Das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ist die einzige Art in der Gattung Altweltliche Kaninchen (Oryctolagus) innerhalb der Familie der Hasen (Leporidae). Es ist die Stammform aller im deutschen Sprachraum bekannten Hauskaninchen.
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Temporaler SpezialistAls temporaler Spezialist wird eine Tierart bezeichnet, die in Bezug auf den circadian genannten, vierundzwanzigstündigen Rhythmus von Tag- und Nac...
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PflanzenfresserPflanzenfresser sind als Primärkonsumenten eine der Gruppen, in die die Ökologie die Konsumenten einteilt. Die nächsthöhere trophische Ebene stelle...
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GrassfresserIn der Zoologie ist ein Grassfresser (nicht zu verwechseln mit einem Körnerfresser) ein pflanzenfressendes Tier, das sich hauptsächlich von Gras er...
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KoprophagieTe
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
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SpringendSpringen ist das Abschnellen des Körpers vom Boden, wobei ein oder mehr Füße eingesetzt werden, um Höhe, Weite oder Tiefe zu überwinden. Kleine Sp...
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WeidegängerWeidegang ist eine Fütterungsmethode, bei der ein Pflanzenfresser Pflanzen wie Gräser oder andere mehrzellige Organismen wie Algen frisst. In der L...
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KosmopolitEin Kosmopolit ist ein Lebewesen, das in ihm zusagenden Biotopen weltweit oder über weite Teile der Erde verbreitet ist. Das zugehörige Adjektiv is...
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RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
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ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
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BehausungMo
MonogamMonogamie bezeichnet bei Tieren eine lebenslange exklusive Fortpflanzungsgemeinschaft zwischen zwei Individuen einer Art. Beim Menschen ist mit dem...
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PolygyniePolygynie ist ein Paarungssystem, bei dem ein Männchen mit mehreren Weibchen lebt und sich mit ihnen paart, aber jedes Weibchen sich nur mit einem ...
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SozialDo
DominanzhierarchieKo
KolonieAls Kolonie bezeichnet man in der Zoologie und der Mikrobiologie eine Gruppe von Lebewesen, die in unmittelbarer Nähe zueinander leben und deren Si...
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Keine TierwanderungTiere, die keine saisonalen Wanderungen machen und das ganze Jahr über in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet bleiben, werden als Keine Tierwanderu...
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DomestiziertDomestizierte Tiere sind Tiere, die an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst sind. Es ist die gegenseitige Beziehung zwischen Tieren und Men...
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Glückliche TiereWildkaninchen haben ein graubraunes Fell. Im Nackenbereich ist es braun bis rostrot gefärbt. Im Gegensatz zum Feldhasen hat das Wildkaninchen relativ kurze Ohren (Löffel, 6–8 cm), ist deutlich zierlicher (1,3 bis 2,2 kg) und hat kürzere Hinterbeine. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt zwischen 35 und 45 Zentimetern, der Schwanz (Blume) wird vier bis sieben Zentimeter lang.
Die ursprüngliche Verbreitung des Wildkaninchens nach dem Ende der Weichsel-Kaltzeit beschränkte sich auf den größten Teil der Iberischen Halbinsel, Südfrankreich und Nordafrika. So leitet sich der Name Spanien vom Phönizischen ab und bedeutet eigentlich „Land der Schliefer“, weil die Phönizier die dort heimischen Kaninchen nicht kannten und sie mit dem Wort für die ihnen aus ihrer Heimat bekannten Schliefer bezeichneten. Seit der Antike wurde es in Italien und Westeuropa eingebürgert, im Mittelalter wurde es nach Frankreich und auf die Britischen Inseln gebracht, in der frühen Neuzeit nach Deutschland, 1934 auf die Insel Sweti Iwan in Bulgarien sowie auf viele weitere Inseln in allen Ozeanen.
Heute lebt die Art in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien und Island. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien (1788 und 1859) und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika und Nordamerika eingebürgert sowie Mitte des 20. Jahrhunderts auch in Südamerika, nach mehreren erfolglosen Versuchen seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Außerdem lebt es auf zahlreichen Inseln des Pazifik, vor der afrikanischen Küste und in der Karibik.
Wildkaninchen leben gesellig in mehr oder weniger großen Kolonien. Sie legen unterirdische Baue vorzugsweise in sandigem, lockerem Boden an, weshalb von Menschen aufgeschüttete Erdwälle häufig als Grundlage für die Baue genutzt werden. Die Gänge können bis zu drei Meter tief in die Erde hineinreichen und 45 Meter lang sein. Kaninchen sind dämmerungsaktive Tiere, manchmal kann man sie allerdings beim Sonnenbaden am frühen Morgen, in Städten, wo sie als Kulturfolger leben, auch tagsüber beobachten. Bei Gefahr können Kaninchen mit den Hinterläufen weithin vernehmbar auf die Erde klopfen, sie „trommeln“. Mit diesem Klopfen signalisieren sie ihren Artgenossen eine drohende Gefahr. Bei Schmerz oder großer Angst können sie schrille langgezogene Schreie ausstoßen.
