Wildkaninchen
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Oryctolagus cuniculus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
9 years
Gewicht
1.2-2
2.6-4.4
kglbs
kg lbs 
Länge
40
16
cminch
cm inch 

Das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ist die einzige Art in der Gattung Altweltliche Kaninchen (Oryctolagus) innerhalb der Familie der Hasen (Leporidae). Es ist die Stammform aller im deutschen Sprachraum bekannten Hauskaninchen.

Aussehen

Wildkaninchen haben ein graubraunes Fell. Im Nackenbereich ist es braun bis rostrot gefärbt. Im Gegensatz zum Feldhasen hat das Wildkaninchen relativ kurze Ohren (Löffel, 6–8 cm), ist deutlich zierlicher (1,3 bis 2,2 kg) und hat kürzere Hinterbeine. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt zwischen 35 und 45 Zentimetern, der Schwanz (Blume) wird vier bis sieben Zentimeter lang.

Video

Verteilung

Erdkunde

Die ursprüngliche Verbreitung des Wildkaninchens nach dem Ende der Weichsel-Kaltzeit beschränkte sich auf den größten Teil der Iberischen Halbinsel, Südfrankreich und Nordafrika. So leitet sich der Name Spanien vom Phönizischen ab und bedeutet eigentlich „Land der Schliefer“, weil die Phönizier die dort heimischen Kaninchen nicht kannten und sie mit dem Wort für die ihnen aus ihrer Heimat bekannten Schliefer bezeichneten. Seit der Antike wurde es in Italien und Westeuropa eingebürgert, im Mittelalter wurde es nach Frankreich und auf die Britischen Inseln gebracht, in der frühen Neuzeit nach Deutschland, 1934 auf die Insel Sweti Iwan in Bulgarien sowie auf viele weitere Inseln in allen Ozeanen.

Mehr anzeigen

Heute lebt die Art in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien und Island. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien (1788 und 1859) und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika und Nordamerika eingebürgert sowie Mitte des 20. Jahrhunderts auch in Südamerika, nach mehreren erfolglosen Versuchen seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Außerdem lebt es auf zahlreichen Inseln des Pazifik, vor der afrikanischen Küste und in der Karibik.

Weniger anzeigen
Wildkaninchen Lebensraum-Karte
Wildkaninchen Lebensraum-Karte
Wildkaninchen
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Wildkaninchen leben gesellig in mehr oder weniger großen Kolonien. Sie legen unterirdische Baue vorzugsweise in sandigem, lockerem Boden an, weshalb von Menschen aufgeschüttete Erdwälle häufig als Grundlage für die Baue genutzt werden. Die Gänge können bis zu drei Meter tief in die Erde hineinreichen und 45 Meter lang sein. Kaninchen sind dämmerungsaktive Tiere, manchmal kann man sie allerdings beim Sonnenbaden am frühen Morgen, in Städten, wo sie als Kulturfolger leben, auch tagsüber beobachten. Bei Gefahr können Kaninchen mit den Hinterläufen weithin vernehmbar auf die Erde klopfen, sie „trommeln“. Mit diesem Klopfen signalisieren sie ihren Artgenossen eine drohende Gefahr. Bei Schmerz oder großer Angst können sie schrille langgezogene Schreie ausstoßen.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Wildkaninchen sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern, Kräutern und Blättern ernähren. Gelegentlich verzehren sie auch Rinde und Zweige.

Mehr anzeigen

Der Dünndarm der Kaninchen erreicht eine Länge von etwa 3 bis 3,5 Metern. Aufgenommene Nahrung wird nicht nur im Magen, sondern vor allem in dem sehr großen Blinddarm (Caecum) gespeichert. Da Kaninchen – wie alle anderen Säugetiere – keine cellulosespaltenden Enzyme produzieren, werden die schwerverdaulichen Pflanzenbestandteile vor allem im Blinddarm durch die Darmflora fermentiert. Die Darmflora besteht vor allem aus Bacteroides. Der nach 2 bis 12 Stunden Speicherzeit entstehende Blinddarmkot besteht etwa zur Hälfte aus unverdauten Nahrungsbestandteilen und Bakterien-Biomasse. Im Enddarm werden nun, abhängig von der Tageszeit, zwei verschiedene Sorten Kot produziert. Der vor allem in der Nacht gebildete und morgens ausgeschiedene Kot bleibt weich, er wird unmittelbar nach der Ausscheidung von dem Tier erneut gefressen, um die enthaltene Bakterienbiomasse und die bei der Fermentation entstehenden Vitamine, Aminosäuren und Proteine aufzunehmen. Dem tagsüber entstehenden Kot wird die Feuchtigkeit entzogen, es werden harte Kügelchen gebildet, die vom Tier ausgeschieden und nicht wieder aufgenommen werden. Der Vorgang wird Caecotrophie genannt.

