Braune Nachtbaumnatter
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Unterordnung
Familie
SPEZIES
Boiga irregularis
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
10-15 years
Gewicht
60-2300
2.1-81.1
goz
g oz 
Länge
1-2
3.3-6.6
mft
m ft 

Die Braune Nachtbaumnatter (Boiga irregularis) ist eine auf Neuguinea, den Salomonen, vielen Inseln des Südpazifiks sowie in Australien heimische Natter der Gattung Nachtbaumnattern (Boiga). Wie die anderen Arten der Gattung ist die Natter giftig, wird also gemeinhin den Trugnattern zugeordnet. Als Neozoon mit stark negativer Wirkung auf das Ökosystem verschiedener Inseln, insbesondere auf Guam, wird sie als invasive Spezies eingeordnet.

Aussehen

Der Kopf ist proportional zum Körper sehr breit und stark abgesetzt; der Kopf ist für eine Schlange dieser Länge jedoch nicht ungewöhnlich groß, sondern der Rumpf ungewöhnlich schlank. Die Schnauze ist kurz, und die Pupillen sind typisch für nachtaktive Schuppenkriechtiere schlitzförmig. Die proportional großen Augen, die besonders bei Jungtieren stark hervorstehen, brachten der Braunen Nachtbaumnatter in Australien den umgangssprachlichen Namen Doll’s Eye („Puppenauge“) ein. Der Schwanz macht nur 21 % der Gesamtlänge aus und ist somit für baumbewohnende Schlangen verhältnismäßig kurz. In den Körperproportionen ist kein Geschlechtsdimorphismus ersichtlich.

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Die Körpergröße jedoch ist zwischen den Geschlechtern stark unterschiedlich. Das größte je vermessene Männchen von Guam war ca. 3,1 m lang, das längste bekannte Weibchen nur 1,9 m. Dies sind jedoch Ausnahmen, die durchschnittliche Länge der Männchen auf Guam beträgt 2,1 m, die der Weibchen 1,5 m. Hinzu kommt, dass die Population auf Guam offenbar überdurchschnittlich großwüchsig ist – das längste bekannte Männchen aus Australien war nur rund 1,8 m lang. Das Gewicht ist aufgrund des schlanken Körperbaus vergleichsweise niedrig. Bei 1 m langen Exemplaren beträgt es im Schnitt 1 kg.

Die Zähne sind mittellang. Die hintersten Zähne im Oberkiefer sind verlängert und haben eine Rille zur Giftübertragung (opistoglyphe Zähne). Daher gehört die Braune Nachtbaumnatter zu den Trugnattern, die jedoch kein monophyletisches Taxon darstellen.

Das Artepitheton irregularis („unregelmäßig“) bezieht sich auf die extrem variable Färbung der Art. Normalerweise zeigt die Art einen variablen, einheitlichen Braunton. Bei nicht wenigen Exemplaren gibt es eine undeutliche bis klar abgegrenzte, dunkle Bänderzeichnung. In Australien kann die Bänderung jedoch auch weiß, rot oder blau sein.

Braune Nachtbaumnattern haben fast immer nur ein Präoculare, auf den Salomonen gelegentlich auch 2; Postoculare sind stets vorhanden. Das Frontale ist etwa so weit von der Schnauzenspitze entfernt, wie es lang ist. Außerdem finden sich am Kopf 1–4 Temporale, 8–12 Supralabiale und 10–16 Infralabiale sowie eine Lorealschuppe, die Nasale von Präoculare trennt. Quer um den mittleren Körper sind 17–25 Schuppenreihen ausgebildet, an anderen Partien des Körpers weniger. Das Anale ist meist ungeteilt, auf Neuguinea wurden Nachtbaumnattern sowohl mit geteilten als auch ungeteilten Analen gefunden. Subcaudale gibt es 65–130. Sie sind bei allen Braunen Nachtbaumnattern in den Salomonen und den meisten Exemplaren in Australien geteilt, ansonsten sind sie nicht geteilt.

Zur Terminologie der Schuppen siehe auch den Artikel Schlangenbeschuppung.