Wildkaninchen sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern, Kräutern und Blättern ernähren. Gelegentlich verzehren sie auch Rinde und Zweige.
Der Dünndarm der Kaninchen erreicht eine Länge von etwa 3 bis 3,5 Metern. Aufgenommene Nahrung wird nicht nur im Magen, sondern vor allem in dem sehr großen Blinddarm (Caecum) gespeichert. Da Kaninchen – wie alle anderen Säugetiere – keine cellulosespaltenden Enzyme produzieren, werden die schwerverdaulichen Pflanzenbestandteile vor allem im Blinddarm durch die Darmflora fermentiert. Die Darmflora besteht vor allem aus Bacteroides. Der nach 2 bis 12 Stunden Speicherzeit entstehende Blinddarmkot besteht etwa zur Hälfte aus unverdauten Nahrungsbestandteilen und Bakterien-Biomasse. Im Enddarm werden nun, abhängig von der Tageszeit, zwei verschiedene Sorten Kot produziert. Der vor allem in der Nacht gebildete und morgens ausgeschiedene Kot bleibt weich, er wird unmittelbar nach der Ausscheidung von dem Tier erneut gefressen, um die enthaltene Bakterienbiomasse und die bei der Fermentation entstehenden Vitamine, Aminosäuren und Proteine aufzunehmen. Dem tagsüber entstehenden Kot wird die Feuchtigkeit entzogen, es werden harte Kügelchen gebildet, die vom Tier ausgeschieden und nicht wieder aufgenommen werden. Der Vorgang wird Caecotrophie genannt.
Weibliche Kaninchen haben keinen regelmäßigen Sexualzyklus. Saisonal und individuell kann der Zyklus stark variieren. Meist wechseln sich sieben bis zehn fruchtbare Tage mit ein bis zwei unfruchtbaren Tagen ab.
Während der fruchtbaren Zeit kann es jederzeit durch den Deckakt zu Eisprüngen kommen. Während des Deckens werden über einen Reflex Hormone freigesetzt, die nach etwa zwölf Stunden die Eisprünge (Ovulation) auslösen. Durch diesen Mechanismus treffen die Spermien, die noch einige Zeit im Uterus des Weibchens weiterleben, stets auf frische Eizellen.
Während der Rammelzeit kommt es zu Kämpfen, zumeist unter den Männchen. Bei diesen Auseinandersetzungen kommt es dazu, dass sich die Tiere gegenseitig Haarbüschel ausreißen, diese werden in der Jägersprache als Rammelwolle bezeichnet.
Die Paarungszeit hängt vom Verbreitungsgebiet ab. In Spanien liegt sie zwischen Herbst und Frühling, in Mitteleuropa zwischen Februar und Juli, auf der Südhalbkugel entsprechend in der anderen Jahreshälfte. Die Vermehrungsrate ist enorm: das Weibchen kann fünf bis sieben Würfe pro Jahr austragen, die Tragzeit beträgt zwischen vier und fünf Wochen und die Wurfgröße durchschnittlich fünf bis sechs, in Ausnahmefällen bis zu neun Jungtiere.
Für die Geburt legt das Weibchen einen eigenen Bau abseits vom Gemeinschaftsbau an, die sogenannte Setzröhre. Den Eingang verschließt es mit Gras und Blättern und scharrt Erde darüber. Neugeborene sind nackt und blind (Nesthocker) und wiegen rund 40 bis 50 Gramm. Nach zehn Tagen öffnen sie die Augen, mit drei Wochen verlassen sie erstmals die Setzröhre und nach vier Wochen werden sie von der Muttermilch entwöhnt. Obgleich sie schon früher geschlechtsreif werden, pflanzen sich die meisten Tiere erstmals in ihrem zweiten Lebensjahr fort.
Die Lebenserwartung liegt bei maximal neun Jahren, viele Tiere sterben aber schon in ihrem ersten Lebensjahr beziehungsweise überleben den ersten Winter nicht. Besonders Jungtiere werden oft von Beutegreifern oder wildernden Katzen und Hunden gegriffen, oder sie verhungern oder sterben an Krankheiten wie der Myxomatose oder der Chinaseuche.
Zu den natürlichen Prädatoren der Kaninchen zählen die Raubtiere Rotfuchs, Marder, Wiesel, Iltis, Hermelin, Luchse und Wölfe. Unter den Vögeln dezimieren Greifvögel, Eulen und größere Vertreter der Raben und Krähen den Bestand der Kaninchen etwas (Räuber-Beute-Beziehung).
