Przewalski-Pferd

Przewalski-Pferd

Tachi, Asiatisches wildpferd, Mongolisches wildpferd

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Equus ferus
Populationsgrösse
1,988
Lebensdauer
20-25 years
Höchstgeschwindigkeit
69
43
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
200-300
440-660
kglbs
kg lbs 
Höhe
122-142
48-55.9
cminch
cm inch 
Länge
2
7
mft
m ft 

Das Przewalski-Pferd (Equus przewalskii), auch Tachi, Asiatisches Wildpferd oder Mongolisches Wildpferd genannt, ist eine Art aus der Gattung der Pferde. Benannt ist es nach dem russischen Expeditionsreisenden Nikolai Michailowitsch Przewalski, der 1878 von einer seiner Expeditionen nach Zentralasien Haut und Schädel der in der westlichen Welt weitgehend unbekannten Pferdeart nach St. Petersburg mitbrachte. Wissenschaftlich eingeführt wurde sie dann drei Jahre später. Als besondere Kennzeichen der Tiere können der kompakte Körperbau, die relativ dunkle Fellfärbung, die Stehmähne und die Ausbildung von langen Haaren nur in der unteren Hälfte des Schwanzes genannt werden. Darüber hinaus tritt häufig ein Aalstrich und gelegentlich eine Beinstreifung auf.

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Zum Zeitpunkt seiner wissenschaftlichen Benennung war das Przewalski-Pferd bereits sehr selten. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es nur rund 30 Individuen in menschlicher Obhut, lediglich im Prager Zoo und im Tierpark Hellabrunn in München kamen noch Fohlen der Art zur Welt. Das letzte freilebende Exemplar wurde 1969 gesichtet. Durch engagierte Zuchtprogramme konnte das Überleben des Przewalski-Pferdes jedoch bis heute gesichert werden, die Anzahl stieg wieder auf rund 2000 Individuen an. Die Koordination der Züchtungen wurde durch die Etablierung eines Zuchtbuches im Jahr 1959 verbessert. Es wird vom Zoo in Prag geführt, das EEP-Zuchtbuch betreut der Zoo zu Köln.

In mehreren Initiativen wird versucht, das Przewalski-Pferd erneut in der freien Wildbahn zu etablieren, wodurch die Art wieder in einigen wenigen Naturschutzgebieten in der Mongolei anzutreffen ist. Hinzu kommen einzelne, weltweit verteilte Reservate mit halbwild gehaltenen Beständen. Die Tiere sind herdenbildend und treten in Familienverbänden auf, die von einem Hengst geleitet werden und sich aus Stuten und deren Fohlen zusammensetzen. Daneben gibt es noch reine Junggesellengruppen. Die Herden durchstreifen große Aktionsräume in offenen Landschaften. Die Nahrung setzt sich vor allem aus Gräsern zusammen. Das Fressen nimmt einen Großteil der Tageszeit in Anspruch und findet zumeist morgens und abends statt. Der Nachwuchs wird überwiegend im Frühjahr geboren und intensiv betreut. In seinem gesamten Verhaltensrepertoire zeigt das Przewalski-Pferd starke Ähnlichkeiten zum Hauspferd.

Ausweislich genetischer und anatomischer Befunde sind beide Formen, das Przewalski-Pferd und das Hauspferd, eng miteinander verwandt. Teilweise galt das Przewalski-Pferd daher auch als Unterart des Hauspferdes oder des „Wildpferdes“. Aus taxonomischer Sicht wird es heute vielfach als eigenständige Art eingestuft, wofür ebenfalls verschiedene Merkmale sprechen. Allgemein sah man das Przewalski-Pferd als den letzten überlebenden Vertreter der eurasischen wildlebenden Pferde und als deren östlichste Variante an. Eine genetische Studie aus dem Jahr 2018 erbrachte indes, dass es sich höchstwahrscheinlich um verwilderte Abkömmlinge einer in der Zeit der Botai-Kultur vor rund 5500 Jahren domestizierten Pferdegruppe handelt. Die Ansicht, dass diese Pferde domestiziert waren, wird aber nicht in jedem Fall geteilt.

