Taubenschwänzchen

Taubenschwänzchen

Taubenschwanz, Karpfenschwanz

Reich
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Macroglossum stellatarum

Das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), auch Taubenschwanz oder Karpfenschwanz genannt, ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Schwärmer (Sphingidae). Sein deutscher Name leitet sich vom zweigeteilten Haarbüschel am Hinterleibsende ab, das eine gewisse Ähnlichkeit mit den Schwanzfedern von Tauben aufweist. Als Wanderfalter ist das Taubenschwänzchen in fast ganz Europa bekannt. Wegen seines auffälligen Flugverhaltens, das als Schwirrflug bezeichnet wird und das dem eines Kolibris ähnelt, wird es auch Kolibrischwärmer oder Kolibrifalter genannt. Zahlreiche vermeintliche Kolibrisichtungen in Europa gehen auf Beobachtungen an dieser Schmetterlingsart zurück.

Herkunft der Tiernamen

Das Taubenschwänzchen wurde 1758 von Carl von Linné in der 10. Auflage des Werks Systema Naturae als Sphinx stellatarum erstbeschrieben:

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Der Artname leitet sich ab von Stellatae, einem Synonym der Familie Rubiaceae, zu der die Nahrungspflanzen der Raupe gehören.

Giovanni Antonio Scopoli beschrieb 1777 die Gattung Macroglossum. Sie enthält etwa 80 überwiegend in den Tropen und Subtropen verbreitete Arten.

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Verteilung

Erdkunde

Das ganzjährige Verbreitungsgebiet der Tiere erstreckt sich über die gesamte Ost-West-Länge der Paläarktis. Die südliche Grenze verläuft dabei von Nordafrika über den Nahen Osten und Pakistan sowie entlang der Südgrenze Chinas bis nach Japan im Osten. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist nicht exakt festlegbar, verläuft aber ungefähr vom Norden Frankreichs nach Süden, um sich südlich der Alpen weiter über Südosteuropa, die Türkei, den südlichen Teil Kasachstans und die Nordgrenze Chinas zu erstrecken. Die Grenze ist variabel, weil die Falter aktuell auf Grund der Klimaerwärmung in immer nördlicheren Gebieten erfolgreich überwintern können. Weitere Informationen über diese Ausbreitung befinden sich im Abschnitt Wanderflüge und Flugzeiten der Falter.

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Neben dem Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) ist das Taubenschwänzchen der einzige Vertreter der Schwärmer auf den Azoren, wo sehr wenige kontinentaleuropäische Arten vorkommen.

Das Taubenschwänzchen kann man – wie auch andere wandernde Schwärmerarten, beispielsweise den Windenschwärmer – nahezu überall im offenen Gelände vorfinden. Einzige Voraussetzung ist das Vorhandensein genügend nektarreicher Futterpflanzen. Sie kommen sowohl in naturnahen Bereichen (z. B. Trockenrasen und Wiesen) als auch in Parks, Gärten oder in Städten an Balkonen vor, wenn dort blühende Pflanzen wachsen. Deswegen können diese auffällig fliegenden Tiere häufig beobachtet werden. Gemieden werden nur dichte Wälder.

Die Eiablageplätze – und damit verbunden die Raupenvorkommen – sind seltener, da die Falter ihre Eier nur an Plätzen ablegen, an denen sowohl genügend Nektarpflanzen als auch Raupenfutterpflanzen wachsen. Dies ist notwendig, da die Weibchen während der lange andauernden Eiablage immer wieder Nektar zu sich nehmen müssen. Ideale Fortpflanzungshabitate sind warme und sonnige Wiesen oder Acker- und Waldränder mit Labkrautbewuchs und Blütenreichtum.

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Biom

Klimazonen

Gewohnheiten und Lebensstil

Die Taubenschwänzchen sind – für Schwärmer unüblich – tagaktiv. Darüber hinaus fliegen sie auch bei Dämmerung und manchmal nachts, was vereinzelte Lichtfänge dokumentieren. Auch an stark bewölkten Tagen, bei Regen und bei Temperaturen um 10 °C sind sie aktiv. Bei Kälte vibrieren sie sitzend (Wärmezittern), und zwar im Gegensatz zu anderen Schwärmern nicht mit ausgebreiteten, sondern mit flach über dem Körper versetzten Flügeln. Sie nutzen jede sich bietende Wärmequelle; beispielsweise ruhen sie mit geöffneten Flügeln auf sonnenbeschienenen Steinen und nutzen sowohl die Sonnenstrahlen als auch die von den Steinen abgestrahlte Wärme. An sehr heißen Tagen ruhen sie während des Temperaturmaximums und fliegen bevorzugt in den frühen Morgenstunden sowie am Abend.

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Die Tiere versammeln sich am Abend oft zu Schlafgemeinschaften. Dazu suchen sie meist vertikale, von der Sonne aufgewärmte Felsflächen oder Ähnliches auf. Die Ansammlungen der Tiere dienen aber auch der Partnersuche.

Beachtenswert ist das Erinnerungsvermögen der Falter. Sie kehren Tag für Tag an reichhaltige Nektarquellen zurück, ebenso bleiben sie ihren Ruhe- und Schlafplätzen oft ein ganzes Falterleben lang treu.

Die Lebenserwartung der erwachsenen Tiere liegt bei 3–4 Monaten.

