Insel-Lanzenotter
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Unterordnung
Familie
SPEZIES
Bothrops insularis
Populationsgrösse
Unknown

Die Insel-Lanzenotter (Bothrops insularis) ist eine Schlangenart aus der Familie der Vipern (Viperidae), Unterfamilie der Grubenottern (Crotalinae). Sie ist endemisch auf der im Atlantik vor dem Bundesstaat São Paulo gelegenen brasilianischen Insel Queimada Grande. Die Insel ist nur 43 Hektar groß. Erst 1921 wurde die Insel-Lanzenotter vom brasilianischen Schlangenforscher Afrânio Pompílio Bastos do Amaral (1894–1982), der im selben Jahr Direktor des Schlangenforschungsinstituts Butantan in São Paulo wurde, als eigene Art erkannt und beschrieben.

Aussehen

Die Insel-Lanzenotter wird im Mittel 70 cm lang (Gesamtlänge), maximal sind bisher 118 cm Gesamtlänge nachgewiesen. Die Art ist im Vergleich zu anderen Lanzenottern recht schlank. Die Grundfarbe der Oberseite ist hellbraun bis goldfarben. Darauf findet sich eine Zeichnung dunkler, dreieckiger oder quadratischer Flecken, die schmal oder breit sein können und an der Rückenmitte entweder gegenüberstehen oder alternieren. Die Fleckung kann auch sehr schwach sein oder vollständig fehlen.

Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Insel-Lanzenotter kommen in den feuchten Wäldern der Ilha da Queimada Grande, vor der Küste des brasilianischen Bundesstaates São Paulo, vor.

Klimazonen

Gewohnheiten und Lebensstil

Sie lebt im Buschwald und im dichten Gras der Insel und ist überwiegend baumbewohnend (arboricol). Aufgrund elektronischer Markierungen konnte man bei einigen Exemplaren feststellen, dass sie jahrelang die Bäume nicht verließen.

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Die Art ernährt sich heute überwiegend von Vögeln. Bei einer Untersuchung machten Vögel 85 % der Beute aus, weiterhin wurden bisher andere Schlangen und Tausendfüßer als Nahrung nachgewiesen. Man nimmt an, dass sich die Art seit der Trennung der Insel vom heute 36 km entfernten Festland (vor etwa 15.000 Jahren während der Eiszeit) aufgrund ihrer Ausbreitung und Verdrängung anderen Lebens auf Vögel als Nahrungsquelle spezialisiert hat. Die Vögel rasten nur zweimal jährlich auf Queimada Grande während ihres Vogelzugs. Die Insel-Lanzenotter jagt nicht aktiv, sondern wartet im Baum, bis ein Vogel in Reichweite kommt.

Wegen der Isolation der Insel-Lanzenotter vom Festland seit der letzten Eiszeit ist der Genpool sehr klein. Forscher des Instituto Butantan nehmen an, dass durch Inzucht erbliche Störungen im Mechanismus der Geschlechtsfestlegung auftraten. Die Insel-Lanzenotter entwickelte vier Geschlechter: Neben männlichen und weiblichen Exemplaren gibt es männliche Tiere mit weiblichen Geschlechtsorganen und ebenso umgekehrt; unter den letzten beiden Geschlechtern scheinen sich (selten) echte Zwitter (Selbstbefruchter) zu befinden. Durch den steigenden Anteil von Individuen mit gestörter Geschlechtsbestimmung (1930: 40 %, 1955: bereits 70 %) und den stark sinkenden Anteil an Weibchen (1930: nur noch 10 %, 1955: 3 %) geht die Fortpflanzungsrate kontinuierlich zurück.

Eine zweitägige Herpetologen-Exkursion konnte 1965 kein einziges Exemplar finden, 1966 fing A. R. Hoge vom Instituto Butantan noch sieben Tiere, von denen eines in die Pflege von Robert Mertens (Senckenberg-Museum Frankfurt /Main) kam. 1977 vermutete Petzold, dass die Insel-Lanzenotter in naher Zukunft aussterben werde. Schätzungen aus dem Jahr 2014 sprechen von nur noch 3000 Exemplaren. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) und das Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis (IBAMA) setzen sich für den Erhalt der stark bedrohten Art ein.

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Saisonales Verhalten

Gift

Aufgrund des isolierten Lebensraums der Insel-Lanzenotter und des Fehlens von Säugetierbeutetieren hat sich das Gift dieser Art so entwickelt, dass es an die Beutetiere der Insel angepasst ist, vor allem an einheimische Ektothermen, Arthropoden und Tierwanderungen. Infolgedessen ist ihr Gift für diese Gruppen wirksamer als für Säugetiere und wird mit zunehmender Reife der Schlange noch wirksamer. Chemische Analysen des Giftes der Insel-Lanzenotter deuten darauf hin, dass es fünfmal so stark ist wie das von B. Jararaca-Lanzenottern und das am schnellsten wirkende Gift der Gattung Amerikanische Lanzenottern ist. Da die Insel-Lanzenotter nur in einem von Menschen unbewohnten Gebiet vorkommt, gab es noch nie einen offiziellen Bericht über einen Biss eines Menschen, aber andere Lanzenotter sind für mehr menschliche Todesfälle verantwortlich als jede andere Schlangengruppe in Nord- oder Südamerika. Ludwig Trutnau berichtet von vier Vergiftungen von Menschen, von denen drei tödlich verliefen. Zu den Auswirkungen von Vergiftungen durch Insel-Lanzenotter gehören Schwellungen, lokale Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Blutblasen, Blutergüsse, Blut in Erbrochenem und Urin, Darmblutungen, Nierenversagen, Hirnblutungen und schwere Nekrosen des Muskelgewebes.

Fressverhalten und Ernährung

Insel-Lanzenotter sind Fleischfresser und ernähren sich hauptsächlich von Stangenvögeln. Es wurde jedoch berichtet, dass sie auch Eidechsen fressen und sogar Kannibalismus betreiben. Neugeborene und jugendliche Insel-Lanzenotter ernähren sich hauptsächlich von wirbellosen Tieren.

Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

Insel-Lanzenottern brüten im August und September. Wie die meisten Vipern bringen sie lebende Junge zur Welt. Die durchschnittliche Größe eines Wurfs beträgt in der Regel 6 Neugeborene.

POPULATION

Populationsgefährdung

Die größte Bedrohung für diese Art ist die Zerstörung ihres ursprünglichen Lebensraums. Da die Insel, auf der die Insel-Lanzenotter vorkommt, so klein ist, kann sie nur eine kleine Population beherbergen. Das bedeutet, dass die Spanne zwischen der Anzahl der Schlangen, die für das Überleben der Population erforderlich ist, und der maximalen Anzahl von Schlangen, die die Insel beherbergen kann, klein sein kann; dies macht die Art besonders empfindlich gegenüber anderen Problemen. Da die Insel Woody Grande der einzige Ort ist, an dem Insel-Lanzenotter in freier Wildbahn vorkommen, ist die Art in freier Wildbahn ausgestorben, wenn diese Population ausgelöscht wird.

Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtpopulationsgröße der Insel-Lanzenotter. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als kritisch gefährdet (CR) eingestuft, aber ihre Zahlen sind heute stabil.

Referenzen

1. Insel-Lanzenotter artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Insel-Lanzenotter
2. Insel-Lanzenotter auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/2917/9493475

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