Nutria

Nutria

Biberratte, Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte, Coypu

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Überfamilie
Familie
Unterfamilie
Tribus
Gattung
SPEZIES
Myocastor coypus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
6-10 years
Gewicht
4-9
8.8-19.8
kglbs
kg lbs 
Länge
40-60
15.7-23.6
cminch
cm inch 

Die (selten: das) Nutria (Myocastor coypus), auch Biberratte oder seltener Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte oder Coypu genannt, ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa angesiedelte Nagetierart. Sie wird entweder in einer eigenen Familie, Myocastoridae, oder als Unterfamilie Myocastorinae innerhalb der Stachelratten (Echimyidae) eingeordnet. Nach neueren molekularen Analysen (aufgrund homologer DNA-Sequenzen, mitochondrialer und nuklearer Gene) gehört die Gattung unzweifelhaft zu den Echimyidae. Sie ist hier der einzige wasserlebende (semiaquatische) Vertreter in einer Gruppe sonst bodenlebender Gattungen.

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Die Nutria wird gelegentlich mit der aus Nordamerika stammenden Bisamratte verwechselt, die sich gleichfalls in Europa als Neozoon etabliert hat, allerdings kleiner ist und einen seitlich abgeplatteten Schwanz hat.

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Aussehen

Die Nutria erreicht eine Körperlänge von bis zu 65 cm und wiegt erwachsen 8–10 kg. Ihr runder, schuppenbedeckter, kaum behaarter Schwanz hat eine Länge von etwa 30–45 cm. Die Tiere sind somit kleiner als adulte Biber (maximale Kopf-Rumpf-Länge rund 100 cm, Kellenlänge ca. 35 cm, Gewicht 25–30 kg). Männliche Nutrias werden generell etwas größer als die Weibchen. An den Hinterfüßen haben sie jeweils zwischen den ersten vier Zehen Schwimmhäute, der fünfte Zeh ist freiliegend. Auffällig ist bei erwachsenen Tieren auch die orange Färbung der Nagezähne, die durch Eiseneinlagerung hervorgerufen wird.

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Die Fellfarbe ist rötlichbraun, an der Bauchseite leicht gräulich. Aus Pelztierzuchten entflohene Tiere zeigen daneben eine Reihe farblicher Varianten. Bei ihnen kommen hellgraue, dunkelgraue, schwarze, braune, rötliche, gelbliche oder fast weiße Fellfarben vor.

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Verteilung

Erdkunde

Die ursprüngliche Heimat der an Flüssen, Seen, Teichen und in Sümpfen lebenden Nutria ist das subtropische und gemäßigte Südamerika. Dort kommt sie vom südlichen Brasilien bis nach Feuerland vor und stand im 19. Jahrhundert kurz vor der Ausrottung. Grundsätzlich leben die Tiere sehr standorttreu und verteidigen engagiert ihr Revier.

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Nutrias gelten heute als in weiten Teilen Nordamerikas und Eurasiens eingebürgert. Der Bestand in Eurasien ist auf aus Pelztierfarmen entflohene Tiere wie auch auf bewusste Auswilderungen zurückzuführen. Die Haltung in Europa begann ca. 1890 in Frankreich, erste Farmen in Deutschland bestanden ab 1926. Seit ca. 1930 wird bereits mit Populationen in Deutschland gerechnet, die auf verwilderte Tiere zurückgehen. Der Hauptabnehmer für Nutriafelle war nach dem Zweiten Weltkrieg die Bundesrepublik Deutschland. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wandte sich das Modeinteresse auch in Deutschland vom Nutriapelz ab, gleichzeitig ging der deutsche Pelzabsatz ganz erheblich zurück. Entkommene Tiere konnten sich aufgrund einer so gut wie nicht stattfindenden Bejagung stark vermehren.

Über Pelztierfarmen in Louisiana kamen in den 1930er-Jahren die ersten Tiere in die Vereinigten Staaten. Von dort aus haben Gefangenschaftsflüchtlinge aufgrund des für Nutrias günstigen lokalen Klimas und ihrer hohen Vermehrungsrate sehr schnell eine nach Millionen zählende Population begründet. Auch gezielte Auswilderungen kamen vor. Vereinzelte Vorkommen gibt es in Kenia (Naivashasee), Japan (südlich von Okayama) und Westaustralien.

In Deutschland ist die Nutria an etlichen Gewässern in allen Bundesländern zu finden. Größere und weitgehend beständige Populationen gibt es unter anderem an den Flüssen Niers, Nidda, Schwalm und Cloer am Niederrhein sowie an Spree und Saale im Osten Deutschlands, insbesondere im Spreewald. Meistens sind die Tiere, insbesondere in Parkanlagen oder auf Golfplätzen, an den Besuch von Spaziergängern gewöhnt und lassen sich ohne viel Scheu mit Gemüse füttern. Eine rasante Verbreitung findet in Deutschland allerdings nicht statt, da Mitteleuropa den verwilderten Farmtieren kein optimales Klima bietet. Manche Populationen brechen daher nach wenigen Jahren wieder zusammen.In Österreich beschränkt sich der Bestand auf vereinzelte, in der Regel kurzlebige Populationen, die harte Winter regelmäßig nicht überdauern. Die Art ist dort nicht sicher dauerhaft etabliert.Auch in Tschechien siedelt die Nutria inzwischen, so zum Beispiel am Zusammenfluss von Elbe und Adler.

