Die Gartengrasmücke (Sylvia borin) ist ein Singvogel aus der Gattung der Grasmücken (Sylvia). Sie ist ein Zugvogel, der im Sommer in ganz Europa brütet und oft auch in Siedlungsgebieten zu beobachten ist.
Die Gartengrasmücke ist 13 bis 14 Zentimeter lang und hat eine Flügelspannweite von 21 bis 24 Zentimetern. Das Gewicht beträgt etwa 16 bis 22 Gramm.
Die Färbung des Gefieders ist unscheinbar, die Oberseite olivbraun-grau und die Unterseite weißbraun. Das Deckgefieder der Flügel ist einfarbig, der Bürzel schmutzig weiß. Die dunklen Augen umgibt ein diffuser heller Augenring, noch undeutlicher ist der kurze blasse Überaugenstreif. Die Halsseiten haben oft einen grauen Anflug, mit verschwommenen Übergängen zum Nacken. Der kurze, verhältnismäßig dicke, stumpfe Schnabel ist blaugrau-beige gefärbt, mit dunklerer Spitze. Die recht kräftigen Beine sind hellgrau.
Männchen und Weibchen sehen gleich aus, Jungvögel im ersten Kleid zeigen helle Säume der Schwung- und Schirmfedern. Das höchste durch Ringfunde belegte Alter beläuft sich auf 14 Jahre und drei Monate. Gartengrasmücken sind ziemlich scheu, daher selten und meist nur kurz zu sehen. Sie halten sich gern in niedrigem Buschwerk auf und singen zumeist in dichtem Laub versteckt.
Die Gartengrasmücke bevorzugt lichte, gebüschreiche Waldsäume und kleine Feldgehölze mit dichtem Stauden- und Strauchbewuchs und ist auch in unterwuchsreichen Parks oder Friedhöfen und verwilderten Gärten anzutreffen. In Wäldern brütet sie meistens an Rändern und entlang von Wegen, die mit Büschen gesäumt sind, in Nadelwäldern nur an Lichtungen oder bei guter Altersdurchmischung der Bäume und dichter Kraut- und Strauchschicht. Unter dichtem Kronenschluss brütet sie kaum, dagegen auch in Auwäldern und Bruchwäldern, Ufergehölzen, den Strauchbereichen in Verlandungszonen und größeren Gebüschstrukturen in offenem Gelände.
Die Gartengrasmücke ist ein Brutvogel der Paläarktis, vom Norden Portugals, Frankreich, Großbritannien und dem Westen Irlands bis zum oberen Jenissei in Russland. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft in Nordeuropa am 70. Breitengrad (70° N), im Osten bei 64° N im Ural und bei 59° N am Jenissei. Die südliche Grenze des Brutraums verläuft am nördlichen Rand des Mittelmeerraumes durch Zentral-Spanien, Südfrankreich, die südlichen Alpen, den Süden des ehemaligen Jugoslawien und Bulgarien bis zur Nordwestküste des Schwarzen Meeres und weiter in Richtung Kaukasus, Nordirak, Nordiran, Wolga und Ural bei etwa 49 bis 51° N.
In Mitteleuropa ist sie als Brutvogel nahezu flächendeckend von der Küste bis zu den Alpen vertreten und kommt bei klimatisch günstigen Bedingungen bis an die obere Baumgrenze vor. Als Sommervogel ist sie etwa von Mai bis September anzutreffen; die Überwinterungsgebiete liegen im tropischen Afrika.
Gartengrasmücken sind tagaktive Vögel. Sie gehen tagsüber auf Nahrungssuche und picken ihre Beute von Blättern und Zweigen, manchmal schweben sie dabei. In der Regel suchen sie in weniger als 6 m (20 ft) Höhe über dem Boden nach Nahrung. Einige Früchte wie Maulbeeren können sie im Flug erbeuten. Obwohl sie Solitäre sind, ziehen Gartengrasmücken in Schwärmen zusammen mit anderen kleinen Vögeln. Wenn Gartengrasmücken die Sahara überqueren, fliegen sie nachts und ruhen tagsüber regungslos und ohne Futter in geeignetem Schatten. Viele Vögel halten nach der Wüstendurchquerung einige Tage inne, um zu fressen, bevor sie weiter nach Süden ziehen. Die Tierwanderung nach Süden beginnt Mitte Juli, wobei eine größere Anzahl im August aufbricht und Anfang September ihren Höhepunkt erreicht. Der häufigste Ruf der Gartengrasmücke ist ein scharfes 'kek-kek', das schnell wiederholt wird, wenn der Vogel alarmiert ist. Manchmal ist auch ein leises, raspelndes 'tchurr-r-r-r' ' zu hören. Die Jungvögel haben eine 'quia' Alarmstimme. Der Gesang des Männchens ist ein reichhaltiges musikalisches Trillern, das normalerweise von Vögeln in dichter Deckung vorgetragen wird.
Die Gartengrasmücke ernährt sich von verhältnismäßig kleinen und weichhäutigen Insekten und deren Larven, aber auch von Spinnen und Schnecken. Zum Ende der Brutzeit werden auch Beeren und Früchte von 30 bis 35 für Mitteleuropa bekannten Pflanzenarten genommen. Weiterhin wurde die Aufnahme von Blütennektar in Südeuropa nachgewiesen.
Die Jungvögel sind im Alter von einem Jahr geschlechtsreif.Das aus Gräsern, Wurzeln, Haaren und Halmen erbaute, napfförmige Nest befindet sich meistens kurz über dem Boden und ist gut in einem dichten Busch versteckt. Das Weibchen legt 4 bis 5 braun gefleckte, weiße Eier. Die Eier werden in der Hauptbrutzeit von Mai bis Juli 11 bis 12 Tage abwechselnd von beiden Partnern bebrütet. Die Jungvögel schlüpfen nackt und bleiben 10 bis 12 Tage im Nest.
Gartengrasmücken sind derzeit nicht bedroht, obwohl der Klimawandel ihre Tierwanderungen zu beeinflussen scheint. Sie kommen früher als früher in Europa an, und die jungen (aber nicht die erwachsenen) Gartengrasmücken fliegen fast zwei Wochen später ab als in den 1980er Jahren.
Der Bestand in Europa beträgt etwa 17 bis 31 Millionen Brutpaare, was etwa 75 Prozent des Weltbestandes ausmacht.In Mitteleuropa brüten zwischen 1,8 und 3,2 Millionen Brutpaare.In Deutschland ist der Bestand 0,8 bis 1,4 Millionen Brutpaare.