Die Mittelasiatische Kobra (Naja oxiana) zählt innerhalb der Familie der Giftnattern zur Gattung der Echten Kobras (Naja).
Ta
TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
Te
Temporaler SpezialistAls temporaler Spezialist wird eine Tierart bezeichnet, die in Bezug auf den circadian genannten, vierundzwanzigstündigen Rhythmus von Tag- und Nac...
Na
NachtaktivNachtaktivität ist ein tierisches Verhalten, das sich dadurch auszeichnet, dass es nachts aktiv ist und tagsüber schläft. Das gängige Adjektiv ist ...
Fl
FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
Te
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
Pr
PrädatorPrädatoren sind Tiere, die andere Organismen, ihre Beute, töten und fressen. Raubtiere können aktiv nach Beute suchen oder sie verfolgen oder auf s...
Ne
NestflüchterAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
Gi
GiftigGift ist eine Art von Gift, insbesondere ein von einem Tier abgesondertes Gift. Es wird durch einen Biss, einen Stich oder eine ähnliche Aktion abg...
Ge
GefährlichGefährliche Tiere zeigen Aggression und eine Neigung, Menschen oder andere Tiere ohne Provokation anzugreifen oder zu belästigen.
So
SolitärKe
Keine TierwanderungTiere, die keine saisonalen Wanderungen machen und das ganze Jahr über in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet bleiben, werden als Keine Tierwanderu...
Wi
WinterschlafAls Winterschlaf oder Hibernation bezeichnet man einen lang währenden Ruhezustand, in den bestimmte homoiotherme Tiere – manche Säugetiere und weni...
C
beginnt mitNaja oxiana erreicht bei einem schlanken, aber dennoch kräftigem Körperbau eine Gesamtlänge von 100 bis 150 cm. Der relativ kurze Kopf setzt sich nur wenig vom Hals ab und besitzt eine rundliche Schnauze. Die Augen besitzen eine runde Pupille. Folgende pholidotischen Merkmale finden sich am Kopf: 7 Oberlippenschilde (Scutum supralabiale), von denen das dritte das höchste sowie das siebte das längste ist, ein Vorderaugenschild (Scutum präoculare) und zwei Hinteraugenschilde (Scutum postoculare). Das 3. und 4. Oberlippenschild stoßen an den Unterrand des Auges. Das Schnauzenschild (Scutum rostrale) ist etwas breiter als hoch. Den Nacken bedecken 25 Reihen, den Rücken 21 Reihen glatter Schuppen. Unterseits zeigen sich circa 108 Bauchschilde (Scutum ventrale) und 73 Unterschwanzschilde (Scutum subcaudale). Das Analschild (Scutum anale) ist nicht geteilt. Die Körperfärbung adulter Tiere ist braun oder grau, unterseits gelblich weiß und nicht gefleckt. Vor allem Jungtiere weisen rückenseitig schwarze Querbinden auf, von denen die vorderen acht auf die Bauchseite übergehen.
Wie alle Giftnattern besitzt Naja oxiana zu Giftdrüsen umgebildete Speicheldrüsen, welche über einen Giftkanal mit im vorderen Oberkiefer befindlichen, nicht beweglichen Giftzähnen verbunden sind (proteroglyphe Zahnstellung).
Die Art kommt in folgenden Ländern vor: Afghanistan, nördliches Indien, nordöstlicher Iran, Kirgistan, westliches Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Die besiedelten Lebensräume (Wüsten, Halbwüsten, Gebirgsregionen) weisen heiße Sommer mit Lufttemperaturen bis 40 °C und relativ milde Winter mit durchschnittlichen Temperaturen von 10 bis 20 °C und seltenen Frösten bis −15 °C auf. Die Biotope besitzen Felsen, Geröllhalden und niedrige Vegetation. Gelegentlich dringt Naja oxiana in Gärten vor.
