Ringelfüßige Röhrenspinne

Ringelfüßige Röhrenspinne

Ringelfüßige röhrenspinne

Reich
Klasse
Ordnung
Familie
SPEZIES
Eresus sandaliatus

Die Ringelfüßige Röhrenspinne (Eresus sandaliatus) ist eine Spinne aus der Familie der Röhrenspinnen (Eresidae). Wie die anderen Arten, die aus dem Artenkomplex um Eresus cinnaberinus hervorgegangen sind, wird sie gelegentlich auch Zinnoberrote Röhrenspinne genannt. Eine weitere Bezeichnung ist Rote Röhrenspinne, wobei es zu Verwechslungen mit der nah verwandten, optisch ähnlichen und gleichnamigen Roten Röhrenspinne (Eresus kollari) kommen kann. Der deutschsprachige Trivialname „Ringelfüßige Röhrenspinne“ ist vom Erscheinungsbild der Art, besonders dem des Männchens, abgeleitet und deutet auf die arttypische Ringelung der Beine hin. Wie andere Vertreter der Echten Röhrenspinnen (Eresus) zeichnet sich auch diese Art durch einen auffälligen Sexualdimorphismus (Geschlechtsunterschied) aus. Das kleinere und auffällig gefärbte Männchen, dessen Prosoma (Vorderkörper) schwarz gefärbt ist, weist auf dem ansonsten oben rot gefärbten Opisthosoma (Hinterleib) zumeist drei hintereinander angelegte Paare schwarzer Punkte auf. Im Kontrast zum Männchen ist das größere Weibchen ebenso wie bei den anderen Vertretern der Gattung nahezu gänzlich schwarz gefärbt und vereinzelt mit weißen oder rostroten Haaren versehen.

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Die Ringelfüßige Röhrenspinne besitzt das nördlichste Verbreitungsgebiet aller Echten Röhrenspinnen und kommt in Nord- und Mitteleuropa einschließlich dem Süden des Vereinigten Königreiches (England) vor, wobei das Vorkommen der Art nach Westen hin im Norden Frankreichs, nach Süden hin in Österreich und nach Osten hin in Tschechien endet. Nördlich reicht das Verbreitungsgebiet bis in den Süden Schwedens hinein. Die Ringelfüßige Röhrenspinne bewohnt ähnlich wie die Rote Röhrenspinne bevorzugt trockene und sandige Heidelandschaften und ist genau wie diese durch den Rückgang ihrer Lebensräume stark bedroht. Aufgrund dessen genießt die Ringelfüßige Röhrenspinne in einigen Ländern, in denen sie vertreten ist, gesetzlichen Schutz.

Die Ringelfüßige Röhrenspinne legt ein für die Familie typisches Fangnetz an, das aus einem waagerechten Netzteppich besteht. Dieser Netzteppich verfügt auf der einen Seite über Fangfäden und geht auf der anderen Seite in eine von der Spinne selbst gegrabene Wohnröhre über, in der diese sich zumeist aufhält. Diese Wohnröhre wird zum Beutefang oder von Männchen während der Paarungszeit verlassen, damit dieses sich auf die Suche nach einem Weibchen begeben kann. Die Jungtiere verbleiben anfangs im Unterschlupf der Mutter und saugen diese nach ihrem Ableben aus. Im folgenden Frühjahr verselbstständigen sie sich.

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Aussehen

Das Männchen der Ringelfüßigen Röhrenspinne erreicht eine Körperlänge von sechs bis elf und das Weibchen eine von acht bis zwanzig Millimetern, Dabei können beim Männchen 2,9 bis 4,1 (zumeist 3,6) und beim Weibchen 4,2 bis 7,2 (meistens 5,4) Millimeter auf das Prosoma (Vorderkörper) entfallen. Der Körperbau der Art entspricht dem anderer Vertreter der Echten Röhrenspinnen (Eresus).