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Verteilung

Erdkunde

Die Art ist die am weitesten südlich und östlich vorkommende Vertreterin der Nachtbaumnattern. Die westlichsten Vorkommen liegen auf den Molukken, und östlich der Wallace-Linie erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über Sulawesi, Neuguinea und die nördlichen und östlichen Teile Australiens bis auf die Salomonen. Braune Nachtbaumnattern fehlen jedoch auf den Kleinen Sunda-Inseln. Am häufigsten ist die Art in feucht-warmen Wäldern und im Regenwald, sie kommt jedoch auch in Gras- und Buschlandschaften vor, wenn auch deutlich seltener. Braune Nachtbaumnattern dringen auch in suburbane und urbane Räume vor. Die Verbreitung wird durch klimatische Faktoren beschränkt: In Australien dringt die Schlange weder ins Landesinnere noch nach Westen vor, da es dort zu trocken und zu heiß ist. Die südlichste Grenze der Verbreitung in Australien ist bei Sydney, wo auch erstmals Frost vorkommen kann. In Neuguinea kommt sie bis in Höhen von 1375 m vor, darüber setzt die Möglichkeit von Frost ein.

Braune Nachtbaumnatter Lebensraum-Karte

Klimazonen

Braune Nachtbaumnatter Lebensraum-Karte
Braune Nachtbaumnatter
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Braune Nachtbaumnattern sind solitär lebende, nachtaktive Reptilien. Sie sind Baumbewohner und nutzen visuelle und chemische Signale bei der Jagd in den Baumkronen des tropischen Regenwaldes und/oder am Boden. Sie leben in Bäumen, kommen aber häufig nachts zur Nahrungssuche auf den Boden. Tagsüber verstecken sich diese Schlangen in den Kronen von Palmen, hohlen Baumstämmen, Felsspalten, Höhlen und sogar in den dunklen Ecken von strohgedeckten Häusern in der Nähe des Daches. Braune Nachtbaumnattern sind Generalisten, die sich von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln ernähren. Wenn sie bedroht werden, sind sie sehr aggressiv und neigen dazu, sich auf den Angreifer zu stürzen und ihn wiederholt zu schlagen. Die Schlange hat zahlreiche Zähne, aber nur die letzten beiden auf jeder Seite des Oberkiefers haben Furchen, durch die sie beim Biss Gift injiziert. Das Gift wird verwendet, um die Beute, von der sich die Schlange ernährt, zu überwältigen und zu töten. Die Braune Nachtbaumnatter betäubt ihr Opfer nicht nur mit ihrem Gift, sondern wickelt ihren Körper auch oft wie eine Würgeschlange um die Beute, um sie zu immobilisieren, während sie das Tier kaut und verzehrt.

Saisonales Verhalten

Gift

Die Braune Nachtbaumnatter ist wie die anderen Arten der Nachtbaumnattern giftig. Ihre Zähne im hinteren Bereich des Oberkiefers sind vergrößert und mit einer Rinne für das Gift aus den Giftdrüsen versehen (ophistoglyphe Giftzähne). Die Schlange ist als aggressiv bekannt und beißt bei Bedrohung häufig ohne Warnung zu und zieht sich danach meistens direkt wieder zurück.

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Das Gift ist ein Neurotoxin, welches beim Menschen zu leichten Lähmungen und zu einer Ptosis führen kann. Zumeist werden jedoch nur lokale Symptome an der Bissstelle (Schwellung, Schmerz) beobachtet. Todesfälle sind nicht bekannt.

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Fressverhalten und Ernährung

Braune Nachtbaumnattern sind keine Nahrungsspezialisten und ernähren sich von Echsen, Fröschen, kleinen Säugetieren (Nagetiere und Fledertiere), Vögeln und Vogeleiern. Jungtiere bevorzugen kleine Echsen, während die ausgewachsenen Nattern vor allem endothermer Beute (Säuger, Vögel) nachstellen. Große Nachtbaumnattern auf großen Inseln oder dem Festland (Neuguinea, Australien) erjagen vor allem Säugetiere, während große Exemplare auf kleinen Inseln meist Vögel erbeuten. Dies hängt wahrscheinlich mit der Verfügbarkeit der jeweiligen Beute im Habitat zusammen. Auf Guam wurden in Mägen von Braunen Nachtbaumnattern im Regenwald fast keine Vögel mehr gefunden, da diese schon nahezu komplett ausgerottet sind. Den absoluten Hauptanteil machen nun kleine Echsen aus, meist kleine Geckos, ebenso wie die Natter eingeführte Anolis und bei auf dem Boden jagenden Schlangen vor allem der Skink Carlia fusca. In urbanen Lebensräumen steigt der Anteil von Vögeln (oft Hühner und Küken) und Säugetieren wie Ratten wieder an, da sich diese Arten hier besser behaupten können oder bessere Lebensbedingungen vorfinden.

