Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier

Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier

Mittelamerikanische nacktschwanzgürteltier, Nördliche nacktschwanzgürteltier

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Familie
SPEZIES
Cabassous centralis
Gewicht
2-3
4.4-6.6
kglbs
kg lbs 

Das Mittelamerikanische Nacktschwanzgürteltier oder auch Nördliche Nacktschwanzgürteltier (Cabassous centralis) ist ein Vertreter der Nacktschwanzgürteltiere. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist Mittelamerika, doch ist es auch im nordwestlichen Südamerika zu finden. Die Gürteltierart lebt weitgehend unterirdisch in selbst gegrabenen Bauen, da sie selten gesichtet wird, ist über die weitere Lebensweise kaum etwas bekannt. Laut IUCN sind die Bestände der Gürteltierart derzeit nicht bedroht.

Aussehen

Das Mittelamerikanische Nacktschwanzgürteltier erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 30,5 bis 41,7 cm, der Schwanz ist 10,6 bis 18,3 cm lang. Das Gewicht wird mit 2 bis 3,8 kg angegeben. Es ähnelt im Körperbau den anderen Nacktschwanzgürteltieren. Charakteristisch ist seine für Gürteltiere typische Panzerung. Diese besteht am Kopf aus einem dreieckig geformten Schild aus kleinen, miteinander verbundenen Knochenplättchen, deren Anzahl durchschnittlich bei 35 liegt. Im Gegensatz zu anderen Nacktschwanzgürteltieren weist es keine schützenden Knochenplättchen an den Wangen auf. Der Rückenpanzer wird aus je einem festen Schulter- und Beckenteil gebildet, zwischen denen sich zwölf bewegliche Bänder befinden. Auch dieser Panzer wird aus kleinen, teils in Reihen geordneten Knochenplättchen von etwa quadratischer Form aufgebaut. Dabei nimmt die Anzahl der Plättchen je Reihe im Schulterbereich von rund 18 in der ersten bis zu 27 in der letzten zu. Die beweglichen Bänder weisen in den mittleren Bereichen durchschnittlich 28 Knochenschildchen auf, während die Anzahl am Becken von der ersten (26) zur letzten Reihe (8) wieder zurückgeht. Der lange, schlanke Schwanz dagegen ist nur spärlich mit pinkfarbenen Knochenschildchen bedeckt und ansonsten nackt. Der Körperpanzer besitzt meist dunkelgraue Färbung, schimmert aber an den Rändern gelblich. Ein spärliches Haarkleid tritt nur an der Bauchseite auf, wobei die Haare hier in rund 20 querstehenden Reihen angeordnet sind. Weiterhin besitzt das Mittelamerikanische Nacktschwanzgürteltier einen schmalen Kopf und weit auseinanderstehende, trichterförmige Ohren, die mit 3,3 cm Länge moderat groß sind. Sehr klein sind dagegen die Augen ausgebildet. Die recht kurzen Beine weisen etwa 6,5 cm lange Hinterfüße auf. Sowohl die Vorder- als auch die Hinterfüße besitzen jeweils fünf krallenbewehrte Strahlen. Dabei ist die Mittelkralle des Vorderfußes besonders kräftig und sichelförmig ausgebildet.

Verteilung

Erdkunde

Das Mittelamerikanische Nacktschwanzgürteltier ist in Mittelamerika und im nördlichen Südamerika verbreitet. Den nördlichsten Verbreitungsschwerpunkt stellt die Region des südöstlichen Chiapas dar, wo ein Nachweis erstmals Anfang der 1980er Jahre gelang. Erst im Jahr 2016 konnte das Vorkommen durch neue Sichtungen um 75 km weiter nach Norden verlagert werden. Im östlich angrenzenden Guatemala wurde die Gürteltierart überwiegend in den nördlichen Landesteilen registriert. In Südamerika kommt sie vom nördlichen Ecuador über Kolumbien bis in das nordwestliche Venezuela vor. Der Besiedlungsraum wird mit 780.000 km² angegeben, allerdings ist die Populationsdichte unbekannt. Das Vorkommen gilt außerdem als stark zersplittet.