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Das Männchen der Ringelfüßigen Röhrenspinne ist wie die der anderen Echten Röhrenspinnen (Eresus) deutlich kleiner und verfügt überdies über eine deutlich auffälligere Farbgebung. Das Prosoma, das beim Männchen fast so breit wie das Opisthosoma (Hinterleib) ist, ist schwarz gefärbt und besitzt auch einzelne weißliche Setae (Haare). Der Carapax (Rückenschild des Prosomas) verfügt über eine geringfügig ausgeprägte Erweiterung nach vorne und der Bereich zwischen den hinteren Seiten- sowie Mittelaugen ist nahezu flach gebaut. Das Sternum (Brustschild des Prosomas) ist schwarzbraun gefärbt und entweder mit roten Setae umrandet oder vollständig mit diesen bedeckt. Die gänzlich schwarzen Cheliceren (Kieferklauen) des Männchens weisen eine vollständige Bedeckung aus schwarzen Setae auf.

Die ebenfalls schwarz gefärbten Beine des Männchens verfügen über die namensgebenden Ringel, die aus weißen Setae gebildet werden und um die Gelenke bedecken. Die dorsalen Seiten der Femora (Schenkel) des dritten und des vierten Beinpaares sind auf basaler (zur Basis hin orientierter) Fläche geringfügig mit roten Haaren bedeckt. Die dorsalen (oberen) Seiten der Patellae (Glieder zwischen Femora und Tibien) des zweiten bis zum vierten Beinpaar und teilweise auch die Tibien (Schienen) des vierten Beinpaares weisen häufig je ein Längsband aus weißen Haaren auf.

Mit den anderen Männchen der Arten der Echten Röhrenspinnen teilt das Männchen der Ringelfüßigen Röhrenspinne die rote Grundfärbung des Opisthosomas (Hinterleib) auf der Dorsalfläche und die paarmäßig angelegten schwarzen Punktierungen. Das Männchen der Ringelfüßigen Röhrenspinne verfügt aber im Gegensatz zu den anderen Arten der Gattung, die dort lediglich zwei Punktpaare aufweisen, zusätzlich über ein drittes hinter den beiden vorherigen, das meist aber deutlich kleiner als diese ist. Außerdem sind die Punktpaare beim Männchen der Ringelfüßigen Röhrenspinne für gewöhnlich nicht umrandet. Die Ventralseite (Unterseite) des Opisthosomas beim Männchen dieser Art ist gänzlich schwarz gefärbt. Die auffälligen Farbelemente auf der Dorsalseite des Opisthosomas beim Männchen dienen als Warnfarben, die Prädatoren (Fressfeinde) abschrecken sollen, da Männchen diesen besonders auf der Suche nach Weibchen ausgesetzt sein können.

Das ebenfalls wie bei den anderen Echten Röhrenspinnen (Eresus) deutlich größere Weibchen besitzt eine schwarze Grundfärbung. So ist auch sein Prosoma schwarz, teilweise aber auch grau gefärbt und besitzt anders als die Weibchen anderer Arten der Gattung keine Stirnbehaarung am Carapax, dafür aber einzelne weiße Setae. Um die Mittelaugen des Weibchens befinden sich überdies blasse und rostrote Setae. Die Cheliceren des Weibchens erscheinen braunschwarz und sind mit langen schwarzen Setae und ebenso mit vereinzelten kurzen, blassen und rostroten Setae auf der Basalhälfte versehen.

Ebenso verfügen auch die Femora, die Patellae und die Tibien sowie die Metatarsen (Fersenglieder der Tarsen, bzw. Fußglieder) vom ersten bis zum dritten Beinpaar auf der Dorsalseite über vereinzelt angelegte und auf der distalen (weiter vom Zentrum entfernt liegenden) Seite über gehäuft angelegte kurze, blasse und rostrot gefärbte Setae.

Das Opisthosoma des Weibchens erscheint violettschwarz. Es ist mit langen schwarzen Setae und bei einigen Individuen anterior (vorn) mit vereinzelten, kurzen und weißen Haaren versehen.

