Sansibar-Ducker
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SPEZIES
Cephalophus adersi

Der Sansibar-Ducker (Cephalophus adersi), auch Adersducker genannt, ist eine kleine Art der Ducker, die ein stark begrenztes Verbreitungsgebiet im Osten von Afrika bewohnt. Sie kommt auf der Insel Sansibar sowie in einzelnen Waldgebieten entlang der Küste Kenias vor. Äußerlich charakteristisch sind die rote Fellfarbe und der weiße Streifen am Hinterleib. Die Lebensweise des Sansibar-Duckers wurde bisher nur wenig erforscht. Er lebt tagaktiv und einzelgängerisch, seine Nahrung besteht überwiegend aus weicher Pflanzenkost. Die Art ist durch Jagd und Lebensraumzerstörung vom Aussterben bedroht. Im Nordosten Kenias konnte im Jahr 2010 eine bisher nicht bekannte Population entdeckt werden.

Aussehen

Der Sansibar-Ducker ist ein eher kleiner Vertreter der Ducker und erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 63 bis 78 cm zuzügliche eines kurzen, nur 6 bis 13,8 cm messenden Schwanzes. Die Schulterhöhe beträgt 37,4 bis 44 cm, das Gewicht liegt bei 6,8 bis 12 kg. Männchen sind mit einem Körpergewicht von durchschnittlich 9,2 kg nur unwesentlich schwerer als Weibchen mit etwa 9 kg. Das Fell ist insgesamt weich und glänzend, die Grundfarbe des Rückens besteht aus einem lohfarbenen Rot oder Ockerbraun, das am Rumpf etwa dunkler ist. Am Nacken geht sie in ein mehr oder weniger deutliches Grau über. An den Seiten hellt der Grundton dagegen auf, während der Bauch und die Beininnenseiten weißlich erscheinen. Die Außenseiten der Beine sind dagegen ebenfalls rötlich mit einem dunkleren Farbton zu den Hufen hin, mit Ausnahme eines hellen weißen Streifens am hinteren Rumpf, der auf die Hinterbeine übergeht. Von anderen Rotduckern unterscheidet sich der Sansibar-Ducker durch weiße Flecken an den Unterbeinen. Der Hinterfuß misst 19,5 bis 22,5 cm. Der Schwanz ist lohfarben, zeigt aber am Ende ein weißes Haarbüschel. Am Kopf dominiert eine grau-hellbraune Farbgebung mit einer deutlich roten Stirn. Die Ohren werden durchschnittlich 7,8 cm lang. Die Hörner sind insgesamt nur sehr kurz, bei Männchen 3,5 bis 5,3, bei Weibchen 1,4 bis 3,5 cm. Zwischen den Hörnern steht ein deutlich rotes Haarbüschel aus 4 cm langen Haaren, die die Hörner manchmal überdecken.

Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Der Sansibar-Ducker ist an der Ostküste Afrikas und auf der vorgelagerten Insel Sansibar verbreitet. Auf Sansibar sind insgesamt fünf mehr oder weniger getrennte Population im Kiwengwa forest im Norden, nahe dem Jozani-Chakwa-Bay-Nationalpark im Zentrum und bei Mtende im Süden der Insel nachgewiesen. Auf dem afrikanischen Festland kam die Duckerart einst entlang der kenianischen Küste von Mombasa bis nach Norden zur Grenze zu Somalia vor. Heute ist sie nur noch an einzelnen Flecken anzutreffen, etwa im 420 km² großen Arabuko Sokoke Forest südlich des Tana. Eine bisher unbekannte Population konnte nach einer kurzen Sichtung um 2004 rund sechs Jahre später im Boni- und Dodori-Nationalreservat nördlich des Tana wiederentdeckt werden. Dieser rund 3000 km² große Naturraum besteht aus einer Mosaiklandschaft von Wäldern, Dickichten und Savannen. Die Art bevorzugt ungestörte, geschlossene Küstenwälder und Dickichte auf Korallenkalken mit Wuchshöhen ab 3 m, allerdings mit offenem Unterstand. Im Arabuko Sokoke Forest ist sie vor allem in Bereichen mit Cynometra-Bewuchs auf roten Böden sehr häufig. Die Individuendichte wird hier mit 2,8 Tieren je Quadratkilometer angegeben. Auf Sansibar beträgt sie im Durchschnitt etwa 4,5 Tiere je Quadratkilometer, sie kann aber lokal auf bis zu 11,4 Tiere ansteigen. In der kürzlich entdeckten Population im Boni-Dodori-Waldsystem wurde die Individuendichte nach Untersuchungen auf etwa 7,3 Tiere auf einer vergleichbar großen Fläche bestimmt. Im überwiegenden Bereich seines Verbreitungsgebietes kommt der Sansibar-Ducker sympatrisch mit dem Harvey-Rotducker (Cephalophus harveyi), dem Blauducker (Philantomba monticola) und dem Moschusböckchen (Nesotragus moschatus) vor. Einzelne kleine Gruppen des Sansibar-Duckers wurden auch auf umliegenden Inseln von Sansibar angesiedelt, etwa auf Tumbatu, Chumbe und Mnemba.

