Gürtelmull
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Familie
Unterfamilie
Gattung
SPEZIES
Chlamyphorus truncatus
Populationsgrösse
100
Lebensdauer
4-10 years
Gewicht
120
4
goz
g oz 
Länge
90-115
3.5-4.5
mminch
mm inch 

Der Gürtelmull, auch Kleiner Gürtelmull, (Chlamyphorus truncatus) ist eine Art der Gürteltiere (Dasypoda) und gehört gemeinsam mit dem Burmeister-Gürtelmull (Calyptophractus retusus) zu den kleinsten Vertretern dieser Familie. Wie dieser lebt er größtenteils unterirdisch und ernährt sich hauptsächlich von Insekten. Über die Lebensweise des Gürtelmulls ist darüber hinaus kaum etwas bekannt. Da der Gürtelmull nur selten beobachtet wird, kann zum Status seiner Bedrohung gegenwärtig keine Aussage gemacht werden.

Aussehen

Der Gürtelmull gehört zu den kleinsten Vertretern der Gürteltiere und erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 11 bis 15,4 cm, der Schwanz wird rund 3 cm lang, das Gewicht liegt bei circa 120 g. Der Kopf ist mit 4 cm Länge relativ kurz und an der Schnauze schmal, im hinteren Bereich aber breit. Die sehr kleinen Augen liegen dabei etwa 2 cm auseinander; charakteristisch ist aber vor allem das Fehlen von sichtbaren Ohrmuscheln, die nur durch eine leichte Erhebung dicht hinter den Augen angedeutet sind. Der typische Kopfschild wird sehr breit und besteht im hinteren Abschnitt aus größeren Knochenplättchen, die in Reihen angeordnet sind. Im vorderen Bereich, der bis nahe zur Nase reicht, sind diese kleiner und eher unsortiert. Der Rückenpanzer, der sich kontinuierlich aus dem Kopfschild entwickelt, ist im Gegensatz zu dem des Burmeister-Gürtelmulls (Calyptophractus retusus) nur an der mittleren Körperachse mit dem Skelett verbunden. Er besteht ebenfalls aus in 24 Reihen angeordneten, quadratisch bis rhombisch geformten Knochenplättchen, wobei jede Reihe durch eine schmale Hautfalte abgesetzt wird. Lediglich einige wenige Reihen am vorderen und hinteren Ende des Rückenpanzers sind fest verwachsen. Die Anzahl der knöchernen Plättchen pro Reihe variiert von 15 bis 22, im hinteren Panzerbereich, der am breitesten ist, liegt sie bei 24. Die hinterste Reihe knickt nach unten ab und steht senkrecht zur Körperachse, wo sie den Becken- oder Steißpanzer formt, eine Bildung, die außer beim Burmeister-Gürtelmull bei keiner anderen Gürteltierart vorkommt. Sie hat eine ovale Form und weist eine Einbuchtung am unteren Rand auf, an der der Schwanz ansetzt, und besteht aus fünf halbkreisartig angeordneten Knochenplättchen von ebenfalls quadratischer Form. Eine weitere Panzerung findet sich am Schwanz, der flach und spachtelförmig ausläuft, im Gegensatz zum spitzen Schwanz des Burmeister-Gürtelmulls. Der gesamte Panzer ist rosafarben oder gelblich gefärbt, äußerst selten treten völlig schwarz gefärbte Tiere auf (Melanismus). Oberhalb des Beckenpanzers ragt ein Saum von langen, borstenartigen Haaren hervor. Die Flanken und der Bauch sind gleichfalls mit dichtem, weißem Fell bedeckt. Die kurzen Gliedmaßen enden vorn in vier und hinten in fünf Zehen, die starke, gebogene Krallen tragen, wobei die mittleren der Vorderfüße mit bis zu 2 cm Länge am kräftigsten ausgebildet sind.

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Das Gebiss besteht aus einfachen, nagelartig geformten Zähnen, die an Molaren erinnern, jedoch durch das Fehlen von Zahnschmelz von jenen der anderen Säugetiere abweichen. Je Kieferbogen befinden sich im Oberkiefer 7 bis 8, im Unterkiefer 8 Zähne, insgesamt also 30 bis 32. Der Schwanz wird weiterhin aus insgesamt 14 Wirbeln gebildet. Markant ist vor allem die Ausprägung der Vorderbeine, die an der Ulna ein kräftiges oberes Gelenk (Olecranon) besitzen. Dieses erreicht eine Ausdehnung von 1,2 cm bei einer Gesamtknochenlänge von 2,9 cm. Derartig massive Gelenke an den Vorderbeinen sind typisch für Tiere mit grabender Lebensweise.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Der Gürtelmull lebt ausschließlich im südlichen Südamerika in den Ebenen des zentralen Argentinien. Hier kommt er vom Meeresspiegelniveau bis zu einer Höhe von 1500 m vor. Das Gesamtverbreitungsgebiet wird mit 350.000 km² angegeben, die Größe des tatsächlich bewohnten Gebietes oder die Dichte der Population sind aber weitgehend unbekannt. Als bevorzugte Habitate gelten trockene Grasländer und sandige Ebenen mit buschartiger Vegetation, die sich durch trockene Klimate mit weniger als 400 mm Jahresniederschlag auszeichnen.