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Verteilung

Erdkunde

Die in Europa vorkommende Ringelfüßige Röhrenspinne besitzt das nördlichste Verbreitungsgebiet aller Echten Röhrenspinnen. Es erstreckt sich von Nordeuropa ab dem Süden Schwedens über weite Teile Mitteleuropas mitsamt Südengland. Dort wurde die Ringelfüßige Röhrenspinne in der Unitary Authority Bournemouth, Christchurch and Poole im Osten der Grafschaft Dorset, an der Kynance Cove im Südwesten der Grafschaft Cornwall und darüber hinaus auf der Isle of Wight (Grafschaft Hampshire) nachgewiesen. Während das Verbreitungsgebiet der Art östlich in Tschechien endet, reicht es in Richtung Süden bis in die österreichischen Alpen und nach Westen hin bis in den Norden Frankreichs hinein. In den Südalpen wurde die Ringelfüßige Röhrenspinne bis zu einer Höhe von 2.000 Metern über dem Meeresspiegel nachgewiesen.

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Bisherige Funde der Art in Deutschland konnten in Schleswig-Holstein, in der Schwäbischen Alb, im Altmühltal und auch in der Donauregion in Bayern verzeichnet werden. Zuvor erfolgte Sichtungen der Ringelfüßigen Röhrenspinne in Italien erwiesen sich als fehlerhaft. Außerdem stellte sich bei vermeintlichen Funden der Art aus der Türkei und den Pyrenäen heraus, dass es sich bei diesen um bisher unbeschriebene Arten der Echten Röhrenspinne handelt.

Die Habitate der Ringelfüßigen Röhrenspinne bilden ähnlich wie bei der Roten Röhrenspinne (Eresus kollari) trockene und sandige Heidelandschaften, dazu nimmt die Ringelfüßige Röhrenspinne auch steinigen und felsigen Bodengrund an. Trotz der vielen Gemeinsamkeiten der bevorzugten Lebensräume beider Arten sind bislang nie gemeinsame Funde der Ringelfüßigen und der Roten Röhrenspinne in einem Gebiet erfolgt.

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Ringelfüßige Röhrenspinne Lebensraum-Karte
Ringelfüßige Röhrenspinne Lebensraum-Karte
Ringelfüßige Röhrenspinne
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Gewohnheiten und Lebensstil

Wie andere Röhrenspinnen legt auch die tagaktive Ringelfüßige Röhrenspinne ein für die Familie typisches Spinnennetz zum Beutefang an. Wie bei der Roten Röhrenspinne (Eresus kollari) sind auch bei dieser Art oftmals hohe Individuendichten an einem Ort vorhanden.

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Das Spinnennetz der Ringelfüßigen Röhrenspinne entspricht vom Funktionsprinzip dem anderer Röhrenspinnen und hat den gleichen Aufbau wie das der Roten Röhrenspinne (Eresus kollari). Das Netz wird an sonnigen Stellen in niedriger Vegetation in der Nähe von Sträuchern angelegt, die einen gewissen Windschutz bieten. Das eigentliche Fangnetz besteht aus einem waagerechten Netzteppich, der an einer Seite in wollartige (cribellate, ohne Leimtröpfchen) Fangfäden übergeht. Auf der Rückseite mündet es in einer Röhre, die etwa 50 bis 100 Millimeter weit in den Boden führt. In dieser selbst gegrabenen Röhre hält sich die Spinne auf.

Das Netz funktioniert nach dem Prinzip des Trichternetzes, wie es in ähnlicher Form auch von Trichterspinnen der Familie Agelenidae benutzt wird. Gerät ein Beutetier in die Fangfäden, bemerkt die Spinne dies durch das Vibrieren des Netzes. Sie schnellt aus der Erdröhre hervor und versetzt dem Beutetier mit ihren Kieferklauen (Cheliceren) einen Giftbiss, zumeist in ein Bein. Die gelähmte Beute wird dann häufig mit den Cheliceren gepackt, in den Unterschlupf der Spinne verschleppt und dort verzehrt. Die Nahrungsaufnahme kann einige Stunden bis Tage andauern. Nach ein paar Tagen werden die Beutereste aus dem Netz transportiert und in der näheren Umgebung abgelegt. Meist handelt es sich dabei um in Einzelteile zerlegte, aber gut erhaltene Exoskelette von ausgesogenen Gliederfüßern.Zum Beutespektrum der Ringelfüßigen Röhrenspinne gehören, wie bei anderen Echten Röhrenspinnen (Eresus) auch, bodenbewohnende Gliederfüßer wie Käfer und Tausendfüßer. Mit ihrer effektiven Fangtechnik kann die Ringelfüßige Röhrenspinne auch recht große und wehrhafte Beutetiere wie Lauf- und Mistkäfer erbeuten. Die kräftigen Cheliceren der Ringelfüßigen Röhrensinne durchdringen problemlos auch härtere Exoskelette, wenngleich die Spinne ihre Beutetiere bevorzugt in eine der Extremitäten beißt.