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Aussehen

Das äußere Erscheinungsbild des Przewalski-Pferdes kann nach originalen Beschreibungen erlegter Individuen und den Geburten der ersten Generation importierter Wildfänge des beginnenden 20. Jahrhunderts dargelegt werden. Demnach hat das Przewalski-Pferd eine Kopf-Rumpf-Länge von 220 bis 280 cm – hinzu kommt ein Schwanz von 99 bis 110 cm Länge (mit Haar; ohne Haar: 38 bis 60 cm) – und eine Widerristhöhe zwischen 134 und 146 cm. Das Gewicht variiert von 200 bis 300 kg. Hengste sind mit einer Widerristhöhe von 138 bis 146 cm etwas größer als die Stuten, die 134 bis 140 cm messen. Bezogen auf das Gewicht werden Hengste zwischen 260 und 297 kg schwer, Stuten zwischen 244 und 280 kg. Die Tiere entsprechen damit in ihrer Körpermasse einem kleinen bis mittleren Hauspferd (Equus caballus). Der Körperbau erweckt aufgrund des breiten Rumpfes einen gedrungenen Eindruck. Der Hals ist kurz und dick, der Widerrist hebt sich nicht prominent empor. Der Rücken bildet eine gerade Linie, die Kruppe ist sanft gerundet und nicht gespalten. Die Beine zeigen sich vergleichsweise kurz und kräftig. Der Kopf wirkt im Verhältnis zum Körper groß, vor allem verglichen mit der Schulterhöhe, und ist kastenförmig gestreckt. Im Profil ist die Stirnlinie gerade bis leicht gewölbt, die Unterseite verläuft gerade. Das Rostrum ist kurz und hoch. Dadurch treffen sich die obere und untere Profillinie beim Przewalski-Pferd in einem Winkel von 16° bis 18°30’ (bei Jungtieren bis 21°). Im Unterschied zum Hauspferd ist der Winkel somit schärfer ausgeprägt, bei letzterem beträgt er 25° bis 32°. Die Oberlippe ragt etwas über die Unterlippe, die Nüstern sind dunkel eingefasst. Die Ohrenränder zeigen sich innen und außen schwarz gesäumt, die Ohrlänge beträgt rund 14 cm.

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Der Schädel wird 47,1 bis 48,9 cm lang. Im Schädelbau treten einzelne Merkmale auf, die das Przewalski-Pferd vom Hauspferd unterscheiden. Bei ersterem ist die Orbita eher oval geformt und somit oben und unten etwas gepresst, bei letzteren hingegen rundlich. Der vordere Rand des Augenfensters zeigt sich prominenter. Außerdem ist beim Przewalski-Pferd der Naseninnenraum höher als beim Hauspferd und reicht weiter nach hinten. Er endet etwa hinter dem zweiten Prämolar, beim Hauspferd ungefähr auf dessen Mittelachse. Gleiches gilt für den Gaumen, der beim Przewalski-Pferd bis hinter den dritten Molaren reicht, beim Hauspferd bis zum Übergang vom zweiten zum dritten. Am Unterkiefer zeigt sich der horizontale Knochenkörper beim Przewalski-Pferd massiver, der aufsteigende Ast ist kürzer und stärker vertikal orientiert als im Vergleich beim Hauspferd. Das Gebiss stimmt weitgehend mit dem der anderen Pferde überein. Es ist nur wenig reduziert, die Zahnformel lautet:. Dadurch sind 36 bis 44 Zähne ausgebildet. Zwischen dem vorderen und dem hinteren Gebiss besteht ein ausgedehntes Diastema, das im Unterkiefer zwischen 6,8 und 8,3 cm Länge erreicht. Der vorderste Prämolar, der Wolfszahn, ist, wenn ausgebildet, eher klein, die restlichen Prämolaren ähneln den Molaren. Alle Backenzähne sind hochkronig (hypsodont) und mit einem komplexen Zahnschmelzmuster auf der Kauoberfläche ausgestattet. Die obere Zahnreihe wird 18 bis 19 cm lang, wovon die Vormahlzähne rund 10, die Mahlzähne etwas mehr als 8 cm beanspruchen.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Subkontinente
Biogeografische Bereiche