Die Mittelasiatische Kobra pflanzt sich durch Oviparie (eierlegend) fort. Das Gelege umfasst 8 bis 12 Eier, die circa 33 bis 38 mm in der Länge messen. In Turkmenistan erfolgt die Eiablage zwischen Juli und August, die Jungschlangen schlüpfen nach circa zwei Monaten. Zum Beutespektrum der Schlange zählen Kleinsäuger wie Mäuse, Froschlurche (z. B. Bufo viridis) sowie andere Reptilien (Echsen und andere Schlangen, z. B. Natrix tessellata), seltener auch Vögel. Die Mittelasiatische Kobra lebt überwiegend auf dem Boden, klettert für die Beutesuche jedoch auch in Gebüsch und Bäumen. Zumeist ist das Tier tagaktiv und bodenbewohnend. Über die kalte Jahreszeit hält die Art eine etwa sechsmonatige Winterruhe. Sie ist witterungsabhängig sowohl tag- als auch nachtaktiv. Bei Bedrohung richtet sie den Vorderkörper auf und stellt durch Spreizung der vorderen Rippen den für Kobras charakteristischen Hut auf. Naja oxiana verteidigt sich durch Giftbisse, nicht jedoch durch Giftspeien.
Das Toxingemisch der Mittelasiatischen Kobra ist äußerst potent, der Giftbiss ist für den Menschen lebensbedrohlich. Das Gift enthält in erster Linie postsynaptische Neurotoxine (z. B. Short Neurotoxin 1, ein Drei-Finger-Toxin), die als Antagonisten an peripheren Nikotinrezeptoren wirken, sowie Zytotoxine wie Zytotoxin 2 (ebenfalls ein Drei-Finger-Toxin), welches mit der Biomembran von Zellen interagiert und zur Zytolyse führt.
Mit einem Giftbiss können nach Latifi et al. (1985) circa 100 (± 25) mg Giftgemisch (Trockengewicht) abgegeben werden. Nach einem Biss beim Menschen können unspezifische Allgemeinsymptome (z. B. Kopfschmerz, Übelkeit, Emesis, Abdominalschmerzen, Diarrhoe, Schwindel, Schock, Krämpfe) auftreten. Lokal können Schmerzen, Schwellung, Ödem, Blasenbildung und Nekrose auftreten. Die Neurotoxine bewirken eine fortschreitende Lähmung, die sich anfänglich durch Ptosis bemerkbar macht und bis zur vollständigen Paralyse führen kann. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein.
Folgende Antivenine stehen zur Verfügung:
Mittelasiatische Kobras sind Fleischfresser und ernähren sich von kleinen Säugetieren, Amphibien und Vögeln. Sie ernähren sich hauptsächlich von Nagetieren, Kröten und Fröschen, gelegentlich auch von Fischen und Vögeln und deren Eiern.
Die Paarungszeit der Mittelasiatischen Kobras findet normalerweise im Mai statt. Im Juli legen die Weibchen 6-19 längliche Eier in Rattenlöchern oder Termitenhügeln ab und bewachen sie während der Inkubationszeit bis zum Schlüpfen heftig. Die Eier sind 40-54 mm lang und wiegen 12-19 g (0,4-0,7 Unzen). Die Inkubationszeit dauert zwischen 60 und 65 Tagen. Die Jungtiere schlüpfen in der zweiten August-September-Hälfte und sind bei der Geburt 31-39 mm lang. Sie sind bei der Geburt unabhängig und erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 3-4 Jahren.
Die Zahl der Mittelasiatischen Kobra ist im Allgemeinen gering und in einigen Gebieten ihres Verbreitungsgebiets sind die Populationen dieser Art aufgrund der Zerstörung von Lebensräumen abnehmend. Mittelasiatische Kobras, die in Flusstälern, Vorgebirgswüsten und Vorgebirgen vorkommen, sind besonders gefährdet, da in diesen Gebieten die Lebensräume infolge der intensiven wirtschaftlichen Entwicklung zerstört werden.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen enthalten keine Angaben zur Gesamtpopulationsgröße der Mittelasiatischen Kobra. Laut Wikipedia-Ressource wurden in den frühen 1980er Jahren jährlich 300-350 Mittelasiatische Kobras in Zoos und Serpentarien gehalten. Derzeit ist diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Unzureichende Datengrundlage (DD) eingestuft.