mittleren und östlichen Paläarktis und reicht vom Osten Polens und des Baltikums in einem im Westen breiten und nach Osten immer schmaler werdenden Band bis zur südostrussischen Region Primorje am Pazifik. Das genaue Areal der Art ist im Westen des Verbreitungsgebietes wegen der schwierigen Unterscheidung vom Schreiadler, im asiatischen Teil der Verbreitung wegen der geringen Besiedlung durch Menschen und der abgelegenen Lebensräume vielfach bis heute unklar.

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In Nord-Süd-Richtung reicht das Areal von den südlichen Bereichen der Borealen Zone (Nadelwaldzone) bis in die nördlichen Bereiche der Steppenzone. Der Schelladler bewohnt dort offene, feuchte bis nasse Wälder und Waldränder mit angrenzenden Sümpfen, Marschen, Mooren oder nassen Wiesen, außerdem Flussauen. Insgesamt ist die Art sehr an vom Menschen kaum beeinflusste, wasserreiche Waldlandschaften gebunden.

In Deutschland ist die Art im Norden und Osten ein sehr seltener Gast, wird jedoch aufgrund der nicht einfachen Bestimmung wohl auch übersehen bzw. mit dem Schreiadler verwechselt.

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Schelladler Lebensraum-Karte
Schelladler Lebensraum-Karte
Schelladler
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Gewohnheiten und Lebensstil

Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Ähnlich wie der nah verwandte Schreiadler jagt der Schelladler häufig im Suchflug und zu Fuß, aber seltener als der Schreiadler vom Ansitz aus. Der Suchflug findet in niedriger Höhe, aber auch hoch kreisend statt. Wenn ein geeignetes Beutetier entdeckt ist, lässt sich der Adler fallen oder geht zur Attacke im Sturzflug über. Trupps von Wasservögeln werden durch wiederholte Sturzflüge auseinandergetrieben, um dann ein abgesprengtes Individuum gezielt zu erbeuten.

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Im Brutgebiet besteht die Nahrung überwiegend aus kleinen bis mittelgroßen Säugetieren und Vögeln, daneben werden auch Amphibien und Reptilien häufig erbeutet. Seltener werden kleine Fische, Insekten oder Aas gefressen. Im Winter bilden die Hauptnahrung je nach Lage des Winterquartiers sehr häufig Insekten wie Wanderheuschrecken und schwärmende Termiten sowie Aas oder, in Feuchtgebieten, überwiegend Wasservögel.

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Paarungsgewohnheiten

Die Balz beginnt meist unmittelbar nach der Ankunft am Brutplatz. Das Männchen vollführt dabei ausdauernde Wellenflüge, wobei es sich am höchsten Punkte einer „Welle“ mit angelegten Flügeln abwärtsbewegt, um dann mit dem gewonnenen Schwung wieder zur nächsten Welle aufzusteigen. Dabei wird intensiv gerufen.

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Die Nester werden überwiegend auf Laubbäumen im Wald und meist in dessen Randzone errichtet und überwiegend selbst gebaut. Der Nestdurchmesser beträgt zwischen 70 und 110 cm. Die Nester werden oft mehrfach genutzt und können dann Höhen bis 150 cm erreichen. Die Nestmulde wird mit grünen Zweigen ausgelegt.

Die Eiablage erfolgt selten bereits Ende April, meist jedoch Anfang bis Mitte Mai. Die Gelege bestehen meist aus zwei Eiern, seltener aus nur einem Ei oder drei Eiern. Beispielsweise wurden in Belarus bei 6 Gelegen einmal 1 Ei und fünfmal 2 Eier gefunden. Die Eier sind auf weißem Grund schwach bräunlich oder violett gefleckt. Eier aus Belarus maßen im Mittel 65,8 × 52 mm.

Die Brutzeit beträgt 42 bis 45 Tage. Im Gegensatz zum Schreiadler ist Kainismus beim Schelladler nicht obligatorisch und es werden regelmäßig zwei Jungvögel flügge. Die Nestlingszeit dauert 63 bis 67 Tage; die Jungvögel fliegen meist Mitte Juli bis Anfang August aus.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die Art ist zumindest in Europa überall sehr selten. Der gesamteuropäische Bestand wurde 2004 laut IUCN auf etwa 900 Brutpaare geschätzt, der Weltbestand auf maximal 10.000 Individuen. Insbesondere aus dem asiatischen Teil Russlands liegen bisher jedoch kaum verlässliche Bestandszahlen vor. Zumindest in Europa ist der Bestand seit Jahrzehnten rückläufig, als Hauptursachen gelten Lebensraumzerstörung und menschliche Verfolgung. Die IUCN stuft den Weltbestand daher als „vulnerable“ (gefährdet) ein.

Referenzen

1. Schelladler artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Schelladler
2. Schelladler auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22696027/110443604
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/608441

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