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Die Braune Nachtbaumnatter sucht nachts nach Nahrung, meist in Bäumen. Nur sehr große Exemplare suchen am Boden nach Nahrung, womöglich weil sie für die Jagd auf Bäumen zu schwerfällig sind. Schnelle, aktive Beute wie Geckos und Ratten werden aus dem Hinterhalt angegriffen. Sehr gerne greifen Braune Nachtbaumnattern tagaktive Echsen an, die ohne Deckung auf Bäumen schlafen – die in der natürlichen Verbreitung der Nachtbaumnatter vorkommenden Echsen suchen sich deshalb meist Verstecke. Der ebenfalls auf Guam eingeführte Rotkehlanolis gehört zu den wichtigsten Beutetieren, da er ohne Deckung schläft und sich annähernde Nattern nicht bemerkt. Er ist in einigen Regionen von Guam nur noch in urbanen Räumen zu finden. Um inaktive Echsen und Vogeleier zu finden, suchen die Schlangen langsam kriechend und züngelnd großflächige Gebiete ab.

Das Gift spielt beim Beutefang generell keine Rolle; kleine Beutetiere werden direkt geschluckt, große Beutetiere erwürgt. Wie die großen Augen andeuten, spielt die visuelle Wahrnehmung bei der Braunen Nachtbaumnatter neben dem Züngeln eine wichtige Rolle bei der Jagd.

Die Braune Nachtbaumnatter kann Beutetiere von bis zu 70 % ihres eigenen Gewichts verschlingen und benötigt im Monat etwa 40 % ihres eigenen Gewichts an Nahrung.

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Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

Die Brutzeit der Braunen Nachtbaumnatter findet das ganze Jahr über statt. Es ist bekannt, dass die Weibchen 4 bis 12 längliche, 42-47 mm lange Eier mit lederartigen Schalen produzieren. Je nach den jahreszeitlichen Schwankungen des Klimas und des Beuteaufkommens können sie bis zu zwei Gelege pro Jahr produzieren. Die Eier werden in der Regel in hohle Baumstämme, Felsspalten und andere Stellen gelegt, wo sie wahrscheinlich vor dem Austrocknen und hohen Temperaturen geschützt sind. Die Inkubationszeit dauert etwa 90 Tage. Die Jungtiere sind gut entwickelt, wenn sie schlüpfen, und sind bei der Geburt völlig unabhängig. Sie werden im Alter von 3-4 Jahren geschlechtsreif.

POPULATION

Populationsgefährdung

Für die Braune Nachtbaumnatter gibt es derzeit keine größeren Bedrohungen. Allerdings geht ihre Population auf Guam aufgrund von erschöpften Nahrungsressourcen, der Sterblichkeit erwachsener Tiere und/oder unterdrückter Reproduktion zurück.

Populationszahl

Laut IUCN ist die Braune Nachtbaumnatter in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet lokal häufig und weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.

Ökologische Nische

Als aktiver Prädator kontrolliert die Braune Nachtbaumnatter die Populationen verschiedener Arten, die sie in ihrem natürlichen Lebensraum erbeutet. Auch in Guam, wo sie eingeführt wurden, haben diese Schlangen keine natürlichen Prädatoren und sind daher dort zu einem Spitzenprädator geworden. Braune Nachtbaumnattern sind dort sehr invasiv geworden und haben die meisten der einheimischen Vogel- und Reptilienarten stark ausgerottet.

Referenzen

1. Braune Nachtbaumnatter artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Braune_Nachtbaumnatter
2. Braune Nachtbaumnatter auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/196562/2460107

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