Das Przewalski-Pferd besiedelte einst als östlichste Wildpferdform einen größeren Teil der eurasischen Steppenlandschaften. Das genaue Verbreitungsgebiet in historischer Zeit ist unbekannt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Tiere vermutlich nur noch in der Dsungarei vor. Angaben über Fang- und Sichtungsorte aus dieser Zeit lassen sich einer Region zuordnen, die von 85 bis 95° O und 44 bis 50° N reichte. Zwischen den Jahren 1903 und 1947, als das letzte Mal ein Przewalski-Pferd gefangen werden konnte, wurden keine Berichte über die Sichtung von Wildpferden publiziert. Erst in den 1950er und 1960er Jahren gab es wieder vereinzelte Sichtungsmeldungen. Die letzte Beobachtung auf chinesischem Gebiet war in den späten 50er Jahren. Im Jahr 1969 wurden wildlebende Individuen von einer durch das biologische Institut der Akademie der Wissenschaften der Mongolei organisierten Expedition dokumentiert, was gleichzeitig die bislang letzte Beobachtung ist. Alle Sichtungen dieser späten Zeit erstrecken sich über eine Region vom Bajtag-Bogdo im Westen bis zum Tachin-Schara-Nuru im Osten. Das Beobachtungsgebiet umfasst somit 93 bis 94° O und 45 bis 46° N.

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Bei den Gebieten, aus denen die letzten Meldungen über das Przewalski-Pferd stammen, handelt es sich um windexponierte Hochebenen der Gobi mit Höhenlagen um 1000 bis 1400 m. Die Vegetation kann lokal recht dicht sein und besteht dann überwiegend aus hochwachsendem Saxaul (Haloxylon ammodendron). Daneben kommen unter anderem auch der Europäische Queller (Salicornia europaea), die mit dem Wermut verwandte Form Artemisia incana, die Grasarten Lasiagrostis splendens und Stipa orientalis sowie die Krautarten Tulipa uniflora und Rheum nanum vor. In anderen Bereichen dagegen findet sich nur eine dünne Pflanzendecke aus verschiedenen Salzkräutern. Die Tagestemperaturen unterliegen Schwankungen bis zu 25 Grad, da auch im Sommer die Nächte sehr kalt sind. Der Januar ist der kälteste Monat mit Durchschnittstemperaturen von −15 bis −18 °C. In den Sommermonaten kann die Lufttemperatur bis zu 40 °C betragen. Die wenigen Niederschläge fallen überwiegend in den Sommermonaten und übersteigen selten 400 mm pro Jahr. Zu den Säugetieren, die im Lebensraum des Przewalski-Pferdes gleichfalls heimisch sind, zählen unter anderem der Dschiggetai (Mongolischer Halbesel), verschiedene Antilopen- und Gazellenarten wie die Saiga, die Mongolische Gazelle und die Mongolische Kropfgazelle sowie der Wolf.

Es ist momentan ungeklärt, ob es sich bei den Gebieten der letzten Sichtungen um ein bevorzugtes Habitat des Przewalski-Pferdes handelt oder ob es ein randliches Refugium bildet, in das die Tiere aufgrund jahrtausendelanger Konkurrenz mit den nomadisch lebenden Viehzüchtern Zentral- und Nordasiens abgedrängt worden waren. Eine vertretene Position meint, dass das Przewalski-Pferd aufgrund seiner östlichen Verbreitung an eher trockene Landschaften angepasst war. Ihr steht die Meinung gegenüber, dass die Tiere, wie andere caballine Pferde auch, eher mittelfeuchte Graslandgebiete bevorzugten. Zumindest die modernen Wildbestände entwickeln sich in feuchteren Landschaften besser, die neben einer dichteren Vegetationsdecke auch näher gelegene Wasserressourcen bieten.

In den 1990er Jahren war der Bestand des Przewalski-Pferdes auf über 1500 Individuen angewachsen, so dass Pläne aufkamen, die Tiere wieder in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet auszuwildern. Es wurden anfangs zwei Regionen in der Mongolei ausgewählt. Eine davon befindet sich in Tachin-Tal im Großen Gobi-B-Schutzgebiet im Süden des Landes, was in etwa der Region entspricht, in der auch die letzte Sichtung eines Przewalski-Pferdes erfolgte. Die andere betrifft den Nationalpark Chustain Nuruu im Zentrum der Mongolei. Ein drittes Gebiet kam 2004 mit Chomin-Tal im Nationalpark Char Us Nuur im Westen des Landes hinzu.

