Frettkatze
Die Fossa (Cryptoprocta ferox), seltener auch Frettkatze genannt, ist eine auf Madagaskar endemische Raubtierart. Sie ist das größte Raubtier ihrer Heimatinsel und ernährt sich vorrangig von Primaten und anderen Säugetieren. Der Einzelgänger lebt in großen Revieren und zählt zu den gefährdeten Arten. Heranwachsende Weibchen bilden eine penisartige Klitoris aus, die bei ausgewachsenen Weibchen wieder verschwindet; dies ist von keiner anderen Säugetierart bekannt. Die systematische Stellung der Fossa war lange Zeit umstritten, nach DNA-Untersuchungen wird sie in die Madagassischen Raubtiere (Eupleridae) eingeordnet.
Ka
Kathemeralkathemeral bezeichnet ein zeitliches Aktivitätsmuster von Tieren in Bezug auf den circadianen Rhythmus von Tag- und Nachtstunden. Kathemerale Arten...
Fl
FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
Ba
BaumbewohnerBaumbewohnende Fortbewegung ist die Fortbewegung von Tieren in Bäumen. In Lebensräumen, in denen Bäume vorhanden sind, haben sich die Tiere so entw...
Te
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
La
LaufEin cursorialer Organismus ist ein Organismus, der speziell an das Laufen angepasst ist. Ein Tier kann als flüchtig gelten, wenn es die Fähigkeit h...
Ne
NesthockerIn
InselendemischKl
KletterndRe
RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
Vi
ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
Pr
PrädatorPrädatoren sind Tiere, die andere Organismen, ihre Beute, töten und fressen. Raubtiere können aktiv nach Beute suchen oder sie verfolgen oder auf s...
Po
PolyandriePolygynie ist ein Paarungssystem, bei dem ein Weibchen mit mehreren Männchen lebt und sich mit ihnen paart, aber jedes Männchen sich nur mit einem ...
So
SolitärKe
Keine TierwanderungTiere, die keine saisonalen Wanderungen machen und das ganze Jahr über in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet bleiben, werden als Keine Tierwanderu...
F
beginnt mitBö
Bösartige TiereDer Gesichtsschädel der Fossas ist relativ kurz, was zusammen mit den großen, abgerundeten Ohren für ein katzenähnliches Aussehen sorgt. Die Augen sind groß und rund, die Pupillen senkrecht, typisch sind außerdem die stark verlängerten Schnurrhaare (Vibrissen). Der Nasenspiegel ist groß und gut entwickelt.
Die Zahnformel der Fossa lautet I 3/3 C 1/1 P 3–4/3–4 M 1/1, insgesamt hat sie also 32 bis 36 Zähne. Die Schneidezähne sind relativ klein, die Eckzähne wie bei allen Raubtieren als große Fangzähne ausgebildet. Der vorderste Prämolar ist sehr klein oder fehlt völlig. Der hinterste obere Prämolar und der vorderste untere Molar („Reißzähne“) bilden die bei allen Landraubtieren vorhandene „Brechschere“. Diese ist in starker Ähnlichkeit zu den Katzen sehr markant ausgeprägt. Der vorderste obere Molar ist klein, die übrigen Molaren fehlen. Der Unterkiefer ist robust, die Kaumuskulatur sehr stark ausgeprägt.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Fossas umfasste nahezu die gesamte Insel Madagaskar; entgegen früheren Vermutungen lebten sie nicht auf der vorgelagerten Insel Sainte Marie. Sie bewohnen tropische Regen- und Trockenwälder und kommen auch in Baum-Savannengebieten vor. Gänzlich unbewaldete Gebiete wie das gerodete zentrale Hochland meiden sie oder benutzen sie nur als Durchzugsgebiete. Sie sind vom Meeresspiegel bis in 2600 Meter Seehöhe anzutreffen. Die menschliche Besiedlung hat ihr Verbreitungsgebiet stark verkleinert und zersplittert.
Fossas haben keinen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus, sie sind kathemeral und können sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv sein. Üblicherweise ruhen sie in den heißesten und kühlsten Perioden des Tages und der Nacht in Höhlen oder selbstgegrabenen Bauen, etwa im Wurzelwerk großer Bäume; häufig ziehen sie sich auch in das Geäst zurück. Sie halten sich häufig am Boden auf, können jedoch ausgezeichnet klettern und größere Distanzen in den Bäumen springend zurücklegen, wobei ihnen ihr langer Schwanz zur Balance dient. Am Boden bewegen sie sich auf den Zehen (digitigrad) fort, in den Bäumen hingegen sohlengängerisch (plantigrad).
Fossas sind territorial und außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger. Sie reiben die Duftdrüsen ihrer Analregion am Boden oder an markanten Baumstämmen, um ihr Revier zu markieren. Die Populationsdichte wird mit 0,18 bis 0,26 Tieren pro Quadratkilometer angegeben. Die Reviere der Männchen können bis zu 26 Quadratkilometer, die der Weibchen bis zu 13 Quadratkilometer umfassen. Weibchen verteidigen ihr Revier vehement gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen; Männchen sind in Bezug auf das Revier variabler, ihr Territorium kann sich mit dem anderer Männchen oder Weibchen überlappen.
