Die Pyrenäen-Gämse (Rupicapra pyrenaica) ist eine in Südeuropa lebende Paarhuferart. Sie ist eng mit der auch in Mitteleuropa vorkommenden (eigentlichen) Gämse verwandt.
Pyrenäen-Gämsen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 90 bis 130 Zentimeter, wozu noch ein kurzer, 3 bis 4 Zentimeter langer Schwanz kommt. Die Schulterhöhe liegt bei rund 80 Zentimetern und das Gewicht variiert zwischen 24 und 50 Kilogramm. Das Fell ist im Sommer kurz und rötlich gefärbt (deutlicher rot als bei der Gämse), das Winterfell ist lang, dicht und dunkelbraun und weist charakteristische weiße Flecken am Nacken, an den Schultern und an den Flanken auf. Beide Geschlechter tragen bis zu 20 Zentimeter lange Hörner, diese ragen zunächst senkrecht nach oben und biegen sich dann hakenförmig nach hinten.
In der Vergangenheit wurde angenommen, dass die Pyrenäen-Gämsen nicht nur in den Pyrenäen (Rupicapra pyrenaica pyrenaica), sondern auch im Kantabrischen Gebirge im nördlichen Spanien sowie im Apennin in Mittelitalien vorkommen.
Die Bestände im Kantabrischen Gebirge werden nach neueren Untersuchungen als Kantabrische Gämse (vormals Rupicapra pyrenaica parva, jetzt Rupicapra parva) als eigene Art geführt. Auch die italienischen Bestände werden heute unter dem Namen Abruzzen-Gämse (vormals Rupicapra pyrenaica ornata, jetzt Rupicapra ornata) als eigene Art geführt.
Ihr Lebensraum sind Wiesen und Felsregionen im Hochgebirge – Wälder meiden sie weitgehend.
Diese Tiere sind geschickte Kletterer, die im Sommer in höher gelegene Regionen hinaufsteigen, im Winter aber tiefere Gebiete aufsuchen. Die Weibchen leben mit den Jungtieren in Gruppen, während die Männchen die meiste Zeit des Jahres einzelgängerisch leben.
Es sind Pflanzenfresser, die sich je nach Jahreszeit von Kräutern, Gräsern, Moosen, Flechten und anderen Pflanzen ernähren.
Nach einer rund 170-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen im Frühling meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, Zwillinge und Drillinge sind selten.
Pyrenäen-Gämse sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Flechten und Knospen von Bäumen.
Pyrenäen-Gämse brüten im November und Anfang Dezember. Nach einer Tragzeit von etwa 170 Tagen bringen die Weibchen ein einziges Jungtier zur Welt. Die Jungen bleiben 2 bis 3 Jahre lang in der Nähe ihrer Mütter und beginnen im Alter von 8-9 Jahren mit der Fortpflanzung.
Wie andere Gämsearten wurden auch die Pyrenäen-Gämse vor allem in den 1940er Jahren für die Lederherstellung fast bis zur Ausrottung gejagt. Heutzutage konkurrieren sie mit dem Vieh um Nahrung und leiden unter den Klimaveränderungen.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Pyrenäen-Gämse auf 50.000 ausgewachsene Tiere. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand nimmt zu.