Der Rotlappenkiebitz (Vanellus indicus) ist ein mittelgroßer Watvogel in der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae). Es werden vier Unterarten unterschieden.
Rotlappenkiebitze erreichen eine Körperlänge von 32 bis 35 Zentimeter. Sie entsprechen damit in der Größe einem Kiebitz. Männchen und Weibchen gleichen sich im Aussehen.
Die gelben Beine und der rote Schnabel mit schwarzen Spitzen sind relativ lang. Das Oberseitengefieder hat eine hellbraune Farbe mit einem grün-metallischen Anflug. Der Vogel besitzt eine schwarze Krone, schwarzes Gefieder am vorderen Gesichtsbereich, schwarzes Brustgefieder und schwarze Spitzen an den weißen Schwanzfedern. An den Seiten des Gesichts befindet sich jeweils ein roter Lappen von der Schnabelwurzel bis zu den Augen. Am hinteren Gesichtsbereich ist das Gefieder weiß, das nach unten in ein weißes Unterseitengefieder ausläuft. Im Flug wird ein breites weißes Band sichtbar, das diagonal über den Flügel verläuft. Die Handschwingen, Handdecken und die äußeren Armschwingen sind schwarz. Die Oberschwanzdecken und Steuerfedern sind weiß. Der Schwanz weist eine breite schwarze Endbinde auf.
Jungvögel haben eine mattere und bräunlich verwaschene Kopfzeichnung. Das Kinn und die Kehle sind weißlich. Die roten Hautlappen sind bei Jungvögeln weniger stark ausgeprägt als bei adulten Vögeln.
Die Brutgebiete des Rotlappenkiebitzes erstrecken sich über Sumpfgebieten und entlang von Flüssen im Irak, Iran und Zentralasiens, sowie über weite Gebiete von Süd- und Südostasiens. Die Vögel, die im Süden von Russland brüten, wandern im Winter nach Südasien wie Indien und nach Ostafrika und Nordostafrika ab. Als seltener Gast kommt der Rotlappenkiebitz auch in Westeuropa vor. Das Verbreitungsgebiet der einzelnen Unterarten ist wie folgt verteilt:
Der Rotlappenkiebitz kommt überwiegend im Binnenland in der Nähe von Gewässern vor. Er kann auf Schlammflächen, an Tümpeln, Gräben, Kanälen und Flüssen beobachtet werden. Er ist ein Kulturfolger und kommt besonders häufig auf weiträumig bewässerten Feldern vor, kann aber auch in grasigem oder steinigem Ödland beobachtet werden.
Rotlappenkiebitze sind überwiegend Standvögel mit nur kurzen Wanderungen in Trockenzeiten oder nach Regenfällen. Die kleine Zahl der Brutvögel in Turkmenistan sind dagegen Zugvögel, die in Afghanistan oder Pakistan überwintern und in der zweiten Hälfte des April nach Turkmenistan zurückkehren. Es liegen nur wenige Informationen bezüglich der Bestandszahlen vor. Im Süden des Iran ist der Rotlappenkiebitz ein weitverbreiteter und häufiger Vogel. Möglicherweise profitiert die Art davon, dass in der iranischen Landwirtschaft zunehmend künstliche Bewässerung eingesetzt wird. Im Irak nahmen die Bestandszahlen vermutlich dramatisch ab, nachdem dort in den 1990er Jahren in großem Stil Feuchtgebiete trockengelegt wurden.
Rotlappenkiebitze suchen vor allem während der Nacht nach Nahrung. Sie fressen überwiegend bodenbewohnende Wirbellose wie beispielsweise Käfer, Ameisen, Heuschrecken und Termiten. Daneben werden auch Mollusken, Würmer und Krebstiere aufgenommen.
Die Nester werden gewöhnlich direkt auf dem Boden errichtet und befinden sich meist in Wassernähe. Die flache Nistmulde wird häufig mit kleinen Steinchen oder anderem Material ausgelegt. Das Gelege besteht aus drei bis vier Eiern. Diese sind lederfarben mit einem gelblichen oder grünlichen Anflug und weisen schwarzbraune Flecken und Sprenkel auf. Beide Elternvögel brüten, den größeren Brutanteil hat jedoch das Weibchen. Die Brutdauer beträgt 26 Tage.
Rotlappenkiebitze sind Fleischfresser (Insektenfresser). Ihre Ernährung umfasst eine breite Palette von Insekten, Schnecken und anderen wirbellosen Tieren, die sie meist vom Boden auflesen. Sie können sich auch von einigen Körnern ernähren.
Rotlappenkiebitze sind monogam und bilden Paare. Sie brüten hauptsächlich von März bis August. Bei der Balz pustet das Männchen sein Gefieder auf und richtet seinen Schnabel nach oben. Dann schlurft das Männchen um das Weibchen herum. Es kann vorkommen, dass sich mehrere Männchen bei den Weibchen zeigen und dass sie dicht beieinander stehen. Die Eier werden in eine Bodenkratzspur oder -mulde gelegt, die manchmal mit Kieselsteinen, Hausziegen- oder Hasenkot gesäumt ist. Das Weibchen legt 3-4 schwarz-gefleckte, bräunliche Eier, die ein wenig wie eine Pyramide geformt sind. Die Nester sind schwer zu finden, da die Eier kryptisch gefärbt sind und in der Regel mit dem Bodenmuster übereinstimmen. In Wohngebieten nisten sie manchmal auch auf Dächern. Wenn die Paare nisten, sind sie sehr territorial und versuchen, potenzielle Prädatoren mit Sturzbomben abzulenken. Beide Eltern brüten die Eier aus und lenken Prädatoren durch Ablenkungsmanöver ab oder blinken mit ihren Flügeln, um Pflanzenfresser abzuschrecken, die das Nest bedrohen. Die Männchen unterstützen die Weibchen bei der Bebrütung des Nestes, insbesondere in der heißen Mittagszeit. Die Eier schlüpfen in 28 bis 30 Tagen. Wenn die Küken schlüpfen, sind sie kryptisch gemustert und folgen ihren Eltern sofort zur Fütterung. Sie verstecken sich, indem sie sich tief auf den Boden oder ins Gras legen, wenn sie bedroht werden. Die Eltern tränken oft ihre Bauchfedern, um ihre Küken mit Wasser zu versorgen und um die Eier bei heißem Wetter zu kühlen.
Gegenwärtig gibt es keine größeren Bedrohungen für diese Art.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation des Rotlappenkiebitzes auf 50.000-60.000 Individuen. Die europäische Population besteht aus 50-100 Paaren, was 100-200 geschlechtsreifen Individuen entspricht. Derzeit wird diese Art in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.