Gürtelmull Lebensraum-Karte
Gürtelmull Lebensraum-Karte
Gürtelmull
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Lebensweise des Gürtelmulls ist weitgehend unerforscht. Er ist einzelgängerisch und sowohl tag- als auch nachtaktiv, eine einzelne Aktivitätsphase dauert bis zu drei Stunden, die mit Futtersuche und Graben verbracht wird, worauf bis zu sechs Stunden Ruhe folgen. Dabei lebt der Gürtelmull in unterirdischen, selbst gegrabenen Bauen und kommt nur selten an die Oberfläche. Allgemein ist er ein geschickter Gräber, der sich binnen weniger Sekunden eingraben kann, wobei er meistens mit der Nase zu scharren beginnt, später die kräftigen Vorderpfoten benutzt und mit den Hinterbeinen die Erde wegdrückt. Dabei verhindert sein abgewinkelter Steißpanzer häufig das Zurückfallen des Aushubs in den gegrabenen Tunnel. Mehrere Typen an Bauen sind bekannt: So gibt es einerseits sehr kleine Höhlen, die wohl kurzfristige Verstecke darstellen, andererseits auch mehrere Meter lange und überwiegend unverzweigte Gänge mit zwei oder mehreren, 6 bis 7 cm weiten Eingängen, zudem können am Ende der Gänge auch vergrößerte Kammern auftreten. Beide Bautypen werden in der Regel in Hanglagen eingegraben und reichen selten tiefer als 15 cm unter die Oberfläche. Auch die Nahrungsaufnahme erfolgt weitgehend unterirdisch; als Hauptspeise werden vor allem Insekten, zumeist Käfer und deren Larven, aber auch Ameisen, Würmer und Schnecken verzehrt, nur selten frisst die Gürteltierart pflanzliches Material wie Wurzeln. Der Gürtelmull ist somit als ein generalisierter Insektenfresser einzustufen. Über die Fortpflanzung ist kaum etwas bekannt, möglicherweise kommt pro Wurf ein Jungtier zur Welt, das 3 bis 4 cm groß ist. Die Geburt findet im Sommer statt. Bei drohender Gefahr gräbt sich ein Tier ein und verschließt mit der Beckenpanzerung den Eingang des Baues; im offenen Gelände setzt es sich auf den Steißpanzer und krümmt den Körper, um den empfindlichen Bauch zu schützen.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Rosa Gürtelmullen sind Fleischfresser (Insektenfresser). Ameisen und Larven sind ihre Hauptnahrungsquelle, wenn sie unter der Erde leben. Die Gürteltiere sind dafür bekannt, dass sie auch Würmer, Schnecken und verschiedene Insekten fressen. Wenn diese Insekten und wirbellosen Tiere nicht gefunden werden können, sind Pflanzenblätter und Wurzeln eine gute sekundäre Nahrungsoption für ihren unterirdischen Lebensstil.

Paarungsgewohnheiten

Da sie selten sind, ist nur wenig über das Fortpflanzungsverhalten von Gürtelmullen bekannt. Sie sind Solitäre und können polygyn sein, was bedeutet, dass ein Männchen das alleinige Paarungsrecht mit einer Reihe von Weibchen hat. Normalerweise wird ein Jungtier geboren. Die Schale wird nicht vollständig gehärtet, bis das Tier ausgewachsen ist.

POPULATION

Populationsgefährdung

Der Gürtelmull ist ein eher seltenes Tier, aufgrund seiner unterirdischen Lebensweise wird er zudem selten beobachtet. Allerdings konnte in einer Studie aus dem Jahr 2011 eine deutlich weitere Verbreitung ermittelt werden als ursprünglich angenommen. Zugleich ist auch ein erheblicher Rückgang an Sichtungen dieser Gürteltierart zu vermerken, was als ein Schwinden der Populationen angesehen wird. Die Gründe dafür liegen in der Umwandlung des Lebensraums in Acker- und Weideland sowie in der Nachstellung durch frei lebende Katzen und anderer Tiere, vom Menschen wird sie aber kaum gejagt.

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Aufgrund der Seltenheit und fehlender wissenschaftlicher Beobachtungen stuft die IUCN den Gürtelmull in die Kategorie „unzureichende Datenlage“ (data deficient) ein. Darüber hinaus ist es bisher nicht gelungen, diese Gürteltierart in Gefangenschaft zu züchten. Einer der jüngsten Versuche endete nach acht Monaten, wobei eine hohe Stressanfälligkeit beobachtet wurde; überhaupt ist die Haltung dieser Tiere schwierig, kein Tier hat in menschlicher Obhut länger als drei oder vier Jahre überlebt. Der Gürtelmull ist in mehreren Naturschutzgebieten vertreten, etwa im Nationalpark Lihué Calel und im Nationalpark Talampaya.

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Populationszahl

Laut der Ressource Pink Fairy Armadillo liegt die Gesamtpopulationsgröße der Art bei etwa 100 Individuen. Derzeit wird sie auf der Roten Liste der IUCN als Unzureichende Datengrundlage (DD) eingestuft.

Ökologische Nische

Lustige Fakten für Kinder

  • Das Gürtelmull hat den Spitznamen "Sandschwimmer", weil es sich so schnell durch den Boden wühlen kann wie ein Fisch, der im Meer schwimmt.
  • Gürteltier ist das spanische Wort für "kleiner Gepanzerter".
  • Gürteltiere können gut schwimmen und beim Tauchen bis zu 6 Minuten lang die Luft anhalten.
  • Gürteltiere sind hervorragende Kletterer und können über einen Zaun klettern, wenn sie sich nicht darunter durchgraben können.
  • Gürteltiere schlafen 16-18 Stunden am Tag in ihren Höhlen.

Referenzen

1. Gürtelmull artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCrtelmull
2. Gürtelmull auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/4704/0

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