Das Projekt in Tachin-Tal begann als deutsch-mongolische Zusammenarbeit zwischen der durch den Privatmann Christian Oswald hierfür gegründeten Stiftung und der mongolischen Regierung. Später kamen noch einige deutsche, österreichische und schweizerische Institutionen hinzu. Tachin-Tal im rund 9000 km² großen Großen Gobi-B-Schutzgebiet ist ein teils halbwüstenartiges Gebiet mit eher karger Vegetation. Die ersten Pferde wurden im Juni des Jahres 1992 von Askania Nova hierher verbracht, bereits im Herbst gebar eine Stute ein Fohlen, welches das erste in der Mongolei zur Welt gebrachte Przewalski-Pferd seit der Ausrottung der Art darstellt. Durch nachträgliche Überführungen wuchs der Bestand bis zum Jahr 1999 auf 53 Tiere an. Nachdem die einzelnen Tiere eine gewisse Zeit in Akklimatisierungsbereichen verbracht hatten, begann nach und nach die Auswilderung. Die erste erfolgreiche Einführung in die freie Wildbahn fand im Jahr 1997 statt. Ein Teil der Tiere musste aber im Winter des kommenden Jahres wieder eingefangen werden, da einige Fohlen Wunden von Wolfsangriffen trugen. Sie wurden im darauffolgenden Frühjahr wieder in die Freiheit entlassen. Seit dem Jahr 1999 leitet die International Takhi Group (ITG) das Projekt im Großen Gobi-B-Schutzgebiet. Die Organisation vereint als Mitglieder Einzelpersonen sowie verschiedene Zoos aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien. Während der Laufzeit des Projektes traten verschiedentlich Probleme und Rückschläge auf, wie etwa Erkrankungen einzelner Tiere an Piroplasmen, Risse durch Wölfe oder extrem harte Winter wie im Übergang der Jahre 2000/2001, bei denen jeweils mehrere Tiere ums Leben kamen. Ungeachtet der zahlreichen Probleme lebten im Jahr 2005 insgesamt 85 Tiere in sieben verschiedenen Gruppen im Schutzgebiet. Besonders hart traf es das Projekt im Winter 2009/2010, als die Population des Przewalski-Pferdes durch einen Dzud um rund 70 % dezimiert wurde. Von 137 freilaufenden Tieren überlebten nur 48. Der verbliebene Bestand wurde durch neu eingeführte Individuen wieder angereichert. Seitdem wächst die Anzahl des Przewalski-Pferdes wieder kontinuierlich an. Dadurch konnte im Jahr 2020 die Grenze von 300 Tieren überschritten werden.

Die Wiederansiedlung im Nationalpark Chustain Nuruu ist wiederum ein niederländisch-mongolisches Unternehmen, das durch das Ehepaar Inge und Jan Bowman gegründet wurde. Betrieben wird es gemeinsam von der „Mongolischen Gesellschaft für den Erhalt von Natur und Umwelt (MACNE)“ und der niederländischen „Stiftung für Erhalt und Schutz der Przewalski-Pferde (FPPPH)“. Das Schutzgebiet erstreckt sich über rund 500 km². Durch seine relative Nähe zur Hauptstadt Ulan Bator erwies sich die Infrastruktur hier von Anfang an als besser als im Großen Gobi-B-Schutzgebiet. Die Landschaft besteht außerdem anders als im Großen Gobi-B-Schutzgebiet aus hügeliger Steppe und bietet so gute Weidegründe und Wasserstellen. Auch hier konnten die ersten Individuen im Juni 1992 übernommen werden, bis zum Jahr 2000 waren es insgesamt 84. Ihren Ursprung haben sie in verschiedenen Zuchtlinien in den Niederlanden und in Deutschland, zusätzlich auch aus dem Vereinigten Königreich und aus Askania Nova. Die Tiere verblieben jeweils rund ein Jahr in speziellen Akklimatisierungsbereichen, bevor sie ausgewildert wurden. Auch hier war die Sterblichkeit anfangs sehr hoch, zumeist verursacht durch Piroplasmen, denen fast ein Viertel der neu eingeführten Tiere zum Opfer fielen, gefolgt von Wolfsangriffen, hier mit rund 16 % unter den Fohlen. Der Bestand nahm aber wie im Großen Gobi-B-Schutzgebiet zu, im Jahr 2000 lebten dadurch bereits 122 Tiere in freier Wildbahn, verteilt auf neun Gruppen. Nur rund fünf Jahre später war die Anzahl auf 168 Pferde in 15 Verbänden angewachsen. Die Gesamtzahl im Jahr 2020 betrug 380 Individuen, die größte freilebende Population des Przewalski-Pferdes.