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Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Der Lebenszyklus der Ringelfüßigen Röhrenspinne gliedert sich wie bei anderen Spinnen in mehrere Etappen und ist wie bei vielen in den gemäßigten Klimazonen verbreiteten Spinnenarten von den Jahreszeiten abhängig.

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Die Paarungszeit der Ringelfüßigen Röhrenspinne verläuft von April bis Juni und beläuft sich somit auf die gesamte Phänologie (Aktivitätszeit) der ausgewachsenen Tiere beider Geschlechter. Hinsichtlich ihres Fortpflanzungsverhaltens gleicht die Ringelfüßige Röhrenspinne ebenfalls weitestgehend der Roten Röhrenspinne (Eresus kollari). Ein Männchen verlässt sein Fangnetz und begibt sich auf die Suche nach einem geschlechtsreifen Weibchen. Ein solches sondert arteigene Pheromone aus, die vom Männchen mittels spezieller Organe an den vorderen Beinpaaren wahrgenommen werden können. Für diesen Zweck hält das Männchen diese Beine nach oben. Mithilfe der von einem Weibchen ausgesonderten Pheromone kann ein Männchen dieses also auffinden. Außerhalb seines Unterschlupfes ist das suchende Männchen möglichen Prädatoren (Fressfeinden) stärker ausgesetzt, die durch die Warnfärbung abgeschreckt werden sollten. Zusätzlich kann das Männchen im Falle einer Bedrohung sein Opisthosoma aufrichten und zitternde Bewegungen vollführen, was den Effekt der Warnfärbung verstärkt.

Sollte ein Männchen eine Geschlechtspartnerin ausfindig gemacht haben, begibt es sich in ihren Unterschlupf. Ein Balzverhalten scheint dabei nicht stattzufinden. Dies trifft vermutlich auch auf die Rote Röhrenspinne und Eresus moravicus zu. Exemplare beider Geschlechter können während der Paarungszeit auch gemeinsam im Netz eines Weibchens angetroffen werden. Dabei finden vermehrt Paarungen statt.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Der globale Bestand der Ringelfüßigen Röhrenspinne wird von der IUCN nicht geführt, aber noch immer sind wie bei der Roten Röhrenspinne (Eresus kollari) schwindende Bestände, bedingt durch den Rückgang der Lebensräume beider Arten, besonders in Deutschland zu verzeichnen.

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Die Rote Liste gefährdeter Arten erfasst die Ringelfüßige Röhrenspinne im Vereinigten Königreich in die Kategorie VU („vulnerable/verletzlich“, gefährdet), sie genießt zudem gesetzlichen Schutz. Die Bedrohung dort wird durch das kleine Verbreitungsgebiet im Süden Englands begünstigt. Bis zu neuen Funden der Art 1979 galt die Art dort als ausgestorben. Allerdings sank die Zahl der gefundenen Netze von 1.175, die 1980 gezählt wurden, auf 825 im Jahr 2007. Daher existieren im Vereinigten Königreich Bestrebungen für Schutzmaßnahmen, durch Erhalt ihrer Lebensräume. In Tschechien wird die dort selten gefundene Art in die Kategorie CR („critically endangered“, vom Aussterben bedroht) und in Schweden in die Kategorie EN („endangered“, stark gefährdet) eingestuft.

In Deutschland ist die Art sehr selten zu finden. Sie wird in der Roten Liste gefährdeter Arten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands in die Kategorie 2 ("stark gefährdet") eingestuft. Wie die Rote Röhrenspinne ist auch die Ringelfüßige Röhrenspinne in Deutschland gesetzlich geschützt.

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Referenzen

1. Ringelfüßige Röhrenspinne artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Ringelf%C3%BC%C3%9Fige_R%C3%B6hrenspinne

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