Burmeister-Gürtelmull
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Familie
SPEZIES
Calyptophractus retusus
Gewicht
1
2
kglbs
kg lbs 

Der Burmeister-Gürtelmull (Calyptophractus retusus) ist eine Gürteltierart, die im Gran Chaco im südöstlichen Bolivien, nördlichen Argentinien und westlichen Paraguay vorkommt, wo sie Landschaften mit weichem Bodenuntergrund bewohnt. Die Art lebt hauptsächlich unterirdisch in selbst gegrabenen Bauen und ernährt sich überwiegend von Insekten, über die genaue Lebensweise gibt es aber kaum Informationen. In einigen Regionen seines Verbreitungsgebietes wird der Burmeister-Gürtelmull bejagt. Aufgrund seiner allgemeinen Seltenheit und den daraus resultierenden fehlenden Informationen ist eine Einschätzung der Größe und Stabilität des Bestandes derzeit nicht möglich.

Aussehen

Der Burmeister-Gürtelmull erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 11,6 bis 16 cm, zuzüglich eines etwa 3,5 cm langen Schwanzes. Das Gewicht variiert von 63,5 bis 116 g, weibliche Tiere sind im Durchschnitt etwas kleiner als männliche (73,6 g beziehungsweise 91,3 g). Er ist damit etwas größer als der Gürtelmull (Chlamyphorus truncatus). Der Kopf ist kurz und weist sehr kleine Augen auf sowie weit auseinander stehende, kurze, nur maximal 0,6 cm lange gerundete Ohren. Die Basis der Ohren grenzt direkt an den hinteren-seitlichen Rand des Kopfschildes. Der Kopfschild zeigt eine weniger gute Entwicklung als beim Gürtelmull und besitzt eine eher ovale Form; er reicht dabei bis nahe zur Nase, erweitert sich aber nicht vor den Augen. Gebildet wird er aus kleinen Knochenplättchen, deren Größe nach hinten zunimmt und die eine unregelmäßige Form haben sowie am vorderen Rand etwas aufgeraut sind. Der hintere Rand des Schildes ist leicht abgerundet. Auffälligstes Merkmal des Burmeister-Gürtelmulls stellt aber der Rückenpanzer dar, der im Gegensatz zum Gürtelmull nicht direkt mit dem Kopfschild, sondern mit der Wirbelsäule und dem Becken verbunden ist. Er besteht aus 20 bis 23 Bändern, von denen einige wenige am vorderen und hinteren Ende des Panzers fest miteinander verwachsen sind. Der Rest der Bänder ist dagegen flexibel und wird durch schmale Hautgürtel voneinander getrennt. Der Rand des Panzers besitzt einen wellenförmigen Verlauf. Die einzelnen Bänder setzen sich ebenfalls aus kleinen Knochenplättchen von rechteckiger Gestaltung zusammen. Größe und Anzahl der Plättchen nehmen von vorne zur Mitte hin zu, die ersten beiden Reihen weisen nur 7 derartige knöcherne Bildungen auf, die folgende doppelt so viel und die vierte bis sechste je 18. Die höchste Anzahl an Plättchen zeigt sich etwa in der Panzermitte mit rund 21. Danach nimmt die Anzahl wieder etwas ab und die vorletzte Reihe besteht aus 13 Knochenplättchen. Die hinterste Reihe knickt ab und steht senkrecht bis deutlich eingezogen zur Körperachse. Sie bildet den Analschild, bestehend aus rund 22 knöchernen Plättchen und bedeckt den hinteren Körperbereich fast vollständig. Der Analschild hat eine ovale Form und lässt nur eine Lücke für den Schwanz am unteren Rand. Zusätzliche Panzerungen finden sich am kurzen Schwanz, der spitz ausläuft, und an den Beinaußenseiten. Oberhalb des Analschilds ragt ein Saum langer, borstiger Haare heraus, die nach hinten abstehen und bräunlich gefärbt sind. Weitere Borstenhaare treten aus dem oberen Bereich der Knochenplättchen dieses Gürtels jeweils paarig hervor. Der Panzer selbst ist fleisch- bis gelbfarben, ebenso die kurzen Haare, die etwa ab der Mitte des Rückenpanzers auftreten. Der Bauch, die Körperseiten beziehungsweise die Beininnenseiten, die Kehle sowie die Wangen des Kopfes weisen ein dichtes Fell mit einer hellen bis weißlichen Tönung auf. Die kurzen Gliedmaßen besitzen vorn vier und hinten fünf Zehen mit scharfen Krallen, wobei die drei inneren Krallen der Vorderfüße mit fast 2 cm am längsten sind. Der Hinterfuß erreicht eine Länge von maximal 3,9 cm.