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Die Gürteltierart kommt in Tiefländern und in gebirgigen Regionen bis 1.800 m in Mittel- und bis zu 3.000 m über dem Meeresspiegel in Südamerika vor; der höchste nachgewiesene Verbreitungspunkt liegt bei 3018 m im kolumbianischen Departamento Antioquia. Dabei bevorzugt das Tier trockene bis mäßig feuchte Laubwälder mit teils felsigem Untergrund, in höheren Gebirgslagen gehört auch die offene Páramo-Landschaft zum Lebensraum, im Tiefland weiterhin Tropische Regenwälder. Aufgrund von Landschaftszerstörung ist das Mittelamerikanische Nacktschwanzgürteltier auch in Sekundärwäldern und teils in landwirtschaftlich kultivierten Landschaften anzutreffen.

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Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier Lebensraum-Karte
Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier Lebensraum-Karte
Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier
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Fressverhalten und Ernährung

Als Nahrung wird vergleichbar den anderen Nacktschwanzgürteltieren eine Bevorzugung von Insekten, hauptsächlich bodenlebende Ameisen und Termiten, angenommen. Interessanterweise zeigen mikroskopische Abnutzungsspuren auf den Zahnoberflächen ein von anderen Insektenfressern abweichendes Muster. Etwa zwei Drittel aller untersuchten Zähne des Mittelamerikanischen Nacktschwanzgürteltiers weisen ein Schleifmuster auf, das auf weniger abreibende Nahrung hindeutet. Möglicherweise spielt ein höherer Anteil an Früchten oder weichen Wirbellosen im Nahrungsspektrum eine Rolle, was eventuell auf geografisch unterschiedliche Nahrungsangebote zurückzuführen ist.

Paarungsgewohnheiten

Über die Fortpflanzung ist wenig bekannt. Weibchen bringen pro Wurf ein Jungtier zur Welt. Das Jungtier ist nackt und besitzt noch geschlossene Augenlider und Ohrmuscheln. Am Panzer sind bereits die Knochenschildchen in ihren Reihen erkennbar, doch ist er insgesamt weich, glänzend und pinkfarben, allerdings sind die Krallen bereits fest ausgebildet. Ebenso erscheinen die Nasenspitze und der Unterkiefer noch sehr weich. Die höchste bekannte Lebenserwartung eines Tieres beträgt knapp 8 Jahre, davon verbrachte es fast 6 in menschlicher Gefangenschaft.

POPULATION

Populationsgefährdung

Als innerer Parasit wurde in Kolumbien bei einem Tier Paracoccidioides brasiliensis identifiziert, ein in Südamerika häufiger und krankheitserregender Vertreter aus der Gruppe der Pilze.

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Stärkere Bedrohungen des Mittelamerikanischen Nacktschwanzgürteltiers durch den Menschen sind bezogen auf das gesamte Verbreitungsgebiet nicht bekannt. Eine gezielte Jagd auf die Gürteltierart ist aufgrund des strengen Geruches des Tieres und des Volksglaubens nicht nachgewiesen, lediglich in der südamerikanischen Andenregion ist lokale Jagd belegt. Des Weiteren sterben einzelne Tiere, vor allem in dichter von Menschen bewohnten Gebieten, durch Verkehrsunfälle; in Kolumbien liegt der Anteil bei 2 % aller durch Autos getöteten größeren Wirbeltiere. Größere Probleme bereiten Habitatverluste durch die sich ausbreitende Landwirtschaft, allein in Kolumbien ging so mehr als 98 % des bewohnten Gebietes verloren. Allerdings ist unklar, wie stark die Tierart auf solche Veränderungen reagiert, in vielen Ländern gibt es nur wenige offizielle Beobachtungen des Mittelamerikanischen Nacktschwanzgürteltieres, wodurch gebietsweise große Datenlücken zum Bestand existieren. Gegenwärtig stuft die IUCN den Bestand als „nicht gefährdet“ (least concern) ein. In einigen Regionen kommt das Mittelamerikanische Nacktschwanzgürteltier in geschützten Gebieten vor, so im Reserva ecológica Cayapas-Mataje und im Reserva ecológica Manglares, beide in Ecuador gelegen.

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Referenzen

1. Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelamerikanisches_Nacktschwanzg%C3%BCrteltier
2. Mittelamerikanisches Nacktschwanzgürteltier auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/3412/47437304

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