Die Initiative zur Auswilderung des Przewalski-Pferdes in Chomin-Tal geht auf eine französisch-mongolische Kooperation zurück, gestartet durch den französischen WWF. Das Gebiet liegt am Rand des Nationalparks Char Us Nuur und wird weidewirtschaftlich genutzt. Die Landschaft umfasst zahlreiche Seen und Flüsse, im Süden grenzen Sanddünen an. Die Gründergruppe aus dem Jahr 2004 bestand aus rund einem Dutzend Tiere, weitere zehn folgten im Jahr darauf. Sie leben in Chomin-Tal aber nicht vollständig frei, sondern sind auf einem eingezäunten Gelände von rund 140 km² untergebracht. Für das Jahr 2018 wurden insgesamt 78 Tiere gemeldet.

Weitere Projekte bestehen in China. Sie sind im Norden des Landes beheimatet und befinden sich dadurch in unmittelbarer Nähe zu den letzten Vorkommen des Przewalski-Pferdes. Der Start datiert in die Mitte der 1980er Jahre, nachdem mehrere Expeditionen auf der Suche nach der Art erfolglos verliefen. Das „Wildpferd-Zuchtzentrum“ in Jimsar in der Autonomen Region Xinjiang ist ein 6 km² großes umzäuntes Gelände. Die Zucht startete mit zwei Dutzend Tieren aus amerikanischen und europäischen Stationen. Die Anzahl steigerte sich bis zum Jahr 2006 auf 142. Die Tiere werden täglich gefüttert und versorgt. Durch ihr trockenes, wüstenhaftes Klima und die teils starken menschlichen Aktivitäten ist die Region eher ungeeignet für das Przewalski-Pferd. Eine erste Freilassung erfolgte daher im Jahr 2001 im Kalameili-Reservat in rund 150 km Entfernung. Aufgrund der harschen Winter in der Region mussten die Tiere wieder eingefangen werden. Seitdem verbringen sie nur die Sommermonate in freier Wildbahn und werden im Winter in die Gehege zurückgebracht. Das Reservat, das eine Fläche von 12.800 km² einnimmt, ist ebenfalls mit einzelnen Problemen behaftet, da es von einer Schnellstraße gequert wird, der bereits einzelne Tiere zum Opfer fielen, und Teile des Gebietes für den Abbau von Kohle genutzt werden. Trotzdem gelang es, eine wachsende Zucht aufzubauen. Daneben wurde in der Nähe von Wuwei in der Provinz Gansu eine Zuchtstation betrieben. Die Arbeiten hier begannen 1988, allerdings wurden kaum Ergebnisse veröffentlicht, so dass die Situation unklar ist. Die Zuchtbedingungen waren jedoch ähnlich wie im „Wildpferd-Zuchtzentrum“ in Jimsar.

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Przewalski-Pferd Lebensraum-Karte

Klimazonen

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Przewalski-Pferd
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Gewohnheiten und Lebensstil

Das Sozialleben des Przewalski-Pferdes wurde an den ursprünglich freilebenden Beständen nur ungenügend untersucht. Einzelne Hinweise stammen von verschiedenen Expeditionsberichten, wie dem der Gebrüder Grum-Grizhimailo aus dem Jahre 1896 sowie vom Erstbeschreiber der Art Iwan Semjonowitsch Poljakow aus dem Jahr 1881. Die meisten Informationen wurden jedoch an heutigen Tieren gewonnen, die seit mehreren Generationen in menschlicher Gefangenschaft leben. Das Verhaltensrepertoire des Przewalski-Pferdes gleicht grundsätzlich dem des Hauspferdes, aufgrund weitgehend fehlender Vergleiche mit natürlichen Populationen ist aber unklar, ob dies auf die enge Verwandtschaft beider Pferdevertreter zurückgeht, oder ob dies aus den Haltungsbedingungen in Gefangenschaft resultiert.