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Die größte Länge des Schädels beträgt 43 mm, die größte Breite am Jochbogen 27,8 mm. In der Seitenansicht ragt der Schädel vom Nasenbein bis zum Hinterhauptsbein steil auf, so dass er am Hirnschädel eine Höhe von 17,1 mm erreicht. Hier zeigt der Schädel auch leichte Rundungen. Der Hinterhauptswulst ist massiv entwickelt und ragt deutlich über das Hinterhauptsloch und die Gelenkflächen für die Halswirbelsäule hinaus. Im Bereich der Augen treten auffällige Knochenaufwölbungen auf. Der Jochbogen ist wie bei allen Gürteltieren nicht geschlossen. Der hintere Rand des Gaumenbeins reicht bis hinter den letzten Zahn, der äußere Gehörgang ist verknöchert. Die Zähne sind wie bei den anderen Gürteltieren auch klein und zapfenartig. Jede Kieferhälfte setzt sich sowohl oben als auch unten aus jeweils acht Zähne zusammen, insgesamt besteht das Gebiss somit aus 32 Zähnen. Mit Ausnahme des ersten oberen und der ersten beiden unteren, die einen rundlichen Querschnitt besitzen, sind alle Zähne oval geformt. Die obere Zahnreihe wird 15,2, die untere 18,4 mm lang.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet ist das zentrale Südamerika vom mittleren und südöstlichen Bolivien über das westliche Paraguay bis in das nördlichste Argentinien. Hier lebt es endemisch im Gran Chaco, welches durch offene Landschaften, Dornstrauchsavannen und Trockenwälder sowie trockene Klimate gekennzeichnet ist. Es wird dabei teilweise angenommen, dass die Gürteltierart auch im Pantanal auftreten könnte, eine allerdings eher feuchte Region, jedoch fehlt bisher ein konkreter Nachweis. Das gesamte Verbreitungsgebiet umfasst 258.000 km², die Ausdehnung des tatsächlich bewohnten Areals ist unbekannt. Dabei ist die Gürteltierart an sandige oder lockere Böden gebunden und kommt in Gebieten mit einem eher tonigen oder festen Untergrund nicht vor. Sie kann auch in landwirtschaftlich überprägten Gebieten auftreten und gelangt dann manchmal sehr nahe an menschliche Siedlungen.

Burmeister-Gürtelmull Lebensraum-Karte

Klimazonen

Burmeister-Gürtelmull Lebensraum-Karte
Burmeister-Gürtelmull
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Ernährung Allesfresser,

POPULATION

Populationsgefährdung

Als einzige Parasiten, die den Burmeister-Gürtelmull befallen, sind bisher Zecken der Gattung Amblyomma bekannt.

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Der Burmeister-Gürtelmull ist allgemein sehr selten, seit der Erstbeschreibung durch Burmeister wurde er in Bolivien nur etwas mehr als zwei Dutzend Mal wissenschaftlich registriert. Bei einer vierjährigen Forschungskampagne unter der lokalen Volksgruppe der Izoceño in Bolivien, die 1996 begann, wurden nur zwei lebende Individuen gesichtet, sechs weitere waren von Jägern getötet worden. Einerseits wird der Burmeister-Gürtelmull als Nahrungsressource genutzt, wobei auch der Panzer mit verspeist wird, andererseits gilt er unter anderem bei den Izoceño als schlechtes Omen, das den Tod eines nahen Verwandten voraussagt und wird deshalb zur Abwehr häufig getötet. Weiterhin ist sein Lebensraum durch die Umwandlung in Agrarlandschaften bedroht, außerdem ist dieser durch die Bevorzugung sandigen Untergrunds stark fragmentiert, da nur ein Teil des Gran Chaco derartige Böden aufweist. Möglicherweise kam es zu einem Populationsrückgang seit dem Jahr 2000 um 10 bis 25 %. Die IUCN stuft die Gürteltierart aufgrund der nur wenigen Beobachtungen in die Kategorie „unzureichende Datenlage“ (data deficient) ein, lokal gilt sie auch als „gefährdet“ (vulnerable). Der Burmeister-Gürtelmull kommt in mehreren Naturschutzgebieten vor, so unter anderem im Nationalpark Defensores del Chaco in Paraguay und im Naturreservat General Pizarro in Argentinien.

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Referenzen

1. Burmeister-Gürtelmull artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Burmeister-G%C3%BCrtelmull
2. Burmeister-Gürtelmull auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/4703/47439036

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