Weniger anzeigen

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Weibliche Kaninchen haben keinen regelmäßigen Sexualzyklus. Saisonal und individuell kann der Zyklus stark variieren. Meist wechseln sich sieben bis zehn fruchtbare Tage mit ein bis zwei unfruchtbaren Tagen ab.

Mehr anzeigen

Während der fruchtbaren Zeit kann es jederzeit durch den Deckakt zu Eisprüngen kommen. Während des Deckens werden über einen Reflex Hormone freigesetzt, die nach etwa zwölf Stunden die Eisprünge (Ovulation) auslösen. Durch diesen Mechanismus treffen die Spermien, die noch einige Zeit im Uterus des Weibchens weiterleben, stets auf frische Eizellen.

Während der Rammelzeit kommt es zu Kämpfen, zumeist unter den Männchen. Bei diesen Auseinandersetzungen kommt es dazu, dass sich die Tiere gegenseitig Haarbüschel ausreißen, diese werden in der Jägersprache als Rammelwolle bezeichnet.

Die Paarungszeit hängt vom Verbreitungsgebiet ab. In Spanien liegt sie zwischen Herbst und Frühling, in Mitteleuropa zwischen Februar und Juli, auf der Südhalbkugel entsprechend in der anderen Jahreshälfte. Die Vermehrungsrate ist enorm: das Weibchen kann fünf bis sieben Würfe pro Jahr austragen, die Tragzeit beträgt zwischen vier und fünf Wochen und die Wurfgröße durchschnittlich fünf bis sechs, in Ausnahmefällen bis zu neun Jungtiere.

Für die Geburt legt das Weibchen einen eigenen Bau abseits vom Gemeinschaftsbau an, die sogenannte Setzröhre. Den Eingang verschließt es mit Gras und Blättern und scharrt Erde darüber. Neugeborene sind nackt und blind (Nesthocker) und wiegen rund 40 bis 50 Gramm. Nach zehn Tagen öffnen sie die Augen, mit drei Wochen verlassen sie erstmals die Setzröhre und nach vier Wochen werden sie von der Muttermilch entwöhnt. Obgleich sie schon früher geschlechtsreif werden, pflanzen sich die meisten Tiere erstmals in ihrem zweiten Lebensjahr fort.

Die Lebenserwartung liegt bei maximal neun Jahren, viele Tiere sterben aber schon in ihrem ersten Lebensjahr beziehungsweise überleben den ersten Winter nicht. Besonders Jungtiere werden oft von Beutegreifern oder wildernden Katzen und Hunden gegriffen, oder sie verhungern oder sterben an Krankheiten wie der Myxomatose oder der Chinaseuche.

Weniger anzeigen

POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den natürlichen Prädatoren der Kaninchen zählen die Raubtiere Rotfuchs, Marder, Wiesel, Iltis, Hermelin, Luchse und Wölfe. Unter den Vögeln dezimieren Greifvögel, Eulen und größere Vertreter der Raben und Krähen den Bestand der Kaninchen etwas (Räuber-Beute-Beziehung).

Mehr anzeigen

Kaninchenbestände werden auch durch die Myxomatose, eine durch den Pockenerreger Leporipoxvirus myxomatosis ausgelöste Viruserkrankung, dezimiert. Das Virus führt zu einem starken Anschwellen der Schleimhäute, was erkrankten Kaninchen auch leicht anzusehen ist. Während die Sterblichkeit bei dieser Erkrankung jedoch nur bei 40 bis 60 % liegt, hat sich das in den letzten Jahren gehäufte Auftreten der Chinaseuche (RHD, Rabbit hemorrhagic disease) mit einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent katastrophal auf die Bestände in ganz Mitteleuropa ausgewirkt.

Da in Australien natürliche Feinde der Kaninchen fehlen, führte das zu einer sehr starken Vermehrung und Nahrungskonkurrenz (intraspezifische Konkurrenz). Alle Regulierungsmaßnahmen (Zäune, Abschuss, Gift) blieben ohne Erfolg. Zur Bekämpfung der Kaninchenpopulation führte man deshalb 1951 das Myxomatosevirus ein. Die Tiere entwickelten jedoch nach etwa 20 Jahren eine Resistenz gegen das Virus. Es wurde dann 1995 ein anderes Virus, das Calicivirus, das die Chinaseuche auslöst, eingeführt, um die Population zu dezimieren.