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Das Sozialgefüge besteht beim Przewalski-Pferd aus verschiedenen Gruppenbildungen. Nach Beobachtungen im Großen Gobi-B-Schutzgebiet in der Mongolei leben gut 92 % aller Tiere in größeren Gruppenverbänden, nur 3 % der Tiere werden einzeln gesichtet, der Rest verteilt sich auf kleinere Individuenansammlungen. Weibliche Tiere leben mit ihren Nachkommen in Familienverbänden, die jeweils von einem einzelnen Hengst angeführt werden. Diese Harems genannten Zusammenschlüsse umfassen 4 bis 23 Individuen. Im Großen Gobi-B-Schutzgebiet setzten sie sich jeweils aus einem Hengst, fünf bis sechs Stuten und drei bis neun Fohlen zusammen. In der Regel sind die Gruppen sehr stabil, lediglich die fortpflanzungsfähigen Jungtiere unabhängig vom Geschlecht verlassen ihre ursprüngliche Gruppe. Die Harems durchstreifen große Aktionsräume, deren Ränder sich häufig mit denen anderer Gruppen überschneiden. Die Ausdehnung dieser Schweifgebiete reicht im Großen Gobi-B-Schutzgebiet von 152 bis 826 km², sie sind im Sommer größer als im Winter. Teilweise nutzen die Verbände des Przewalski-Pferdes die gleichen Areale wie der Dschiggetai, die Gruppen des Asiatischen Esels bewegen sich aber über eine zehnmal so große Fläche. Weniger Platz beanspruchen die Aktionsräume im Nationalpark Chustain Nuruu, sie betragen dort zwischen 1,3 und 23 km². Die Ränder überlappen sich nur wenig mit den Gebieten anderer Gruppen. Hengste, die keine eigenen Harems leiten, leben in Junggesellengruppen mit häufig linearer Hierarchie. Die Zusammensetzung der Hengstgruppen verändert sich kontinuierlich über die Zeit. Die männlichen Tiere führen untereinander Dominanzkämpfe aus, die häufig ritualisiert sind. Drohhaltungen bestehen aus angelegten Ohren, einem mit gestrecktem Hals abgesenkten Kopf und entblösten Zähnen. Gegnerische Hengste umschleichen sich mit dieser Kopfhaltung, um dann abrupt aufeinander loszugehen. Die Attacke erfolgt zumeist durch Auskeilen mit den Hinterhufen. Stärkere Eskalationen werden aber durch verschiedene Gebärden und Signalgebungen vermieden. Das Zusammenleben innerhalb der beiden Gruppen ist jedoch weitgehend friedlich. Interaktionen werden unter anderem durch gegenseitige Fellpflege, Kopfreiben oder Spiel angezeigt. Vor allem die gegenseitige Fellpflege (allogrooming) nimmt eine besondere Stellung ein. Sie bezieht sich zu fast zwei Drittel aller Fälle auf den Schulterbereich und findet meist in den Morgen- und Abendstunden sowie häufiger im Frühjahr und im Herbst statt. Ansonsten überwiegt ein gemeinsames Beisammenstehen. Die Fellpflege erfolgt unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialer Stellung innerhalb einer Gruppe, ist aber nicht einseitig gerichtet, da bei ausbleibender Reaktion des Partners diese eingestellt wird. Des Weiteren überdeckt der Hengst in den Familienverbänden den Kot und Urin der Stuten mit eigenen Marken. Besonders intensiv geschieht dies während der Fortpflanzungsphase, da Hengste Schwankungen des Hormonhaushaltes der Stuten über die Ausscheidungen ermitteln können. An häufig begangenen Wegen und Pfaden defäzieren die männlichen Individuen an gemeinschaftlich genutzten Plätzen, so dass größere Dunghaufen entstehen. Sie dienen als Informationsträger über die Anwesenheit anderer Hengste in der Region.

Das Przewalski-Pferd ist sowohl tagsüber als auch nachts aktiv. Häufig ist aber einer Ruhephase von rund vier Stunden in der Nacht zu verzeichnen. Die stärksten Aktivitäten finden in den Sommermonaten statt. Der Großteil des Tagesbudgets ist der Nahrungsaufnahme gewidmet, was rund drei Viertel der aktiven Zeit ausmacht. Sie findet häufig in den Morgen- und in den Abendstunden statt. Weitere 10 % werden mit Wanderungen verbracht. Diese erfolgen in der Regel zu Flüssen und Bächen als bevorzugte Weideflächen. Im Nationalpark Chustain Nuruu begeben sich die Tiere zur Mittagszeit in höher gelegene und windexponiertere Räume und entgehen so der Tageshitze und den Fluginsekten. Der Aufbruch einer Gruppe zur Wanderung kann durch einzelne oder mehrere Individuen initiiert werden. Zahlreiche Aktivitäten finden in den einzelnen Verbänden stark synchronisiert statt.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Wie andere Pferdearten auch ist das Przewalski-Pferd auf grashaltige Nahrung spezialisiert und an diese Ernährunsgweise mit seinen hochkronigen Zähnen angepasst. In den Sommermonaten konsumieren die Tiere vor allem hochwertige Grasnahrung, die in Wassernähe gedeiht. In den harschen Wintermonaten, in denen sich häufig eine dichte Schneedecke ausbildet, besteht das Nahrungsangebot hauptsächlich aus faserigen Pflanzen. Isotopenanalysen an Tieren aus dem Großen Gobi-B-Schutzgebiet ergaben, dass das Przewalski-Pferd ganzjährig Gras bevorzugt. Dies unterscheidet sich vom sympatrisch auftretenden Dschiggetai, der den gleichen Untersuchungen zufolge im Winter auf gemischte Pflanzenkost wechselt. Auch ist das Przewalski-Pferd stärker von Wasser abhängig und muss wahrscheinlich täglich trinken. Dadurch sind die Distanzen zum Wasser mit rund 9 km durchschnittlich geringer als beim Asiatischen Esel. Sie variieren aber mit der Jahreszeit und erreichen im Winter mit 10,4 km ihre größte Entfernung, im Sommer betragen sie rund 6,9 km.

