Oleanderschwärmer
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SPEZIES
Daphnis nerii

Der Oleanderschwärmer (Daphnis nerii) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Schwärmer (Sphingidae), der vorwiegend in den Tropen und Subtropen der alten Welt beheimatet ist. Er fliegt als Wanderfalter auch nach Europa ein und zählt auf Grund seiner Spannweite von bis zu 12 Zentimetern zu den größten hier vorkommenden Schwärmern. Anders als die ebenso weit aus dem Süden einfliegenden Totenkopfschwärmer und Linienschwärmer ist die Art aber nördlich der Alpen ein sehr seltener Gast. Wegen seiner prächtigen Färbung wird er zu den eindrucksvollsten Schwärmerarten gezählt.

Verteilung

Erdkunde

Das ganzjährige Verbreitungsgebiet der Tiere erstreckt sich vom südlichen Mittelmeerraum, Nordafrika, dem Nahen Osten, Afghanistan, Indien und Sri Lanka, östlich bis in das tropische Südostasien und die Philippinen. Weiterhin findet man sie auch im tropischen Afrika. Die Grenze der ganzjährigen Verbreitung ist in Europa nicht eindeutig, die Art kommt aber an günstigen Standorten auf Sizilien, Kreta und Zypern dauerhaft vor. Sind die Bedingungen in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren ideal, werden weitere Teile dieser Inseln und auch der Süden Italiens und Griechenlands besiedelt. Diese Vorkommen erlöschen aber nach einem für die Puppen zu kalten Winter.

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Bis vor wenigen Jahren war die Art im Süden Chinas und in Taiwan nur sehr selten bekannt, mittlerweile sind aber Populationen in diesen Gebieten stabil, etwa in Hongkong. Auf Hawaii wurde der Oleanderschwärmer 1974 durch den Menschen eingeschleppt, auch Guam ist mittlerweile besiedelt.

In Europa fliegt die Art gelegentlich im Sommer ein und kann dabei auch weit nach Skandinavien vordringen. Sie ist im Norden aber ein sehr seltener Gast und kommt auch in Mitteleuropa nur sehr spärlich vor. Aus historischer Zeit sind Jahre mit zahlreichen Falterbeobachtungen und auch Raupenfunde aus weiten Teilen Deutschlands bekannt, in einem durchschnittlichen Jahr werden aber nur einige wenige Individuen in Deutschland beobachtet. Die Falter unternehmen auch in das zentrale Südasien und in die südlichen Teile Japans Wanderflüge.

Den Oleanderschwärmer findet man bevorzugt an trockenen Flussläufen, in Oasen und an temperaturbegünstigten Hängen überall dort, wo Oleander vereinzelt wächst. Orte, an denen die Pflanzen in großer Zahl vorkommen, werden eher gemieden. Da in Europa nördlich der Alpen Oleander selten wächst, können hier auf einzelnen Pflanzen mitunter über 100 Raupen gefunden werden.

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Oleanderschwärmer Lebensraum-Karte
Oleanderschwärmer Lebensraum-Karte
Oleanderschwärmer
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die nachtaktiven Oleanderschwärmer fliegen nach Sonnenuntergang bis vor Sonnenaufgang. Sie saugen Nektar von verschiedenen Pflanzen, wie etwa von Tabak (Nicotiana), Petunien (Petunia), Heckenkirschen bzw. Geißblättern (Lonicera), Seifenkräutern (Saponaria) und Wunderblumen (Mirabilis), wobei pro Nahrungssuche etwa 0,4 bis 0,8 Milliliter Nektar aufgenommen werden. Neben Nektar wird auch Wasser von Tau- und Regentropfen gesogen. Der Oleanderschwärmer lässt sich anders als der ähnliche D. hypothous nur selten durch künstliches Licht anlocken.

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Die Falter ruhen tagsüber entweder auf festem Untergrund oder hängen gut getarnt zwischen Blattwerk. Der Kopf wird dabei eingezogen, Thorax und Hinterleib werden vom Untergrund weggestreckt. Sind die Temperaturen günstig, sind die Falter sehr schreckhaft und fliegen bei Störungen auch tagsüber. Der Lebenszyklus der Art ist an die klimatischen Bedingungen und Tageslängen in den Tropen angepasst. Sie bevorzugen ganzjährig Temperaturen knapp unter 30 °C und eine Sonnenscheindauer von idealerweise 12, maximal 14,5 Stunden pro Tag.

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Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Die Paarung, bei der die Partner, wie bei Schwärmern üblich, mit dem Körper in entgegengesetzte Richtungen am Hinterleib aneinandergekoppelt sind, wird relativ schnell vollzogen und dauert maximal etwa vier Stunden. Gelegentlich bleibt das Pärchen aber bis zum Morgen miteinander verbunden. Die Weibchen legen in den drei folgenden Tagen durchschnittlich 100 Eier einzeln an der Ober- wie Unterseite der Nahrungspflanzen ab, maximal sind es etwa 300 Eier. Sie tun dies an den Blättern von jungen, einzeln, bevorzugt geschützt stehenden Büschen der Nahrungspflanzen. Häufig werden zur Eiablage Pflanzen gewählt, die am Fuße von Abhängen, in der Nähe von Häusern oder nahe an Bäumen einer Lichtung stehen. Dabei umfliegt das Weibchen die Pflanze oft mehrmals, bevor sie in einer pendelnden Bewegung das Ei im Flug ablegt.