Der französische Mikrobiologe und Hochschullehrer Paul-Félix Armand-Delille (1874–1963) war maßgeblich verantwortlich für die Beinaheausrottung der Wildkaninchen in Europa, mit weitreichenden Folgen etwa für den Bestand der Luchspopulation in Südspanien. Er hatte, um einer „starken Vermehrung“ auf seinem Landbesitz in Maillebois (Département Eure-et-Loir) entgegenzuwirken, am 14. Juni 1952 zwei Wildkaninchen mit einem brasilianischen Myxomatosevirusstamm, den er aus Lausanne hatte kommen lassen, infiziert.In den darauffolgenden zwei Jahren verbreitete sich der Erreger der Myxomatose im gesamten Europa. Dies führte gewissermaßen zu einer ökologischen Katastrophe, da etwa die Wildkaninchen Beutetiere des Pardelluchs (Lynx pardinus) sind (siehe auch Räuber-Beute-Beziehung), dessen Population auch hierdurch stark dezimiert wurde.

Obwohl vor allem die in weiten Teilen Europas, Asiens und anderer Regionen in der ganzen Welt verbreitete Unterart Oryctolagus cuniculus cuniculus in vielen Lebensräumen und Gebieten als Plage angesehen wird, wird das Wildkaninchen von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources als Art der Vorwarnliste (near threatened) eingestuft. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Bestände der Art in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen haben.

So wurden Rückgänge des Gesamtbestandes von 95 % seit 1950 sowie des Bestandes in Spanien um 80 % seit 1975 und des Bestandes in Portugal von 1995 bis 2002 um 24 % verzeichnet. Als Ursachen hierfür gelten vor allem Seuchen wie die oben genannten Myxomatose und Chinaseuche, der Rückgang geeigneter Lebensräume, sowie die Überbejagung durch den Menschen. In Deutschland ist der Bestand durch die genannten Seuchenzüge der letzten Jahre stark zurückgegangen. Das Kaninchen ist vielerorts verschwunden oder hat sich bei günstigen Umweltbedingungen stabilisiert. Die Jagd stellt in Regionen mit stabiler Population keine Gefährdung der Art dar.

Weniger anzeigen

Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Population des Wildkaninchens. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft, und ihre Zahl ist heute abnehmend.

Domestizierung

Das Wildkaninchen ist das einzige Kaninchen, das weitgehend domestiziert wurde. Es wurde in großem Umfang zur Ernährung oder als Haustier domestiziert. Es wurde erstmals im alten Rom gehalten, wo fötale Kaninchen als Laurices bekannt waren und als Delikatesse galten, und wurde im und seit dem Mittelalter zu einer Vielzahl von Rassen weiterentwickelt. Domestizierte Kaninchen wurden zumeist so gezüchtet, dass sie viel größer sind als Wildkaninchen. Durch selektive Züchtung wurde jedoch eine Bandbreite an Größen von "Zwerg" bis "Riese" geschaffen, die auf der ganzen Welt als Nahrungs- und Haustiere gehalten werden. Sie haben untereinander eine ebenso große Farbvielfalt wie andere Nutz- und Haustiere. Ihr Fell wird wegen seiner Weichheit geschätzt. Heute werden Angorakaninchen wegen ihres langen, weichen Fells gezüchtet, das oft zu Garn gesponnen wird.

DOMESTIZIERUNGSSTATUS Domestiziert

Lustige Fakten für Kinder

  • Ein anderer gebräuchlicher Name für das Wildkaninchen ist coney. Der Begriff "cony" oder "coney" geht dem Begriff "Kaninchen" voraus und tauchte erstmals im 13. Später bezog sich "cony" auf das erwachsene Tier, während sich "rabbit" auf die Jungtiere bezog.
  • Die Behausungen des Wildkaninchens befinden sich meist an Hängen und Ufern. Die Eingänge der Behausungen haben in der Regel einen Durchmesser von 10-50 cm und sind leicht an der nackten Erde an ihren Mündungen zu erkennen. Große Behausungen sind komplexe Aushöhlungen und werden nicht nach einem bestimmten Plan angelegt. Die meisten Behausungen der Wildkaninchen werden von außen gegraben, aber es gibt auch Baue, die von innen gegraben werden. Diese dienen als Notausgänge, wenn sie vor Prädatoren unter der Erde fliehen, und ihre Mündungen weisen keine nackte Erde auf, die für die Eingänge der Behausungen charakteristisch ist.
  • Sowohl Hirschkühe als auch Böcke graben Behausungen, die Hirschkühe jedoch mit mehr Geschick und über einen längeren Zeitraum.
  • Jungtiere schlafen in gemütlichen, mit Gras und Fell ausgekleideten Kammern, während erwachsene Tiere auf der nackten Erde schlafen, wahrscheinlich um Feuchtigkeit zu vermeiden, wobei die Wärme durch Kuscheln gesichert wird.
  • Je nach den Fett- und Proteinreserven des Körpers können Wildkaninchen im Winter etwa 2-8 Tage ohne Nahrung überleben.
  • Obwohl Wildkaninchen Pflanzenfresser sind, fressen sie gelegentlich auch Schnecken.

Coloring Pages

Referenzen

1. Wildkaninchen artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Wildkaninchen
2. Wildkaninchen auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/41291/170619657

Mehr faszinierende Tiere zum Kennenlernen