Meer

Marmarameer

80 Spezies

Das Marmarameer ist ein Binnenmeer des Mittelmeers. Über Bosporus und Dardanellen verbindet es das Schwarze Meer mit der Ägäis. Salzarmes Wasser strömt an der Oberfläche aus dem Schwarzen Meer durch das Marmarameer in das Mittelmeer. Die verkehrsgünstige Lage begünstigte die Entstehung der Millionenmetropole Istanbul am Nordufer.

Das Marmarameer liegt zwischen Europa und Asien und hat eine europäische Nord- und eine asiatische Südküste. Es stellt somit einen Abschnitt der innereurasischen Grenze dar. Das Meer liegt auf der Nordanatolischen Verwerfung und ist somit häufiger Schauplatz von Erdbeben und Tsunamis.

Der reiche Fischgrund, in dem insbesondere Sardellen gefangen werden, leidet unter dem industriellen Kerngebiet am Nordufer des Meeres ebenso wie unter dem exzessiven Schiffsverkehr, den die zentrale Lage des Meeres hervorruft. Ebenso trug diese strategische Lage dazu bei, dass die Passage durch das Meer umkämpft war und ist, da das Meer gleichzeitig ein türkisches Binnenmeer ist, dessen Befahrung aber multilateralen Verträgen unterliegt.

Die Schleimplage im Marmarameer hat für irreversible Schäden gesorgt. Durch die gräuliche Masse sind bereits 60 Prozent der Spezies verschwunden.

Klima

Das Klima über dem Marmarameer widerspiegelt die mittlere Lage zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Obwohl generell ein Mittelmeerklima herrscht, ist die Trockenheit im Sommer im Vergleich abgemildert. Die Regenmenge liegt im Sommer bei etwa 40 mm/Monat im Nordosten und bei 10 mm/Monat in der Gegend der Dardanellen. Im Winter regnet es im Schnitt etwa 10 bis 15 Tage im Monat, dabei fallen um die 120 mm Niederschlag. Im Norden des Meeres kann im Januar und Februar der größere Teil des Niederschlags als Schnee niedergehen. In den Wintermonaten können die Temperaturen im Norden des Meeres unter null Grad sinken, bleiben aber nur selten über den ganzen Tag bei diesem Wert. Nebel kommt im Winter an etwa ein bis zwei Tagen im Monat vor, ein lokales Hoch liegt an der Südküste, wo sich der langjährige Schnitt bis zu vier Regentagen aufschwingt.

Im Marmarameer herrschen nordöstliche Winde vor (etwa 60 %), gefolgt von südöstlichen mit 20 %. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit beträgt vier Meter pro Sekunde. Starkwindereignisse mit Windgeschwindigkeiten zwischen 8 und 25 m/s bei mehr als 16 Stunden Dauer kommen vor allem in den Wintermonaten in der Nähe des Bosporus vor. Die nordöstlichen Sommerwinde sind dabei auf der europäischen Nordseite deutlich ausgeprägter als auf der Südseite, dort bieten zudem die zahlreichen Inseln Schutz vor dem Wetter.

Flora und Fauna

Zusammen mit der Adria ist das Marmarameer das Gebiet mit der höchsten Primärproduktion im vergleichsweise nährstoffarmen östlichen Mittelmeer. Beide Regionen sind durch bedeutende Wasserzuflüsse aus Flusssystemen gekennzeichnet, die starke Strömungen und starke jahreszeitliche Veränderungen im Wasserhaushalt mit sich bringen. Beides sind Faktoren, welche die Primärproduktion anregen. So liegt auch die davon abhängige Produktion von Zooplankton im Marmarameer bei 12.000 Individuen pro m³ gegenüber etwa 1500 in der nördlichen Ägäis, die Biomasse ist mit 90 Milligramm/m³ etwa doppelt so hoch wie in der Ägäis. Die Zahl der Grünalgen und Braunalgen unterliegt saisonalen Schwankungen, ist langfristig jedoch etwa ausgeglichen, da sich Wasser aus dem grünalgendominierten Schwarzen Meer und der braunalgendominierten Ägäis hier mischen.

Das Zooplankton hängt von dem des Mittelmeeres und damit auch dem des Atlantiks westlich der Straße von Gibraltar ab. Abgesehen von einigen Tiefseearten, den Arten tropischer Lebensräume und einigen subtropischen Arten kommen alle taxonomischen Gruppen des Atlantiks auch im Marmarameer vor.

