Marmelente
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Marmaronetta angustirostris

Die Marmelente (Marmaronetta angustirostris), selten auch Marmorente genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Entenvögel. Obwohl diese Art nach heutigen Erkenntnissen zweimal jährlich das Gefieder mausert, weisen die Männchen kein Prachtkleid auf.

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Die Marmelente ist die einzige Art der Gattung Marmaronetta. Die Gattung nimmt eine Sonderstellung zwischen Tauch- und Schwimmenten ein und stellt eine eigenständige, monotypische Evolutionslinie der Enten dar. Die Art, die generell sehr selten ist, gilt auf Grund von Habitatverlusten als stark gefährdet. Zu ihren wichtigsten Brutgebieten zählten die irakischen Ahwar-Sümpfe, die während der Anfal-Operation in den 1980er und 1990er Jahren systematisch trockengelegt wurden. Zu Beginn des 3. Jahrtausends wurde die weltweite Winterpopulation dieser Entenart auf nur noch 14.000 bis 16.000 Enten geschätzt.

In Mitteleuropa ist die Art ein sehr seltener Irrgast, wenn es möglicherweise auch in den 1890er Jahren in Ungarn Brutvögel gab. Sie ist ein Zugvogel mit einer stark variablen Zugneigung, und 1892 gab es einen Einflug einer größeren Zahl von Marmelenten in das mitteleuropäische Gebiet. Die heutigen Individuen, die in Mitteleuropa immer wieder mal beobachtet werden, sind vermutlich ausschließlich Gefangenschaftsflüchtlinge.

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Aussehen

Der Rücken, der hintere Nacken sowie die Kopfplatte sind bei den Küken der Marmelente graubraun bis dunkel sandfarben. An den Flügeln und den Flanken finden sich hellbraune Farbpartien. Die Körperunterseite sowie die Kopfseiten sind cremefarben bis gelblich Weiß. Die Wangen, das Kinn und die Kehle sind hell zimtfarben. Ein braungrauer Farbstrich läuft von der Schnabelbasis über das Auge bis zum Nacken. Auf dem Mittelrücken sowie den Bürzelseiten weisen sie je zwei kleine helle Längsstreifen auf. Die Küken weisen mit diesem Erscheinungsbild viel Ähnlichkeit zu den Küken von Stockenten auf. Allerdings ist ihre Oberseite dunkler und die hellen Farbpartien sind weniger stark abgegrenzt. Stockentenküken sind an Wangen, Kinn und Kehle auch eher gelblich als hell zimtfarben gefärbt.

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Bei frisch geschlüpften Küken ist der Oberschnabel grünlich grau. Der Nagel ist braun. Der Unterschnabel ist dagegen fleischfarben. Die Beine und die Füße sind olivgrau, während die Schwimmhäute braun sind. Bei heranwachsenden Marmelenten färbt sich der Schnabel zu einem blaugrau oder dunkelgrau um. Die Schwimmhäute werden gleichfalls dunkel blaugrau.

Junge Marmelenten ähneln den adulten Marmelenten. Ihr Rückengefieder ist aber noch eher einheitlich dunkel und weist nicht die helle Fleckung der ausgewachsenen Enten auf. Die hellen Randtropfen gehen bei ihnen noch verwaschen in die dunkleren Federanteile über. Bei ihnen ist auch der dunkle Augenfleck noch nicht so ausgeprägt. Bei jungen Männchen tritt das blaue Band an der Schnabelspitze bereits im fünften Lebensmonat das erste Mal auf. Bei den jungen Weibchen entwickeln sich zum selben Zeitpunkt die grauen Flecken an der Schnabelbasis.

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Verteilung

Erdkunde

Die Marmelente war einst rund um das Mittelmeer und in Zentralasien verbreitet. Sie wurde in der Nacheiszeit auf Reliktvorkommen zurückgedrängt und hat einen weiteren großen Teil ihres Lebensraumes in der Neuzeit durch menschliche Eingriffe verloren. Sie ist ein Brutvogel der mediterranen Subregion und kommt damit nur in den wärmsten und trockensten Teilen der Paläarktis vor. Heute kommt sie nur noch in Andalusien und in der Camargue sowie auf Mallorca (Spanien) vor. Verstreute Vorkommen gibt es außerdem noch in Teilen Tunesiens und Marokkos. In Zentralasien ist die Marmelente von Tadschikistan und Usbekistan bis in den Nordiran und Afghanistan verbreitet. Bei in Mitteleuropa beobachteten Marmelenten handelt es sich wohl immer um Gefangenschaftsflüchtlinge, da diese Enten beliebte Parkvögel sind.