Fossas sind die größten Raubtiere Madagaskars und strikt carnivor. Sie jagen sowohl am Boden als auch in den Bäumen. Ihre größte Beute sind Larvensifakas, welche die Hälfte ihres Gewichtes erreichen können. Lemuren sind eine wichtige Nahrungsquelle. Neben Larvensifakas werden Edwards-Sifakas, Fettschwanzmakis, Große Makis, Große Bambuslemuren und Wieselmakis gefressen. Nach einer Untersuchung im westlichen Madagaskar machen Feuchtnasenaffen 50 % der Nahrung aus – bei keinem anderen Raubtier spielen Primaten eine dermaßen wichtige Rolle in der Ernährung. Daneben stehen Igeltenreks und andere Säugetiere, darunter Votsotsas, auf ihrem Speiseplan, ebenso Reptilien und Frösche. Wirbeltiere machen mehr als 90 % der Beute aus, der Rest sind Kleintiere wie Insekten. Manchmal reißen Fossas auch Geflügel und andere kleine Haustiere.
Beutetiere werden mit den Krallen der Vorderpfoten niedergehalten und durch einen Biss in die Kehle oder den Nacken getötet. Es gibt Berichte, wonach Fossas Beutetiere ausweiden und die inneren Organe zuerst fressen.
Die Fossas pflanzen sich von September bis November fort. In dieser Zeit legt sich das Weibchen auf einen auffälligen Ast. Oft wird die gleiche Stelle von mehreren Weibchen nacheinander eingenommen, jedes Tier hält den Platz für einen bis sechs Tage inne. Mehrere Männchen versammeln sich unter dem Baum und kämpfen teilweise heftig um das Paarungsvorrecht. Das siegreiche Männchen nähert sich dem Weibchen, wird in rund einem Viertel aller Fälle von diesem aber verjagt. Nach welchen Gesichtspunkten dies geschieht, ist unklar. Eigenschaften wie Gewicht und Alter (erkennbar am Abnutzungsgrad der Zähne) spielen dabei keine Rolle. Jedes Weibchen paart sich mehrmals mit mehreren Männchen.
Die Kopulation, die meist auf dem Ast stattfindet, kann mehr als zwei Stunden dauern (die längste beobachtete Kopulation nahm über drei Stunden in Anspruch). Nach dem Ende der Kopulation kommt es zum auch von Hunden bekannten „Hängen“: die Partner können sich nach Beendigung der Begattung nicht sofort voneinander lösen. Die männlichen Fossas können aber nach kurzer Zeit ihren Penis aus der Scheide des Weibchens ziehen. Im Anschluss bewachen die Männchen häufig ihre Partnerin bis zu einer halben Stunde, um die Kopulation mit einem anderen Männchen zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern.
Die Jungenaufzucht ist alleinige Aufgabe des Weibchens. Dazu bezieht es eine Erdhöhle oder einen selbstgegrabenen Bau, etwa in einem alten Termitenhügel. Dort bringt es nach einer rund sechs- bis siebenwöchigen Tragzeit im südlichen Sommer – Dezember oder Januar – meist zwei (manchmal auch drei oder vier) Jungtiere zur Welt. Diese wiegen rund 100 Gramm, sind mit einem weißgrauen Fell bedeckt und blind. Nach zwei bis drei Wochen öffnen sich ihre Augen, und nach viereinhalb Monaten verlassen sie die Geburtshöhle, kurz danach werden sie entwöhnt. Nach 12 bis 20 Monaten verlassen sie ihre Mutter. Mit rund zwei Jahren sind Fossas ausgewachsen, die Geschlechtsreife erreichen sie mit drei bis vier Jahren.
Weibchen können sich im Zwei-Jahres-Rhythmus fortpflanzen. Die Lebenserwartung dieser Tiere in freier Wildbahn ist nicht bekannt, Tiere in Gefangenschaft erreichen ein Alter von über 20 Jahren.
Der Verlust von Lebensraum ist einer der Hauptgründe für den Rückgang der Fossa-Populationen, wobei die Populationen in den verbliebenen Waldstücken isoliert werden. Die wichtigste Bedrohung für das Überleben der Fossas sind jedoch wahrscheinlich die örtlichen Landwirte, die Fossas als wichtige Prädatoren für Geflügel ansehen.
Die Fossa ist in Madagaskar weit verbreitet, aber in den meisten Gebieten ist sie sehr selten und rar. Laut der Roten Liste der IUCN liegt die Gesamtgröße der Fossa-Population zwischen 2.635 und 8.626 Erwachsenen. Derzeit wird diese Art als gefährdet (VU) eingestuft und ihre Zahl nimmt weiter ab.
Die Fossa ist der wichtigste Prädator für Säugetiere auf Madagaskar und beeinflusst die Anzahl vieler kleiner Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien, die sie fressen.