Das Meer ist eine Übergangszone zwischen Schwarzem Meer und Ägäis/Mittelmeer. Das heißt: Es dient verschiedenen Lebewesen als Barriere, Korridor und Akklimatisationszone. Als Barriere bildet es die Verbreitungsgrenze zwischen warmwasserliebenden Meeresbewohnern des Mittelmeeres und an kälteres, salzarmes Wasser angepasste Lebewesen des Schwarzen Meeres. Andererseits gibt es viele Spezies von Fischen, Vögeln und Meeressäugern, die durch das Marmarameer zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer wechseln und das Marmarameer teilweise nutzen, um sich den anderen Lebensbedingungen anzupassen. Fische, die im Marmarameer überwintern, während sie im Schwarzen Meer Laichen und den Sommer verbringen sind Bonito (Sarda Sarda), Mittelmeermakrele und Blaufisch. Die Thunfischarten Roter Thun, Weißer Thun und Thonine folgten in den früheren Jahrzehnten diesen Fischschwärmen, die Thunfischwanderung ist in großer Zahl bis in den 1960er Jahren hinein dokumentiert. Mittlerweile sind alle drei Arten jedoch aufgrund der starken Verschmutzung im Schwarzen Meer vermutlich ausgestorben, die Marmara-Bestände entsprechend gesunken. Durch die Verschmutzung des Meeres sank die Anzahl der Fischarten im Marmarameer von ursprünglich etwa 170 auf etwa 25 (Stand: Jahr 2021).

Wie im Schwarzen Meer und der Ägäis, nicht aber im restlichen Mittelmeer, kommen im Marmarameer Schweinswale vor. Deren Zahl ist in den letzten Jahrzehnten allerdings dramatisch zurückgegangen. Bis 1983 waren sie noch häufiges Ziel von türkischen Fischern, seitdem macht ihnen die zunehmende Verschmutzung ihres Lebensraums zu schaffen, der sie unter anderem anfälliger für Epidemien macht. Die kommerzielle Fischerei stellt für sie sowohl eine Gefahr dar, da sie als Beifang enden können, aber auch weil die Überfischung des Meeres ihnen ihre Nahrungsgrundlage raubt. Ebenfalls ziehen gelegentlich Große Tümmler und vor allem Gemeine Delfine vom Schwarzen Meer in das Marmarameer.

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Das Marmarameer ist ein Binnenmeer des Mittelmeers. Über Bosporus und Dardanellen verbindet es das Schwarze Meer mit der Ägäis. Salzarmes Wasser strömt an der Oberfläche aus dem Schwarzen Meer durch das Marmarameer in das Mittelmeer. Die verkehrsgünstige Lage begünstigte die Entstehung der Millionenmetropole Istanbul am Nordufer.

Das Marmarameer liegt zwischen Europa und Asien und hat eine europäische Nord- und eine asiatische Südküste. Es stellt somit einen Abschnitt der innereurasischen Grenze dar. Das Meer liegt auf der Nordanatolischen Verwerfung und ist somit häufiger Schauplatz von Erdbeben und Tsunamis.

Der reiche Fischgrund, in dem insbesondere Sardellen gefangen werden, leidet unter dem industriellen Kerngebiet am Nordufer des Meeres ebenso wie unter dem exzessiven Schiffsverkehr, den die zentrale Lage des Meeres hervorruft. Ebenso trug diese strategische Lage dazu bei, dass die Passage durch das Meer umkämpft war und ist, da das Meer gleichzeitig ein türkisches Binnenmeer ist, dessen Befahrung aber multilateralen Verträgen unterliegt.

Die Schleimplage im Marmarameer hat für irreversible Schäden gesorgt. Durch die gräuliche Masse sind bereits 60 Prozent der Spezies verschwunden.

Klima

Das Klima über dem Marmarameer widerspiegelt die mittlere Lage zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Obwohl generell ein Mittelmeerklima herrscht, ist die Trockenheit im Sommer im Vergleich abgemildert. Die Regenmenge liegt im Sommer bei etwa 40 mm/Monat im Nordosten und bei 10 mm/Monat in der Gegend der Dardanellen. Im Winter regnet es im Schnitt etwa 10 bis 15 Tage im Monat, dabei fallen um die 120 mm Niederschlag. Im Norden des Meeres kann im Januar und Februar der größere Teil des Niederschlags als Schnee niedergehen. In den Wintermonaten können die Temperaturen im Norden des Meeres unter null Grad sinken, bleiben aber nur selten über den ganzen Tag bei diesem Wert. Nebel kommt im Winter an etwa ein bis zwei Tagen im Monat vor, ein lokales Hoch liegt an der Südküste, wo sich der langjährige Schnitt bis zu vier Regentagen aufschwingt.