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In Südspanien, Nordafrika, in der Türkei sowie an den Ufern des Kaspischen Meeres ist die Marmelente ein Standvogel. Im übrigen Verbreitungsgebiet zieht sie nach Ägypten, an den Persischen Golf oder überwintert an Gewässern in Pakistan. Die im Westen des Verbreitungsgebietes brütenden Marmelenten ziehen in geringer Zahl bis in den Senegal und an den Tschadsee.

Marmelenten brüten an vegetationsreichen Teichen, Tümpeln und Seen sowohl im Süß- als auch im Brackwasser. Sie finden sich auch in soda- und natronhaltigen Senken der Halbwüsten, sofern diese einen Vegetationsgürtel aufweisen. Grund für die verhältnismäßige Seltenheit dieser Ente sind ihre hohen Anforderungen an ihren Lebensraum. Anders als viele andere Entenarten zieht die Marmelente nicht zwischen Rast- oder Brutplatz und Nahrungsrevier. Stattdessen hält sie sich an einem einzigen Gewässer auf, das alle ihre Anforderungen an ihren Lebensraum erfüllen muss. Es muss seicht sein und einen dichten Schilfgürtel aufweisen. Diese Gewässer sind typischerweise nahrungsreich und werden vom Menschen besonders gerne trockengelegt, um sie in Agrarflächen umzuwandeln.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Die Marmelente ernährt sich überwiegend von Insekten und Mollusken. Pflanzliche Nahrung macht nur einen geringen Anteil aus. Der Nahrungserwerb erfolgt gründelnd und tauchend.

Paarungsgewohnheiten

Die Paarbildung findet im Winter statt. Marmelenten sind keine territorialen Vögel und brüten in lockeren, kolonieartigen Verbänden. Das Nest wird gut versteckt auf dichtbewachsenen Bülten errichtet. Gelegentlich wird es auch ähnlich wie bei der Brandgans in Erdhöhlen errichtet. Es sind mehrere Fälle belegt, in denen Marmelenten sogar im Reetdach älterer Häuser und Hütten nisteten.Das Nest befindet sich meist in unmittelbarer Gewässernähe und ist mit Gräsern und Dunen ausgelegt. Die Nestdunen sind mittelgrau mit fast weißen Zentren und Spitzen. Das Gelege besteht in der Regel aus neun bis dreizehn Eiern. Es sind aber auch Gelege gefunden worden, die nur fünf oder bis zu achtzehn Eier enthielten.

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Als wärmeliebende Art ist der Brutbeginn verhältnismäßig spät. In Spanien brütende Vögel legen ihre Eier erst im Mai oder zu Beginn des Junis. Es brütet allein das Weibchen. Die Inkubationszeit beträgt 25 bis 27 Tage. Das Männchen verlässt das Weibchen zu Beginn der Brutzeit, um mit anderen Erpeln lockere Schwärme zu bilden. Die Küken werden nach dem Schlüpfen vom Weibchen in die riednahe Flachwasserzone geführt und dort aufgezogen.

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POPULATION

Populationszahl

Die Marmelente ist eine global gefährdete Vogelart. Sie wird von der IUCN als „gefährdet“ (vulnerable) eingeordnet. Die wichtigsten Ursachen für den deutlichen Bestandsrückgang ist der Habitatverlust. Etwa fünfzig Prozent der Bruthabitate wurden im 20. Jahrhundert durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, Wasserbaumaßnahmen, Röhrichtmahd oder -beweidung sowie eine intensivierte landwirtschaftliche Nutzung zerstört. Der europäische Brutbestand beträgt nur noch 390 bis 1.000 Brutpaare, der Winterbestand ist mit vierhundert bis 1.200 Individuen etwas höher.

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Nach der Wiedervernässung der irakischen Ahwar-Sümpfe ergab eine Zählung im Winter 2010 dort 46.000 Marmelenten, etwa das Doppelte der vorher geschätzten gesamten Weltpopulation.

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Referenzen

1. Marmelente artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Marmelente
2. Marmelente auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22680339/110054350

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