Südliche brillenlangur
Der Südliche Brillenlangur (Trachypithecus obscurus) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Schlankaffen (Presbytini).
Südliche Brillenlanguren sind wie alle Haubenlanguren schlanke Primaten mit langem Schwanz. Die Kopfrumpflänge beträgt 42 bis 61 Zentimeter und die Schwanzlänge 50 bis 85 Zentimeter. Männchen werden mit durchschnittlich 7,4 Kilogramm etwas schwerer als Weibchen mit 6,5 Kilogramm. Die Fellfärbung ist variabel, der Rücken kann bräunlich, grau oder schwarz gefärbt sein, der Bauch, die Hinterbeine und der Schwanz sind meist heller, die Hände und Füße sind dunkelgrau. Das Gesicht ist dunkelgrau, rund um die Augen befinden sich die namensgebenden runden, weißlichen Zeichnungen. Auch der Bereich um das Maul ist heller gefärbt, am Kopf weisen sie den für ihre Gattung typischen Haarschopf auf.
Südliche Brillenlanguren sind auf der Malaiischen Halbinsel sowie einigen vorgelagerten Inseln beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südlichen Myanmar und Thailand bis Malaysia. Ihr Lebensraum sind Wälder, wobei sie höher gelegene Primär- und Sekundärwälder bevorzugen.
Diese Primaten sind tagaktive Baumbewohner, die sich meist in den oberen Schichten der Bäume aufhalten. Sie bewegen sich vorwiegend auf allen vieren fort und springen verglichen mit anderen Primatenarten wenig. Sie leben in Gruppen von 5 bis 20 Tieren, die im Gegensatz zu den meisten anderen Haubenlanguren keine Haremsgruppen sein müssen, sondern auch Mehrmännergruppen sein können. Zur Nahrungssuche teilen sich die Gruppen oft in kleinere Untergruppen auf. Es sind territoriale Tiere, die Reviergröße umfasst 5 bis 12 Hektar.
Sie ernähren sich vorwiegend von Blättern, daneben auch von Früchten und Blüten. Wie alle Schlankaffen haben sie einen mehrkammerigen Magen zur besseren Verwertung der schwer verdaulichen Pflanzennahrung.
Die Paarung kann vermutlich das ganze Jahr über erfolgen. Nach einer rund fünfmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, das wie bei allen Haubenlanguren zunächst orangefarben gefärbt ist. Mit rund drei bis vier Jahren tritt die Geschlechtsreife ein.
Südliche Brillenlanguren sind Pflanzenfresser (Folivoren) und ernähren sich im Allgemeinen von jungen Blättern, Früchten, Trieben und Setzlingen. Die Tiere in Gefangenschaft ergänzen diese Ernährung durch Süßkartoffelsprossen, Salat, Kohl, Kangkong, grüne Bohnen, Mais, Karotten, Beerenfrüchte und gelegentlich auch Insekten.
Südliche Brillenlanguren haben ein polygynes Paarsystem. Die Männchen konkurrieren um ihre Paarungsrechte. In der Regel wird sich das größte, stärkste und aggressivste Männchen mit den Weibchen paaren. Die Fortpflanzung erfolgt in regelmäßigen Abständen im Laufe des Jahres. Die Tragezeit beträgt etwa 145 Tage und bringt ein einziges Jungtier hervor. Die Weibchen bringen in Abständen von 2 Jahren Nachwuchs zur Welt, in der Regel im Januar-März, obwohl einige auch in den Sommermonaten gebären können. In den ersten 20 Tagen nach der Geburt ist das Jungtier fast ständig bei seiner Mutter. Im Alter von etwa 1 Jahr beginnt das Baby zu klettern, sich von seiner Mutter wegzuwagen und feste Nahrung zu sich zu nehmen. Individuen beider Geschlechter erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 3 - 4 Jahren.
Südliche Brillenlanguren werden derzeit in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet wegen ihres Fleisches gejagt. Diese Tiere leiden auch unter dem Verlust und der Verschlechterung ihres natürlichen Verbreitungsgebiets aufgrund der Verstädterung, der Landwirtschaft und der Ausdehnung von Ölpalmenplantagen. Außerdem ist die Population auf der malaysischen Halbinsel durch ein hohes Maß an Straßenkillern bedroht.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen machen keine Angaben zur Gesamtpopulation der Südlichen Brillenlanguren. Der Bestand dieser Art ist heute abnehmend, und die Tiere werden auf der Roten Liste der IUCN als "Near Threatened (NT)" eingestuft.
Südliche Brillenlanguren profitieren vom lokalen Ökosystem durch ihre Ernährung auf der Basis von Blättern, wodurch diese Primaten als wichtige Samenverbreiter in ihrem Verbreitungsgebiet fungieren. Außerdem sind sie wiederum eine wichtige Beutetierart für viele Prädatoren in der Region.