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Nach Berichten über Wildfänge aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die früheste erfolgreiche Fortpflanzung für einen Hengst und eine Stute jeweils im vierten Lebensjahr registriert. Bei anderen Tieren erfolgte dies deutlich später und ereignete sich zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr. Die Geschlechtsreife tritt allerdings bereits früher, im zweiten Lebensjahr, ein. Die Nachkommen aus den menschlichen Züchtungen pflanzen sich im Mittel früher fort. So können Hengste schon im 25. Lebensmonat eine Stute erfolgreich decken. Stuten sind ab ihrem vierzehnten Lebensmonat empfangsfähig. Allerdings ist bei sehr jungen und körperlich teils nicht vollentwickelten Elterntieren die Fohlensterblichkeit höher als im Durchschnitt. Grund für die frühe Fortpflanzung der Tiere in menschlicher Obhut ist vermutlich die bessere Ernährungslage und die unter Gefangenschaftsbedingungen teils anderen sozialen Beziehungen. In freier Wildbahn benötigen Hengste erst eine gewisse Körpergröße und damit verbunden ein besseres Durchsetzungsvermögen, um gegen andere männliche Individuen zu konkurrieren.

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Die Paarung des Przewalski-Pferdes in freier Wildbahn erfolgte vermutlich im Frühjahr und Sommer. Beobachtungen an Zootieren und halbwild lebenden Gruppen ergaben bei Stuten eine Dauer des Sexualzyklus um 24 bis 25 Tage mit einem Diöstrus von rund 12 Tagen. Variationen im Östrogen-Haushalt sind an die Länge des Tageslichtes gekoppelt, so dass im Frühjahr eine Erhöhung zu verzeichnen ist. Ausgehend von einer Dauer der Trächtigkeit zwischen 330 und 350 Tagen (47 und 51 Wochen) – tendenziell werden Hengstfohlen länger ausgetragen als Stutfohlen – erfolgte die Geburt des Nachwuchses im Frühjahr des kommenden Jahres. Die Annahmen und Beobachtungen lassen sich auch anhand von Zuchtbüchern der Tiere in Gefangenschaft belegen. Bei den bis 1994 in Menschenhand geborenen über 2400 Fohlen kamen rund 68 % zwischen dem 21. April und dem 10. Juli zur Welt. Mit etwa 30 % ist der Monat Mai der geburtsstärkste Monat. Die übrigen Geburten verteilen sich weitgehend gleichmäßig über das gesamte Jahr. Bei den Zuchttieren hatten nur rund 41 % Nachwuchs. Einzelne Individuen waren aber sehr fruchtbar. So sind bei Stuten bis zu 19 Geburten in Folge verzeichnet, ebenso wie ein Hengst insgesamt 71 Fohlen zeugte. Die älteste fruchtbare Stute war im 22., der älteste zeugungsfähige Hengst im 26. Lebensjahr. Das Höchstalter in menschlicher Gefangenschaft liegt bei 34 Jahren, was in freier Wildbahn aber kaum erreicht worden sein dürfte. Die Sterblichkeit ist mit 43 % in den ersten beiden Lebensjahren relativ hoch. Eine kritische Phase bei Hengsten ist das dritte Lebensjahr, wenn die Kämpfe um die soziale Stellung in der Herde einen erhöhten Stressfaktor darstellen.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Im Nationalpark Chustain Nuruu in der Mongolei stellt der Wolf den bedeutendsten Fressfeind dar. In der Regel sind Fohlen am stärksten bedroht. Bei Wölfen in unmittelbarer Nähe formen die Mitglieder einer Familiengruppe einen Schutzring um die Jungen. Beobachtungen zufolge ist die Überlebenschance eines Fohlens bei Anwesenheit mehrerer Herdenmitglieder deutlich höher.