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Vor dem Schlupf besitzen die Eier einen gelben Schimmer. Die nachtaktiven Raupen schlüpfen nach durchschnittlich 12 Tagen, bei heißem Wetter bereits nach etwa fünf Tagen. Direkt nach dem Schlupf wird die Eischale gefressen, danach fressen die Tiere sogleich an den Nahrungspflanzen. Sie sind sehr gefräßig, größere Raupen können pro Tag ihr doppeltes Gewicht an Blättern vertilgen. Die Raupen können auch rückwärts kriechen und unabhängig von ihrer Fortbewegung ihr Horn auf und ab bewegen. Junge Tiere bewegen sich meist ruckartig fort. Man findet sie in der Regel offen an den Enden junger Seitentriebe sitzend, ältere Raupen fressen eher in den Zweigspitzen, wobei sie sich mit zunehmender Größe weiter unten an den Ästen aufhalten. Zunächst werden immer alle vorhandenen Blüten gefressen, ansonsten junge und mittelalte Blättchen im ganzen. Bei älteren Blättern wird nur der Außenrand angefressen. Gravimetrisch konnte an im Labor gezüchteten Raupen das Nahrungsverhalten der Raupen detailliert untersucht werden. Junge Blätter haben einen höheren Wassergehalt, auch können Raupen von ihnen mengenmäßig am meisten fressen und in Energie umwandeln. Das starke Wachstum der an jungen Blättern fressenden Raupen ist somit nicht nur an die bessere energetische Verwertbarkeit der Blätter, sondern auch an den Wassergehalt und die höhere Aufnahmefähigkeit gekoppelt. Der Wassergehalt im Körper dieser Raupen ist höher, als bei Raupen, die an älteren und weniger wasserreichen Blättern fressen, da die überwiegende Wasseraufnahme durch die Aufnahme mit den Blättern erfolgt. Die hauptsächliche Ausscheidung erfolgt durch Kot. Jener von Raupen an älteren Blättern ist deutlich trockener als jener von Raupen an jungen Blättern, da erstere Wasser deutlich besser verwerten und in ihrem Darm aufnehmen können. Stickstoff ist ein weiterer wichtiger Faktor für das Wachstum der Tiere. Mittelalte Blätter haben den höchsten Stickstoffgehalt, weswegen auch sie gerne gefressen werden.

Die Raupen sind durch ihre Färbung und die Imitation von Blättern gut getarnt und schwer zu entdecken. Sie verraten sich aber durch ihre etwa fünf Millimeter langen Exkremente (Kotballen), die am Boden um die Pflanze verteilt zu finden sind. Ältere Raupen klettern häufig in Fresspausen an die Basis der Pflanzen hinab und verstecken sich tagsüber unter Steinen oder Pflanzenmaterial. Wenn sie auf den Pflanzen bleiben, sitzen sie an der Unterseite oder am Stiel eines Blattes. Sie ruhen dann mit ausgestrecktem Körper und haben den Thorax aufgerichtet, wobei der Kopf leicht gehoben wird. Stört man sie, versuchen sie zunächst durch Strecken des Körpers ein Blatt zu imitieren. Hält die Störung an, wölben sie den Rücken nach außen und biegen den Kopf soweit nach unten, dass er fast die Thorakalbeine berührt. Durch diese Körperhaltung kann man die Augenflecken besonders gut erkennen. Dies schreckt Fressfeinde ab, da die Größe der Augen ein viel größeres Tier vermuten lässt (Mimikry) und warnt zugleich vor der Giftigkeit der Raupen. Die Nahrungspflanzen enthalten vor allem hochgiftige Cardenolidglykoside, die auch im Körper der Raupen und ihren Ausscheidungen nachgewiesen werden konnten. Kitching (2000) zitiert allerdings Rothschild (1973), der dies noch nicht bekannt war. Auch können die Raupen bei Bedrohung giftigen Mageninhalt hervorwürgen.

Nach den Häutungen frisst die Raupe die abgestreifte Exuvie. Das letzte Raupenstadium dauert im Durchschnitt elf Tage, wobei die Raupe ab dem sechsten Tag beginnt, sich dunkel olivbraun bis schokoladenbraun, violett oder orangerot zu färben. Die Raupen weisen dann aber immer noch ihre übrige Zeichnung auf, lediglich die großen Augenflecke werden gelegentlich ganz schwarz. Am siebenten Tag stellen die Tiere die Nahrungsaufnahme ein, die Umfärbung des Körpers ist spätestens am achten Tag beendet. Am zehnten Tag tritt die Raupe in das Vorpuppenstadium ein und kontrahiert den Körper zunehmend. Am letzten Tag verlässt sie die Nahrungspflanze und sucht einen geeigneten Platz zur Verpuppung. Während dieser Suche sondert sie schleimigen Darminhalt ab.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Bislang sind drei spezialisierte Parasitoide der Raupen des Oleanderschwärmers bekannt. Dabei handelt es sich im westlichen Verbreitungsgebiet um die Brackwespe Cotesia saltator, im östlichen Verbreitungsgebiet um die beiden Raupenfliegen Compsilura concinnata und Exorista sorbillans. Die Weibchen dieser Parasitoide legen ihre Eier auf den Raupen ab, in denen sich dann die geschlüpften Larven entwickeln. Die Verpuppung findet in der Regel an der Außenseite der bis dahin abgestorbenen Raupen statt.

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Aufgrund seiner weiten Verbreitung und Häufigkeit ist der Oleanderschwärmer nicht gefährdet.

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Referenzen

1. Oleanderschwärmer artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Oleanderschw%C3%A4rmer

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