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Nutria Lebensraum-Karte
Nutria Lebensraum-Karte
Nutria
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Nutrias sind sowohl tag- als auch nachtaktiv, insbesondere dämmerungsaktiv. Sie sind fast reine Vegetarier und ernähren sich vorwiegend von Blättern, Stängeln, Wurzeln von Wasserpflanzen und Hackfrüchten. Seltener werden auch Schnecken, Würmer und Süßwassermuscheln gefressen. Die Tiere leben entweder paarweise oder in Gemeinschaften von etwa 12 bis 15 Tieren. Diese umfassen dann in der Regel die Eltern und eigene Nachkommen. In ihrer Heimat sind sie zumeist sogar koloniebildend (= größere Gruppen). Sie leben monogam und können sich zu jeder Jahreszeit fortpflanzen. Nach einer Tragzeit von 19 Wochen bringt das Weibchen 6 bis 8 recht weit entwickelte, sehende und voll behaarte Junge zur Welt, die nach 5 Monaten geschlechtsreif sind. Zwei bis drei Würfe pro Jahr sind möglich. Als Bauten dienen selbstgegrabene Erdbaue im Uferbereich oder „Nester“ aus langblättrigen Pflanzen (Schilf) und dünneren Stöcken, deren Eingänge im Gegensatz zum Bisam und zum Biber oberhalb der Wasserlinie liegen (Unterscheidungsmerkmal). Nutrias können über zehn Jahre alt werden. Sie halten keinen Winterschlaf.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Diese Pflanzenfresser ernähren sich hauptsächlich von Stängeln, Blättern, Wurzeln, Rinde und anderen Wasserpflanzen und ergänzen ihre Ernährung durch schwimmende Objekte wie Baumstämme.

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Man nimmt an, dass Coypus ein polygynes Paarungssystem haben, bei dem sich die Paare direkt nach der Paarung zerstreuen. Diese hochproduktiven Tiere paaren sich zu jeder Jahreszeit. Die Trächtigkeit dauert 127-139 Tage und bringt einen Wurf von bis zu 13 Jungtieren hervor, wobei der Durchschnitt bei 3-6 liegt. Nach der Geburt kann sich das Weibchen erneut paaren. So kann sie 3 Mal pro Jahr Junge zur Welt bringen. Die Jungtiere werden mit ihrem Fell und offenen Augen geboren. Sie ernähren sich 7-8 Wochen lang von der Muttermilch, bevor sie ihre Mutter verlassen. Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 3 Monaten, während die Männchen etwas später - im Alter von 4 Monaten - geschlechtsreif werden. Manchmal kann sich das Alter der Geschlechtsreife auf bis zu 9 Monate verzögern.

POPULATION

Populationsgefährdung

Derzeit gibt es keine nennenswerten Bedrohungen für die Population von Coypus.

Populationszahl

Laut IUCN ist die Nutria in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihre Zahl ist abnehmend.

Ökologische Nische

Durch den Verzehr von Wasserpflanzen spielen diese Tiere eine wichtige Rolle für das Ökosystem der Feuchtgebiete in ihrem Verbreitungsgebiet. Allerdings beeinträchtigen die Nasenbären das Ökosystem auf verschiedene Weise. So zerstören sie Schilfsumpfgebiete und verdrängen bestimmte Pflanzen aus ihrem Verbreitungsgebiet. In einigen Gebieten gelten diese Tiere als Schädlinge, weil sie Kulturpflanzen wie Reis angreifen und mit ihren Behausungen Deiche und Bewässerungsanlagen beschädigen. Außerdem zerstören sie die Nester und sammeln die Eier einiger Wasservögel, darunter auch die von gefährdeten Arten.

Lustige Fakten für Kinder

  • In Frankreich ist das Nutria als 'Ragondin' bekannt.
  • Beim Tauchen können diese versierten Schwimmer bis zu 5 Minuten unter Wasser bleiben.
  • Das Fell des Nutria besteht aus einer Unter- und einer Oberschicht: die erste besteht aus zotteligen, gelben oder braunen Haaren, während die zweite aus feinem, grau gefärbtem Fell besteht, das vor ein paar Jahrzehnten in der Modebranche in Mode war.
  • Die langen Schneidezähne dieses Tieres sind gelb bis orange oder orange bis rot.
  • Wenn die Nutria taucht, schließen sich spezielle Klappen in ihrem Maul und ihrer Nase, damit das Wasser nicht in ihren Magen und ihre Lungen eindringt.

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Referenzen

1. Nutria artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Nutria
2. Nutria auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/14085/0

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