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Informationen zu Parasiten liegen kaum vor. Einige Individuen im Großen Gobi-B-Schutzgebiet trugen einen starken Befall durch Zecken der Gattung Dermacentor und waren zudem an Piroplasmen, verursacht durch Einzeller wie Babesia und Theileria, erkrankt. Andere Tiere wiederum wiesen Infektionen durch Protozoen wie Klossiella auf.

Bis Mitte der 1990er Jahre wurde das Przewalski-Pferd von der IUCN als „in der Natur ausgestorben“ (extinct in the wild) eingestuft. Mit den Auswilderungen in der Mongolei änderte die Naturschutzorganisation den Status in „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered). Gegenwärtig (Stand 2020) gilt die Art als „stark gefährdet“ (endangered). Als größte Gefährdungsfaktoren werden die geringe Populationsgröße, das eingeschränkte Verbreitungsgebiet und die mögliche Hybridisierung mit dem Hauspferd angesehen. Eine weitere Rolle spielen die geringe genetische Diversität und die Anfälligkeit für Krankheiten. Durch die geringe Bestandsgröße ist das Przewalski-Pferd auch nicht beeinflussbaren Faktoren wie strenge Winter ausgesetzt, die einzelne Gruppen stark bedrängen können. Die früher aktive Jagd, die zum Aussterben der Tiere in freier Wildbahn beitrug, hat heute keine Bedeutung. In der Mongolei ist das Przewalski-Pferd streng geschützt. Es kommt ausschließlich in Schutzgebieten vor. Für das Jahr 2014 wurde der weltweite Bestand mit knapp 2000 Individuen angegeben.

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Populationszahl

Wie die Desert USA Ressource berichtet, beläuft sich die Gesamtpopulation dieser Art auf etwa 1.900 Individuen, von denen etwa 1.500 in den Zoos und Zuchtreservaten der Welt leben, während die verbleibenden 400 wieder eingeführte Populationen bilden, die derzeit in Wildreservaten innerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebiets dieser Tiere leben. Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtzahl aller Przewalski-Pferde auf der Welt auf 1.988 Tiere, darunter 1101 Weibchen, 883 Männchen sowie 4 Individuen, deren Geschlecht unbekannt ist. Inzwischen gibt es in der Mongolei 387 freilebende, wieder angesiedelte und einheimische Tiere, die in 3 Wiederansiedlungsgebieten leben. Insgesamt ist die Art derzeit als Stark gefährdet (EN) eingestuft, aber ihre Zahl nimmt zu.

Lustige Fakten für Kinder

  • Das Kommunikationssystem der Przewalski-Pferde umfasst Wiehern, das die Unterwerfung unter eine Bedrohung oder Frustration anzeigt. Außerdem werden diese Wiehern verwendet, um die Gruppenmitglieder vor einem Prädator zu warnen.
  • Ende der 1950er Jahre wurden 13 Exemplare dieser Art in freier Wildbahn gefangen und geschützt, wodurch die Przewalski-Pferde überleben konnten. Gegenwärtig besteht die gesamte Population dieser Huftiere rund um den Globus aus Nachkommen dieser 13 Pferde.
  • Dieses auch als mongolisches Wildpferd bezeichnete Säugetier ist Gegenstand verschiedener Volksmärchen. In diesem Land gelten Przewalski-Pferde als die Reittiere der Götter und werden daher "takhi" genannt, was wörtlich "Geist" oder "heilig" bedeutet.
  • Pferde spielen in der Kultur der Mongolei eine wichtige Rolle. Vor allem die Przewalski-Pferde symbolisieren das nationale Erbe und die Kultur dieses Landes.
  • Diese Tiere besitzen sehr scharfe Hufe, mit denen sie den Boden umgraben, typischerweise auf der Suche nach einer Wasserquelle in ihrem trockenen Lebensraum.
  • In Spanien und Frankreich wurden prähistorische, 30.000 Jahre alte Höhlenmalereien gefunden, auf denen kräftige Huftiere zu sehen sind, die den heute als Przewalski-Pferde bekannten Tieren sehr ähnlich sind.
  • Bei der Domestizierung verlieren Przewalski-Pferde die Haare an Schweif und Mähne meist gleichzeitig und auf einmal, während Hauspferde ihr Fell nur sehr langsam und jeweils nur ein paar Haare verlieren.

Referenzen

1. Przewalski-Pferd artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Przewalski-Pferd
2. Przewalski-Pferd auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/41763/0

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