Kaninchenbestände werden auch durch die Myxomatose, eine durch den Pockenerreger Leporipoxvirus myxomatosis ausgelöste Viruserkrankung, dezimiert. Das Virus führt zu einem starken Anschwellen der Schleimhäute, was erkrankten Kaninchen auch leicht anzusehen ist. Während die Sterblichkeit bei dieser Erkrankung jedoch nur bei 40 bis 60 % liegt, hat sich das in den letzten Jahren gehäufte Auftreten der Chinaseuche (RHD, Rabbit hemorrhagic disease) mit einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent katastrophal auf die Bestände in ganz Mitteleuropa ausgewirkt.
Da in Australien natürliche Feinde der Kaninchen fehlen, führte das zu einer sehr starken Vermehrung und Nahrungskonkurrenz (intraspezifische Konkurrenz). Alle Regulierungsmaßnahmen (Zäune, Abschuss, Gift) blieben ohne Erfolg. Zur Bekämpfung der Kaninchenpopulation führte man deshalb 1951 das Myxomatosevirus ein. Die Tiere entwickelten jedoch nach etwa 20 Jahren eine Resistenz gegen das Virus. Es wurde dann 1995 ein anderes Virus, das Calicivirus, das die Chinaseuche auslöst, eingeführt, um die Population zu dezimieren.
Der französische Mikrobiologe und Hochschullehrer Paul-Félix Armand-Delille (1874–1963) war maßgeblich verantwortlich für die Beinaheausrottung der Wildkaninchen in Europa, mit weitreichenden Folgen etwa für den Bestand der Luchspopulation in Südspanien. Er hatte, um einer „starken Vermehrung“ auf seinem Landbesitz in Maillebois (Département Eure-et-Loir) entgegenzuwirken, am 14. Juni 1952 zwei Wildkaninchen mit einem brasilianischen Myxomatosevirusstamm, den er aus Lausanne hatte kommen lassen, infiziert.In den darauffolgenden zwei Jahren verbreitete sich der Erreger der Myxomatose im gesamten Europa. Dies führte gewissermaßen zu einer ökologischen Katastrophe, da etwa die Wildkaninchen Beutetiere des Pardelluchs (Lynx pardinus) sind (siehe auch Räuber-Beute-Beziehung), dessen Population auch hierdurch stark dezimiert wurde.
Obwohl vor allem die in weiten Teilen Europas, Asiens und anderer Regionen in der ganzen Welt verbreitete Unterart Oryctolagus cuniculus cuniculus in vielen Lebensräumen und Gebieten als Plage angesehen wird, wird das Wildkaninchen von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources als Art der Vorwarnliste (near threatened) eingestuft. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Bestände der Art in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen haben.
So wurden Rückgänge des Gesamtbestandes von 95 % seit 1950 sowie des Bestandes in Spanien um 80 % seit 1975 und des Bestandes in Portugal von 1995 bis 2002 um 24 % verzeichnet. Als Ursachen hierfür gelten vor allem Seuchen wie die oben genannten Myxomatose und Chinaseuche, der Rückgang geeigneter Lebensräume, sowie die Überbejagung durch den Menschen. In Deutschland ist der Bestand durch die genannten Seuchenzüge der letzten Jahre stark zurückgegangen. Das Kaninchen ist vielerorts verschwunden oder hat sich bei günstigen Umweltbedingungen stabilisiert. Die Jagd stellt in Regionen mit stabiler Population keine Gefährdung der Art dar.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Population des Wildkaninchens. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft, und ihre Zahl ist heute abnehmend.
Das Wildkaninchen ist das einzige Kaninchen, das weitgehend domestiziert wurde. Es wurde in großem Umfang zur Ernährung oder als Haustier domestiziert. Es wurde erstmals im alten Rom gehalten, wo fötale Kaninchen als Laurices bekannt waren und als Delikatesse galten, und wurde im und seit dem Mittelalter zu einer Vielzahl von Rassen weiterentwickelt. Domestizierte Kaninchen wurden zumeist so gezüchtet, dass sie viel größer sind als Wildkaninchen. Durch selektive Züchtung wurde jedoch eine Bandbreite an Größen von "Zwerg" bis "Riese" geschaffen, die auf der ganzen Welt als Nahrungs- und Haustiere gehalten werden. Sie haben untereinander eine ebenso große Farbvielfalt wie andere Nutz- und Haustiere. Ihr Fell wird wegen seiner Weichheit geschätzt. Heute werden Angorakaninchen wegen ihres langen, weichen Fells gezüchtet, das oft zu Garn gesponnen wird.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...