Sansibar-Ducker Lebensraum-Karte
Sansibar-Ducker Lebensraum-Karte
Sansibar-Ducker
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Sansibar-Ducker ist tagaktiv mit Aktivitätszeiten von der Morgen- bis zur Abenddämmerung, wobei er zumeist zwischen 11:00 Uhr und 15:00 Uhr ruht. Er tritt in der Regel einzeln auf, wurde aber auch in Gruppen bestehend aus zwei oder drei Individuen gesichtet. Als territoriales Tier verteidigt er sein Revier aktiv. Die Grenzen des Territoriums markiert der Sansibar-Ducker mit Hilfe seiner kleinen Voraugendrüsen, wobei er die Duftmarken an vorstehenden Zweigen absetzt. Möglicherweise haben Dunghaufen die gleiche Funktion. Die Tiere sind stets alarmiert und verfügen über einen hervorragenden Geruchssinn und ein ebensolches Gehör.

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Die Hauptnahrung besteht aus Fallobst, Blättern, Blüten, Samen, Knospen und Sprossen. Teilweise folgt der Sansibar-Ducker den Gruppen von Weißkehlmeerkatzen sowie Sansibar-Stummelaffen und ernährt sich von dem von den Affen fallengelassenen Pflanzenmaterial. Ein einzelner bisher untersuchter Magenrest enthielt Früchte von Tetracella, Ebenholzbäumen und Feigen, Tiere wurden darüber hinaus beim Verspeisen von Teilen von Mystroxylon, Polyspheria, Euclea und Canthium beobachtet. Das Wasser nehmen sie über die Nahrung auf.

Über die Fortpflanzung ist kaum etwas bekannt, sie erfolgt ganzjährig. Trächtige Weibchen wurden bisher von Juni bis November angetroffen, ein säugendes Weibchen im Dezember.

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Lebensstil

POPULATION

Populationsgefährdung

Der Bestand des Sansibar-Duckers ist hochgradig gefährdet. Zu den größten Bedrohungen gehören die Abholzung der Wälder für Bau- und Feuermaterial und der damit einhergehende Lebensraumverlust sowie die Jagd auf die Tiere als Nahrungsressource. Sowohl in Kenia als auch auf Sansibar hat die Jagd auf den Sansibar-Ducker eine lange Tradition, dessen Fleisch aufgrund des süßlichen Geschmack geschätzt wird. Auf der Insel nahm die Jagd nach der Revolution von 1964 stark zu. In Folge dessen sank die Population von rund 5000 Individuen im Jahr 1982 auf etwa 610 im Jahr 1999, was einem Rückgang von fast 88 % innerhalb von 17 Jahren entspricht. Die Daten stammen von drei Untersuchungen im Laufe dieser Zeit, deren Erhebungsmethoden aber voneinander abwichen, sodass sie nur bedingt vergleichbar sind, neuere Erhebungen liegen bislang nicht vor. Im Arabuko-Sokoke-Nationalpark auf dem ostafrikanischen Festland ist der Sansibar-Ducker möglicherweise noch stärker bedroht, lediglich 500 Tiere werden im Naturschutzgebiet noch vermutet, möglicherweise auch nur noch 320 bis 400. Die Annahme beruht aber auf sehr wenigen Sichtungen zwischen 1999 und 2003. Als möglicherweise extrem bedeutend für die Erhaltung der Art dürfte sich die neu entdeckte Population im Boni-Dodori-Waldsystem erweisen. Die dort im Jahr 2010 mit Hilfe von Kamerafallen durchgeführten Untersuchungen an drei unterschiedlichen Stellen (Boni- und Dodori-Nationalreservat sowie Boni Forest) lassen eine sehr kontinuierliche Verbreitung des Sansibar-Duckers in den Wäldern annehmen. Für einen 84 km² großen Streifen im Boni-Nationalreservat ergaben so Hochrechnungen etwa 600 Individuen. Insgesamt stuft die IUCN die Art als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) ein. Sie ist in mehreren Naturschutzgebieten vertreten.

Referenzen

1. Sansibar-Ducker artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Sansibar-Ducker
2. Sansibar-Ducker auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/4137/50182159

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