Braune wollaffe
Der Braune Wollaffe (Lagothrix lagotricha lagotricha) ist eine in Südamerika lebende Unterart des Wollaffen (Lagothrix lagotricha). Er hatte zeitweise den Rang einer eigenständigen Art, wird heute aber wieder als Unterart des (gewöhnlichen) Wollaffen angesehen, nach dem sich durch einen Vergleich der mitochondrialen DNA gezeigt hatte, dass die verschiedenen Unterarten des Wollaffen immer wieder miteinander hybridisierten.
Braune Wollaffen sind wie alle Wollaffen stämmig gebaute Tiere mit kräftigen Gliedmaßen und einem langen Schwanz. Der Name rührt vom dichten, wolligen Fell her, das in verschiedenen Brauntönen gefärbt ist. Das unbehaarte Gesicht ist dunkel, der Kopf ist rundlich, die Ohren sind klein. Der lange Schwanz ist als Greifschwanz ausgebildet. Diese Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von etwa 50 bis 70 Zentimeter, der Schwanz ist etwas länger als der Körper. Das Gewicht beträgt rund 7 bis 9 Kilogramm, wobei die Männchen etwas schwerer als die Weibchen sind.
Braune Wollaffen leben im südöstlichen Kolumbien, dem äußersten Norden Ecuadors und Perus und dem nordwestlichen Brasilien – der Amazonas bildet die Südgrenze ihres Verbreitungsgebietes. Ihr Lebensraum sind Wälder, insbesondere Tiefland-Regenwälder. Sie kommen bis zu einer Höhe von 1400 Metern vor.
Diese Primaten sind wie alle Wollaffen tagaktive Baumbewohner, die selten auf den Boden kommen. Sie bewegen sich entweder auf allen vieren oder schwinghangelnd fort, dabei setzen sie den Greifschwanz wie eine fünfte Gliedmaße ein. Generell sind sie geschickte, aber eher gemächliche Kletterer. Sie leben in Gruppen von etwa 20 bis 30 Tieren, die sich manchmal zur Nahrungssuche aufteilen. Die Gruppen bewohnen riesige Streifgebiete von bis zu 1100 Hektar, diese können sich aber mit denen anderer Gruppen überlappen. Auf fremde Gruppen reagieren sie meist nicht feindselig.
Sie ernähren sich vorrangig von Früchten, daneben nehmen sie Blätter und andere Pflanzenteile und gelegentlich auch Kleintiere zu sich.
Nach einer rund 225-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zur Welt. Dieses wird nach rund einem Monat entwöhnt und mit vier bis sechs Jahren geschlechtsreif.
Braune Wollaffen sind Allesfresser. Sie fressen sowohl Pflanzen als auch andere Tiere. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Früchten, aber sie fressen auch Blätter, Samen, Nüsse, Blumen und Nektar und sogar Insekten, kleine Nagetiere und Reptilien.
Braune Wollaffen sind polygyn, was bedeutet, dass sich die Männchen während der Brutzeit mit mehreren Weibchen paaren. Die Weibchen bringen nach der 7-8 Monate dauernden Trächtigkeit ein einziges Kind zur Welt. Im ersten Monat nach der Geburt wird der Säugling auf dem Bauch der Mutter getragen und im Alter von 6 Wochen ist er in der Lage, den Rücken der Mutter zu erklimmen. Die Mutter wird ihr Kind 9-12 Monate lang säugen. Im Alter von 5-6 Monaten wird das Wolläffchen jedoch unabhängiger. Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 6-8 Jahren und die Männchen werden mit 5 Jahren geschlechtsreif.
Braune Wollaffen sind relativ weit verbreitet und bewohnen häufig entlegene, kaum besiedelte Gebiete. Allerdings reagieren sie empfindlich auf menschliche Störungen und sind mancherorts auch dem Jagddruck ausgesetzt. Die IUCN listet sie als „gefährdet“ (vulnerable).
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtpopulationsgröße des Braunen Wollaffen. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Gefährdet (VU) eingestuft und ihr Bestand ist heute abnehmend.
Braune Wollaffen sind aufgrund ihrer Fruchtfresser-Ernährung effektive Saatgutausstreuer. Auf diese Weise profitieren diese Affen von dem lokalen Ökosystem.