Taubenschwänzchen sind wie alle Schwärmer ausgezeichnete Flieger. Ihr sehr schneller und wendiger Flug ähnelt dem von Kolibris: Beim Nektarsaugen stehen sie im Schwirrflug vor den Blüten und saugen mit ihrem langen Saugrüssel, den sie bereits beim Anflug ausrollen und zielsicher in die Blütenkelche einführen. Sie gehören zu den wenigen Insekten, die auch rückwärts fliegen können. Sie können sogar kleinste Pflanzenbewegungen, die durch Wind verursacht werden, dank ihrer guten Augen perfekt durch ihren Flug kompensieren, so dass ihre Position zur Blüte immer konstant bleibt. Die Schlagfrequenz der Flügel beträgt ungefähr 70 bis 90 Schläge in der Sekunde, die Fluggeschwindigkeit beträgt bis zu 80 km/h.

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Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Die Suche nach geeigneten Geschlechtspartnern findet in der Regel an den Schlafplätzen, also senkrechten Stein- oder Erdwänden, statt, die durch die Sonne aufgewärmt sind. Die Männchen fliegen diese Stellen mit hoher Geschwindigkeit ab, bis sie ein paarungsbereites Weibchen entdeckt haben. Dieses sendet zum Anlocken Pheromone aus, was man gut an den ausgestülpten Pheromondrüsen am Hinterleib erkennen kann. Haben sich zwei Partner gefunden, fliegen sie gemeinsam lebhaft umher. Die Begattung wird im Sitzen vollzogen und dauert meist weniger als eine, in Ausnahmefällen bis zu zwei Stunden. Sie sitzen dabei mit dem Körper in entgegengesetzten Richtungen und sind am Hinterleib aneinandergekoppelt. Bei Störung können die Kopulierenden ohne sich zu trennen gemeinsam fliegen.

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Die Weibchen begeben sich nach der Paarung auf Nektarsuche und legen erst anschließend ihre Eier ab. Dies erfolgt meist am späten Nachmittag. Sie suchen dazu geeignete, an sonnigen Plätzen stehende Pflanzen und fliegen im Schwirrflug an diese heran, um jeweils ein Ei durch Vorbiegen des Hinterleibes anzuheften. Die Pflanzen werden vor der Eiablage Ästchen für Ästchen genauestens inspiziert. Gelegt wird immer nur ein Ei pro Pflanze an junge Knospen, die noch nicht aufgeblüht sind. Insgesamt werden – mit Unterbrechungen zur Nektaraufnahme – bis zu 200 Eier auf diese Weise gelegt.

Die Eier des Taubenschwänzchens sind nahezu kugelig (0,84 mm hoch, 0,95 mm breit) und haben eine schimmernd hellgrüne Farbe. Sie erinnern auf den ersten Blick an ungeöffnete Knospen der Futterpflanzen. Nach sechs bis acht Tagen schlüpfen die Raupen. Sie haben anfangs eine Länge von zwei bis drei Millimetern und sind leicht durchsichtig gelblich gefärbt. Gleich nach dem Schlupf beginnen die Raupen zu fressen. Sie tun dies zunächst verborgen, später offen an der Spitze der Pflanze sitzend. Sie bevorzugen keine bestimmten Fresszeiten, sondern fressen sowohl nachts als auch tagsüber. Schon bald sind sie bereit für die erste Häutung. Für die Rast und für die Häutung ziehen sich die Tiere zwischen miteinander versponnene Ästchen der Futterpflanze zurück. Erst nach der ersten Häutung haben sie die im Kapitel Merkmale der Raupe beschriebene Färbung. Diese behalten sie bis kurz vor der Verpuppung, vor der sie sich dann rotbraun-violett verfärben. Manchmal findet man die Raupen in Gesellschaft mit Raupen des Kleinen Weinschwärmers (Deilephila porcellus), der ähnliche Habitatansprüche und Futterpflanzen hat.

Die früh im Jahr Anfang Juni vorliegenden Raupenfunde, bei denen die Entwicklung der Tiere weit fortgeschritten sein kann, bestätigen, dass die Falter zumindest vereinzelt in Mitteleuropa überwintern. Da zu dieser Zeit noch keine Falter aus dem Süden eingeflogen sind, kann es sich nur um Nachkommen von heimischen Faltern handeln. Raupen findet man in Mitteleuropa erstmals im Juni und im Juli. Die späteren Raupen stammen auch von Faltern, die aus dem Süden eingeflogen sind und ihre Eier vor allem im Juli legen. Die nächste Generation von Faltern erscheint dann Mitte August.

Wenn die Raupe optimale Bedingungen vorfindet, ist sie nach etwa 20 Tagen ausgewachsen und bereit für die Verpuppung. Diese findet entweder hängend an den unteren Teilen der Futterpflanze oder am Boden zwischen Pflanzenteilen in einem sehr lockeren Gespinst statt. Die darin enthaltene Puppe ist etwa 30 bis 35 Millimeter lang und leicht durchsichtig, so dass man den fertigen Falter vor dem Schlupf erahnen kann. Sie ist hell ockerfarben und hat überall dunkelbraune Sprenkel. Der Bereich zwischen den Hinterleibssegmenten ist hell rotbraun gefärbt. Die Stigmen sind als dunkle Punkte seitlich zu erkennen. Der Saugrüssel sowie die Fühler sind deutlich sichtbar in der Puppenhülle integriert. Der Saugrüssel bildet an der Kopfseite der Puppenhülle eine gebogene Ausbuchtung, ist schwarz gefärbt und verläuft entrollt entlang der Bauchseite der Puppe. Auch die Augen sind gut erkennbar. Das Hinterleibsende (Kremaster) läuft spitz zu und endet mit zwei sehr eng aneinanderliegenden Stacheln. Die Puppenruhe beträgt etwa drei Wochen.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Das Taubenschwänzchen ist weit verbreitet und kommt häufig vor, es ist nicht gefährdet.

Referenzen

1. Taubenschwänzchen artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Taubenschw%C3%A4nzchen

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