Im Marmarameer herrschen nordöstliche Winde vor (etwa 60 %), gefolgt von südöstlichen mit 20 %. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit beträgt vier Meter pro Sekunde. Starkwindereignisse mit Windgeschwindigkeiten zwischen 8 und 25 m/s bei mehr als 16 Stunden Dauer kommen vor allem in den Wintermonaten in der Nähe des Bosporus vor. Die nordöstlichen Sommerwinde sind dabei auf der europäischen Nordseite deutlich ausgeprägter als auf der Südseite, dort bieten zudem die zahlreichen Inseln Schutz vor dem Wetter.

Flora und Fauna

Zusammen mit der Adria ist das Marmarameer das Gebiet mit der höchsten Primärproduktion im vergleichsweise nährstoffarmen östlichen Mittelmeer. Beide Regionen sind durch bedeutende Wasserzuflüsse aus Flusssystemen gekennzeichnet, die starke Strömungen und starke jahreszeitliche Veränderungen im Wasserhaushalt mit sich bringen. Beides sind Faktoren, welche die Primärproduktion anregen. So liegt auch die davon abhängige Produktion von Zooplankton im Marmarameer bei 12.000 Individuen pro m³ gegenüber etwa 1500 in der nördlichen Ägäis, die Biomasse ist mit 90 Milligramm/m³ etwa doppelt so hoch wie in der Ägäis. Die Zahl der Grünalgen und Braunalgen unterliegt saisonalen Schwankungen, ist langfristig jedoch etwa ausgeglichen, da sich Wasser aus dem grünalgendominierten Schwarzen Meer und der braunalgendominierten Ägäis hier mischen.

Das Zooplankton hängt von dem des Mittelmeeres und damit auch dem des Atlantiks westlich der Straße von Gibraltar ab. Abgesehen von einigen Tiefseearten, den Arten tropischer Lebensräume und einigen subtropischen Arten kommen alle taxonomischen Gruppen des Atlantiks auch im Marmarameer vor.

Das Meer ist eine Übergangszone zwischen Schwarzem Meer und Ägäis/Mittelmeer. Das heißt: Es dient verschiedenen Lebewesen als Barriere, Korridor und Akklimatisationszone. Als Barriere bildet es die Verbreitungsgrenze zwischen warmwasserliebenden Meeresbewohnern des Mittelmeeres und an kälteres, salzarmes Wasser angepasste Lebewesen des Schwarzen Meeres. Andererseits gibt es viele Spezies von Fischen, Vögeln und Meeressäugern, die durch das Marmarameer zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer wechseln und das Marmarameer teilweise nutzen, um sich den anderen Lebensbedingungen anzupassen. Fische, die im Marmarameer überwintern, während sie im Schwarzen Meer Laichen und den Sommer verbringen sind Bonito (Sarda Sarda), Mittelmeermakrele und Blaufisch. Die Thunfischarten Roter Thun, Weißer Thun und Thonine folgten in den früheren Jahrzehnten diesen Fischschwärmen, die Thunfischwanderung ist in großer Zahl bis in den 1960er Jahren hinein dokumentiert. Mittlerweile sind alle drei Arten jedoch aufgrund der starken Verschmutzung im Schwarzen Meer vermutlich ausgestorben, die Marmara-Bestände entsprechend gesunken. Durch die Verschmutzung des Meeres sank die Anzahl der Fischarten im Marmarameer von ursprünglich etwa 170 auf etwa 25 (Stand: Jahr 2021).

Wie im Schwarzen Meer und der Ägäis, nicht aber im restlichen Mittelmeer, kommen im Marmarameer Schweinswale vor. Deren Zahl ist in den letzten Jahrzehnten allerdings dramatisch zurückgegangen. Bis 1983 waren sie noch häufiges Ziel von türkischen Fischern, seitdem macht ihnen die zunehmende Verschmutzung ihres Lebensraums zu schaffen, der sie unter anderem anfälliger für Epidemien macht. Die kommerzielle Fischerei stellt für sie sowohl eine Gefahr dar, da sie als Beifang enden können, aber auch weil die Überfischung des Meeres ihnen ihre Nahrungsgrundlage raubt. Ebenfalls ziehen gelegentlich Große Tümmler und vor allem Gemeine Delfine vom Schwarzen Meer in das Marmarameer.

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