Die Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) gehört zu den seltensten Reptilienarten überhaupt. Sie wurde früher in die Familie der Höckerechsen (Xenosauridae) gestellt, wird aber heute einer monotypischen Familie zugeordnet, den Shinisauridae.
Die Chinesische Krokodilschwanzechse erreicht eine Länge von 40–45 cm. Namensgebend ist die Beschuppung des Schwanzes, die sehr stark an Panzerechsen erinnert. Die Färbung der Haut ist überwiegend braun. Die Bauchseite ist gelblich bis rötlich. Insgesamt sind Männchen kräftiger gefärbt als Weibchen. Die Chinesische Krokodilschwanzechse hat einen starken Bezug zum Wasser. Sie kann über eine halbe Stunde unter Wasser verweilen. Dabei kann sie ihre Lider verschließen. Auch die Häutung wird unter Wasser vollzogen. Während der Wintermonate hält sie für drei bis vier Monate Winterruhe.
Im Jahr 1990 wurde diese Echse in den Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens aufgenommen. Zum damaligen Zeitpunkt schätzte man die Gesamtpopulation auf 2.500 Exemplare. Im Jahr 2005 sind die freilebenden Bestände auf 600 bis 800 Tiere gesunken. Hauptgründe für den starken Rückgang der Population sind die Vernichtung der Lebensräume sowie der Fang für den Handel und die traditionelle chinesische Medizin.
Diese seltene Echsenart kommt in freier Wildbahn nur in zwei sehr eng begrenzten Arealen vor. Zum einen gibt es eine Population von rund 600 Tieren im chinesischen Autonomen Gebiet Guangxi und zum anderen eine zweite Population unbekannter Größe in Vietnam. Die Echse bevorzugt feuchtes bis halbfeuchtes Klima. Ihre Habitate beschränken sich auf kleine Gebiete an langsam fließenden Gewässern sowie Teichen und Tümpeln mit dichter Uferbewachsung. Sie ist in Höhen von bis zu 700 Meter anzutreffen.
Chinesische Krokodilschwanzechsen sind in der Regel am Morgen und am Nachmittag aktiv. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit im flachen Wasser oder in überhängenden Ästen und in der Vegetation, wo sie ihre Beute jagen. Sie sind "sitzende" Prädatoren, die sich auf Ästen in der Nähe von Wasserläufen niederlassen und geduldig warten, bis Beutetiere gesichtet werden. Chinesische Krokodilschwanzechsen sind Reviere und in einem bestimmten Teich oder Bach nimmt eine einzige Echse den gesamten Raum ein. Sie weiten ihr Maul, um ihre Dominanz zu demonstrieren, was als "Gaffen" bezeichnet wird. Ähnlich wie andere Eidechsen schwingen auch Chinesische Krokodilschwanzechsen ihren Schwanz und stürzen sich auf ihre Konkurrenten. Die dominante Eidechse stürzt sich auf die untergeordnete Eidechse und peitscht sie mit dem Schwanz, ohne dabei Gewalt anzuwenden. Das Ergebnis ist oft, dass die untergeordnete Eidechse kaum oder gar nicht verletzt wird. Die untergeordnete Echse wird sich jedoch aus dem Revier der dominanten Echse zurückziehen. Ein weiteres interessantes Verhalten, mit dem die Chinesische Krokodilschwanzechse ihre Dominanz unter Beweis stellt, ist das Push-up-Verhalten. Die Eidechse richtet ihre Vorderbeine auf und richtet ihren Kopf auf. Im Gegensatz zu anderen Echsen führen sie diese Liegestützbewegung nur mit ihrem vorderen Teil aus. Während sie Liegestütze machen, wippen sie manchmal auch mit dem Kopf in einer kreisförmigen Bewegung. Chinesische Krokodilschwanzechsen sind in der Regel einzeln anzutreffen, aber sie können sich vor dem Winterschlaf auch zusammenfinden und halten oft einen gemeinsamen Winterschlaf.
Die Chinesische Krokodilschwanzechse ernährt sich überwiegend von Wasserkrebsen, kleineren Amphibien, Kaulquappen und Würmern. Aber auch Insekten und die Brut von Nagetieren werden gefressen.
Über die Fortpflanzung in ihren natürlichen Lebensräumen ist sehr wenig bekannt. Die Echse gehört zu den lebendgebärenden Reptilien. Es werden zwischen 5 und 15 Jungtiere zur Welt gebracht. Die Jungtiere haben eine Geburtsgröße von 10 bis 15 cm und wiegen durchschnittlich 5 Gramm.
Die größte Bedrohung für die Chinesische Krokodilschwanzechse ist der Verlust ihres Lebensraums, vor allem durch die Abholzung. Durch die Abholzung des immergrünen Laubes werden die Flüsse unbeständiger, was zu Überschwemmungs- und Austrocknungszyklen führt, die für die Eidechsen ungeeignet sind. Weitere Ursachen für den Verlust von Lebensraum sind die Verschmutzung durch den Bergbau, die kleinbäuerliche Landwirtschaft und der Bau von Staudämmen, die zu Veränderungen der Wasserführung führen. Umweltzerstörende Fangmethoden wie Elektrofischerei und Vergiftung tragen zur Verschlechterung der Flüsse bei. Eine weitere große Bedrohung ist die Wilderei für den Heimtierhandel, für Fleisch und für die traditionelle chinesische Medizin als angebliches Heilmittel für Schlaflosigkeit. In Vietnam leidet die lokale Unterart unter ähnlichen Bedrohungen sowie unter Straßenbau und Kohleabbau. Der lokale Tourismus hat ebenfalls zum Verlust von Lebensraum und zur Verschmutzung der Flüsse geführt. Der Verlust des Lebensraums wird durch den Klimawandel noch verstärkt: Ein Modell besagt, dass Waldlebensräume mit einem für die chinesische Unterart geeigneten Klima bis 2080 verschwunden sein werden.
Laut der Roten Liste der IUCN wird die Gesamtgröße der Chinesischen Krokodilschwanzechse in China auf 950 Individuen geschätzt. Im Jahr 2015 wurde die Gesamtpopulation dieser Art in Vietnam auf 41 ausgewachsene Exemplare geschätzt. Derzeit ist die Chinesische Krokodilschwanzechse auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft, und ihr Bestand ist heute abnehmend.
